Neulich im Schachverein (Teil 1) oder: Regeln und ihre Anwendung
Es scheint doch irgendwie eine unendliche Palette von stets neuen kuriosen Fällen zu geben, über welche nicht nur das Sinnieren „Regeln, ihr Sinn, ihre Anwendung“ beginnen kann oder beinahe einsetzen muss, sondern direkt im Anschluss das Philosophieren zu lohnen scheint. Wie kam es überhaupt jemals dazu, wie war das historisch, welche Beweggründe stehen auf dieser und auf jener Seite dahinter, gerne auch der Grundgedanke: wie könnte man den teils unerfreulichen aber wohl in aller „Regel“ auch unerwünschten Fällen entgegenwirken und ihr Eintreten auf Dauer verhindern? Gibt es diese Möglichkeit oder möchte sich man sich vielleicht gerne streiten, ab und zu mal aufregen können? Sollen solche Fälle womöglich erhalten bleiben, damit sich diese Menschen aneinander abreagieren können?
Nun wäre damit schon eine ganze Menge vorweggeschickt, was eigentlich erst so nach und nach „herausgearbeitet“ werden sollte. Der hier thematisierte Fall selbst hatte in etwa jenen Charakter:
Monatsschnellturnier im Verein, meist von zwischen 14 und 22 Spielern frequentiert, darunter vielleicht 50% „Externe“. Kleinere Geldpreise ausgelobt, jedoch von den zu entrichteten Startgeldern, exakt zu 100% ausgeschüttet, per allgemein akzeptierter „Umverteilung“ finanziert. Bedenkzeit: 15 + 0.
Diese kleinen Details sollen immer gerne mit dazu geliefert werden und tatsächlich – Teil 1 der Philosophie – dienen sie dazu, jeden Fall in gewisser Weise „einzigartig“ zu machen und somit zwar Paragraphen nicht gänzlich außer Kraft zu setzen, aber doch zumindest in Frage zu stellen beziehungsweise eben die Individualität der Situation zur „richtigen Entscheidungsfindung“ mit einfließen zu lassen.
Dazu dient durchaus sogar die Vorgeschichte eines Turnieres (im bisherigen Verlauf), zum Teil sogar die Charaktere der Protagonisten, ihr Alter, die Favoritenstellung, die Farbverteilung, die bisherige Geschichte des konkreten Duells. Gibt es eine Bilanz? Wer hat die Nase vorne? Vielleicht gar anderweitige kritische Fälle zwischen diesen beiden Spielern? Auch nur ein einzelner von ihnen, der bisher so oder ähnlich aufgefallen ist? Eine Art „Wiederholungstäter“, wo man allein anhand dessen eine Partei zu ergreifen geneigt wäre, ganz anders, als es die so unbestechliche Justitia vorgibt?
In Runde 4 (von 7) sollte man noch nicht zu viel von „Tabellensituation“ oder „Turnierentscheidung“ sprechen, aber die (hier nicht namentlich erwähnten) Spieler waren mit 2 aus 3 im Verfolgerfeld, es gab also durchaus Perspektiven. Der Weißspieler befand sich in der Favoritenrolle, mit etwa geschätzten 100 Punkten veranschlagt, wobei hier DWZ und Elo reichlich voneinander abwichen. Die Größenordnung jener: irgendwo um die 2000. Traditionell die Paarung recht häufig vorgekommen und mit Sicherheit Weiß – der Favorit -- mit der positiven Bilanz. Die schachliche Erfahrung vielleicht ähnlich groß, das Alter um etwa 30 Jahre differierend, der Jüngere (wie üblich?) der Favorit. Professor gegen Familienvater, Letzterer derzeit hauptsächlich in jener Rolle auftretend (also „Hausmann“), was denn wieder mit den finanziellen Gegebenheiten zu tun hätte?!
Ein Schiedsrichter ist (selbstverständlich?!) angehalten, all diese Dinge auszublenden. Dennoch könnte man ja hier und da... und wird nicht gar von den Schiedsrichtern beim Fußball das absolut und rein gar nicht in den Regeln aufgeführte „Fingerspitzengefühl“ eingefordert? Dies gibt zugleich den hier vertretenen Ansichten reichlich Nährboden: sobald allein ein derartiges Wort fällt – von den so sehr an „feste Regeln“ und bei „perfekter Kenntnis“ den so genannten „eindeutigen und klaren Entscheidungen“ Glaubenden --, wird doch direkt der berühmte „Ermessensspielraum“ eingestanden? Das kann man so oder so sehen, je nach konkreter Situation?!
Hier gelang es, dem an Lebensjahren vorne liegenden Spielern – welcher im Übrigen, teils zum Vorteil des Gegenübers, hier und da eine kleine zusätzliche Spende mit entrichtet , um die Preisgelder etwas attraktiver zu gestalten, was den „Ermessensspielraum“ vielleicht zusätzlich erweitert? --, im Verlaufe der Partie ein klares Übergewicht zu erzielen, auf dem Brett und auf der Uhr (selbst wenn es in der Frühphase noch andersherum gewesen sein mag). Dieses verdichtete sich zu einem einfachen Sieg. Für den vermeintlichen Außenseiter verblieben Dame und drei Bauern sowie anderthalb Minuten auf der Uhr, der Jüngere hatte nur noch einen einzigen Bauern sowie 20 Sekunden auf der eigenen Uhr.
Wenn man dem auf der Verliererstraße befindlichen Spieler nun eine Empfehlung aussprechen wollte, dann würde sie lauten: „Weiterer Widerstand ist zwecklos. Gib doch bitte auf. Zumal das schon etwas peinlich wird. Worauf wartest du und hoffst du?“, so wäre einzige die Entgegnung „ich hatte doch gar keine Zeit, um aufzugeben“ eine möglicherweise akzeptable. Man blamiert sich, man hält das Turnier auf, man lacht den Gegner vielleicht gar irgendwie aus: „Gegen dich lohnt es immer, weiter zu spielen. Da kann noch viel passieren.“ Im (ganz, ganz frühen) Kinderschach ist es so, dass die anwachsende materielle Überlegenheit die Chance auf den Sieg allmählich verringert. „Schnapp dir auch noch die letzten Figuren, dann gewinnst du sicher“ ist genau die falsche Marschroute. Im Gegenteil. Die Pattgefahr wächst.
Es lohnt also (oder tut es das?) und selbst unter erfahrenen Spielern gab es schon die Situationen, auch mal ein Patt. Vom Stuhl fallende Gegner sind jedoch die absolute Ausnahme und die wenigen aufgeschnappten (tragischen oder traurigen) Fälle bezogen sich meist auf den (ohnehin) Verlierer, der kräftige Gegenzüge irgendwann nicht mehr ertragen konnte und diese ihm so die zuvor vielleicht schon beeinträchtigten Körperfunktionen gänzlich außer Kraft setzten..

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Hier wäre dennoch, im Gegensatz zu so häufigen Fällen, dass die materiell überlegene Partei mit den wenigen Restsekunden ein Matt zusammen zu basteln versucht, anzumerken, dass die Zeigersituation in der Regel den Spielverlauf ganz gut widerspiegelt. Wer mehr verbraucht hat, war häufig länger unter Druck. Je nach Level der Spieler (und dann auch nur abgestuft) verbraucht man dann Zeit, wenn man schwierige Züge zu finden hat, wenn man bei einer Großzahl der Züge und ein wenig Voraussicht immer wieder feststellt: „Hmm, wenn ich den spiele, verliere ich.“ Für den überlegen stehenden Gegner gilt häufig: „Wenn ich nicht alles raus hole – egal oder halb so wild: dann ist es halt remis.“ Da auch auf der Uhr die Verhältnisse recht eindeutig waren, ist letztendlich halt doch auf den Spielverlauf zu schließen: Schwarz hatte (durchweg?) mehr vom Spiel.
Generell ist davon auszugehen – und bei etlichen youtube Videos zu bezeugen --, dass sich ein Spieler von höherem Format eigentlich niemals darauf einlässt, in aussichtsloser Lage den Kampf fortzusetzen in der Hoffnung auf eine irgendwie geartete Kehrtwende. Die Hauptgründe dürften sich so darstellen: a) man traut es dem Gegner zu, b) wahrt auf diese Art den Respekt voreinander, c) spielt das königliche Spiel und möchte das Spiel selbst nicht entweihen sowie d) möchte sich am liebsten nicht blamieren. Auch an dieser Stelle ließe sich ein philosophischer Exkurs locker unterbringen.
In der hier beschriebenen Partie waren die Verhältnisse also in vielerlei Hinsicht eindeutig. Nun kommt doch endlich mal die kuriose Szene? Ja, klar doch. Es kam zu einer Bauernumwandlung, und gerade eine derartige hat ein paar kuriose Begleiterscheinungen. Meist bräuchte man nämlich eine zweite Dame gar nicht und gefährdet mit ihr sogar den Gewinn, wegen der genannten Pattgefahr. Zusätzlich jedoch gibt es meist keine zweite, die greifbar wäre. Aufgrund der Vorgeschichte dieser beiden Spieler, dass der Favorit „normalerweise“ doch am längeren Hebel sitzt und die eine oder andere Partie gar entgegen dem Spielverlauf zuvor bereits zu seinen Gunsten gedreht hat, mag sogar eine gewisse Aufregung bei dem Gewinner in spe ausgelöst haben, jedenfalls setzte er einen Turm ein, drehte diesen aber um – wie man so häufig aufgefordert wird, es bitte ja nicht zu tun – und das Spiel ging weiter.
Man könnte nun sagen: „es kam, was kommen musste“, aber selbst wenn, dann ist es in seiner Art hier so sicher ganz selten bis nie vorgekommen. Der Turm zog nämlich wie ein Turm und nicht etwa, wie man hätte vermuten können, wie eine Dame. Nur wurde dazu das Wörtchen „Schachmatt“ ausgerufen. Man wird wohl auf die Stellung schauen müssen, um dies endgültig zu verstehen (und tut es selbst dann nicht: „Warum nur?“).

Schwarz am Zug
WIRD FORTGESETZT
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