
A nappal nap nélkül olyan, mint az éjszaka *
Auch in diesem Monat fand im schönen Budapest bei vielleicht strahlendem Sonnenschein das First Saturday Turnier statt, das László Nagy dort schon seit gefühlt einigen Jahrzehnten mit viel Energie organisiert. Für eine relativ große Tasche Startgeld kann man sich dort in einer der drei Turniergruppen einen Platz erobern und auf die Jagd gehen nach einer GM-Norm, einer IM-Norm oder auch ganz solide nach einem FM-Titel. Zeit bleibt neben dem Schach aber auch für Sightseeing – bei einer Runde pro Tag ist dies zumindest möglich.
Das klingt nach einer feinen Sache, und so zog es in diesem April auch vier deutsche Spieler an die Donau (ein ausführlicherer Bericht dazu, Fotos und Tabellen finden sich auf der FIDE-Homepage). Der junge Eppinger Großmeister Falko Bindrich spielte in Budapest auch sogleich ein starkes Turnier und dominierte ein zehnköpfiges Feld in der GM-Gruppe, in der er am Ende mit 6,5 Punkten aus 9 Partien und einem Punkt Vorsprung vor den anderen ins Ziel ging. Glückwunsch dazu! Sein Landsmann, der FM Christoph Natsidis vom SV Bannewitz (bei Dresden), erarbeitete sich zwei schöne Unentschieden gegen die beiden GM Levente Vajda und László Gonda. Christoph stärkte seine ELO-Zahl durch sehr beachtliche 4,5 Punkte aus 9 Partien und schrammte am Ende nur knapp an einer IM-Norm vorbei.
Die IM-Gruppe ging ebenfalls an einen deutschen Teilnehmer. IM Tobias Hirneise (SV Wattenscheid) rauschte mit souveränen 8,5 von 11 möglichen Punkten durch das Turnier, das er dadurch (wenn auch nicht ganz uneigennützig) gleich für sich entschied. Gratulation!
Ebenfalls in dieser IM-Gruppe tummelte sich FM Jürgen Brustkern vom SK Zehlendorf Berlin – schon ein alter Bekannter in Budapest, der das Turnier mit 4,5 Punkten im Mittelfeld abschloss.
Abschließend mit Grüßen nach Eppingen, Wattenscheid, Schalke (5:2!), Bannewitz und Kreuzberg/Budapest ein kleiner Partieausschnitt:
Tobias Hirneise (2431) - Nhat Minh To (2345) , First Saturday Budapest 2011
Schwarz hat sich in der Eröffnung irgendwie nicht so ganz optimal aufgestellt, und sein König fühlt bereits den wenig angenehmen Druck des weißen Turms auf g7. Die schwarzen Figuren sind im Gegensatz dazu noch nicht so ganz im Spiel und müssen sich erst noch gute Perspektiven suchen. (Ich glaube, Stefan Bücker nannte einen so quirligen Läufer wie diesen hier auf c8 einmal wohlmeinend einen "Strukturläufer".).
Der letzte weiße Zug war 21.Dd3-a3, und man wundert sich vielleicht, was die Dame denn dort am Rand eigentlich so will. Mit der Antwort 21....c6-c5 hoffte der Vietnamese To vielleicht auf ein voreiliges dxc5 und einigem Gegenspiel gegen den weißen Doppelbauern. Tobias dagegen antwortete mit dem unaufgeregten 22.Ta1-c1, mit dem er auch seine letzte Figur aktiviert. (Yasser Seirawan, amerikanische Schachlegende und bald wieder auf den Bühnen des internationalen Schachs zu Hause, kommentierte einmal einen ähnlichen Zug mit dem schönen Satz: "You should invite everybody to the party.") - Und nun, nach der eher unvorsichtigen Linienöffnung 22....c5xd4? spielte Weiß den langen Damenzug 23.Da3-e7! (das Ausrufezeichen für den eleganten Schwenk!), so dass nach dem wenig erbaulichen 23....g7-g5 mit 24.Tc1-c7 genau der Turm das Spiel entschied, der bis gerade eben noch in seiner Ecke gedöst hatte. 1:0

Eröffnungen sind schön, machen aber viel Arbeit
Da sich der Schwerpunkt dieses Blogs zur Zeit mächtig in Richtung Eröffnungsvorbereitung bewegt (hier bei Ilja Schneider und bei Jens-Erik Rudolph), möchte auch ich auf bescheidene Weise dazu meinen Beitrag leisten. Karl Valentin hat mit seinem Statement „Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit“ vor vielen Jahren schon das Wesentliche dazu gesagt. Hier nun kommt die schachliche Ergänzung dazu.-
Ungarn ist ja bekannt als das Land der schönsten Frauen und der märchenhaftesten Salamis, und so fiel es mir nicht weiter schwer, mich für Budapest als Ziel einer Schachreise zu entscheiden. Im Jahre des Herrn 2010 reiste ich daher mit dem Nachtzug durch die Welt, um im März beim Budapester Frühlingsfestival die Bremer Fahne hochzuhalten.
Zentral und unweit der Donau spielten wir in den altehrwürdigen Räumen des ungarischen Schachverbandes nun das charmante neunrundige Tavaszi Fesztival, in dem neben einigen etablierten ungarischen IMs auch viele aufstrebende Nachwuchsspieler Furcht und Schrecken zu verbreiten suchten.
Es ließ sich aber dennoch alles gut an für mich. Mit Glück fielen mir einige Punkte ins Netz, und im Gefolge einiger IMs tummelte ich mich in der erweiterten Spitzengruppe. Dann kam die siebte Runde, und das Drama nahm seinen Lauf.
Mein Gegner sollte ab 16 Uhr der Franzose FM Louis Sanchez sein (ELO 2234, der spätere Dritte des Turniers hinter IM Emil Szalanczy und IM Dr Evarth Kahn). Ich wusste zu meinem Unglück, dass er gerne die Philidor-Eröffnung spielt als Antwort auf 1.e4, und zu meinem noch größeren Unglück hatte ich genau dazu gerade etwas Schönes in einem „SOS–Schach“-Buch von Jeroen Bosch gesehen. Es ging dort um eine mörderscharfe, schon etwas ältere Idee des mutmaßlich gedankenlesenden Großmeisters Alexei Shirov, bei der im 5.Zug schon der Bauer g2 nach g4 gespielt und dort geopfert wird. Hurra!, solche Züge machen immer Spaß. -
Leider aber führte diese Idee g2-g4 auch dazu, dass ich meinen freien Vormittag, die Mittagsstunde und die ersten Nachmittagsstunde damit verbrachte, die Variante mit Hilfe des SOS- Buches zu studieren. Hätte ich das mal lieber gelassen! Eine viel attraktivere Alternative wäre gewesen (ganz im Sinne von Ilja Schneider), den Gegner für drei Minuten zu durchleuchten, dann den Laptop wieder zuzuklappen und den Tag mit touristischen Erkundungen und ungarischer Salami zu verbringen. Um 16 Uhr hätte ich die Partie frisch und gelassen mit irgendeinem ersten Zug (b2-b4!) beginnen können, und – wir hätten dann eben Schach gespielt. (Franz Beckenbauer: „Gehts ´naus und spuits Schoach!“) Aber hinterher ist man immer klüger, und – es kann ja ganz unbestritten auch helfen, sich mit Eröffnungen zu befassen.
Auf der anderen Seite liegt es leider (oder zum Glück?) nicht immer an der Eröffnung, wenn man verliert oder gewinnt. Die meisten Partien entscheiden sich erst „hinterher“, denn da bleibt immer noch genug Zeit und Gelegenheit für abgründiges Patzen. „Auf Dauer setzt sich doch der stärkere Spieler durch.“, sagt schon der Volksmund. Sei es durch das feinere Stellungsgefühl, die tiefere Konzentration oder auch und vor allem durch das bessere Rechnen der Varianten. Eröffnungen sind schön und eine gute Unterstützung, aber alleine entscheidend sind sie nicht. Gerade im handelsüblichen Bereich von unter 2200 ELO gilt das wohl noch ein bisschen mehr als für Super-Großmeister, bei denen Feinheiten in der Eröffnung dann doch schon den Punktgewinn vorbereiten können. –
Nichts dergleichen dachte ich aber in Budapest. Stattdessen übte ich drauf los und studierte eine Fülle von Varianten, die überhaupt nicht zu meinem normalen Eröffnungsrepertoire (wenn man es denn so nennen mag) passten. Und das allein nur, um einen Gegner zu überraschen, der sich in der Philidor-Verteidigung deutlich besser und im Zweifel wohl auch besser in der Shirov-Variante auskennen wird. Welcher Turnierteufel mag mich da nur geritten haben? Jedenfalls war es kein wohlwollender! Goldene Regel: Wenn man den Gegner schon überraschen will, sollte man das wohl mit Eröffnungen versuchen, die einem nicht vollständig fremd sind, von den ersten Zügen bis hin zu Mittelspielstrukturen und anderen typischen Ideen drumherum. Alles andere ist (leider) grober Unfug – siehe Partie!
Aber nun denn. Die Wahrheit ist wie so oft unangenehm, aber man muss sie ans Licht bringen - bevor es Wikileaks tut.
Am Bildschirm nachspielen:
Warum in der Ferne schweigen? - Kleines Ungarisch-Lexikon für Niederlagen
(mit Dank an Emese Kazár!)
Moinmoin! Szervusz!
Meine Stellung ist schrecklich. Borzalmasan állok.
Ich gebe auf. Feladom!
Sie haben aber sehr viel Glück gehabt. Magának igen sok szerencséje volt!
Normalerweise hätte ich Sie geschlagen. Elvileg nekem kellett volna nyernem.
Ich brauche einen Pfirsichschnaps. Szügségem van Barackospálinkátra.
Haben Sie auch Bier? Sör is van?
Wo gibt es hier Salami? Hol lehet itt téliszalámit kapni?
Ich hätte gerne noch zwei Schnaps. Még két barackospálinkát kérek!
Bitte bringen Sie mich nach Hause! Legyen szíves hazavinni!
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