
150 Jahre Streichholz – Ohne Feuer kein Schach
Diese Fragen sind natürlich so alt wie die Menschheit oder wie das Schachspiel selbst (je nachdem, was von beiden zuerst da war).
Es gibt Menschen, die machen all sowas, und ich bewundere sie. Sie analysieren sogar ihre Partien – ohne Fritz! Unheimlich genug, aber manchmal fehlt mir einfach die Disziplin, um wirklich mal wieder „etwas zu tun“.
Ein netter Schachfreund brachte mir gerade drei schöne Bücher vorbei, für den besseren Durchblick in einer hübschen Variante. Zeit hätte ich vielleicht sogar, sie gut zu studieren, aber auch hier – wo ist bloß die Energie, um meine Zeit auch für Schach zu nutzen? Eigentümlich! Aber auch andere Dinge locken, die Zeit vergeht mit diesem und jenem, und dann haben wir plötzlich schon wieder eine lange Zeit nichts mehr (in Worten: nichts mehr) für Schach getan. Liegt es an der schlechten letzten Saison? Oder liegen die Gründe tiefer?
Alles ist natürlich auch eine Frage der Motivation – schon klar. „Man ist, was man tut“, heißt es, und wenn man nicht mehr viel trainiert und lieber auf dem Rasen in der Sonne schläft, dann wird einem das wohl auch wichtiger sein als das Training.
Bedrohlich scheint allerdings eine Frage: vielleicht ist Schach einfach nicht mehr so wichtig? Nicht mehr so wichtig wie früher, als der Biss noch da war? Heute, mit der Gemütlichkeit des Alters, reizt zwar immer noch die Aussicht auf eine gewonnene Partie und den vollen Punkt. Aber irgendwie fehlt der Biss, das Feuer und der Schwung, um schon vor der Partie etwas dafür zu tun und sich reinzuknien. Schade! War es das also schon mit dem Schachsport?
Ok, genug lamentiert und gegrübelt. Die Leser klicken ja schon aus lauter Verzweiflung die Werbebanner an! – In kurzen Worten darum: was könnte also helfen gegen diesen schachlichen Schwermut? Drei mannhafte Alternativen bieten sich an:
Man könnte mit dem Schachspielen aufhören und so all diesen Nöten entfliehen. Lieber also doch auf dem Rasen liegen als am Schachbrett zu knobeln? Und nicht mehr zu Turnieren fahren und das Geld für die Übernachtung sparen? Das wäre eine Option. Ein alter Schachfreund hat vor einem Jahr diesen Schritt gemacht – noch vermisst er die langen Sonntage beim Mannschaftskampf nicht.
Oder man könnte den Ansatz ändern und spielen, ohne dass man sich noch um Punkte und Verluste kümmern würde – wäre das nicht die totale Freiheit? Wow. (Der geheimnisvolle Krennwurzn lässt grüßen mit dem schönen Motto: „Erfreue Dich am Spiel, nicht an der Ratingzahl!“ Wie schon gesagt – totale Freiheit!)
Aber ganz im Vertrauen: kann man das denn aushalten, ganz schwerelos zu spielen und dann immer und immer wieder von der Niedersächsischen Schachjugend vernascht zu werden? Würde es uns wirklich nicht kümmern? Ich glaube, (noch) geht das nicht.
Vielleicht bietet sich darum die dritte Option an, und die ist vielleicht die härteste und schrecklichste Alternative: raus aus dem Tran und ran ans Training. Aber ernsthaft! Felix Magath für alle, oder „Trainiiierrren, trainiiierrren, trainiiierrren“, wie mir der Lübecker IM Sergei Salov einmal ins Ohr raunte.
Mag sein, dass mit einem ernsthafteren Training auch wieder der BISS und der Ansporn zurückkehren – einfach so, als guter Nebeneffekt. Ziele setzen, und nicht mehr so viel zweifeln – keine Agonie mehr.
Mag auch sein, dass es sogar hilft, Rating-Ziele zu setzen, um sich wieder aufzurappeln. Am besten scheint mir aber, den Spaß am Spiel in den Vordergrund zu stellen. Ich weiß, das klingt jetzt sowas von abgelutscht, aber – das ist es doch eigentlich, weshalb wir überhaupt spielen, oder? Eine schöne DWZ macht froh und sichert einen guten Platz in der Mannschaft. Aber eine spannende Schachpartie, eine neue Eröffnung mit Risiko und neuen Bildern, vielleicht sogar eine am Ende verlorene Partie, auch das gehört dazu. Kann sein, dass es sogar einen größeren Kick gibt als alles andere:
Steffens – Reefschläger 0:1, Deutsche Meisterschaften Binz 1994
Auf in den Kampf also. Spielen wir. Spielen wir. Spielen wir. Ach ja, und dann noch dies: Adieu DWZ!
Heute müssen wir die Antwort leider schuldig bleiben, aber – beizeiten kommen wir nochmal darauf zurück. Vielleicht!
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