Dezember 2021
Schwarz am Zug denkt sich was Feines aus
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Bye bye 2021 – buon giorno 2022. Ein weiteres krummes Jahr liegt hinter uns, schräg und belastend erneut, und wir möchten hoffen, dass in den nächsten Monaten endlich Licht am Ende des Corona-Tunnels aufscheinen wird.

Und selbst dann ist noch nicht alles wieder gut – denn parallel oder im Anschluss harren unser weitere herkulische Aufgaben, sei es das prophylaktische Retten der Welt nun endlich mal, Beenden der Zerstörung von Wald und Flur und des ungehemmten Ausrottens unserer (Klein-) Tierwelt durch Monokultur, Herbizide, Insektizide, Dünger, Gülle, Pestizide, Verkehr. Lasst uns einkaufen gehen im Biomarkt, Leute! – es ist ein solidarischer Akt mit unseren Kollegen aus der Tierwelt, und bietet eine kleine Chance, alle kleinen Kreucher und Fleucher noch weiter zu bewahren.


Bedrohte Hummel bei der Arbeit. Oder doch eine bedrohte Wildbiene? (Foto: OSt)

Eine weitere herkulische Kraftanstrengung wird es sicher auch erfordern, die eigene ELO/ DWZ mal wieder nach oben zu biegen. Das ist zumindest mir selber im vergangenen Jahr noch nicht gelungen, eher im krassen Gegenteil.

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Ihr Katzilein kommet
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23. Dezember 2021

Weihnachten! Turniere?

Man weiß es ja einfach nicht in diesem Jahr – gibt es Turniere, gibt es keine? Corona, Corona, und ein weitere Winter der (schachlichen) Ungewissheit liegt vor uns, so gut wie ohne Ligaspiele, und der Turnierbetrieb arg reduziert.

Immerhin, die DSOL öffnet in Kürze wieder ihre Portale, als vom Deutschen Schachbund gesandtes schachliches Trostpflaster – eine tolle Idee!

Vor einem Jahr begann die zweite Waffel Staffel der Deutschen Schach-Online-Liga, und für Wochen blickten die Freunde des königlichen Sports einmal die Woche gebannt auf ihre Endgeräte, zum Match am heimischen Schreibtisch auflaufend.
Zehlendorf Berlin war wieder dabei, die Laskers aus Kölle, Roter Turm München und – neben vielen, vielen anderen – natürlich auch die Vertretungen des Hamburger SV SK 1, HSK 2, HSK 3, HSK 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11 und? HSK 12! (Wo kommen die alle her – ist Hamburg wirklich so groß? Wow.)
Schön also, dass die DSOL bald in die dritte Auflage geht. Die Liga ist Balsam für den Spielbetrieb landauf, landab, und sie verbindet uns, wenngleich nur online.


Die DSOL 2.0 :  Welche Vereine standen im Finale? Klicke mutig auf die Karte!

Coming soon: Das Bremer Silvester Turnier

Die Tage „zwischen den Jahren“ von Weihnachten bis Silvester sind gerne ja auch Außeneinsätze für uns als SchachfreundInnen – mal raus aus den vier Wänden, ran an die vierundsechzig Felder, und kreative Dinge tun. Weihnachts-Open, Silvester-Open, Eure Zeit ist gekommen. Doch darf in diesem Jahr überhaupt turniergespielt werden?

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Big Vlad testet seine ELO, Groningen 2007
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Bist Du unzufrieden mit Deiner ELO? Traust Du der letzten Auswertung nicht, und ist Deine Rating eigentlich sogar viel zu niedrig? Dann rücke Deine Welt zurecht und hole Dir die Punkte zurück – hier ist das Düsseldorfer Elometer!

Nach unseren kritischen Recherchen zur Hildesheimer Elo-Zucht mag der eine oder die andere nun mit Verunsicherung auf die eigene Wertungszahl schauen. Wem kann man noch trauen, und sind nicht alle ELO-Zahlen ohnehin veraltet?
Doch Hilfe naht – das Institut für Experimentelle Psychologie an der Heinrich Heine Universität Düsseldorf springt netterweise in die Bresche und bietet einen kostenfreien ELO-Selbsttest an.


Zur ELO bitte hier entlang

Letztlich ist ja jede Partie in höheren Ligen ein kleiner ELO-Wahrheitstest, und ein neunrundiges Open am Tegernsee, in Dortmund oder in Brügge erfüllt denselben hehren Zweck einer schachlichen Spielstärkenermittlung (und dieser mag gar schauerliche Resultate zeitigen).
Indes, für das Düsseldorfer Testwerkzeug muss man nicht durch die Weltgeschichte reisen, früh aufstehen, Kaffee trinken und sich in gefährliche Nähe eines Gegners/ einer Gegnerin begeben. Man kann die Fragen gleich hier am Computer durchgehen und muss dafür nicht einmal die Wohnung verlassen – auch wenn das manchmal ja ganz erfrischend wäre.


Wir bleiben zu Hause

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Der Turmzug, der gar nicht war
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KommentatorInnen berichten darüber, was sie sehen – was sollen sie auch sonst tun. Während der ersten WM-Partie rätselten Judit Polgár, Anish Giri und Klaus Bischoff intensiv an der Deutung des geheimnisvollen Turmzuges 14. … Tf8-c8 – ehe nach fünf Minuten Rätseln, Deuten und Verstehen die Stellung auf dem Live-Brett endlich korrigiert wurde.

So ruckelte der Turm ein Stückchen weiter nach links und landete auf b8, wo er in Wahrheit ja schon die ganze Zeit gestanden hatte.

Alles gut also? Nicht ganz. Denn wie erklärt man seinen ZuschauerInnen einen kryptischen und nur einer fehlerhaften Übertragungs-Software entsprungenen Zug wie Tf-c8?


Ein Feuerwerk der Turmkunst, in Bremen und Dubai

In Don’t Insult: The Online-Commentator’s Handbook (3.Auflage, Pisa 2019) finden wir dazu drei ganzheitliche Empfehlungen:

a) Die bodenständige Skepsis (Seite 49)

und das weltoffene

b) Dem Weltmeister glauben (Seite 52)

sowie

c) Die Engine wird das schon regeln (Seite 67)

Klaus Bischoff und auch Judit Polgár entschieden sich nach …Tfc8 für vorsichtigen Zweifel (= Möglichkeit a).
Anish Giri dagegen fand den Zug ok und kommentierte mutig für Alternative b), angereichert mit einer Prise c).

Alle drei Ansätze sind im Prinzip gleichwertig. Schwierig wird es nur, wenn man mit b) dem Weltmeister glaubte, und sich der gelobte Zug dann – lustig – als Übertragungsfehler entpuppt. Als Wüstenzitrone. Und simple Nebelkerze, vielleicht ganz ohne schachliche Rechtfertigung.

Wir sehen uns das an, im Originalmitschnitt der Kommentierung.

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Möglichkeit A: Die bodenständige Skepsis


Klaus Bischoff bannt das Publikum (Schwetzingen Bundesliga Endrunde 2013)


Nach dem vermeintlichen Tfc8                     (Diagramm: Chess 24)

Bischoff: Und den nächsten Zug, da tu‘ ich mich ehrlich gesagt ein bisschen schwerer, den zu erklären.

Ich hätte wahrscheinlich doch auch etliche Versuche zum Raten gebraucht, um auf den zu kommen. Der wäre in meiner Prioritätenliste nicht weit vorne gewesen. Also, Tfc8 finde ich einen ausgesprochen merkwürdigen Zug. (… 20 Sekunden Schweigen …)

[…] Ich finde Tfc8 dennoch einen etwas mysteriösen Abwartezug, aber … [nun] gut.

In der türkischen Übertragung ist der Turm nach b8 gegangen. Ist es nur die türkische Übertragung, oder ist er öfter nach b8 gegangen als nach c8 … ? Ich gehe mal auf meinen beliebten Refresh-Button.

Na gut, dann machen wir statt Tfc8 Tfb8, und den Zug kann man eigentlich auch besser erklären als den Tfc8, bei Tfc8 konnte ich, wenn ich ehrlich bin, keinen großen Sinn erkennen. […]

[Anmerkung: Tfc8 stellt sich wenig später als Übertragungsfehler heraus.]

Bischoff: Also, wir haben den nächsten Zug. Der Zug Tfc8 ist durch Tfb8 korrigiert worden. […]

Und Tfb8 und Tfc8 … war anscheinend ein technischer Fehler.

Ok, ist ja kein Problem … ich bin ja froh, bei Tb8 konnte ich einen Sinn erkennen. Bei Tfc8, den hab‘ ich überhaupt nicht verstanden.


Verstehen Sie Spaß? Klaus Bischoff lässt sich nicht ins Bockshorn jagen. (Bild: Chessbase)

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Kurze Musikpause mit den Dubai Brothers

Greenpeace: Her mit dem guten Leben!

Und hey, möchtest Du einen Katzenkaffee spendieren für die Veganen Schachkatzen? Wir freuen uns darüber!

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Möglichkeit B + C: Dem Weltmeister glauben/ Die Engine wird das schon regeln


Tf8- c8? Judit Polgár ist überrascht – Anish Giri würdigt die tiefe Idee (Bild: Chess24)

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Giri: Tf8-c8 gespielt. Ok, jetzt muss er aus dem Buch sein, denn Tfc8, das ist ein zu zufälliger Zug, es kann einfach nicht sein.

Polgár: Tfc8? Ich glaube, dass es der letzte Zug wäre, der mir in den Sinn kommt. Aber seien wir ehrlich – es ist nicht genau das, was man uns als Kinder sagte.

Giri: Ja, aber ich denke, eine Idee könnte sein, dass nach [Dame] nimmt, [Springer] nimmt, Ld2, c5, Sb4 . . . wenn wir irgendwann b4 nehmen, der Turm, die c-Datei lebendig wird, weißt du. Das könnte der tiefe Punkt dahinter sein.


Die Idee hinter Tf8-c8, vielleicht? Allerdings kann Weiß mit c2-c4 alles abfedern. (Variante, Chessbase)

Und mmh . . . ich habe hier eine Engine, die in der Nähe läuft, die ist nicht so schlecht, und im Moment gibt sie Weiß einen Vorteil.

Aber Magnus hat das wohl gründlich genug vorbereitet und ausgearbeitet. Und er glaubt wahrscheinlich, dass es im Endspiel genug Kompensation für Schwarz gibt.

Polgár: Entschuldigung, generell gesagt habe ich das Gefühl, dass dies wirklich etwas ist.

Wir werden gerade Zeugen, dass die Engines  eine so große Rolle bei der Vorbereitung spielen. Denn dieses Tfc8, das kann man sich im Kopf nicht ausdenken, glaube ich.

Es kann nur etwas Wertvolles sein. Ein Zug wie dieser kann nur so gedacht werden, dass in einer späteren Phase – fünf oder sechs oder sieben Züge später – dass es nützlich sein kann, weil der c7-Bauern irgendwie nach b4 gerät, und dann wird es eine offene Turmlinie, richtig?

Ich meine, normalerweise ist der erste Zug, der einem in den Sinn kommt, Turm nach e8, richtig?

Giri: Ja, normalerweise stellt man seine Türme auf offene Linien, die jetzt schon offen sind, und die sich nicht drei Züge später erst öffnen. Das ist die Regel. Aber natürlich bei einem Computer, Du weißt, gibt es einen Sinn in fast jedem Zug.

Tfc8, wie gesagt … Ian war gut vorbereitet, ich meine, um bis zu dieser Stelle vorbereitet zu sein, hat man eine großartige Arbeit geleistet. Um noch weiter vorbereitet zu sein – das ist zu viel. Und ich glaube, jetzt ist die Zeit für ihn gekommen, alleine zu denken.[. . . ]

Du weißt, es könnte sein, dass Magnus hier ein paar Optionen hatte. Er wusste vielleicht, dass Rfd8 der beste Zug war. Aber er dachte, ok, wenn der Kerl im Buch ist, überrasche ich ihn mit Rfc8, als Extra-Option. [. . .]

[In diesem Moment kommt die Information, dass es ein Übertragungsfehler war. Leichtes Missvergnügen bei Anish.]

Giri: Interessant, dass einige Leute sagen, dass Tfb8 gespielt wurde. Können wir das Brett vergrößern, nur um sicher zu gehen, weil unterschiedliche Sendungen anscheinend unterschiedliche Züge zeigen?

Die türkische Übertragung, schon früh mit Tfb8 (Screenshot: Chess24)

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Giri: […] Wenn ich Tfc8 oder Tfb8 wählen müsste, würde ich c8 wählen. B8 ist ein bisschen . . . zu viel.

Polgár: (schmunzelt) Nun, es ist klar, dass Magnus die Eröffnungsschlacht gewonnen hat, können wir sagen . . . Und es ist Turm f8 nach b8!

Giri: Ist es das? Siehst du ihn auf b8, ja?

Polgár: Er ist auf b8.

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Technisch alles in Ordnung, zumindest nach dem ersten Zug    (Bild: Chess24)

Giri: Du weißt schon, als sie rochierten, wurde mir auch König nach f1 angezeigt. Irgendwie ist das Livebrett etwas wackelig dort. Sie wählten ein leicht wackeliges Livebrett.

Polgár: Aber jetzt, der König ist tatsächlich auf f1.

Giri: Ich meine, du hast das ganze Jahr Zeit, ein gutes Livebrett für WM-Spiele auszuwählen, nur eines, mit Kabeln, die gut funktionieren, weißt du, nur ein Brett.

Warum nehmen Sie eines, das, Du weißt schon, die Züge nicht gut erkennt?

Polgár: Nun, der Turmzug nach b8 ist etwas, das – wenn die Sekundanten von Nepomniachtchi dies nicht gefunden haben, kann man ihnen keine Schuld geben, muss ich sagen.

(Übersetzung ins Deutsche unter Mithilfe von www.pons.de)

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Der große Moment – die fünfminütige Kommentierung von Phantomzugs Tfc8 hier im Video

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It‘s a hard life – im Kommentatorenraum muss man nehmen, was man zu sehen bekommt, und darüber blitzschnell kluge Sachen sagen. Schwer genug.

Und in jedem Fall, sie machen das exzellent, Judit Polgár, Anish Giri, und (der leider ohne PartnerIn sendende) Klaus Bischoff.

Wir sind gespannt – vielleicht sehen wir das vom Livebrett so fein ersonnene Tfc8 in den nächsten Runden sogar auf dem richtigen Brett. Denn Giris Engine hat es bestätigt – die Idee scheint ja … ganz passabel zu sein?

Die WM bei Chessbase

Offizielle Webseite

Greenpeace: Her mit dem guten Leben!

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Der Turmzug, der gar nicht war
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König nach f1, Springer nach a5, Turm nach c8 – in der ersten WM-Runde in Dubai bekam es das Team der Kommentatoren mit allerlei Phantomzügen zu tun. Kein leichter Nachmittag für Judit Polgár und Anish Giri auf Chess24 als auch Klaus Bischoff im deutschen Programm von Chessbase, denn einige dieser Züge gab es in Wirklichkeit gar nicht. Was war da los in der Live- Übertragung?

So wackelte schon nach wenigen Zügen der weiße König auf dem Livebild nach f1, als er eigentlich zur Rochade nach g1 gelangen sollte. Ein kleiner Scherz vielleicht, wer weiß, ein Prank aus der Sendezentrale. Saß hier den Scheichs der Schalk im Nacken?

Die Stellung aber wurde alsbald korrigiert, und Nepomniachtchis König stand nun frisch rochiert auf g1. Nur um wenige Züge später wieder nach f1 zurückzutigern.
Das moderne Schach, es steckt voller Überraschungen!


Huch! Statt Nepos Rochade zeigt das Bild kurzzeitig Ke1-f1  (Bild: Chess24)

Nicht viel später sah die Welt das fürstlich-frivole 8….Sa5!? in der Frühphase der Spanischen Eröffnung – auch hier wusste man nicht, war es Carlsens Vorbereitung, oder eine neuerliche Finte aus dem Übertragungswagen?

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