
Maschinen sterben den Remistod - Hurra wir Patzer überleben!
Im Editorial des ChessBase Magazin 189 vom Mai 2019 schrieb der Autor Andre Schulz unter der Überschrift „Respekt!“ folgende Anfangszeilen:
Schach ist ein überaus schwieriges Spiel, wie jeder weiß, der sich damit einmal intensiv auseinandergesetzt hat. Schachmeistern oder Großmeistern wurde früher deshalb ein großes Maß an Respekt entgegengebracht. Die Besten der Besten erhielten sogar das Etikett „Genie“, was vielleicht etwas übertrieben war. … Nur: Der Respekt ist verloren gegangen.
Und ergießt sich dann weiter in Klagen über die ach so respektlosen und ungeschrieben dummen User und dass früher sowieso alles besser war – sogar die Zukunft des Schachs. Die Schuldigen sind schnell ausgemacht: es sind die Computer mit ihren Schachprogrammen, die die romantisch verklärten Maschinenstürmer so in Rage versetzen. Denn der eloschwache – so die rein schachuniverselle Sichtweise – und damit nichtgeniale, unverantwortliche (unausgesprochen dumme) Anwender der Engine beleidigt das „Genie am Brett“ durch simples Verlesen der Enginebewertung.
Nun geht der Krennwurzn schon beim Lesen des Wortes „Respekt“ gerne die Hutschnur hoch, aber beim Lesen jenes Editorials entschwand die Hutschnur fast der Erdanziehungskraft - daher dauerte es so lange bis die Krennwurzn diesen Artikel schreiben konnte. Es ist zwar sehr verwunderlich, dass ein langjähriger Mitarbeiter einer Firma die Schachsoftware verkauft, die Verwendung derselben einen Großteil der Kundschaft faktisch untersagt, weil sie einfach nicht genug von Schach versteht. Aber das ist nicht das wirkliche Problem hinter diesem romantischen aber total veralteten und schon längst überholten Gedankengängen.
Schachtheoretisch unstrittig ist, dass es für eine Schachstellung genau genau EIN definiertes Ergebnis bei bestem Spiel gibt: Remis, Weiß gewinnt, Schwarz gewinnt! Eine simple Erkenntnis daraus ist, dass Schach keine Kunstform sein kann, denn künstlerische Freiheit – das Hinwegsetzen über Grenzen – existiert im Schach einfach nicht. Die nächste Erkenntnis ist nicht gesichert, aber es mehren sich die Zeichen, dass die Grundstellung REMIS sein könnte. Bei aller Problematik zeigt sich beim Alphazero Experiment, dass Alphazero nur mehr um die 2% der Partien verlor hat – dies und auch die Erkenntnisse aus dem Fernschach lassen uns – mit einem Restrisiko – vermuten, dass Schach sehr wahrscheinlich theoretisch Remis sein könnte.
Da werden die Romantiker selbstbestätigend aufschreien, denn schon der dritte Weltmeister der Schachgeschichte José Raúl Capablanca (1921–1927) war überzeugt, Schach werde seinen Reiz verlieren, wenn künftig aufgrund der hohen Spieltechnik der Schachmeister die meisten Partien remis enden werden und prognostizierte den „Remistod“ des Schachspiels. Um diesen zu verhindern wurden unzählige mehr oder minder interessante Vorschläge gemacht – einer davon das Chess960 oder Fischerschach benannt nach dem unvergesslichen Bobby Fischer schaffte es sogar ins FIDE-Regelwerk. Allen gemeinsam ist, dass sie keine großen theoretischen Veränderungen mit sich bringen und den Blick auf das Wesentliche verstellen.
Das Wesentliche freigelegt haben gerade die vielgescholtenen Maschinen mit ihrer steigenden Rechenkraft. Möglicherweise noch in der Lebenszeit von vielen von uns werden die Maschinen den „Remistod“ sterben oder weniger pathetisch ausgedrückt: Schach wird so ausgehen wie es eben ausgehen muss! Konnte man in den guten alten Zeiten noch an die Genialität und Einzigartigkeit der Großmeister glauben, so ist schon seit vielen Jahren klar, dass die gesamte Schachwelt von den Maschinen beherrscht wird. Und anders als bei Asterix gilt: mit gesamt sind alle Menschen gemeint – es gibt keine Zaubertrankausnahmen.
Ist nun das das Ende des menschlichen Schachs gekommen? Für Fernschach mit Maschinenunterstützung muss die Antwort wohl klar JA lauten, aber für die sonstigen Schachspielformen ist die Antwort ebenso eindeutig: „Nein auf keinen Fall“. Das ist die gute Nachricht die die Romantiker in ihrem Respektverlustschmerz und Maschinenhass übersehen. Denn ganz respektlos die Maschinen zeigen uns, dass
WIR ALLE AUSNAHMSLOS PATZER SIND
und nur daher ÜBERLEBEN WIR!!
Natürlich wird es immer unterschiedliche Spielstärken bei den Menschen geben, aber am Maschinenmaßstab gemessen sind wir alle in einem Boot und machen Fehler ohne Ende. Die einen noch mehr wie die anderen und diese Fehler lassen uns schachlich überleben. Galten großmeisterliche Züge früher fast als göttlich, so sind sie jetzt nicht so fehlerverseucht wie jene der breiten Masse. Ein Faktum, dass Alexander Grischuk in seiner unnachahmlichen Art angesprochen auf das Partiefurioso gegen Levon Aronian beim Kandidatenturnier in Berlin, so beschrieb: Der Computer gewinnt immer!
So paradox es auch erscheinen mag, aber unsere Unvollkommenheit rettet uns die Freude und Spannung an einem der schönsten Spiele, die der Mensch je ersonnen hat: dem Schach!!
Also trauern wir nicht dem verlorenen Respekt einer nie zu erreichenden Perfektion nach, sondern erfreuen uns am Kampf Mensch gegen Mensch – auch wenn die Maschinen uns ausnahmslos ins gleiche Boot der Patzer setzen. Sollen wir dann gleich komplett auf die Maschinen pfeifen? Nein – auch das wäre ein Fehler, denn ein kurzer Blick in die Schachgeschichte zeigt uns, dass durch die Maschinenunterstützung in Training und Vorbereitung das Feld für uns Menschen wieder viel breiter wurde und enge ausgetretene und oftmals fade Theoriepfade keineswegs Pflicht sind.
Und korrigieren wir alte, aber oftmals falsche Denkmuster aus der Zeit der Anbetung der Schachgrößen. Als Beispiel möchte ich den „besten Zug“ mitsamt seiner konstruierten Erklärung in einer Stellung heranziehen. Einzige Züge gibt es zwar, sie kommen aber in einer praktischen Partie gar nicht so gehäuft vor, wie man uns zu glauben macht. In vielen Stellungen gibt es mehrere – oftmals sehr viele - Züge, die das Ergebnis der Partie theoretisch nicht abändern – egal ob das jetzt eine Remis- oder Gewinnstellung ist. Aber in unserer elohierarchischen Denkweise kann es nur DEN EINEN Zug geben, der in einem Buch steht, den ein Großmeister einmal vorgeschlagen hat oder auch der an erster Stelle einer Enginebewertung steht. Liebe Schachfreunde das ist einfach zu erkennender Unsinn, der oftmals nur beweist, dass der andere ein besserer Schachspieler ist, aber nicht mehr. Schach ist viel bunter als man anzunehmen wagt und all unsere menschlichen Erklärungsversuche können nicht perfekt sein!
Denn ausnahmslos ALLE Menschen machen Fehler und das ist gut so! Und daher müssen wir beim Zusehen als Fans mit Maschinenunterstützung akzeptieren, dass unsere geliebten und angehimmelten Stars „Fehler“ machen werden und müssen! Wir dürfen nämlich nicht nur deren Genialität bewundern, sondern müssen vor allem deren menschliche Fehlbarkeit respektieren!
Was können wir für unser persönliches Schach auf jeglichem Niveau aus diesen Erkenntnissen lernen: Nun sehr einfache Regeln: Vermeide Fehler, die Dein Gegner – nicht die übermächtige Engine – sehen und bestrafen könnte und versuche Fehler Deines Gegners als solche zu erkennen und mit Deinen Mitteln zu bestrafen. Und vergiss nicht auch Super-Großmeister finden so manches Matt in 35 nicht und remisieren objektive Gewinnstellung oder noch schlimmer! Aber bei allem Respekt – wo ist da das Problem? Wir müssen uns nur unserer kollektiven Fehlbarkeit bewusst werden und uns nicht romantischen Träumen und Unterwürfigkeiten aus längst vergangenen Zeiten hingeben!
Maschinen sterben den Remistod - Hurra wir Patzer überleben! Nutzen wir die neue Freiheit, die uns die Maschinen aufgezeigt haben und erfreuen uns am kollektiven Patzen nicht nur bei den anstehenden Weihnachtsturnieren – sondern ewig darüber hinaus.
Und vergessen Sie nicht – niemand ist unfehlbar … Auch unsere Superhelden der Vergangenheit und Gegenwart nicht, „Entschuldigung“ Sie auch nicht lieber Leser und die Krennwurzn schon gar nicht.

Diese Wüllenwebers (Folge 17 – FAT ROCKY)
Alle zwei Jahre wieder kommt in der Vorweihnachtszeit in der hanseatischen Telenovela „Diese Wüllenwebers“ ein Sohn namens Fritz auf die Welt und bekommt einen Rufnamen damit man die Söhne unterscheiden kann. 2017 erblickte Fritz 16 „Vincent aus Goch“ das Licht der Welt. Zwar kam er mit kompletten Ohren ausgestattet auf die Welt, war aber gegen die immer brutaleren Schachengines ein blasser, wenn auch kunstliebender Schwächling als Gegner. Diese Brutalos tragen sogar oftmals das ZERO – also das was sie dem Gegner vom Punktekuchen überlassen wollen – im Namen.
Der schon in Würde ergraute Bruder „Dieb Edi“ – der letzte Weltmeister der Familie Wüllenweber - warf nun ein, dass man es doch einmal mit einem anderen Ansatz versuchen sollte und die Familie Wüllenweber stellte die Ernährung und das Fitnessprogramm komplett um. Und da man in der heutigen Zeit alleine eigentlich keine Chance mehr auf Erfolg hat, sondern ein starkes Team für diesen braucht, holte man sich auch das „Open Source Project LCZero“ mit an Bord.
Und so erblickte Fritz 17 „FAT ROCKY“ das Licht der Welt um endlich wieder im Konzert der ganz Großen mitspielen zu können. Die Fans warten schon gespannt, ob „FAT ROCKY“ zuerst Prügel wie verrückt bekommt und am Ende dennoch überraschend siegen wird…
Um FAT Fritz zu entfesseln muss man ordentlich in die Hardware investieren. Um die KI Funktionalität voll nutzen zu können, braucht man eine Grafikkarte von NVIDIA mit RTX-Turingchip (ab RTX 2060 – besser RTX 2080). Finanziell bewegt man sich da bei 500 Euro aufwärts für die Grafikkarte, muss aber bedenken, dass diese 250 Watt zusätzlich vom Netzteil zieht und daher auch das Netzteil des Computers etwas stärker sein sollte und auch das Gehäuse entsprechend geräumig, um die Karte unterzubringen und vernünftig kühlen zu können.
Neuronale Engines verlangen auch nach einer neuen Bewertungsanzeige, denn obwohl die Stellung nur 1,0 oder = sein kann, können auch die modernsten Engines auf den stärksten Computersystemen diese Information nicht mit definitiver Sicherheit bereitstellen und müssen daher logischerweise Wahrscheinlichkeiten ausgeben, die ChessBase wie folgt aufbereitet:
Die Krennwurzn ist noch nicht sicher, ob sie sich so einen „Zecherlwärmer“ leisten sollte oder doch lieber schön brav CO2-sparsam durch die Schachwelt (blind)schleichen sollte. ChessBase hat sich wohl still und heimlich vom Engineautor Vasik Rajlich getrennt, liefert aber eine neue herkömmliche Engine von Frank Schneider mit Fritz 17 aus. Selbstverständlich kann man auch den klassischen Stockfish (ebenfalls im Lieferumfang enthalten) und jede andere UCI-taugliche Engine ohne neuronale Netze verwenden wie bisher.
In meinem Beta-Paket war die FAT FRITZ Engine nicht dabei und daher kann ich zur tatsächlichen Spielstärke nichts sagen. Persönlich finde ich Spielstärken von Engines nur mehr mäßig interessant, aber das ist ein anderes Thema.
Leider gibt es aber noch einen zweiten Grund für die RTX. ChessBase hat die 3D Raytrace Ausgabe überarbeitet und nun wird im Gegensatz zu CB 15 die Berechnung direkt durch die Grafikkarte unterstützt, was wohl viel schneller und besser funktionieren dürfte. Naja Weihnachten steht vor der Tür und die Krennwurzn – das wissen Sie ja -ist dem Genuss nicht ganz abgeneigt.
Was gibt es noch Neues? Konnte man bisher Eröffnungsrepertoires und -bäume erstellen, so wurde diese Funktion jetzt um eine webbasierte Onlineversion ergänzt. Mit dem eigenen ChessBase Account kann man sich auf der Webseite mymoves.chessbase.com einloggen und damit auch ohne Computer und Fritz 17 trainieren und arbeiten.
Die Gedächtnisleistung der Krennwurzn wurde vom System korrekt erkannt und auch dass sie undrillbar oder korrekter unbelehrbar ist, könnte man herauslesen. Eine Neuerung dieser Funktion ist, dass nun fertige Repertoires in mehreren Stufen mitgeliefert werden und man sich nicht die Mühe machen muss, selbst etwas zu erstellen, sondern ganz einfach mal etwas in einer Eröffnung schnuppern kann.
Wie so oft bei ChessBase in den letzten Jahren kommen neuere Funktionen dazu, aber niemand findet den Mut alte, nicht mehr so aktuelle Funktionen zu streichen. Dies führt gerade hier im Eröffnungsbereich zu einer Userverunsicherung und -überlastung. Schön ist, dass das eigene Repertoire im Livebook individuell hervorgehoben wird. Der Farbcode - „Blau = Zug gehört zu Ihrem Weißrepertoire; Grün = Zug gehört zu Schwarzrepertoire; Türkis = Zug wird mit beiden Farben gespielt – ermöglicht ein schnelles erkennen, ob eine Partie eröffnungstheoretisch für den User interessant sein könnte.
Zusätzlich kann man mit der Drillfunktion sein Eröffnungswissen vom Programm abprüfen lassen und damit erlernen – eine schöne Funktion, aber leider liefert ChessBase nicht die dafür nötige Zeit mit. Die Funktionalität steht natürlich auch ganz klassisch unter der Fritz 17 GUI zur Verfügung, aber die Daten werden zeitgeistlich in der Cloud gespeichert. Leider ist die Editierbarkeit noch nicht ganz so leicht, wie man sich das als User wünschen würde. Aber was nicht ist, kann ja noch kommen – ChessBase liefert ja laufend Updates für die Produkte und Services.
Eine weitere Neuerung ist „Blitz & Train“. Man kann aus den eigenen am Server gespielten Partien Trainingsfragen generieren lassen und so eigene oder auch fremde Fehler in den Partien sichtbar machen. Diese Funktion kam relativ spät dazu und steckt daher noch etwas in den Kinderschuhen wie folgendes Beispiel wohl am besten zeigt:
Die Aufforderung an Schwarz Matt zu drohen ist schon etwas skurril, denn die Drohung Dxf2 mit folgendem Matt ist ja schon am Brett und wird durch den Lösungszug …Tf7 bei wohlwollender Sichtweise nicht aufgehoben, sondern nur erneuert. Abgesehen von diesen kleinen Kinderkrankheiten ist die Funktion ganz hilfreich, denn man kann schnell und einfach aus den eigenen Partien ein individuelles Taktiktraining generieren: und Training schadet bekanntlich auch dem größten Talent nicht.
Natürlich wurden an vielen anderen Stellen des Programms kleine oder größere Verbesserungen vorgenommen, das würde aber den Rahmen dieses kleinen Überblicks sprengen und wenn Sie schon alles lesen könnten und würden, dann verlören Sie ja die Freude am Entdecken.
Was ist schlecht am neuen Fritz 17 und was fehlt? Traditionell nervt angestammten ChessBase User wie die Krennwurzn nun mal eine ist, dass manche Funktionalität bei Fritz etwas anders funktionieren als bei ChessBase. Fritz unterscheidet beispielsweise zwischen Engine und Kiebitz und das kann bei unaufmerksamer Bedienung dazu führen, dass man im Kiebitzmode verzweifelt versucht das Let’s check Fenster zu öffnen und scheitern muss, da dies nur im Enginemode möglich ist. Es gibt noch viele, viele andere Beispiele gerade im „Playchess-Mode“ auch bei Übertragungen. Eine Vereinheitlichung oder gar eine Vereinigung von Fritz- und ChessBase Oberfläche ist ein schon oft geäußerter Wunsch der Krennwurzn und ich bin mir sicher, da stimmen viele andere User auch zu.
Kann im Fritz-Universum abgesehen von manchen ChessBase Funktionen überhaupt noch was fehlen – oder gibt es gar schon zu viel? Der über die Jahrzehnte immer angewachsene Funktionsumfang ist wie schon oben geschrieben nicht immer ein Segen. Aber es ist immer leichter Funktionen zu streichen, die man selbst nicht verwendet, aber man vergisst dabei leicht, dass es User geben könnte, die genau diese Funktion schätzen und lieben.
Wirklich fehlt ein Engineerklärer. Wenn man ganz unromantisch ehrlich zu sich selbst ist, dann spielt die Stärke einer Engine keine große praktische Rolle mehr. Nicht nur für uns Patzer – und wir sind die zahlende Mehrheit der Schachwelt – sondern auch schon für die Topspieler sind die Maschinen mit ihren Erkenntnissen uns Menschen schon längst uneinholbar enteilt. Daher brauchen wir eine neue Enginebewertung! Nicht nur weg von den altbewährten aber oftmals wenig aussagekräftigen Bauerneinheiten zu Gewinnwahrscheinlichkeiten oder genauer zu Ergebnisvorhersagewahrscheinlichkeiten (1,0 oder = mit welcher Wahrscheinlichkeit). Da diese Information aber für uns Menschen auch nicht wirklich ausreicht, bräuchten wir eine Wahrscheinlichkeitsangabe dafür, dass ein Mensch den „Maschinenzug“ noch finden und vor allem verstehen kann.
Fehlt uns so ein Werkzeug, so werden wir als Fans immer hilflos aufheulen, wenn „unser Star“ den gewinnbringenden, rettenden, usw…binnen Sekunden aufpoppenden Enginezug nicht spielt. Da wir logischerweise nicht das Schachverständnis der Topleute haben können, brauchen wir Anhaltspunkte, was diese Leute noch sehen könnten und was einfach jenseits der menschlichen Leistungsfähigkeit liegt. Hier könnten uns statistische Methoden, die auch zur Cheatererkennung eingesetzt werden im Zusammenspiel mit starken Engines sicherlich helfen, denn Engines sind Werkzeuge und der Mensch hat schon immer Werkzeuge genutzt! Denn nur immer stärkere Engines werden uns zwangsläufig immer ratloser zurücklassen.
Fazit:
Die Krennwurzn hat in den letzten Rezensionen immer ehrlich gesagt, dass man das ChessBase-Produkt nicht wirklich braucht, man es sich aber ohne schlechtes Gewissen ruhig gönnen darf und sollte! Nun diesmal möchte die Krennwurzn weitergehen:
„FAT ROCKY“ ist ein Pflichtkauf!!
Ob man in eine Grafikkarte und Netzteil investieren sollte, darüber bin ich mir selbst noch nicht im Klaren – eigentlich nicht des Geldes wegen, sondern weil ich dann doch viel Energie für eigentlich wenig Nutzen verbraten würde …
Schaut man sich die Maximalwattleistungen guter Schach-PCs an, so liegt die meist um die 300 Watt und das würde eine 250 Watt Grafikkarte beinahe verdoppeln und ein bisher wenig ausgelastetes 600 Watt Netzteil manchmal an seine Grenzen bringen. Aber bitte nicht weitersagen –die Krennwurzn wird schon schwach werden, wenn die maximale Wattleistung der Turingchipskarten von derzeit um die 250 Watt in Richtung 150 Watt sinken werden. Und das ist gar nicht so unrealistisch wie es aktuell klingen mag …
SYSTEMVORAUSSETZUNGEN FRITZ 17 (Herstellerangaben)
Minimum (ohne Raytracing und FatFritz):
Dual Core, 2 GB RAM, Windows 7 oder 8.1, DirectX11, Grafikkarte mit 256 MB RAM, DVD-ROM-Laufwerk, Windows Media Player 9 und Internetzugang.
Empfehlung:
PC Intel i5 oder AMD Ryzen 3 (Quadcore), 8 GB RAM, Windows 10 mit 64-Bit (aktuelle Version), NVIDIA RTX-Grafikkarte mit 6 GB Speicher und aktuellen Treibern (FatFritz auf älteren NVIDIA Karten oder anderen Grafikkarten: deutliche Performanceverluste, auf CPU nur zu Demozwecken lauffähig) , Windows Media Player 11, (DVD-ROM Laufwerk) und Internetzugang.
Systemvoraussetzungen für ChessBase Account:
Internetzugang und aktueller Browser, z.B. Chrome, Safari. Für Windows, OS X, iOS, Android
Offenlegung:
Danke an ChessBase Hamburg für die Zurverfügungstellung der Betaversionen! Das finale Fritz 17 Paket habe ich mir dann selbst gekauft.

Schwarze Doppellöcher
Oder wie zwei Schwarzspieler aus einer Gewinnstellung gerade mal einen halben Punkt nach Hause bringen? Typisch Krennwurzn werden Sie geneigter Leser denken. Entweder hat die Krennwurzn die Stellung zweimal selbst am Brett gehabt oder aber sie berichtet von einem Wald- und Wiesenturnier aus sogar Einheimischen unbekannten Orten des schönen Ösilandes.
Nein, nein – zu dieser Situation kam es beim GRAND SWISS – dem wohl stärksten Open bisher – und sie entstand auch nicht irgendwo auf den hinteren Brettern, sondern in Runde 8 auf den Bretter 7+8 sogar nebeneinander. Die Schiedsrichter haben dann nach 18. … Dh4? eine Paarung auf einen anderen Spielort verlegt, um keinerlei Verdächtigungen aufkommen zu lassen und der Hauptschiedsrichter erklärt im Interview seine Beweggründe.
Schwarz am Zug steht nach
18. … 0-0 auf Gewinn !?
Die Weißen in den Partien GM Shirov Alexei (2664)-GM Yu Yangyi (2763) auf Brett 7 und ein Brett dahinter GM Karjakin Sergey (2760)-GM Dreev Aleksey (2662) haben gerade 18. De5(?) gespielt und die mitlaufenden Maschinen haben sofort „Blunder“ aufgeheult und 18. De3 mit relativ ausgeglichener Bewertung vorgeschlagen. Nun das alles ist im modernen Schach mit den heutigen Engines auch nichts Neues. Verlieren halt zwei Schachspieler aus identer Stellung nebeneinander eine Partie.
Beim Blick auf die Ergebnisliste kommt das erste Staunen:
Schwarze Gewinnstellung und dann dieses Ergebnis – nur ein halber Punkt für Schwarz und sogar eine Niederlage. Wie kann so etwas sein? Im Wesentlichen gibt es zwei Erklärungsversuche – entweder konnten die Schwarzspieler das am Brett nicht ausrechnen und bewerten oder aber die Computer liegen bei wenig Bedenkzeit in ihrer Bewertung einfach falsch und wir sind Zeuge eines „Schwarzen Lochs“ geworden. Jetzt werden sicherlich einige einwenden, dass die Stellung relativ unbekannt ist und die Spieler nicht alles wissen können. Das stimmt natürlich im Allgemeinen, aber ein Blick in die Datenbanken zeigt die Partie Karjakin,Sergey (2762) – Yu,Yangyi (2721) 1-0 FIDE World Cup 2015 Baku mit folgender Stellung:
Wenn hier Schwarz hier mit Se4 De5 0-0 fortsetzen würde, dann wäre das tatsächlich schlecht. Weiters zeigt uns die Datenbank noch die Partie aus dem gleichen Jahr Lu,Shanglei (2606) - Yu,Yangyi (2723) Xinghua mit Remisausgang. Die Variante ist als nicht unbekannt und die Wahrscheinlichkeit, dass diese Stellungstypen noch auf keinem Rechner waren scheinen gering. Also haben wir nach 18. … 0-0 ein „Computerloch“ am Brett, dass entweder die Maschinen oder die Menschen mit längerer Bedenkzeit und Vorbereitung spektakulär widerlegen können?
Die Krennwurzn hat mal den eigenen Computer und die Engines Houdini und Stockfish etwas gequält:
Und dann sogar noch den eigenen Kopf etwas angestrengt und viele Probleme und taktische Finten in der Stellung gefunden, aber auch mit Rechnerhilfe konnte ich keine Widerlegung finden. Die Schachpresse hat sich der Stellung auch nicht angenommen und so blieb die Krennwurzn naturgemäß etwas ratlos zurück. Schachlich ist die Krennwurzn 100%ig zu schwach und auch der Computer ist zwar ok, aber kein Killergerät. Und da kam der Krennwurzn die rettende Idee: warum nicht SESSE fragen?
SESSE so nennt man in der Schachwelt den norwegischen Supercomputer, der gerne und oft die Partien von Magnus Carlsen begleitet und Superanalysen liefert. Und ja, die Krennwurzn kann mit Computern sprechen. Nein – natürlich nicht. Sesse ist eigentlich der Nickname - oder Spitzname wie man früher zu sagen pflegte - von Steinar H. Gunderson einem norwegischen Softwareentwickler.
„Sesse“ – also Steinar H. Gunderson – schrieb mir dann, dass er Analyseanfragen eigentlich nicht beantworten möchte, aber diese Stellung und die Beteiligung solcher Topspieler am gleichen Tag und an zwei Brettern nebeneinander haben auch seine Neugierde geweckt und er machte daher eine Ausnahme. Also hat „Sesse“ den Computer mit der Stellung gefüttert und das Ergebnis war dann für alle sichtbar und die Krennwurzn darf das Computerurteil hier veröffentlichen:
Damit ist klar: ein Computerloch liegt hier mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht vor. Die Stellung ist für Weiß verloren. Also müssen wir über andere Ursachen nachdenken …
Nun ein Mensch rochiert nicht gerne in einen Angriff hinein – die Maschine sieht Damenfang und das eigene Überleben. Es droht nun d6 mit Damenfang. Hier und einen Zug später ist es möglich die Dame via h5 aus der Gefahrenzone zu bringen, aber damit übergibt man die Initiative an Schwarz und dieser kann den König in der Mitte angreifen. Weiß ist nur mehr mit verteidigen beschäftigt und kann diese nicht mehr zufriedenstellend organisieren.
19. Lg2 d6 20. Dxe6+ (Dh5 rettet die Dame aber nicht die Partie) Kh8 21. Lxe4 Tf6!
Die weiße Dame ist gefangen – die Maschine schiebt noch die Matt in eins Drohung Df5 ein und nimmt dann auf b7 – aber es bleibt nur eine Ruine übrig. Auch Dxf6 Dxf6 löst die Probleme nicht. Schwarz hat eine Gewinnstellung …
Aber da sehen wir eine Gewinnstellung am Brett hilft eigentlich nichts, wenn man diese erstens nicht erkennt und zweitens nicht durchrechnen kann. Ja wir Menschen sind zwar wunderbare Wesen, aber eben nicht unfehlbar …
Auf Twitter erklärte Karjakin dass er einfach seiner Partie gegen Yu vor zwei Jahren folgen wollte, aber es nicht schaffte die korrekte Zugfolge zu erinnern. Und dann hat wohl jeder von jedem ein wenig abgeschaut und vertraut, dass dieser schon wisse was er tue.
Schaut man sich die Bedenkzeitverläufe an, so fällt auf, dass nach 18. De5? Dh4? und nach der räumlichen Trennung der Partien, die Spieler in tiefes Nachdenken verfallen sind.
Nicht vorenthalten möchte ich eine Videoanalyse des Themas von IM Daniel Rensch auf die mich unser Kollege Thomas Richter hingewiesen hat. – Danke!
Hier die Analyse und die Partien zum Durchklicken:

Krennwurzn in the Cloud with ChessBase 13
Musste die Krennwurzn vor zwei Jahren noch leiden – nachzulesen im Artikel „ChessBase12 die Leiden der jungen Krennwurzn“ – so trällert nun der Beatles Song „Lucy in the Sky with Diamonds“ in krennwurzisch typischer Abwandlung durch meinen Kopf und mit fröhlichen und bunten Gefühlen denke ich: Apple, Microsoft, Google und wie sie alle heißen bieten Clouds an – sogar beim Kauf meines Laptops war eine Gratiscloud dabei und Dropbox verwendet beinahe schon jeder. Die NSA kennt sowieso alles von mir – sogar die geänderten, gelöschten und verworfenen Teile dieses Artikels – da ist es nur zu logisch, dass auch die Hamburger den Weg in die Wolke wagen.
Datenbanken in den Wolken
Vom System werden automatisch drei leere Datenbanken (Meine Partien und Repertoire W&S) angelegt und wieviel Onlinespeicherplatz dem User zusteht, das bestimmt die Art der Mitgliedschaft. Wer will der kann auch sein Repertoire in die Wolke speichern und dann auch mit dem Smartphone oder einem anderen Gerät seine eigenen Eröffnungen ein wenig wiederholen. Denn der Vorteil der Wolke ist ja, dass man nicht nur mit CB13 sondern auch ganz einfach mit einem Browser auf die eigenen Daten zugreifen kann.
Damit kann man eigene Partien schnell und unkompliziert überall herzeigen und auch beispielsweise kommentierte Partien schnell mal einem Freund zeigen. Jede Datenbank kann auch mit anderen Nutzern geteilt werden oder sogar im Web veröffentlicht werden (inkl. PGN-Download). Ich finde das sind sehr praktische Möglichkeiten auch für Vereine und vor allem für Trainer, die ihren Schüler damit individuell Zugriff auf bestimmte Datenbanken für Eröffnung, Training, etc. geben können. Wenn der Platz dafür nicht mehr reicht, könnte ich mir vorstellen, dass man bei ChessBase mehr Speicherplatz gegen Geld anmieten wird können – aktuell habe ich da aber noch keine Angebote gefunden.
Hier die Schaltzentrale für Clouddateien inklusive Veröffentlichungsmöglichkeit im Web – die Webseite wird dynamisch generiert, das bedeutet Änderungen in der Datenbank werden innerhalb kürzester Zeit ohne eigenes Zutun auch auf der Webseite geändert. Wie ich denke ein sehr praktisches Feature, denn damit können beispielsweise kleine Vereine mal auch eine Liveübertragung im Netz machen ohne großen finanziellen Aufwand zu treiben. Ein kleiner Kritikpunkt ist, dass man jeden User individuell freigeben muss und man auch keinen Zugriff auf die Freundesliste hat, obwohl man doch gerne mit Freunden teilt.
„Lucy in the Sky with Diamonds“ manche Zeitgenossen sahen 1967 in den Anfangsbuchstaben des Titel einen versteckten Hinweis auf LSD gefunden zu haben. Drogen sind zwar heute auch noch immer gefährlich, aber 2014 bewegt vor allem die Sicherheitsfrage die Wolkenbewohner – LSD „Leben Schachspieler dort!?“ und wenn ja, wie sicher ist das? Nun die Geheimdienste wissen alles meist schon bevor es in die Cloud kommt und ansonsten hängt es von der Sicherheit des Servers ab und des verwendeten Passworts des Users. Ich denke mal für Normaluser eine ausreichende Sicherheit, ob Profis Eröffnungs- und Analysegeheimnisse in die Cloud stellen sollten – naja Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. LSD – Lieber sichere Daten?!
Repertoiredatenbanken
Eigentlich kommentiere ich Funktionen, die ich nicht oder kaum verwende nicht gerne, aber hier gibt es einen langjährigen Konflikt zwischen den Wünschen der Krennwurzn und der Ausführung von ChessBase. Im Vergleich zur Vorgängerversion werden nun die Repertoiredatenbanken automatisch in Weiß und Schwarz getrennt (eine Importfunktion für das alte Format ist vorhanden) und zusätzlich besteht die Möglichkeit diese auch in die Cloud zu heben. Mit Repertoiredatenbank erzeugen werden aus den eigenen Partien (oder auch anderen wie man möchte) zwei Datenbanken Repertoire Black&White erzeugt.
In diesen sieht man dann eine Eröffnungsliste
und wenn man dann auf eine Eröffnung klickt, erscheint
Blau markiert sind die Repertoirezüge, die entweder die Maschine automatisch festgelegt hat oder aber der User händisch abgeändert hat. Und nun kommt die Kritik der Krennwurzn: das ist alles sehr schön, aber eigentlich nicht die Information, die ich haben möchte oder nicht so wie ich sie gerne aufbereitet hätte. Wie zu sehen ist, geht die Eröffnung mit 0,5:3,5 ganz schön in die Hose für die Krennwurzn, denn nach Livebook sollte man um die 53% der Punkte machen:
Die Gründe für die Abweichung können vielfältig sein – die Krennwurzn könnte die Eröffnung einfach nicht verstehen – unter uns die wahrscheinlichste Erklärung. Dazu würde passen, dass die Krennwurzn immer einen bereits bekannten Fehler immer wieder macht, dann wäre es nett, wenn das Programm sagen würde, die Variante 4. Sxd4 ist ja ok, aber dein Zug xy in der Folge verliert mit hoher Wahrscheinlichkeit, spiele daher besser den Zug yx an dieser Stelle.
Ganz fies wäre, wenn in der Variante eine aktuelle Neuerung versteckt wäre und die 53% von der Vergangenheit leben und in Wirklichkeit noch kein Gegenmittel gefunden worden wäre bzw. die Variante einfach nicht mehr spielbar wäre.
Und wie hier im aktuellen Fall könnte es auch sein, dass das schlechte Ergebnis nichts mit der Eröffnung im Speziellen zu tun hat, sondern schlicht daran liegt, dass die Gegner einfach zu stark für die Krennwurzn waren – diesem Problem sind wohl viele von uns ebenfalls ausgeliefert.
Man kann zwar einen umfassenden Repertoirebericht aus einer großen Datenbank (Achtung dauert etwas länger) erstellen lassen,
aber der ist mir einfach zu technisch und zu wenig persönlich. Ich würde mir hier wünschen, dass das Programm versucht mehr personalisierte Rückmeldungen zu generieren wie: 7. Lg5 ist ein bekannter Eröffnungsfehler und Du spielst ihn immer wieder, Du verlierst zu viel Partien in der Königsindischen Abtauschvariante, usw... Sollte ich in einer Variante überdurchschnittlich gut punkten, so könnte dies an den Gegnern liegen und ist nicht so relevant.
Gut finde ich, dass man „seine“ Repertoiredatenbanken in die Cloud legen kann und auch von Mobilgeräten via Apps (das soll noch eingebaut werden) oder aber über den Browser zugreifen kann
und damit auch unterwegs mal die eigenen Eröffnungen wiederholen und pauken kann! Ideal bei Reisen oder wenn mal eine Wartezeit zu überbrücken ist. Handy, Tablett oder Laptop anwerfen und es ist Schachzeit!
Notation, Spielerheader, Spielerlexikon, Elozahlen
In diesem Bereich gibt es viele kleine nette Verbesserungen – keine Revolutionen, aber wirklich gute Evolutionen, das zieht sich durch das gesamte Produkt und macht einen Kauf bzw. Upgrade für uns User attraktiv. Beispielsweise wurde die Kommentierung erweitert.
Man muss nicht mehr die rechte Maus bemühen, man kann aus der Leiste direkt kommentieren – eine Kleinigkeit, aber wirklich nett und praktisch!
Ebenso wurde der Partieheader um Bilder und Funktionen ergänzt...
mit einem Klick kann man das Bild auch noch vergrößern, klickt man auf den Namen, kommt der gesamte Personalausweis und ein Klick auf das Turnier zeigt die Turniertabelle.
Ratingzahlen gibt es mittlerweile ja für jeden Spieler fast schon wie Sand am Meer und auch diesem Umstand wurde Rechnung getragen – nun kann man diese auch mit den Partien abspeichern.
Es stehen Internationale (FIDE-Elo und Fernschach) in den verschiedenen Kategorien ebenso wie nationale Zahlen zur Auswahl.
In der Warteschleife befinden sich wohl auch noch Funktionen zum Spielerlexikon, wie eine Maske im Datenbankfenster Spieler zeigt:
Man kann die Spielersuche im Lexikon, in der Datenbank oder in Turnieren machen und es gibt einen Ich-Button und man braucht den eigenen Namen nicht mehr voll ausschreiben – eine gerade für faule Krennwurzn sehr wichtige Neuerung.
Eine weitere Kleinigkeit, die allerdings schon via Updates den Eingang in ältere ChessBase Produkte gefunden hat, ist die Möglichkeit sofort aus dem Programm heraus Nachrichten an die Entwickler zu schicken.
Neben Text kann man auch ein Bildschirmfoto beilegen und damit die Bearbeitung etwas vereinfachen, ebenso kann man optional seine E-Mailadresse angeben und erhält dann wohl eine Rückmeldung. Interessant finde ich, dass man nicht nur meckern kann, sondern den Entwicklern auch „ein Lächeln“ senden kann. Da man heutzutage – oder war das nicht schon immer so – viel leichter schimpft als lobt, erscheint diese Funktion auf den ersten Blick etwas komisch. Lobt man die Entwickler nicht alleine schon mit dem Kauf der Software genug? Sicherlich, aber werden bestimmte Funktionen von vielen gelobt, so ist das für die Entwickler doch auch eine wichtige Information diese Funktionen auszubauen – also ist „Loben“ auf den zweiten Blick sogar sehr nützlich – nutzen wir sie!
Jetzt plappere ich mal ein wenig aus dem Nähkästchen und hoffe ich verrate nicht zu viel: in den Betaversionen wurden auch noch ein paar weitere interessante Kleinigkeiten „angedacht“, die es nicht in die Finalversion geschafft haben, also können wir User uns Hoffnungen machen, dass diese wie schon öfter in der Vergangenheit bei späteren Updates als Goodies den Weg ins Programm finden.
Analyseaufträge (NEU)
Musste ChessBase anders als die Fritz-GUI bisher auf Analysefunktionen verzichten,
so bekommt nun die Version CB13 eine solche spendiert!
Allerdings keine von Fritz schon bekannte, sondern eine Neue! Ob und wann es 25 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung auch zu einer logischen Vereinigung der beiden GUI‘s (graphical user interface“) kommt, können namenlose Experten nicht abschätzen – aber das ist ein anderes Thema.
Endlich kann man der Maschine Aufgaben zuweisen und die muss diese abarbeiten. Das kann für Fernschachspieler ebenso interessant sein wie für Eröffnungstheoretiker, aber durchaus auch zur Analyse von eigenen Partien, die man nicht komplett, sondern nur punktuell an ausgewählten Stellen überprüfen lassen möchte.
Man füllt die Analyseaufträge, wählt die Einstellungen und die Waffen – äh Engines - und schon kann man sich einen schönen Fernsehabend machen oder ins Theater gehen und die Maschine darf arbeiten! Schade nur, dass die Ergebnisse nicht auch gleich automatisch ins eigene Gehirn übernommen werden können, sondern erst am nächsten Morgen vom Rechner abgelesen werden können.
Mir gefällt an dieser Funktion vor allem, dass hier Mensch und Maschine gut zusammenarbeiten können. Man im Gegensatz zu einer Vollanalyse individuelle Schwerpunkte setzen und so in wahrscheinlich geringerer Zeit mehr Informationen aus der Partie holen kann oder aber bei gleicher Zeit vielleicht tiefere Informationen. Gut auch bei der Analyse von eigenen Partien, wo man dann doch ein paar Stellen genauer durchleuchten möchte und andere wieder nur auf taktische Schläge überprüfen möchte.
Fazit der Krennwurzn
CB13 ist eine konsequente Weiterentwicklung der Vorgängerversion, die meiner Meinung nach ChessBase wieder in die richtige Spur gebracht hat und daher möchte ich auch auf das Fazit aus dem Artikel „ChessBase12 die Leiden der jungen Krennwurzn“ verweisen, das großteils immer noch seine Gültigkeit hat
Was mir neu gut gefiel:
- Clouddatenbanken inkl. vielfältiger Zugriffsmöglichkeiten (NEU)
- Analyseaufträge (NEU)
- Kleine Verbesserungen und
- wenig optische Veränderungen zur Vorversion
Was mir noch fehlt:
- Analyseaufträge könnten mit Let’s Check zusammenarbeiten
- Schreibweise verbessern und Spielerlexikon haben auch noch Potential
- individuelle Anpassungsmöglichkeiten in der Ribbon Button Leiste
- Übersicht über alle Einstellungen, Abos, ... in einem Report (html)
- Firmeneigenes Supportforum – ein MUSS in diesen wolkigen Zeiten
Und zuletzt die ewige Frage: welches Paket soll man nehmen? Nun diese Frage muss jeder User für sich selbst entscheiden – die sparsame (geizige?!) Krennwurzn gibt der Downloadversion mit 100 Euro eine klare Empfehlung! Aber auch die anderen Angebote haben ihren Reiz und so soll sich jeder das für sich selbst passende aussuchen!
Kommen wir zur entscheidenden Frage: braucht man CB13 überhaupt? Ganz ehrliche Antwort „NEIN“ und trotzdem gebe ich wie vor zwei Jahren meine ganz persönliche Empfehlung zum Kauf!!
Warum etwas kaufen, was man nicht wirklich braucht? Klingt irgendwie nicht logisch, ist es aber doch. Es stimmt zwar, dass schon ältere Versionen der Software die Grundbedürfnisse der meisten User mehr als übererfüllen, aber wir sollten auch bedenken, dass neben den neuen Funktionen viele, viele kleine Verbesserungen - inklusive Fehlerbehebungen - uns Usern Vorteile bringen und dem Unternehmen Geld kosten. CB13 ist keine Revolution, aber eine gute und solide Evolution!
Und noch ein Grund spricht für einen Kauf: in den zwei Jahren nach dem Erscheinen von CB12 sind 37 Updates auch mit kleinen Funktionserweiterungen uns Usern kostenlos zur Verfügung gestellt worden – und damit mehr als die üblichen monatlichen Updates der Großen der Softwarebranche – vielleicht ist es deshalb durchaus fair auch mal wieder ins eigene Geldbörserl zu greifen, aber vor allem denken Sie nicht an andere sondern ruhig mal an sich selbst:
Weihnachten steht vor der Tür – gönnen Sie sich etwas für Ihr Hobby!
Systemanforderungen ChessBase 13 - Herstellerangaben
Mindestens: Pentium III 1 GHz, 1 GB RAM, Windows Vista, XP (Service Pack 3), DirectX9 Grafikkarte mit 256 MB RAM, DVD-ROM Laufwerk, Windows Media Player 9 und Internetverbindung (Aktivieren des Programms, Playchess.com, Let’s Check, Engine Cloud und Updates).
Empfohlen: PC Intel Core i7, 2.8 GHz, 8 GB RAM, Windows 7 (64 Bit) oder Windows 8 (64 Bit), DirectX10 Grafikkarte (oder kompatibel) mit 512 MB RAM oder mehr, 100% DirectX10 kompatible Soundkarte, Windows Media Player 11, DVD-ROM Laufwerk und Internetverbindung (Aktivieren des Programms, Playchess.com, Let’s Check, Engine Cloud und Updates).
Internet: Info und Shop www.chessbase.de
Kleingedrucktes (nicht lesenswert)
Lob, Geschenkkörbe, Weinflaschen und Sympathiebekundungen per Email an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Kritik, Beschwerden, Unmutsäußerungen bitte nur an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! – aber bitte nur bezüglich des Programms, nicht aber über die Krennwurzn – dafür können die nichts!
Ich lege auch eine pdf-Version zum Download bereit – wer ganz erzürnt ist, bitte ausdrucken und ganz genüsslich ganz heftig klein zerreißen und dann gemütlich hinsetzen und ein gutes Glas österreichischen Rotwein trinken!
PDF: ChessBase12 die Leiden der jungen Krennwurzn
PDF: Krennwurzn in the Cloud with ChessBase 13
Artikel ChessBase12 die Leiden der jungen Krennwurzn (SCHACHWELT)
Danksagung
An jene Leser, die es so weit geschafft haben und noch nicht eingeschlafen sind!
Und zu guter Letzt an ChessBase Hamburg für die Bereitstellung der Betaversionen und der Geduld mit der Krennwurzn!

Gentlemen no Engines please
Die WM wird wieder auf vielen Webseiten und Servern kommentiert und da kommt gleich wieder ein ganz heißes Thema aufs Tapet: darf man Engines verwenden oder muss man gefälligst selber rechnen? In so manchem Chat genügt es „+1,27“ fallen zu lassen, um sofort einen Sturm der Entrüstung loszulassen und anderswo wird sofort gekontert „Nein – jetzt nur mehr +1,03 bei Tiefe 35“ und „achwo mein selbstkompilierter, optimierter Fischimagix auf Stickstoff gekühlter Hardware sagt +08,15 – game over!“ „Schleicht‘s Euch mit Euren Enginebewertungen oder ich zucke aus – rechnet endlich selber“ bereichert ein anderer wiederum die Diskussion.
Wer hat nun Recht? Nun diese Frage lässt sich ganz einfach beantworten: BEIDE!!
Beleuchten wir aber für die jüngeren Leser ein wenig den geschichtlichen Aspekt der Lagerbildung – zuerst waren die Computer einfach nur schwach, richtige Lachnummern wie der Mephisto I im Jahre 1980 mit 1250 Elo oder dann später ungeheuer groß und teuer wie „Deep Thought“, der als „Deep Blue“ unter IBM Flagge 1997 im zweiten Wettkampf sogar den Weltmeister Garri Kasparov unter Turnierbedingungen besiegen konnte.
Auch auf handelsüblichen PC und dann Laptops waren bekannte Programme wie Fritz, Shredder & Co dann dem Menschen vor allem taktisch und bei kurzen Bedenkzeiten überlegen, aber bei den Anfang der Nullerjahre aufkommenden Videoübertragungen von Schachturnieren kam es zu technischen Problemen. Laptops – damals noch mit Singlecore CPUs ausgestattet - konnten nicht gleichzeitig eine Engine rechnen lassen und Livevideos an den Server schicken ohne komplett in die Knie zu gehen oder gar abzustürzen. Also wurde aus der Not eine Tugend geboren: Kommentatoren mussten ohne Engineunterstützung auskommen – auch auf die Gefahr hin, dass User zu Hause vor dem Computer mit Engineunterstützung andere Einblicke in das Geschehen bekamen. Dass es heute für einen Laptop kein großes Problem darstellt Videos zu übertagen während auf den restlichen Kernen eine Engine als Blunderchecker agiert oder noch besser der Laptop via Cloud auf einen starken Computer mit Engine zugreifen kann – ja dies ist an manchen Kommentatoren spurlos vorbei gegangen. Und warum haben Sie dann trotzdem auch Recht mit dem „Selberrechnen“? Klar nur damit kann man seine eigene Spielstärke steigern, denn durch stumpfes Ablesen einer Enginebewertung wird man nicht wirklich ein besserer Schachspieler ... auch wenn manche davon träumen mögen!
Und warum haben dann die Enginebefürworter bei Übertragungen auch Recht? Nun ich schaue mir Übertragungen zur Unterhaltung als Fan an und nicht um meine Spielstärke zu erhöhen, die schon fast 20 Jahre auf gleichem Niveau dahinvegetiert. Mich interessiert auch nicht die Rechenstärke des Kommentators während seiner Arbeit – ich will wissen, was am Brett los ist und mir ist klar, dass die Engines stärker sind als jeder Mensch!
Bei einer Übertragung vom Gewichtheben der Klasse +105 kg und 260 kg auf der Hantel zeigt mir der Übertragungsexperte auch nicht wie er locker 200 kg hochstemmen kann und sagt mir ich sollte mich endlich mehr anstrengen, damit ich mal mehr als 60 kg schaffe und auch die Tatsache, dass jeder Kran 260 kg locker heben kann will ich nicht hören – nein, ich möchte vom Experten seine Einschätzung hören, ob der Athlet die ihm gestellt Aufgabe schaffen kann oder nicht.
Und zurück zum Schach: die Einbeziehung von Enginebewertungen kann die Sache auch interessanter machen, denn die Superstars treffen oft und mit ehrlichen Mitteln die Enginezüge und einem guten Kommentator können Enginebewertungen helfen, Gefahren der Stellungen und Ideen der Superstars zu erkennen und so aufzubereiten, dass auch wir die Masse der Zuhörer die Chance auf einen Einblick in diese uns verborgene Welt zu gewähren.
Während Carlsen gegen Anand spielt, will ich keine Trainingsstunden für mein Schach nehmen, ich möchte ein wenig verstehen können was sich am Brett abspielt und dafür brauche ich keine Engine und keinen Schachoberlehrer sondern einen KOMMENTATOR!!
So und lassen wir die Emotionen hinter uns und versuchen rational an das Thema heranzugehen. Eine Schachpartie endet nicht +1,27 sondern entweder gewonnen, verloren oder remis und dies gilt für jede einzelne der fast unendlichen Stellungen unseres schönen Spiels. Betrachten wir ein ganz einfaches Beispiel:
Dass Weiß am Zug gewinnt ist logisch und mit einer einfachen Regel erklärt: König auf der 6. Reihe vor dem Bauer gewinnt immer! Nach Tablebases ist das ein Matt in 12, aber das rechnet ja kein Mensch tatsächlich aus – uns reicht die Info Bauer wird Dame und damit gewonnen. Nehmen wir nun mal eine ganz alte Engine an, die keinen Tablebasezugriff hatte und auch keine Tiefe von 24 Halbzügen erreichen konnte. Die würde wohl dann mit einer Bewertung von +9 für den Damenwert oder etwas mehr für die Hilflosigkeit des Schwarzen bewerten und damit einen Weißsieg mit hoher Wahrscheinlichkeit vorhersagen. Was uns +9 aber nicht sagt, sind welche Gefahren der Weiße noch umschiffen muss, um zu gewinnen. Hier natürlich extra widersinnig gewählt, aber Weiß kann diese Stellung auch noch verlieren und ein Remis ist ja immer möglich solange kein Matt die Partie beendet hat. Aber lassen wir Weiß den Bauern e6 schlagen und unsere Primitivengine würde wieder +9 für die zu erwartende Dame bewerten, obwohl jetzt ein Verlust total ausgeschlossen ist, aber ein Remis immer noch möglich ist!
Enginebewertungen sagen uns nur auf welches Ergebnis (1, 0 oder =) die Engines setzen würden. Hohe Bewertungen zeugen von einer höheren Gewinnwahrscheinlichkeit – Remiswahrscheinlichkeiten lassen sich aus den Enginebewertungen sehr schwer bis gar nicht ablesen – ebenso gibt es keine Informationen zur Schwierigkeit des Gewinn- oder Remisweges. Schauen wir uns noch ein Beispiel an:
Das ist Matt in 549 wie uns die Tablebases sagen - allerdings ohne Berücksichtigung der 50 Züge Regel, aber das ist für unser Beispiel hier vernachlässigbar auch wenn die Engines den Braten möglicherweise riechen könnten, weil der Bauer schnell zu einem Springer wird und dann der Turm erst im 509. Zug geschlagen wird. Schauen wir uns trotzdem die Enginebewertungen im Detail an: Stockfish tippt auf auf klar gewonnen und hat liegt damit richtig und falsch zu gleich: Komodo sagt gute Gewinnchancen für Weiß voraus - allerdings ist ein Remis durchaus im Bereich des Möglichen und Houdini tippt auf Remis, aber die Bewertung +0,12 gibt uns keinen Hinweis auf die 50 Züge Regel.
Aber eigentlich ist dieses Beispiel nicht viel schwieriger als unser Babyendspiel vorhin, denn wir wissen mit oder ohne Engine beide können gewinnen und Remis ist immer möglich! Die Engines geben uns den Tipp Richtung Gewinn von Weiß mit mehr oder weniger Chancen auf Remis.
Und jetzt kommt unser Kommentator ins Spiel, der möglicherweise in der Hitze des Gefechts und der Doppelbelastung den Fehler machen könnte zu denken, dass statt des Springereinzuges auch Dameneinzug möglich sei und das Endspiel Dame gegen Turm und Springer aufgrund des etwas abseits stehenden Turms für Weiß gewonnen sein könnte – obwohl auf jedem Rechner im Wohnzimmer schon Remis angezeigt wird!
Was wollen wir also von ihm hören?
Dass er besser ist als wir im Schach – nein, das wissen wir sowieso!
Dass er schwächer als die Superstars ist – nein, auch das wissen wir!
Dass er nicht so gut wie Engines rechnen kann – nein, auch das ist uns bekannt!
NEIN – wir wollen nur seine Einschätzung der Stellung mit Hilfe aller auch uns auch zugänglichen Informationen hören – also auch inklusive Enginebewertungen, weil er schachlich näher an den Superstars dran ist und eher verstehen kann, was die sehen können und was nicht. Und diese Aufgabe wird mit stärken Engines, Tablebases nicht leichter werden, sondern viel, viel schwieriger, weil immer öfter erklärt werden muss, dass manches für den Menschen nicht sichtbar und schon gar nicht berechenbar ist! Es ist klar, dass Kommentatoren Fehler machen müssen, aber es ist nicht zwingend vorgeschrieben, dass sie sich laufend mit hochrotem angestrengten Kopf lächerlich machen und Untervarianten am Leben erhalten wollen, obwohl schon der Einstieg ein Fehler ist und das nur weil sie auf Hilfsmittel verzichten wollen, weil sie Belehrer und nicht Erklärer sein wollen.
Ich habe bisher bewusst keine Namen von Kommentatoren im Artikel genannt, möchte aber doch einen herausheben: Klaus Bischoff auf schach.de – zwar auch kein Freund von Engineanalysen, aber einer der wenigen, die wenn solche eingeworfen werden, sehr schnell die Ideen hinter den Enginevorschlägen versteht und in die Kommentierung einbaut, auch wenn er gerade eine andere Idee bespricht und berechnet. Vielleicht liegt es daran, dass er 1980 hinter Kasparov und Short den geteilten 3. Rang bei der Jugendweltmeisterschaft in Dortmund belegt hat und damit selbst einmal in der Welt der Superstars war!

Der Faden der Ariadne oder das Ende des Staunens
Unser geliebtes Schachspiel umgeben doch einige Mythen, die zwar schön klingen, aber dennoch einer Überprüfung nicht standhalten. Ist Schach nun Kunst, Wissenschaft oder Sport? Nun Schach ist ein Rätsel mit endlich vielen Figuren und Feldern und daher ist es wissenschaftlich lösbar – mehr dazu später. Und eine weitere Besonderheit ist, eine Stellung kann immer nur einen der möglichen Spielausgänge GEWONNEN, VERLOREN oder REMIS haben oder wissenschaftlicher ausgedrückt: Schach wird in der Spieltheorie den endlichen Nullsummenspielen mit perfekter Information zugeordnet.
Die erste Stellung ist für Weiß verloren, die zweite mit Schwarz am Zug für Weiß gewonnen in 546 Zügen (PGN zum Download da online Nachspielen eine zu hohe Ladezeit verursacht) und die dritte ist die schwierigste Stellung, aber es kann auch nur ein Ergebnis geben – ich tippe mal auf Remis, aber wer weiß – lassen wir uns überraschen.
Zur Zeit gibt es bereits die 7-Steiner gelöst – die Berechnungen wurden am Supercomputer Lomonosov an der Moscow State University vorgenommen. Natürlich ist es noch ein sehr weiter Weg bis zu den 32-Steiner, aber dazu später mehr.
Trotz aller Schönheit müssen wir hier schon leider sagen: Schach kann keine Kunst sein, denn dafür fehlt ein wesentliches Element: die künstlerische FREIHEIT sich über Grenzen und Gesetze hinwegsetzen zu können und dies ist beim Schach durch ein sehr, sehr weites aber dennoch fest definiertes Korsett nicht möglich! Und dennoch denke ich an den Satz von Michelangelo „der David war schon immer in diesem Steinblock, ich habe ihn nur freigelegt“ und mir ist klar, dass ich den David nie und nimmer aus dem Steinblock befreien hätte können und Gleiches gilt wohl leider auch für eine schöne Schachpartie, die ich aus dem Variantengeflecht auch nicht freilegen kann. So dürfte es im Schach sehr wohl Künstler geben, obwohl es keine Kunst ist?
Wo Kunst ist, da gibt es Schwärmerei und diese führt dann zu Aussagen, die zwar falsch sind, sich aber dennoch beinahe unendlich halten. Da die Anzahl der möglichen Schachstellungen nicht so einfach zu berechnen sind, gibt es verschiedene Ansätze, dennoch gilt heute allgemein die Schätzung von 2,28x10hoch46 als anerkannt. Da möchte ich mir zuerst eine kleine Seitenbemerkung zum Fischerrandom (Chess960) erlauben, das viele als die Rettung vor dem Remistod und dem Ausanalysieren sehen. Nun da es dort fast 1000 Grundstellungen gibt, würde die Zahl der möglichen Stellungen auf maximal 10hoch49 steigen, wobei es in Wirklichkeit doch einige weniger sein werden, denn viele Mittel- und Endspielstellungen sind aus allen Grundstellungen erzeugbar. Fischerrandom ist damit nicht viel komplexer als Schach, man schafft aber möglicherweise ein Ungewicht bei der Chancenverteilung in den Grundstellungen – möglicherweise wohlbemerkt.
Und damit sind wir schon beim Thema: große Zahlen – wir verstehen sie schwer, eigentlich sollte ich nicht schreiben – aber sag niemals nie! Das beginnt schon bei im Vergleich zu Schach ganz kleinen Zahlen wie bei der Verschuldung in der aktuelle Eurokrise: der Rettungsschirm umfasst 500 Milliarden Euro das sind 500x10hoch9 die Schulden der Staaten übersteigen die Billionengrenze 10hoch12 – immer noch ein weiter Weg zu 10hoch46. Und da kommen die Schwärmer in ihr Reich und postulieren: Schach kann niemals gelöst werden, denn es gibt im gesamten Universum nicht so viele Elementarteilchen um alle Stellungen auf diesen zu speichern. Man soll niemals nie sagen erwähnte ich schon, aber auch der zweite Teil ist schlichtweg falsch, denn die sichtbare Masse des Universums in kg wird schon auf 10hoch53 geschätzt und dividiert man die Masse durch die möglichen Schachstellungen, dann ergibt zirka 4.300 Tonnen pro Schachstellung die zur Speicherung zur Verfügung stehen würden – das sollte machbar sein. Dennoch ist der Bau eines solchen Supercomputers natürlich mit heutigen Mitteln unmöglich, aber wer weiß was uns die Zukunft bringt – Stichwort Quantencomputer, Speicherung auf DNA und vor allem Möglichkeiten, an die wir heute noch gar nicht denken.
In der Anfangsstellung sind 20 Züge möglich (16 Bauernzüge, 4 Springerzüge) und als Ergebnis gibt es 1, 0 und remis. Schach ist also ein Labyrinth mit 20 Eingängen und drei Ausgängen. Und wenn ich mit 1.f4 e6 2. g4 hineingehe, dann kann ich nach 2. ... Dh4# dieses ganz schnell als Verlierer wieder verlassen (Narrenmatt). Ebenso kann mich der Gegner mit dem Schäfermatt ganz schnell als Gewinner entlassen. Als Remisweg möchte ich das kürzeste Patt (Samuel Loyd) zeigen.
Allen drei Beispielen gemein ist, dass es sich hier um Wunschzugfolgen und Zusammenhilfe von beiden Seiten handelt. Aus wissenschaftlicher Sicht müsste man nun alle Eingänge und alle möglichen Spielverläufe untersuchen, um zuerst für jeden Eingang das bereits feststehende Ergebnis zu errechnen und letztendlich die Frage zu beantworten: ist die Grundstellung gewonnen, verloren oder remis!
Aus sportlicher Sicht läuft das so ab: man wählt einen Eingang, dann sagt einem der Gegner welche der durchschnittlich geschätzten 30-40 Ausgänge man nehmen muss, dann darf man wieder selber entscheiden und so weiter...
Da wir bei beiden Varianten noch länger auf verlorenem Posten stehen könnten – siehe Schwierigkeiten der Speicherung etc – müssen wir Menschen nach anderen Möglichkeiten suchen und da kommt uns unsere Improvisierungsgabe zu Hilfe und damit sind wir endlich sin beim Titel der Geschichte und in der antiken Geschichte angekommen. Um aus dem Labyrinth des König Minos mit dem schrecklichen Minotauros entkommen zu können, verwendete der athenische Königssohn Theseus ein ihm von der Tochter des Minos Ariadne mitgegebenes Wollknäuel und befestigte dies am Eingang und entkam nachdem er den Minotauros erschlagen hatte mit Hilfe des Ariadnefaden heil aus dem Labyrinth.
Nun damit verlassen wir die Wissenschaft und kommen zu dem was für mich Schach eigentlich ist:
SPORT – Denksport und zwar ein wunderbarer!
Neben wissenschaftlichen Erkenntnissen braucht es im Sport auch simplen Pragmatismus – wir müssen also den Faden oder die Fäden der Ariadne finden und wir dürfen dabei durchaus kreativ sein und den Faden durchschneiden. Wir haben mit den 7-Steinern einen bereits perfekten Helfer für die Endphase und wir haben auf der anderen Seite eine umfassende Eröffnungstheorie, die uns ebenfalls behilflich ist und wir haben mit den heutigen Computern schon die Möglichkeit auch Mittelspielstellungen weit zu berechnen. Es ist also wahrscheinlich gar nicht nötig alles durchzurechnen, sondern wir sollten uns auf die Suche machen, um die zwei Fäden wieder zu einem zu kombinieren. Ist das anmaßend? Möglicherweise ja, aber da sind wir wieder bei einem anderen Kunstwerk von Michelangelo der Erschaffung Adams:
Ja auch wir sollten unseren Zeigefinger ausstrecken, um vielleicht eine oder sogar die Lösung von Schach zu finden!
Aber das wäre dann doch das Ende des Schachs höre ich verzweifelte Stimmen. Nein, nein denke ich: denn schon heute bieten uns die Weltklassespieler fehlerhafte Vorstellungen bei gelösten Endspielen und zeigen uns damit auf, dass wir Menschen niemals in der Lage sind göttlich zu spielen. Und da wir alle fehlbar sind, bleibt für uns Menschen Schach Sport und ein wunderbarer noch dazu! Genießen wir unsere Fehlbarkeit und fürchten uns nicht vor Maschinen, die wir selber erschaffen haben, uns zu dienen!

Neue Tablebases - Segen oder Fluch?
Ich wollte eigentlich über etwas anderes schreiben, aber aus aktuellem Anlass (gestrige Partie Carlsen-Kramnik im Tal-Memorial) scheint es mir angebracht, auf ein für die Endspieltheorie nicht ganz unwichtiges Thema einzugehen: die Fortentwicklung der Endspiel-Datenbanken, im guten alten "Denglisch" meist als Tablebases bezeichnet. Der technische Fortschritt ist auch in diesem Bereich unaufhaltsam und der neue Stand sieht so aus, dass alle halbwegs praxisrelevanten 7-Steiner allgemein verfügbar sind - vorausgesetzt, man besitzt ein zum (Online-)Abruf der Daten geeignetes Programm der russischen Firma Convekta, z.B. das recht bekannte "Aquarium". Nähere Informationen findet man auf der Website des Herstellers. Dort sind auch einige Beispiele aufgeführt, u.a. ein schwindelerregendes Matt in 545 und ein uraltes Turmendspiel aus dem WM-Match Steinitz-Gunsberg, gespielt am 29. Dezember 1890. Lange Zeit dachte man, dass Gunsberg gewinnen konnte, aber 122 Jahre später wissen wir Bescheid: es war doch remis!
Hinsichtlich der besagten Partie aus dem Tal-Memorial dauerte es nicht ganz so lange, sondern es genügte ein schlichter Knopfdruck bzw. Mausklick, um sofort die endgültige Wahrheit zu erfahren. Um folgende Stellung (Weiß am Zug) geht es:
Bemerkenswert ist zunächst, dass dieses Endspiel überhaupt aufs Brett kam, da Schwarz durchaus brauchbare Alternativen zur Verfügung hatte. Kramnik hatte die Diagrammstellung in den letzten Zügen geradezu angestrebt, schätzte sie also anscheinend als remis ein. Auf den ersten Blick erscheint dies auch gar nicht so unplausibel, da Weiß nicht den zum h-Bauern passenden Läufer hat. Schwarz muss daher "nur" irgendwie den g-Bauern erwischen; dies erweist sich allerdings als unmöglich. Weiß kann mit Zugzwang arbeiten und wird früher oder später den schwarzen Läufer von den kritischen Diagonalen abdrängen. In der Tat gewann Carlsen in der Folge relativ leicht und Kramniks Fehleinschätzung erstaunt schon ein wenig. Auf der Pressekonferenz kommentierte der Weltranglistenerste die kramniksche Abwicklung recht diplomatisch: "This surprised me quite a bit", was in seiner Ausdrucksweise wohl ungefähr so viel bedeutet, dass er schier vom Stuhl fiel.
Früher hätte man das Endspiel vielleicht trotz allem mit einigem Aufwand untersucht (wer weiß, vielleicht gab es doch einen versteckten Remisweg?), aber jetzt spuckt die Maschine zu jeder Stellung alle relevanten Informationen aus. Zur Diagrammstellung erfahren wir zum Beispiel: Matt in 40! Aha. Nun handelt es sich hier noch um einen vergleichsweise seltenen Endspieltyp, aber auch z.B. über das äußerst praxisrelevante Turmendspiel mit zwei Bauern gegen einen ist nun alles bekannt und so manches Lehrbuch muss vermutlich umgeschrieben werden. Wo hört das alles auf? Nach Angaben von Convekta war der Abschluss der 7-Steiner-Analysen (die anderweitig schon seit etlichen Jahren im Gange waren!) eigentlich erst für 2015 vorgesehen, sie hätten das Vorhaben mithilfe eines Supercomputers der Moskauer Universität jedoch innerhalb von nur sechs Monaten abgeschlossen. Über weitere Projekte in dieser Richtung ist noch nichts bekannt, aber es ist zu vermuten, dass auch die 8-Steiner früher oder später in Angriff genommen werden. Dabei muss man sich natürlich im Klaren darüber sein, dass mit jedem zusätzlichen Stein die Komplexität exponentiell anwächst. Neben immenser Rechenkraft sind also auch riesige Speicherkapazitäten notwendig, was neben der technischen Umsetzbarkeit auch eine Frage des Geldes ist. Trotz allem müssen wir damit rechnen, dass auch der nächste Schritt irgendwann bewältigt sein wird, auch wenn es noch Jahrzehnte dauern mag. Dabei muss man sich allmählich aber auch eine "ethische" Frage stellen: Wie weit wollen wir überhaupt gehen? Macht das Ungewisse, Unauflösbare nicht einen Teil der Faszination des Schachspiels aus? Theoretische Frage: Wenn man eine 32-Steine-Datenbank herstellen könnte, sollte man es dann tun? Ich persönlich habe kein gutes Gefühl dabei, aber ich mache mir keine Illusionen: Alles, was technisch machbar ist, wird auch irgendwann von irgendwem umgesetzt werden. Der Mensch an sich ist einfach zu neugierig!

EPO nein danke - ich hab‘ ein Handy!
Ein satirisches Gespräch des Schachspielers Dopow mit seiner Leichtathletikfreundin Ana B.
Dopow: Ana, was machst Du, was spritzt Du da?
Ana: EPO – ich möchte morgen den Wettkampf gewinnen! Bereitest Du Dich gar nicht vor?
Dopow: Doch – ich lade gerade meinen Akku.
Ana: Sag‘ mal ist das nicht gefährlich stundenlang diesen Handystrahlen ausgesetzt zu sein – jetzt sagt doch schon die WHO dass das Krebsrisiko erhöht ist.
Dopow: Aber Ana, ich halte doch das Handy nicht ans Ohr – ich sitze auf der Toilette ...
Ana: Das stinkt doch ...
Dopow: ja, ist aber sicher und nicht gesundheitsgefährdend!
Ana: Aber das ist doch Betrug!
Dopow: Und bei Dir etwa nicht?
Ana: Nein – bei uns nennt man das Chancengleichheit – ohne EPO & Co läuft nichts. Aber immerhin müssen wir hart trainieren und uns im Wettkampf quälen – Du musst nur darauf achten, dass Dein Handy geladen ist und dass Du eine freie Kabine findest.
Dopow: Das ist unser Hauptproblem: es gibt zu wenig freie Kabinen und in der Zeitnotphase ist es schwierig eine zu finden, aber ich gehe dann immer auf die Damentoilette, dort ist fast immer was frei.
Ana: Aber auf der Damentoilette ist doch immer ein Stau!
Dopow: Aber nicht beim Schach!
Ana: Ah – ich verstehe: Schach ist nur was für Männer! Hast Du schon mal daran gedacht, dass die deterministische Natur des Schachspiels keine wirkliche Intelligenz erfordert, da man, zumindest theoretisch, jeden Zug vorausberechnen kann?
Dopow: Deterministisch – was ist denn das wieder für ein Wort – wir Schachspieler sind Künstler, Sportler und Wissenschaftler in Personalunion.
Ana: Super – aber gegen die Computer verliert ihr immer!
Dopow: Gut - Schach wird auf einem endlichem Brett mit einer endlichen Anzahl von Figuren gespielt und ist damit berechenbar - natürlich ist die Schönheit schon da, aber wir legen sie frei, so wie Michelangelo einst den bereits Jahrtausende vorhandenen Adam aus dem Carrara-Marmorblock befreit hat. Das kann auch nicht jeder!
Ana: Ach so - jetzt seid ihr auch noch Genies! Und warum beschäftigt sich die KI-Forschung schon lange nicht mehr mit Schach, sondern mit Robo-Fußball?
Dopow: Ana, Ana: Frauen, Fußball und Intelligenz ... mir wird das jetzt langsam zu viel!
Ana: Jedenfalls hat die Frauenfußball-WM mehr Medieninteresse als Euer Schach!
Dopow: Ok – ich gebe mich geschlagen: kannst Du mir bitte einen Betablocker spritzen!
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