
Sag mir wo die Spieler sind
„Sag mir wo die Blumen sind, wo sind sie geblieben ... wann wird man je verstehen?“ sind Textfragmente eines der wohl berühmtesten Antikriegslieder. Dieses Kettenlied handelt davon, dass wir oft und gerne immer wieder die gleichen Fehler machen und wenig aus der Geschichte lernen.
Nun geht es bei unserem schönen Spiel nicht um Leben oder Tod, aber dennoch neigen auch wir dazu immer im alten Trott zu verweilen – möglicherweise um uns unangenehmen Fragen nicht stellen zu müssen. Eine dieser Fragestellung ist die Jugendarbeit oder viel besser die Effizienz derselben. Nun möchte wohl niemand – auf keinen Fall der Schreiber dieser Zeilen – die Jugendarbeit schlecht schreiben oder reden, denn sie ist das Wichtigste im Schach, denn in ihr wird die Basis für die Zukunft gelegt. Dennoch wollte die Krennwurzn einmal einen kritischen Blick auf das Thema werfen, denn sie hatte das Gefühl, dass sich bei uns im Schach sehr viele Jugendliche tummeln, die dann so ab 20 einfach verschwinden. „Sag mir wo die Blumen sind, wo sind sie geblieben?“
Hier sieht man nur eine kleine Eindellung bei den 20er nach der Jugend und einen Berg in den 30er, den man auf die geburtenstarken Jahrgänge und dem Hype der Kasparov-Karpov Zeit und wohl auch noch auf die von Bobby Fischer hervorgerufene Schachbegeisterung zurückführen kann. Gleichzeitig begann aber schon der Mitgliederschwund und es wurde verstärkt in Jugendarbeit investiert.
10 Jahre später ist die Eindellung nach der Jugendzeit schon massiver zu sehen, aber die Zahl der Jugendlichen ist fast gleich geblieben, obwohl über ein Tausend Spieler weniger gemeldet waren.
Wieder 10 Jahre später hat sich die Eindellung zu einem großen breiten Tal nach der Jugend vertieft und wieder hat man weit über tausend Spieler verloren.
Nun habe ich versucht die verlorenen 2.000 Spieler in die Grafik einzuschätzen, um das Tal mit Spielern aufzufüllen. Das ist natürlich eine sehr gewagte Sache, denn Verluste aus der Jugendarbeit sind natürlich und können viele Ursachen haben. Jetzt könnte man das Kind gleich mit dem Bade ausschütten und sagen was manche heimlich denken: die Jugendarbeit kostet nur viel Geld und bringt wenig bis nichts – die Leute spielen ein paar Jahre Schach, weil es beispielsweise in der Schule opportun ist, die Vereine betreiben Jugendarbeit weil es dem Zeitgeist entspricht und weil es dafür Förderungen gibt!
Nun wie fast immer bei einfachen populistischen Äußerungen fallen dabei ein paar Feinheiten unter den Tisch, aber das ist ja egal, wenn man nur heftig und laut auf den Tisch schlagen will. Der Kontakt mit Schach – auch wenn es dann nicht zum Hobby wird – schadet niemals, denn auch diese Leute können im späteren Leben mit dem Schachbetrieb in Berührung kommen, sei es als Entscheider über Förderungen, Sponsoring, usw. oder aber als Eltern, die ihre Kinder in eine Schachgruppe schicken. Also können wir mit Jugendarbeit keinen Fehler machen, aber dennoch müssen wir uns fragen, warum verlieren wir dennoch so viele „Blumen“ für immer oder nur zeitweise für über 10 Jahre.
Ein Ansatzpunkt könnten die Frauen sein, die sind ja in den Diagrammen ganz zart vertreten sind. Eine Frauenquote von unter 6% bei den Stammschachspieler liegt sogar drastisch unter der Frauenquote von 16% in österreichischen Vorstandsetagen! Es ist wohl kein Zufall, dass die Eindellung in die Jahre der Ausbildung und der Familiengründung fallen und dass wir dort dann mit den Frauen auch viele Männer für das Schach verlieren. Also müssten wir nachdenken, was wir nach der erfolgreichen Jugendarbeit unternehmen können!
„Sag mir wo die Blumen sind, wo sind sie geblieben ... wann wird man je verstehen?“
Weiterlesen...