
In weiter Fernschach, so nah!
Wenn Du zum Fernschach gehst, vergiss das Porto nicht - Friedrich Nietzsches alte Schachweisheit wurde mittlerweile von der Wirklichkeit wuchtig eingeholt, doch wie hätte der große Philosoph das vor über hundert Jahren auch wissen sollen? Seit das Internet, die Email und Whatsapp rulen, brauchen die gemeinen Fernschachspieler keine Portokasse mehr und erst recht keine Briefmarken. Mit modernster Technik werden ihre Fernzüge bis in den letzten Winkel des Erdenballs übertragen und erreichen die Schachfreunde im Himalaya, in Hongkong und Hannover in Windeseile - selbst wenn sie das Porto mal vergessen.
Doch obgleich die guten Züge beim Fernschach nur so durch die Lüfte fliegen - auch hier muss verwaltet werden, geplant, konzipiert, arrangiert, und so gibt es in diesem Bereich ebenfalls einen Weltschachbund, eine Fernschach-FIDE sozusagen, und dieser traf sich in der vergangenen Woche im schönen Bremen an der Weser. Eingeladen zum Welttreffen der ICCF (International Correspondence Chess Federation) hatte wie schon vor zehn Jahren der BdF (Deutscher Fernschachbund), der in diesem Jahr sein siebzigjähriges Jubiläum begeht - dazu noch herzlichen Glückwunsch aus der Nahschach-Redaktion des Schachwelt-Blogs!
Fernschach, ich war noch nie ein großer Freund davon, leider, doch hat das mit dem Fernschach und dem Versenden von Zügen ansich nichts zu tun. Allein, schon in jungen Jahren war es mir sehr unheimlich, wenn meine Gegner soviel Zeit und Muße hatten, um ihre Antwortzüge auch in komplizierten Stellungen tagelang zu bedenken - wie sollte ich da mit meinen Jahrmarkttricks jemals noch punkten können?
Die lange Bedenkzeit beim Fernschach, das war also nichts für mich, selbst damals, als es - Schachjugend aufgemerkt! - noch gar kein Internet gab und auch nur sehr wenige Computer. Heutzutage hat sie ja eigentlich jedermann, diese kleinen Silikonknechte, die sich für uns durch die vierundsechzig Felder und zweiunddreißig Figuren beißen, und mit diesen Computern sind wir jetzt theoretisch alle Titanen der Schachkunst.
Niemand patzt mehr wüst herum, kein Mensch stolpert noch in eine dumme Bauerngabel, wenn es viel Zeit gibt zum Überlegen, und das Schachprogramm bei möglichen Fehlern schon Stunden vorher wild blinkend zu warnen beginnt. Ich habe das Gefühl, das ganze Spiel wird dadurch so intellektuell und so verantwortungsvoll, dass vom wirklichen Spielen leider nicht mehr so richtig viel übrig bleibt. Aus lauter Vorsicht würde ich gar nicht mehr ziehen und müsste wohl jede Partie auf Zeit verlieren. Schade! Doch bleibt mir noch das Nahschach, Turnierschach, das krude Blitzen, und heidewitzka! das tollhäusige Tandemschach.
Manche aber, viele sogar mögen das Fernschach, anders als ich sind sie geduldig und vorsichtig genug dafür. Gewiefte Strategen, die sie sind, bohren sie sich in komplexe Stellungen hinein und locken ihre nichtsahnenden Gegner in die filigranen Tiefen der Holländischen Verteidigung, um dort als Menschen Vorteile zu erspähen, die ihre Gegenüber im Himalaya, in Hongkong oder sogar in Hannover selbst mit einer Horde von dampfenden Computern nicht rechtzeitig erspüren würden. Das ist hohe Kunst, das ist langsames Jagen, Schach in der Kunst des Bogenschießens. Für diese Jagd braucht man fürwahr einen langen Atem, oft für mehrere Jahre! bei nur einer Partie, und muss dennoch darauf eingestellt sein, dass sehr viele Begegnungen bei guter Gegnerschaft mittlerweile mit einem tief ausgeschürften, erdigen Unentschieden enden. Doch ist nicht der Weg das Ziel? Die Spannung bleibt.
Wichtig ist, dass es spannend ist. (Foto: OSt)
In weiter Ferne? So nah!
Nun also kam das Fernschach nach Bremen, und für eine gute Woche tagte der Kongress und stellte turniertechnische Weichen für die kommenden Jahre. Zur Erbauung lud man abends zum Schachspiele, und sowohl bei einem elfrundigen Blitzturnier als auch bei einem Schnellschach-Wettkampf konnten Gäste aus Bremen und umzu dazustoßen und mit den Fernschachspielern over the board um die Wette tüfteln.
Ich war natürlich gewarnt und daher vorsichtig - wie man ja weiß, dauern Fernschachturniere oft mehrere Jahre, und sei es auch nur Blitz, man weiß ja nie! You can check out, but you can never leave, wie im Hotel California? Soviel Zeit hatte ich dann wiederum nicht.
Leicht sorgenvoll betrat ich daher am Dienstagabend die stilvollen Räumlichkeiten des schicken Radisson Blu Hotel, doch bald schon hatten mich sowohl der Turnierleiter als auch der umsichtige BdF-Präsident Uwe Staroske beruhigt. Nach elf Partien und schon vor Mitternacht würde Schluss sein! Nach dieser glaubhaften präsidentiellen Versicherung trug ich mich zusammen mit rund 30 anderen Blitz-Spezis, darunter mit Ralf Mulde, Marco Jostes und Andreas Calic auch drei weiteren locals aus Bremern, voller Vertrauen in die Teilnehmerliste ein.
(Bleiben Sie dran - Teil zwei folgt!)

Termine und Events im Fernschach
Das Jahr 2016 ist für den Deutschen Fernschachbund e.V. (BdF) mit einem besonderen Jubiläum verbunden - er feiert sein 70-jähriges Bestehen. Das ohnehin in jedem Jahr volle Veranstaltungsprogramm ist in 2016 noch ein bisschen breiter angelegt - nicht nur, aber auch wegen des besonderen Anlasses.
Vom 14. bis zum 20. August 2016 findet in Bremen der Kongress des internationalen Fernschachbundes ICCF statt. Nach zuletzt 2006 kommen damit wieder zahlreiche Fernschachspieler aus aller Welt nach Deutschland. Der BdF tut sein Bestes, um ein guter Gastgeber zu sein. Auf der Website des Verbandes ist ein Countdown-Zugang zu speziellen nationalen Kongressseiten angebracht, sodass interessierte Besucher schon einmal einen Blick nach vorne werfen können.
Das 61. Deutsche Fernschachtreffen findet im Oktober des Jahres in Rotenburg (Wümme) statt, hoch im Norden Deutschlands. Es steht unter dem besonderen Motto "Fernschach meets Nahschach". Zum Programm zählen ein 5-Runden-Turnier am Brett und ein Blitzturnier, zu dem auch Gäste herzlich eingeladen sind. Auch zu dieser Veranstaltung gibt es einen Countdown-Zugang auf der BdF-Website, der zu den geschaffenen besonderen Veranstaltungsseiten führt.
Und nicht zuletzt ist ein besonderes Turnier ausgeschrieben worden, das nur im Abstand mehrerer Jahre ausgespielt wird - der Deutsche Fernschachpokal. Auch dieses Großereignis steht allen Schachfreundinnen und Schachfreunden in Deutschland offen. Eine Teilnahme ist möglich, ohne eine Mitgliedschaft beim BdF einzugehen. Auf den besonderen Schachwelt-Seiten zum Fernschach sind weitere Informationen zu finden (Schach/Fernschach/Aktuelles). Die offizielle Ausschreibung mit allen Infos zum Turnier steht auf der Website des BdF bereit (www.bdf-fernschachbund.de).

Neuer Deutscher Fernschach-Mannschaftsmeister ist ermittelt
Der SV Osnabrück von 1919 e. V. ist 10. Deutscher Fernschach-Mannschaftsmeister! Herzlichen Glückwunsch dem Team und damit den Spielern Gerhard Müller (zugleich Mannschaftsführer), Klaus Kögler, Heinrich Repp und Matthias Rüfenacht!
Für die Osnabrücker ist dies bereits der vierte Titelgewinn nach den Spielzeiten 2001/2003, 2005/2007 und 2007/2009. Seit der vierten Spielzeit 2001/2003 haben sie mit einer einzigen Ausnahme in jeder Meisterschaft das Podium erreicht. So erfolgreich hat bisher kein Team die Deutschen Fernschach-Mannschaftsmeisterschaften bestritten.

25. Deutsche Damen-Fernschachmeisterschaft
Der Weltfernschachbund ICCF wird auf dem Kongress 2015 darüber entscheiden, ob ab dem 1. Januar 2016 die internationalen Damentitel (Ladies Grandmaster etc.) abgeschafft werden sollen. Als Begründung wird angeführt, dass die Damentitel eine ungerechtfertigte Diskriminierung darstellen.
Im nationalen Fernschach im Bereich des Deutschen Fernschachbundes e.V. (BdF) wird an eine solche Maßnahme nicht gedacht. Die Damentitel werden als eine Bereicherung des Turnier- und Titelangebotes für die Spielerinnen angesehen.
Aktuell kann für die 25. Deutsche Damen-Fernschachmeisterschaft die Turniermeldung abgegeben werden. Die Meldefrist endet am 19. April 2015, der Turnierstart ist für den 1. Mai 2015 vorgesehen. Alle Spielerinnen, die ihren ständigen Wohnsitz in der Bundesrepublik Deutschland haben, sind herzlich zur Teilnahme an dieser Meisterschaft eingeladen. Es ist keine Mitgliedschaft im Deutschen Fernschachbund e.V. (BdF) erforderlich. Es wird kein Startgeld erhoben.
Die vollständige Turnierausschreibung kann auf der Homepage des BdF unter www.bdf-fernschachbund.de eingesehen werden.

Anmerkungen zum Pattsieg
In der Zeitschrift "Schach" ist zuletzt eine dreiteilige Artikelserie von Arno Nickel erschienen, mit dem Titel "Die Unbesiegbaren - Dem Fernschach droht der Remistod" (Ausgaben 7, 8 und 10/2013). Mein Kollege Uwe Bekemann hatte schon nach Erscheinen des ersten Teils hier im Blog kritisch Stellung bezogen. Inzwischen ist bekannt, welche Lösung Herrn Nickel zur Bekämpfung des im Titel beschriebenen Problems vorschwebt. Sein Vorschlag würde zu einer starken Beeinflussung meines Spezialgebiets, des Endspiels, führen, so dass ich mich berufen fühle, Position zu beziehen.
Vielleicht kennen nicht alle "Schachwelt"-Leser die besagte Artikelserie, aber ihr Inhalt lässt sich relativ leicht zusammenfassen: Vor allem in den Spitzenturnieren des Fernschachs lässt sich eine tendenziell immer höhere Remisquote feststellen, Größenordnung 80-90 Prozent. Hierdurch verlieren die Wettkämpfe nach Nickels Ansicht erheblich an Reiz. Als Ursache sieht er den immer stärkeren Einfluss des Computers, mit dessen Hilfe alle Gefahren schon weit im Voraus erkannt und bekämpft werden können. Sein Vorschlag sieht nun wie folgt aus: Das Patt soll nicht mehr als Remis gewertet werden, sondern mit dem Ergebnis von ¾:¼ zugunsten des Pattsetzenden ("Pattsieg"). Dies habe bereits Lasker empfohlen. Die Wertung des Patts als Remis sei unlogisch und ungerecht, weil eine Seite sich ein Übergewicht (materiell oder positionell) erarbeitet habe und trotzdem mit nicht mehr als einem halben Punkt belohnt werde. Die Änderung führe außerdem zu einer erhöhten Komplexität vor allem des Endspiels und der Einfluss der Schachprogramme werde durch die Umstellung ausgebremst.
An diesem Vorschlag erstaunt mich zunächst vor allem eines: Das Ausgangsproblem war das Fernschach, und dort eigentlich auch nur das Spitzenniveau. Die Lösung ist aber keineswegs Fernschach-spezifisch, sondern es sollen die allgemeinen Schachregeln geändert werden. Die Konsequenz dieser Gedankenführung leuchtet mir überhaupt nicht ein. Dem allergrößten Teil der weltweit aktiven Schachspieler dürfte es herzlich egal sein, ob in einzelnen Fernschachturnieren die Remisquote etwas höher oder niedriger ist (Nickel wäre schon mit einer Veränderung von 5-10 Prozent zufrieden!). In diesem Zusammenhang sollte man sich vor Augen halten, dass Arno Nickel selbst zur Fernschach-Weltspitze gehört, die geschilderten Probleme also ihn persönlich betreffen. Schade für ihn, aber muss man deswegen die ganze Schachwelt auf den Kopf stellen? Ich spiele selber auch Fernschach und habe daher eine gewisse Grundsympathie für die sicherlich gut gemeinten Rettungsbemühungen, aber meiner Meinung nach wird das Problem maßlos übertrieben. Es ist richtig, dass Fernschach in seiner hergebrachten Form nach und nach an Bedeutung verlieren wird, aber das ist kein Grund zur Verzweiflung. Anstatt über den nahenden Tod des Fernschachs zu lamentieren, könnte man sich auch darüber freuen, dass es aktuell trotz aller Unkenrufe immer noch einigermaßen am Leben ist. In Zukunft wird man sich eben in andere Richtungen orientieren müssen, z.B. wurden mit enginefreien Turnieren gute Erfahrungen gemacht und es gab meines Wissens kaum Betrugsfälle. Zur Vermeidung von Wiederholungen verweise ich noch einmal auf den Beitrag von Uwe Bekemann, der bereits einige Wege aufgezeigt hat.
Schon Michael Negele hat in "Schach" 8/2011 verschiedene Regeländerungen vorgeschlagen, u.a. ebenfalls den Pattsieg. Dieser laut Nickel "hochinteressante Aufsatz" hat mich damals vorne und hinten nicht überzeugt und die "Schach"-Leser haben "in seltener Einigkeit" (so die Zusammenfassung der Redaktion) allen Reformgedanken eine Absage erteilt. Umso unverständlicher, dass die Redaktion nun erneut viele Seiten zur Verfügung stellt, um einen der abgelehnten Reformvorschläge einfach noch einmal vorbringen zu lassen. Wie es ein Leser bereits schön formuliert hat, sind die geltenden Schachregeln "der Heilige Gral des Spiels". Dem kann ich nur beipflichten. Was Lasker vor rund 100 Jahren, also in der Anfangsphase des sportähnlichen Wettkampfschachs, vorgeschlagen hat, spielt heute keine Rolle mehr. Inzwischen wurde mit den uns bekannten Regeln Schachgeschichte geschrieben, Weltmeister wurden gekrönt, zahllose Bücher verfasst usw. Dies kann man nicht einfach über den Haufen werfen, schon gar nicht aus vergleichsweise nichtigem Anlass. Eine Änderung der Schachregeln im engeren Sinne ist ultima ratio, auf deutsch: alleräußerstes Mittel. Eine Notwendigkeit hierfür kann ich noch lange nicht erkennen.
Die praktischen Implikationen der Regeländerung scheinen mir zudem schlecht durchdacht. Nickel tröstet uns damit, dass "die Eröffnungsliteratur durch den Pattsieg (...) nicht komplett neu geschrieben werden müsste". Nun gut, das versteht sich von selbst. Viel schwerwiegender wären natürlich die Auswirkungen auf die Endspieltheorie, die von Nickel nur oberflächlich beleuchtet werden. Auch wenn er ein wenig abzuwiegeln versucht, dürfte es doch eindeutig sein: Jedes Endspielbuch wäre reif für die Tonne. Wenn schon die Einschätzungen von Bauernendspielen nicht mehr stimmen, kann man auch den Rest vergessen. Halten wir uns zur Verdeutlichung ein paar Elementarendspiele vor Augen: K+B gg. K ist mit der neuen Regel immer mindestens "pattgewonnen", auch mit einem Randbauern. K+L gg. K und K+S gg. K soll hingegen laut Nickel weiterhin remis sein, "denn es kann im Leben ja nicht immer gerecht zugehen". Ah ja. Hatte er nicht zuvor noch mit dem Argument der Gerechtigkeit gearbeitet? Endspiele mit Figur+Bauer gegen Figur werden für den Verteidiger zumindest schwieriger. Oft wird die stärkere Seite krampfhaft versuchen, das Figurenpaar abzutauschen (selbst wenn das Bauernendspiel nach gewohnten Maßstäben remis wäre), was dem Endspiel einen recht eigenartigen Charakter verleihen dürfte. Viele tausendfache geübte und tief verinnerlichte Mechanismen würden nicht mehr greifen. Unklar ist mir auch, was passiert, wenn das Patt nicht mehr vermeidbar erscheint: Gibt es dann eine "Pattaufgabe", die der Gegner auch ablehnen kann, um auf den ganzen Punkt zu spielen? Oder ein "Pattangebot"?
Überhaupt stellen sich in Bezug auf das Regelwerk diverse Fragen. Wie geht man denn z.B. mit Zeitüberschreitungen um? Immerhin kann man ja auch mit dem blanken König pattsetzen, siehe Diagramm ganz oben! Dies würde seltsame Blüten treiben: K+D gg. K wäre im Fall einer ZÜ der stärkeren Seite wie gewohnt remis, K+D+Randbauer gg. K hingegen "verloren", denn der Gegner könnte ja theoretisch mit einer Serie regelkonformer Züge noch pattsetzen. Es lassen sich zahlreiche weitere Varianten vorstellen, in denen es immer wieder fatal wäre, einen Randbauern zu besitzen. Absurd, oder?
Es ist einzuräumen, dass das Patt ein gewisses Paradoxon darstellt, aber macht nicht gerade das Paradoxe einen großen Teils des Reizes des Schachspiels aus, z.B. wenn eine materiell klar unterlegene Partei sich auf überraschende Weise ins Remis rettet? Wie viele zauberhafte Studien beruhen auf solchen Motiven? Und dass Materialvorteile wie zwei Springer oder falscher Läufer+Randbauer gegen den nackten König nicht gewinnen, mag zwar intuitiv etwas unbefriedigend erscheinen, aber man weiß es ja im Voraus und muss eben sein Spiel entsprechend einstellen. Auch darin sehe ich kein durchschlagendes Argument. Ich sehe eher die Gefahr, dass nach der Regeländerung sich kaum noch jemand trauen würde, Material zu opfern, weil das Materialverhältnis gegenüber anderen Faktoren an Gewicht gewinnen würde. Wollen wir das wirklich?
Ganz abgesehen davon habe ich auch erhebliche Zweifel, ob sich mit Einführung des Pattsieges überhaupt ein nennenswerter Effekt ergeben würde. Zur Einnerung: Es geht eigentlich um die Remisquote im Spitzenfernschach! Natürlich wären Engines und Tablebases erst einmal "verwirrt", aber na und? Nach kurzer Zeit gäbe es sicherlich neue Engines und neue Tablebases und man wäre wieder am selben Punkt angelangt wie vorher. Und die vielen anderen Remisgründe, die mit der Pattmöglichkeit nichts zu tun haben, blieben sowieso unangetastet.
Fazit: Finger weg vom Regelwerk!

Fernschach: Neulich im Verein...
… hatte ich so eine Idee. Ich wollte unbedingt in unserem großen Traditionsverein ein Fernschachprojekt ins Leben rufen. Ich war mir sicher, daß es in einem alten und großen Verein dafür interessierte Spieler geben muß! Für die meisten Mitglieder war dieses Thema sehr weit weg – für mich eigentlich auch. Einige wussten zu berichten, daß sie schon oft genug gegen Computer spielen würden. Fernschach sei kein Schach mehr.
Ich selbst hatte auch überhaupt keine Ahnung vom Fernschach. Ich erinnerte allerdings, daß einige Zeit zuvor in einem Bremer Anzeigenblättchen ein Artikel über einen erfolgreichen Bremer Fernschachspieler zu lesen war. Es handelte sich um einen gewissen Dr. Staroske, der früher sogar Mitglied unseres Vereins war, dann allerdings seine nahschachliche Heimat in einem anderen Bremer Club fand.
Ich beschäftigte mich eine Weile mit dem Thema Fernschach und spielte bald auf dem Server des BdF ein Kennenlernturnier. Die Sache fing an, mir zu gefallen. Insbesondere wurde mir schnell klar, daß das Spiel nur nach Engine nicht besonders weit führt (zu diesem Thema gibt es auch viele Informationen im Fernschachbereich der Schachwelt!).
In mir reifte der Plan, eine Fernschachmannschaft zu gründen! Ich lud also Dr. Staroske zu einem Vortrag ein. Er sagte sofort begeistert zu! An jenem Abend kamen dann auch tatsächlich 15 interessierte Mitglieder (zum Vergleich – wir haben ca. 100). Am Ende dieses Abends hatten viele Teilnehmer eine neue Sichtweise auf diese eigentlich sehr traditionelle Art des Spiels. Und vielen war klar, daß es aus vielen Gründen sinnvoll sein kann, Fernschach zu spielen, sei es als Training für das Nahschach oder um die eigenen Analysefähigkeiten zu verbessern oder um einfach eine andere Schachdisziplin kennen zu lernen.
Was hat sich seither getan? Dr. Staroske sagte zu, für uns in der Mannschaft zu spielen und als Captain zu fungieren. Kurze Zeit später wurde er Präsident des BdF. Einige weitere Vereinsmitglieder erklärten sich auch bereit. Am Ende sind es zwei Mannschaften geworden. Auch ein neues Mitglied konnte auf diesem Weg gewonnen werden und bringt sich sogar als Trainer in den Verein ein: Matjaz Pirs, ein echter Fernschach Großmeister!
In der Rubrik Schach – Fernschach – Aktuelles finden Sie weitere Nachrichten aus der Welt des Fernschach. Ich löse nun Uwe Bekemann auf dieser Seite ab und würde mich freuen, wenn ich Ihnen auf diesem Weg eine neue oder wenigstens zusätzliche Sicht auf die Dinge verschaffen könnte. Meine Geschichte zum Fernschach kennen Sie jedenfalls schon einmal!
Spielen auch Sie Fernschach? Wird in Ihrem Verein Fernschach gespielt?

Fernschach und Schach per Mail
Umso mehr überraschte mich der Vorstoß des Spieleportals mailgames24.de. Hier findet Schach Platz zwischen 4 gewinnt, Flip-o-thello, Battleorcs Arena und Gomoku. Alle Spiele werden per Mail ausgetragen.
Das Innovative ist anscheinend Folgendes:
Mir ist jegliche Form des Fernschachs zu antiseptisch: Emotionen , Kommunikation und Analysearbeit sowie der damit verbundene schachliche Fortschritt kommen zu kurz.

Mir könne alles
Meine deutschen Schachhelden 2010 sind keine Nationalspieler, nicht einmal Großmeister, um die vierzig und stammen beide (alles wie ich) aus dem Ländle. Der Schwabe Marc Lang hat in Sontheim an der Brenz in der Nacht auf diesen Sonntag den Europarekord im Blindsimultanschach auf 35 Partien (Lang holte 25,5 Punkte) geschraubt. Der Nordbadener Ulrich Stephan steht seit wenigen Tagen als zwanzigster Fernschachweltmeister (es war die 23. WM, aber einzelne Spieler hatten den Titel zweimal gewonnen) fest. Grandios. Wie heißt es doch in der Baden-Württemberb-Werbung: Wir können alles - außer Hochdeutsch.
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