Montag, 10 September 2012 09:30

Olympiade-Statistik - Die Antworten

Das waren die Fragen. Hier sind die Antworten:

1. China spielte mit 30 Elopunkten Gewinn unter den Top-Ten-gesetzten Herrenteams am meisten über Erwartung und schlug als einziges Sieger Armenien. 

2. Bulgarien war mit 46 Elopunkten Verlust der Flop des Turniers. Auch Ungarn und Frankreich enttäuschten, aber in deutlich geringerem Ausmaß.

3. Jan Gustafssons Eloleistung hätte locker für einen Brettpreis gereicht, er hatte aber nur sieben Einsätze und damit einen zu wenig.

4. Oliver Christian Müller, der für die Auswahl des Internationalen Sehbehindertenschachverbands antrat, schaffte eine IM-Norm. Glückwunsch!

5. Das favorisierte russische Team (Elobilanz minus 4) kam auf 28,5:15,5 Brettpunkte. Nur 16 gewonnene Partien von 44 ist für Gold zu wenig. Gleich zehn Teams schafften 29 bis 30,5 Brettpunkte.

6. Vietnam verlor als einziges Herrenteam neben Russland nur drei von 44 Partien.

7. Vietnam wurde Siebter, ohne gegen ein Top-Ten-gesetztes oder -platziertes Team antreten zu müssen. Kuba, das Elfter wurde, sammelte von allen Teams die meisten Brettpunkte, nämlich 30,5, musste aber ebenfalls gegen kein einziges unter den ersten zehn platziertes Team antreten.

8. Österreich blieb mit 36 abgegebenen Elopunkten deutlich unter den Erwartungen. Markus Ragger erwischte sein schlechtestes Turnier seit langem.

9. Chinas Nummer drei Ding Liren, 19, und Vietnams Spitzenspieler Le Quang, 21, überschreiten dank der Schacholympiade erstmals die 2700.

10. Nigel Short, 47, is back und der älteste Spieler in den Top 50, die genau bei 2700 anfangen. Auch Judit Polgar, Wladimir Akopjan, David Navara und Paco Vallejo sind wieder im Club.

...

13. (Zusatzfrage von Holger Hebbinghaus in den Kommentaren) Im letzten laufenden Kampf der Olympiade Sudan-Botsuana dauerte die kürzeste Partie 92 Züge.

Remis in Gewinnstellung: Gabriel Sargissjan tut alles für sein Team
Freigegeben in Blog
Mittwoch, 27 Juli 2011 10:39

Und auf einmal ist alles remis

Zwei Runden vor Schluss führte Armenien bei der Mannschafts-WM schon mit zwei Punkten Vorsprung, doch es wurde noch richtig spannend. Eine Niederlage in der Schlussrunde hätte China, oder falls China gegen Ungarn nicht gewinnt und es gegen den direkten Gegner Ukraine ein Debakel setzt, auch diese vorbeiziehen lassen. Aronjan war in Schwierigkeiten gegen Iwantschuk, Akopjans Mehrbauern waren unverwertbar. Als Sargissjans Vorteil gegen Moisejenko größere Ausmaße annahm und sich ein chinesischer Sieg gegen Ungarn ebenso abzeichnete wie dass Russland gegen Indien nicht über ein 2:2 hinauskam, reagierten die Mannschaftsführer. Schnell war ein 2:2 ausgehandelt, das Armenien Gold (ein weiterer schöner Erfolg für ein armes, gebeuteltes Land) und der Ukraine die besten Aussichten auf Bronze versprach, denn für mehr wäre ein 3,5:0,5 nötig gewesen. Die Geschädigten waren China, das nur noch Silber holen konnte, und Russland, das nun auf Teufel komm raus gewinnen musste: Nepomnjaschtschi riskierte alles und verlor noch, was aber ebenso wie ein Remis Platz 4 bedeutete.
 
Remis an allen Brettern, darf man das überhaupt? Immerhin waren an allen Brettern mehr als 30 Züge gespielt, es zählten die Mannschaftspunkte, und es war lächerlich im Vergleich mit Absprachen, die früher bei Schacholympiaden bereits nach wenigen Minuten in verwaisten Brettern resultierten. Oder bin ich da als Armenien-Fan zu weich?
 
Gefreut habe ich mich nicht nur mit Aronjan und Co sondern auch mit Samy Shoker, der fast die Hälfte der ägyptischen Punkte holte und sich eine GM-Norm holte. Verdient gehabt hatte er sie bereits vor zwei Jahren beim Wiener Open, wo ich ihn kennenlernte, aber wegen einer Fehlkonstruktion waren GM-Normen damals nicht möglich (und sind es heuer für Spieler über 2350 wahrscheinlich auch nicht). In der Schlussrunde brauchte Shoker einen Schwarzsieg gegen einen 2765er - und schaffte es. Mamedscharow ließ sich abtragen wie ein 2400er. Verdächtig? Wenn Mamedscharow eines Tages ein lukratives Simultan oder eine Trainingssession in Kairo gibt... 
 
Ein Wort zu China: Hou Yifan ist von gleichaltrigen Burschen überholt worden (und hat mit Ju Wenjun nun auch noch starke weibliche Konkurrenz in ihrem Land) und ist weit entfernt von der Aufnahme ins chinesische Team, das aber nicht dank der Youngster Yu und Ding so glänzte, sondern dank seiner Routiniers Wang Yue (24) und Wang Hao (21). Chinas Team hatte ein Durchschnittsalter von nicht ganz 21 Jahre. Der einst jüngste Großmeister der Welt Bu (25) ist bereits ausgemustert.