
Ein tolles Jahr für (deutsche) Schachfans
2013 bringt keine Schacholympiade, wahrscheinlich keinen WM-Kampf, und doch verspricht das neue Jahr ein gutes Schachjahr zu werden. Das gilt insbesondere für die deutschen Schachfans: Gleich drei Weltklasseturniere sollen in den nächsten Monaten in Deutschland stattfinden: Am 6.-17. Februar in Baden-Baden mit Anand, Adams, Caruana, Fridman, Meier, Naiditsch und einem ganzen Schachfestival. Am 3.-17. Juli ein FIDE-Grandprixturnier in Berlin und ab 22. Juli das Dortmunder Sparkassen-Chess-Meeting.
Wer im Süden wohnt, hat es nicht weit nach Zürich, wo am 23.Februar bis 1. März Anand, Caruana, Kramnik und Gelfand antreten. Die im Nordwesten können sich einen Abstecher zum ersten Knaller des Jahres in Wijk aan Zee von 12. bis 27. Januar überlegen. Ein Leckerbissen für heimische Fans ist auch das zum zweiten Mal zentral ausgetragene Bundesligafinale am 5. bis 7. April im Schwetzinger Schloss.
Den sportlichen Höhepunkt des Jahres erwarte ich vom doppelrundig mit acht Teilnehmern (Carlsen, Kramnik, Aronjan, Radschabow, Grischtschuk, Swidler, Iwantschuk und Gelfand) ausgetragene Kandidatenturnier am 14. März bis 1. April in London, das eher nicht mit einem Aprilscherz sondern der Kürung von Anands designiertem Nachfolger endet. Dass der 43jährige Inder bei seinem Kraftakt in Wijk aan Zee, Baden-Baden und Zürich mit 29 Partien binnen sieben Wochen wieder seit Jahren vermisste Siegerqualitäten zeigt und sich wieder – seinem Titel gemäß – über die 2800 schwingt, erwarte ich nicht, lasse mich aber gerne eines Besseren belehren. Offenbar ist Anand klar, dass seine beste Chance, zu alter Größe zu finden, jetzt ist, bevor sein Herausforderer feststeht und die nächste WM beginnt, sich im Kopf breit zu machen.
Nach dem starken ersten Quartal wird das Schachjahr etwas ruhiger. Abgesehen von den schon erwähnten Ereignissen erwarten uns das Festival in Biel, FIDE-Grandprixturniere in Lissabon, Madrid und Paris, im August der Weltcup in Tromsö als Generalprobe für die ziemlich genau ein Jahr später dort stattfindende Schacholympiade, und im Herbst dann wieder Bilbao, London und das Moskauer Tal-Memorial, falls es nicht beim voriges Jahr provisorischen Juni-Termin bleiben soll. Der WM-Kampf könnte zwar laut einer früheren Ankündigung der FIDE schon Ende des Jahres in Anands Heimatstadt Chennai über die Bühne gehen. Wahrscheinlicher ist aber 2014 und nach einer Ausschreibung, sobald der Herausforderer in London ermittelt ist.
Gespannt bin ich auch, ob es Andrew Paulson, dem von der FIDE beauftragten Impressario des Grandprix, Kandidatenturniers und der nächsten WM gelingt, die Präsentation des Spitzenschachs zu verbessern. Dass Veranstaltungen wie Linares oder die Amber-Turniere in Monte Carlo und Nizza verschwunden sind, merkt man dem gut gefüllten Kalender jedenfalls nicht an. Für Fans hochklassigen Schachs hat ein gutes Jahr begonnen.

Big Brother-Schach, ja bitte!
Schach als Zuschauersport, geht das? Bei den Dortmunder Schachtagen 1992 in den Westfalenhallen mit Kasparow waren meiner Erinnerung nach tageweise bis zu 1500 Leute da. Das gilt heute als nicht mehr schaffbar. Schließlich haben wir Internet. Wem die Züge genügen, der fährt nicht mehr ins Dortmunder Schauspielhaus, um das Sparkassen-Chess-Meeting zu sehen. Andere Veranstalter setzen gezielt auf online. Und weil einige Anbieter (Fritz-Server, ICC, TWIC...) die rechtlich noch immer nicht geschützten Züge abgreifen, müssen Veranstalterseiten mehr bieten, wenn sie überhaupt wahrgenommen werden wollen. Die WM 2008 in Bonn zeigte einiges, was da möglich ist. Die WM kürzlich in Moskau hat die Standards wieder ein kleines Stück nach oben gehievt.
Andrew Paulson, der neue Vermarkter von WM-Zyklus, Weltcup und Grandprix (die Serie beginnt in zwei Monaten in London), möchte darüber hinaus, wie heute in der FAZ zu lesen ist, auch den Spielort selbst spannender gestalten: Rückzügsräume abschaffen, das Publikum ringsum setzen, die Akteure in einem Boxring spielen lassen. Außerdem ihren Puls messen und ihre Augenbewegungen mit der Kamera erfassen. Big Brother-Schach? Ja bitte!
Noch gespannter wäre ich, wie die Spieler am Brett denken und fühlen. Was hinterher gesagt wird, ist ja alles schon vom Resultat geprägt und bereinigt. Tkatschjew hat vorgeschlagen, sie quasi vom Brett weg twittern zu lassen (es bräuchte nur ein Eingabegerät ohne Empfang). Ich könnte mir vorstellen, dass Spieler eines Tages, wenn sie sich eine Pause vom Brett gönnen, in einem kleinen Nebenraum vor einer automatischen Kamera drauflos plaudern und eine kluge Regie das den Kommentatoren passend einspielt. Auch die Videoberichte nach den Partien würden enorm profitieren und öfter geschaut werden (und es wäre authentischer als die legendären BBC-Master Games der frühen Achtziger, für die Miles, Nunn, Browne und Co nach den Partien im Präsens einsprachen, was sie ungefähr gedacht haben...). Wer nicht nur gut und kämpferisch spielt, sondern auch vor der Kamera authentisch und witzig rüberkommt, würde dann wohl öfter eingeladen als Langeweiler. Aber damit kann ich leben.

Small Slam
Dass Spitzenturniere Spaß machen können, beweist das an diesem Montag zu Ende gegangene Michail-Tal-Gedenkturnier. Von Moskau sollte es für Carlsen und Radschabow gleich weitergehen ins rumänische Bazna. Auch Karjakin, Iwantschuk und Nisipeanu, ja selbst Anand, sind beim "Turnier der Könige" als Teilnehmer aufgeführt. Doch der Wettbewerb, der Ende der Woche losgehen sollte, ist abgesagt. Nur verschoben, hoffen die Veranstalter. Aber im Herbst ist praktisch zu viel los, um noch ein Spitzenturnier in den Kalender zu quetschen. Also ist Bazna wohl zumindest für dieses Jahr ausgefallen.
Nachdem es schon Linares erwischt hat, bleibt von der Grand Slam-Serie heuer wenig übrig. Schliesslich sind London, Moskau, Biel und Dortmund nicht Teil der Serie. Das ist offiziell nur Wijk aan Zee und eben das Finale. Aber deren Ausrichter in Sao Paolo und Bilbao ficht das nicht an. Ihr Turnier zwischen 24. September und 13. Oktober ist gesichert. Kramnik als Sieger von London haben sie schon eingeladen (mal sehen, ob er den Wechsel von Kontinent zu Kontinent dieses Mal mitmachen wird). Carlsen ist nicht nur als Vorjahressieger sondern auch Erster von Moskau eingeladen. Der Sieger von Dortmund soll auch gefragt werden. Und Anand als Weltmeister.
(aktualisiert am 21. Juni)

Von Dortmund nach Wien

Hallo Dortmund!

Schon 17 drüber

2716
Das ist Arkadi Naiditschs neue Zahl. Unter sämtlichen Spielern in den Top 100 hat er den größten Sprung nach oben gemacht. So viel Elo hatte noch kein Deutscher (hier die derzeit besten 100 Deutschen). Freilich sind Naiditschs Leistungen mit denen Laskers oder Hübners nicht direkt vergleichbar. Dass er dank seiner Riesenleistung in der Bundesliga (13,5 aus 15) einen Sprung macht, war abzusehen. Ihm kommt nun zugute, dass das von ihm mit 8,5 aus 9 gewonnene Open in Deizisau auch bereits ausgewertet ist. Dabei hat sich Naiditsch zuletzt nicht voll auf sein Schach konzentriert und auch seine Fitness schleifen lassen: In Anspruch nahmen ihn fortgesetzter Ärger mit den Funktionären des Deutschen Schachbunds, ein Computeranalyse-Magazinprojekt namens Chess-Evolution und der Launch seiner Website Chesstotal (die er zwischendurch den anderen deutschen Nationalspielern und -spielerinnen zur gemeinsamen Selbstdarstellung anbot, worauf aber kaum jemand einging und auf der Seite tat sich dann auch zuletzt wenig außer der Aktualisierung des lobenswerten Turnierkalenders). Die hohe Zahl und Platzierung unter den ersten 30 der Welt täuschen über Naiditschs wahres aktuelles Leistungsvermögen. Den Elosprung verdankt er seinem gnadenlosen Ausdrücken von Spielern bis etwa 2600. Auf Stärkere traf er zuletzt bei der EM und konnte nicht überzeugen. Bemerkenswert ist auch, dass der Dortmunder ausgerechnet auf dem Höchststand seiner Elokurve von den eigentlich ziemlich elogeilen Veranstaltern in seiner Heimatstadt geschnitten wird. Spekulationen, dass Naiditsch wegen Fehlverhaltens nicht eingeladen ist, hat Turniersprecher Michael Meinders dementiert. Nach der 2010er-Auflage habe man sich entschieden, die beiden Letztplatzierten nicht mehr einzuladen. In Zukunft sei Naiditsch sicher wieder ein Kandidat. Von seiner Seite ist zu hören, dass er nicht überkreuz mit den Veranstaltern sei. Er werde sicher mal vorbeischauen.

Heißer Tanz in den Mai
An diesem Samstag endet die Bundesligasaison mit dem Stichkampf zwischen SF Berlin und PHF* Griesheim um den Klassenerhalt. Man trifft sich auf halbem Wege zwischen Hannover (Ilja Schneider) und Poznan im Rathaus Schöneberg. Zuschauer sind auch online willkommen. Der Gastgeber plant zusätzlich einen Liveticker. Vor dem schachlichen Showdown sind beide Mannschaften beschäftigt, aktuelle Turnierwebsites zu studieren, um herauszufinden, wer vom anderen Team gerade verhindert ist und auf wen man sich darum vorbereiten sollte. Die Berliner sind nach Elo und aufgrund des 5,5:2,5 im direkten Vergleich favorisiert. Mannschaftsführer Rainer Polzin ist wohl noch besoffen vom Schlussrundenkrimi und erwartet "Maximale Spannung". Geht es 4:4 aus, entscheidet die Berliner Wertung. Womit der Farbauslosung unmittelbar vor Spielbeginn einige Bedeutung zukommt, prädestiniert Weiß an den ungeraden Brettern doch für einen Sieg nach Berliner Wertung (fairer wäre wohl, was ich mir als Kind spontan darunter vorgestellt hätte: einen Riesenberg Krapfen, Faschingsküchle, Pfannkuchen oder eben Berliner auszupacken,und welches Team mehr davon verdrückt, gewinnt...). Wer verliert, ist am Tag darauf quasi schon an der richtigen Stelle, um sich abzureagieren. Der Sieger darf sich nächste Saison mit Trier, vielleicht Remagen und den starken Aufsteigern Dortmund und Hockenheim (die beiden anderen, Tegel und Dresden, dürften wenig Chancen haben) um den Klassenerhalt prügeln. So oder so ist und bleibt die Liga eine ziemlich westliche Angelegenheit. Mit zwei (falls sich Griesheim durchsetzt) oder drei Ausnahmen drängeln sich alle Erstligavereine im westlichen Drittel der Republik. Das größte Bundesland Bayern ist gar nicht vertreten, das bevölkerungsstärkste NRW stellt dagegen fast die Hälfte der Teams.
*Polnisch-Hessische Freundschaft, früher bekannt als Polonia Griesheim
Wir wissen nichts von Absprachen
Alles redet vom Betrug mit Computerhilfe und wie man ihn verhindern, entdecken, beweisen, bestrafen und (wohl besser nicht nur häppchenweise) kommunizieren soll. Was ist mit dem nicht erst seit die Computer so stark geworden sind, dass auch Spitzenspieler von signalisierten Zügen profitieren, latenten Betrug durch Partieabsprachen? Es ist ein offenes Geheimnis, dass zwei Teilnehmer des nächsten Monat anstehenden Kandidatenturniers während eines Ausscheidungsturniers laut Überzeugung nahezu aller dabei anwesenden Kollegen das Resultat ihrer Begegnung, sagen wir mal, optimiert haben. Wie bereits in der FAZ geschildert haben diese Kollegen den Fall und die Indizien noch am Ort diskutiert und sich geeinigt, dass keiner von ihnen den schwerwiegenden Verdacht an die Öffentlichkeit bringt, damit sich keiner persönlich verbrennt oder Sanktionen durch die FIDE, die die mutmaßliche Partieabsprache anscheinend duldete, riskiert. Die Dortmunder Schachtage, die gerade ihr Teilnehmerfeld (Kramnik, Nakamura, Ponomarjow, Le, Giri, Meier) und ihren Termin (21.-31.7.) bekannt gegeben haben, haben mir durch ihren Pressesprecher Michael Meinders mitgeteilt, dass im Zusammenhang mit dem Sparkassen Chess Meeting 2010 vom Organisationsteam keine Untersuchungen wegen Betrug durch Partieabsprachen unternommen worden und auch keine Betrugsversuche bekannt seien. Ich schließe daraus, dass es auch keinen Zusammenhang mit der in der Presseaussendung nicht kommentierten Nichteinladung eines Dortmunder Großmeisters gibt.

Leko feilt am Comeback - aber nicht in Dortmund
Was bisher über das Teilnehmerfeld der diesjährigen Dortmunder Schachtage nach außen sickert (Le Quang, Nakamura!, Giri!!, ein deutscher Spieler, der nicht Naiditsch heißt!!!), deutet auf ein Umdenken hin. Der seit über einem Jahrzehnt trotz schon seit längerem unbefriedigenden Ergebnissen gesetzte Peter Leko wird trotz seines Dortmunder Managers Carsten Hensel heuer nicht dabei sein.
Was macht der Ungar, der von 20 bis 30 praktisch ständig in den Top Ten war und nun auf Rang 26 abgerutscht ist, eigentlich? Seit der Schacholympiade hat man von dem 31jährigen nichts gehört. Schon in Chanti-Mansisk wollte Leko eigentlich nicht mitspielen, hat sich aber breitschlagen lassen. Seine Website wird schon seit 2009 nicht mehr aktualisiert. Nun gönnt er sich, was er schon nach seinem knappen, durch ein Unentschieden gegen Kramnik verlorenen WM-Kampf 2004 hätte tun sollen, eine schöpferische Pause. Nicht weil er Vater würde, auch nicht für eine größere Reise, sondern einfach, um wieder frische Ideen und frischen Mut zu tanken. Jahrelang bestritt er fast ausschließlich Weltklasseturniere und konnte zuletzt gegen starke Konkurrenten, obwohl es ihm an Spielverständnis sicher nicht fehlt, kaum noch gewinnen. Obwohl er kämpfte, hängt ihm wegen seiner vielen Remis und allzu soliden Eröffnungen das Image des Langweilers an. Nun trainiert er zuhause in Szeged, kriegt gelegentlich Besuch von Analysepartnern wie Berkes und Balogh (ob er auch seinerseits wieder Kramnik wie bei der WM 2008 als Sekundant im Kandidatenturnier hilft, ist nicht bekannt) und rüstet sich mit hoffentlich mutigeren Varianten fürs Comeback. Voraussichtlich in der zweiten Julihälfte, aber eben nicht in Dortmund sondern bei der Mannschafts-WM im chinesischen Ningbo.
2010 im Schnelldurchlauf
Los ging es mit der Mannschafts-WM im türkischen Bursa und einem Favoritensieg Russlands. Überraschend holten die USA mit dem überragenden Nakamura und Indien, obwohl ohne Anand, die Medaillen vor den höher eingeschätzten Team aus Aserbaidschan und Armenien. Den besten Start des Jahres erwischte Alexei Schirow in Wijk aan Zee mit fünf Siegen en suite. Am Ende wurde er dann doch noch überholt von dem trotz seiner erst 19 Jahre seit 1.Januar Führenden der Weltrangliste Magnus Carlsen. Die B-Gruppe wurde eine Beute des nächsten Carlsen, des 15jährigen Anish Giri.
Weltmeister Anand riss sich in Wijk aan Zee bei seinem letzten Test vor seinem Titelkampf kein Bein aus und holte seine üblichen plus zwei. Anders einen Monat später Wesselin Topalow: Mit unberechenbarem, hoch riskantem Schach gewann der Herausforderer in Linares, wo allerdings weder Carlsen, Anand noch Kramnik am Start war. Das wahrscheinlich stärkste Open des Jahres gewann der 18jährige Vietname Le Quang Liem. Während die Nationalspieler bei der EM in Rijeka unter ferner liefen mit ansahen, wie der 19jährige Jan Nepomnjaschtschi als Nummer 35 der Setzliste Europameister wurde, holte sich ein anderer Junior, der 18jährige Hamburger Schüler Nicolas Huschenbeth den deutschen Titel.
Korruption ist im Weltschach sonst eher auf Funktionärsebene ein Problem. Hoffnungen auf Veränderung nährte die Kandidatur von Anatoli Karpow um die FIDE-Präsidentschaft mit maßgeblicher Unterstützung von Garri Kasparow und dessen Draht zu Financiers im Westen. Das Turnier im rumänischen Bazna mauserte sich zum Elitewettbewerb. Der Sieger hieß einmal mehr Carlsen. Derweil eskalierte ein seit längerem schwelender Streit zwischen den Nationalspielern und dem Deutschen Schachbund um Honorare und die Bedingungen für Profis in Deutschland. Dazu gehört etwa auch, dass in Dortmund nur Naiditsch willkommen ist (das unzureichend gemanagte Turnier gewann heuer Ponomarjow) und in Mainz, dem Treffpunkt des Schachs in Deutschland, aufgrund der Wirtschaftskrise das Programm auf zweieinhalb Tage eingedampft werden musste.
Bei der Schacholympiade holte dann eine Ersatzauswahl mit Platz 64 das mit Abstand schlechteste deutsche Ergebnis. Im sibirischen Chanti-Mansisk enttäuschte auch Gastgeber Russland und musste Gold den leidenschaftlicheren, von einem entfesselten Wassili Iwantschuk angeführten Ukrainern überlassen. Dafür dominierten die Russinnen den Frauenwettbewerb. Bei der FIDE-Wahl unterlag Karpow mit praktisch der selben Marge wie vier Jahre zuvor Bessel Kok gegen Kirsan Iljumschinow, dessen Hintermänner seit 1995 in die eigenen Taschen wirtschaftend das Chaos verwalten.
Kurz danach schockte der Norweger, dessen WM-Sieg für viele nur eine Frage der Zeit ist, mit dem Rücktritt aus dem im Frühjahr anstehenden Kandidatenturnier. Keinen klaren Sieger gab es in Moskau. Aronjan (der anschließend die Blitz-WM gewann), Mamedscharow und Karjakin teilten am Ende Platz eins. Das wäre nach der üblichen Wertung auch in London der Fall gewesen. Weil ein Sieg dort aber drei Punkte wert war, wurde Carlsen vor McShane und Anand zum Sieger erklärt. Zwischendurch setzte Marc Lang, FIDE-Meister aus Günzburg, mit einem Blindsimultan gegen 35 Gegner das deutsche Schachhighlight des Jahres. Die Frauen-WM im türkischen Antakya wurde von den Chinesinnen dominiert. Den Titel holte sich die 16jährige Hou Yifan, so dass sie sich künftig wohl öfter mit Männern messen darf.
Russischer Meister wurde nach einem Stichkampf, in dem es nur Remisen gab, und obwohl er zuvor im regulären Vergleich gegen den gleichaltrigen Karjakin unterlegen war, der mittlerweile 20jährige Nepomnjaschtschi. An die Weltranglistenspitze kehrt aber, nachdem zwischenzeitlich Anand vorne war, Carlsen (ebenfalls 20) zurück.
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