Blick auf Lienz - Hintergrund Lienzer Dolomiten
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Sonntag, 17 Februar 2013 19:36

Lienz 2013 – Kontumaz im Morgengrauen

Alle zwei Jahre findet im schönen osttiroler Städtchen Lienz ein gut besuchtes Schachturnier statt. Lienz ist das nicht die Heimatstadt der Krennwurzn? Nein – natürlich nicht: das ist das größere Linz an der Donau – das schönere Lienz liegt an der Drau, die später in Kroatien in die Donau fließt. Und zu schnell ist auch die Kontumazzeit für einen serbischen und zwei kroatische Schachfreunde verflossen, denn sie kamen erst über eine halbe Stunde nach Rundenbeginn um 9 Uhr an die drei Spitzenbretter und staunten zuerst sehr, dass sie die Partien bereits verloren hatten, denn die Kontumazzeit beträgt bei diesem Turnier 15 Minuten und die waren schon lange vorbei.

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Sicherlich schaut es sehr ungewöhnlich aus, wenn die ersten drei Bretter ohne sportlichen Kampf entschieden werden und damit schon nach wenigen Minuten der österreichische IM Andreas Diermair vor GM Rainer Buhmann über den alleinigen Turniersieg freuen konnte. Nur GM Nikola Sedlak aus dem Trio erreichte trotzdem noch den dritten Rang.

Aber wie konnte es dazu kommen? Das Turnier in Lienz ist vorbildlich organisiert und neben einem umfangreichen Rahmenprogramm wird den Teilnehmern auch ein Shuttlebus von den Quartieren zum Turniersaal zur Verfügung gestellt – ebenso wird vor Rundenbeginn zweisprachig auf den Rundenbeginn am nächsten Tag hingewiesen und auch die Ausschreibung wurde nicht abgeändert. Es lag also alleine in der Verantwortung der Großmeister, die gemeinsam in einem Privatquartier nächtigten und von diesem auch mit dem privaten Pkw zu den Runden anreisten, dass es zu diesem verspäteten Eintreffen kam, weil alle drei dachten, dass Rundenbeginn 9:30 Uhr sei.

Sind Sie neugierig geworden wie es unter der Nebeldecke aussieht? Dann schauen Sie doch mal vorbei in Lienz einem herrlicher Ort zum Urlaub machen! Und zwar das ganze Jahr über nicht nur für Wintersportler und Wanderer – so kann man im Museum Schloss Bruck auch Werke des bekannten Malers Albin Egger-Lienz (1868 - 1926) bewundern. Aber lassen Sie es nicht erzählen - fahren Sie selber hin und machen Sie sich Ihr eigenes Bild - Sie werden es nicht bereuen! Lienz ist immer eine Reise wert und in ungeraden Jahren im Februar findet sich dort viele Schachfreunde zu einem Turnier ein.


Kleiner Nachtrag zur Sprachkunde: Kontumaz ist ein österreichischer Begriff für das Nichtantreten zu einer Schachpartie!

Europameister 2012 Dimitri Jakowenko
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Samstag, 31 März 2012 16:44

So plowtief sind wir gesunken

Dimitri Jakowenko ist Europameister. Der russische Filigrantechniker schlug in der letzten Runde den alleine Führenden Fressinet. 2008 spielte er mal zwei Bundesligapartien für Mülheim-Nord. 2009 durfte er mal in Dortmund dabei sein (geteilter Zweiter bis Vierter im Sechserfeld). Ohne je als Weltklassespieler etabliert zu sein und die entsprechenden Einladungen zu kriegen, verweilte er einige Zeit in den Top Ten und war kurze Zeit Russlands Nummer eins nach Elo, bevor sich Kramnik derrappelte (Österreichisch für, ach Sie verstehen schon).

Jakowenkos Leistung ist indessen Nebensache. Das große Thema der an diesem Samstag zu Ende gegangene Europameisterschaft ist die entsetzliche Gängelung der Spieler, die in Plowdiw ein bisher unbekanntes Ausmaß erreicht hat. Die Bulgaren haben alles daran gesetzt, einen traurigen Rekord zu setzen: Nie gab es bei einem hochrangigen Wettbewerb so viele aberkannte Punkte wie bei dieser EM. So plowtief sind wir gesunken.  

Wie hat das gleich nochmal angefangen? Nein, nicht mit dem Rauchverbot in den Achtzigern. Das hat uns Nichtrauchern (allen Minderjährigen sowieso) das Turnierspielen quasi erst ermöglicht. Der Dammbruch, bei dem die Drangsalierer merkten, dass wir Spieler eh alles mit uns machen lassen, war das Handynullen (ich wiederhole zum hundersten Mal, dass ich nicht dafür plädiere, das Telefonieren während der Partien freizugeben, sondern die Sanktion der Vergesslichkeit mit Augenmaß zu handhaben). Dann das Hin und Her bei stets kürzeren Bedenkzeiten. Überteuerte Zwangsquartiere bei offiziellen Wettbewerben, Dopingtests, Nulltoleranz (auch gegenüber Minderheiten, die aus der sommerzeitfreien Wildnis kommen), Remisverbot (bis hin zur Zwangsnull, wenn beim technischen Remis nicht der Schiri geholt wird - Beispiele hier), neuerdings ein Dresscode (der den Mädels das Zeigen des Ausschnitts oder Modetorheiten wie Hüte verbietet).  

banner-seminarturnier200-anSteve Giddins fragt in seinem sehr lesenswerten Blogbeitrag, warum sich die Spieler das gefallen lassen, und schlägt einen Streik nach dem Vorbild der Radprofis vor: Passt ihnen eine Regeländerung nicht, fährt beim Startschuss einfach keiner los, und man quatscht fröhlich, bis die Rennleitung ein Einsehen zeigt. Sollen die Regeldeppen, äh Schiedsrichter, sagen wir bei der nächsten Schacholympiade, doch nach einer Stunde alle Weißspieler nullen.

Es wird Zeit, dass wir erfahren, welche wesentlichen Schachfunktionäre sich der Gängelung der Spieler mit aller Kraft widersetzen.

Ralph Alt zum Fall Falko Bindrich
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Mittwoch, 01 Juni 2011 18:41

Ralph Alt zum Fall Falko Bindrich

Es trifft zu, dass ich vor der Freigabe der 1. Runde auf die Pflicht zum pünktlichen Erscheinen hingewiesen habe; auch darauf, dass nicht wie bei der Olympiade die Spieler am Brett sitzen müssen, sondern dass die Spieler nach FIDE-Regeln am Brett erschienen sein müssen. Ob ich dazu gesagt habe, dass es unschädlich ist, wenn jemand offensichtlich auf dem Weg zum Spielsaal oder auf Toilette ist, weiß ich nicht, kann aber sein, da dies auch der Regellage entspricht. Von irgendwelchen Minuten habe ich in diesem Zusammenhang überhaupt nicht gesprochen. Wenn GM Bindrich solches gehört hat, kann es sich nur darauf bezogen haben, dass bis zum Spielbeginn noch ein bis zwei Minuten Zeit war und dies so gesagt wurde.

Was Herr Bindrich über den Beginn der 3. Runde schildert, ist erfunden. Alle Spieler, also auch GM Khenkin, sind von mir als im Spielsaal anwesend registriert worden. Wo sich GM Khenkin im Augenblick des Rundenbeginns im Spielsaal befand, war nach den Schachregeln ohne Bedeutung, weshalb ich diesbezüglich auch nichts gesagt habe.

Zur fraglichen Runde 4 ist zu erwähnen, dass Herr Gustafsson überhaupt nicht mit mir gesprochen hat.

Die Begründung meines Bescheids lautete wie folgt:

"Die FIDE-Regeln sehen vor, dass eine Partie verliert, wer nach Spielbeginn am Brett erscheint. Die Ausschreibung der Deutsche Schachmeisterschaft enthält keine besondere Regelung über eine Karenzzeit. Bei der technischen Besprechung, bei der Sie allerdings nicht anwesend waren, wurde auch darauf hin­gewiesen, dass pünktliches Erscheinen angesagt ist. Festgesetzter Spiel­beginn war 14:00 Uhr. Ich habe als Hauptschiedsrichter die Runde um 14:01 Uhr eröffnet und die Bretter freigegeben. Sie waren zu diesem Zeitpunkt nicht im Turniersaal; dort sind sie viel­mehr um 14:02 Uhr erschienen.

Sie berufen sich zu Unrecht auf Runde 2. Es handelte sich um die erste Runde, bei der die Spieler von ihren Zimmern (oder außerhalb) pünktlich am Brett zu erscheinen hatten. Die erste Runde zählt in diesem Zusammenhang nicht, da wegen der feierlichen Eröffnung ohnehin alle bereits anwesend sein sollten und auch waren.
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bannersr400In der 2. Runde war der Spieler Natsidis um 14:00 Uhr in der Tat nicht im Spielsaal. Ich habe allerdings nicht die Runde gestartet und entgegen der Regel Herrn Natsidis noch mitspielen lassen; ich habe in die­sem ersten Fall die Runde nicht um 14.00 Uhr gestartet, sondern – da ich wusste, dass er auf dem Weg vom Zimmer zum Spielsaal war – noch einige (allerdings weniger als 10) Minuten zugewartet und die Runde gestartet. Dies entspricht der Regel, nach der die Karenzzeit erst ab tatsächlichem und nicht ab festgesetztem Spielbeginn zu laufen beginnt. Ich bin davon ausgegangen, dass die Spieler damit mit­be­kommen haben, dass es mit der Hand­ha­bung der Karenzzeit ernst ist. Kein Spieler konnte sich darauf verlassen, dass ich in jeder Runde mit dem Start der Runde warten würde, bis er (zu einem mir nicht bekannten) Zeitpunkt eintreffen würde."

Auf mehrere formale Einwände GM Bindrichs habe ich mich mit dem Mit-Schiedsrichter Jürgen Klüners beraten, ob ihm eine Regel bekannt sei, nach der bei diesem Turnier ein Schiedsrichtgericht eingerichtet werden müsse und ob man aus diesem Grund ein "ad-hoc"-Schiedsgericht einberufen müsse. Beides wurde nach Prüfung verworfen.

Auf GM Bindrichs Rücktrittserklärung habe ich lediglich gefragt: "Warum?", woraufhin keine Antwort von GM Bindrich kam. Die mir weiter in den Mund gelegten Worte habe ich nicht gesagt.

Zu Schlussfolgerungen und Bewertungen GM Bindrichs nehme ich hier keine Stellung.

P: S.: Hinzufügen möchte ich noch, dass ich versucht habe, Herrn Dr. Weyer telefonisch zu erreichen, um zu fragen, ob es zutrifft, dass er für den Rücktritt Verständnis geäußert habe. Ich werden noch weiter versuchen, ihn darauf aufmerksam zu machen.

hinzufügen möchte ich noch, dass ich versucht habe, Herrn Dr. Weyer telefonisch zu erreichen, um zu fragen, ob es zutrifft, dass er für den Rücktritt Verständnis geäußert habe. Ich werden noch weiter versuchen, ihn darauf aufmerksam zu machen.

Messen mit zweierlei Maß – oder Der Grat zwischen Ermessen und Willkür
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Bevor ich mit der Schilderung der Ereignisse beginne, eines vorab. Ich möchte ausdrücklich nicht, dass eine mögliche entstehende Diskussion von der sachlich-objektiven auf eine persönliche Schiene entgleist. Ich achte Herrn Alt als Mensch, allerdings empfinde ich seine Entscheidung mir gegenüber in der Funktion als Hauptschiedsrichter bei der Deutschen Meisterschaft als absolut überzogen, unangemessen und ungerecht.

Der Struktur halber und um den bei den Geschehnissen nicht anwesenden Lesern die Möglichkeit zu geben einen umfassenderen Überblick zu erhalten, werde ich chronologisch vorgehen.

Vor der Freigabe der 1. Runde, nach der Eröffnungsrede des Bürgermeisters, wies Hauptschiedsrichter Ralph Alt auf die Null-Karenz-Regel hin. Die Formulierung ist mir im Gedächtnis geblieben, weil ich sie für sehr ungewöhnlich hielt. Er meinte, dass wir hier bei der Deutschen Meisterschaft mit der Null-Karenz-Regel spielen, jedoch nicht so wie bei der Olympiade (!). Es werde nicht so sein, dass wie bei der Olympiade jemand, der offensichtlich auf dem Weg zu Spielsaal oder auf Toilette ist, genullt wird. Wenn sich das im Rahmen von ein bis zwei Minuten bewege, hier brach er ab und meinte „aber strapazieren Sie meine Nerven bitte nicht“. Im Anschluss an diese Ansprache wurde die erste Runde freigegeben.

Zweite Runde. 14 Uhr. Alle Spieler, sowohl Herren als auch Damen, saßen an ihren Brettern, außer mein sächsischer Landsmann Christoph Natsidis. Verwundert blickten sich die Spieler an. Hauptschiedsrichter Alt ergriff eine Maßnahme. Aber nicht die offensichtliche, die er einen Tag vorher angekündigt hatte. Er rief Schachfreund Natsidis auf seinem Zimmer an (!). Dieser war zu diesem Zeitpunkt noch in der Horizontalen. Währenddessen warteten alle Spieler. Nach ca. 8-10 Minuten kam Christoph herunter, setzte sich ans Brett und die Runde begann. Es geschah nichts. Keine Strafe für Christoph Natsidis, nicht einmal eine Ermahnung, und erst recht keine Erklärung seitens des Hauptschiedsrichters Alt, dass das hier eine Ausnahme sei.

Dritte Runde. Diesmal saßen wirklich alle Spieler am Brett. Doch eine Minute vor Rundenbeginn entschloss sich Großmeisterkollege Igor Khenkin, am Buffet noch ein Getränk zu holen. Freundlich wurde er von Hauptschiedsrichter Alt gebeten, seinen Platz wieder einzunehmen, da er jetzt die Runde beginnen möchte. Bei einer Schacholympiade hätte Großmeister Igor Khenkin mit einer Null rechnen müssen.

Diese Vorgeschichte, beginnend mit der Ansprache des Hauptschiedsrichters vor der ersten Runde (Null-Karenz-Regel nicht wie bei Olympiade, offensichtliches Bewegen zum Spiellokal usw), weitergeführt durch den Höhepunkt vor Runde 2, vor der der Hauptschiedsrichter sogar den verspäteten Spieler anruft (!) bis hin zum freundlichen Auffordern in Runde 3 dem Schachfreund Khenkin gegenüber, zeigte allen Spielern der Deutschen Meisterschaft, dass die Null-Karenz-Regel von Herrn Alt nicht so ernst genommen wird.

Nun zur vierten Runde. Bei allen vorhergehenden Runden saß ich gewohnheitsmäßig 10-15 Minuten vor 14 Uhr an meinem Brett. An diesem Tag beging ich einen Fehler. Ich möchte mich nicht herausreden, es ist ganz klar, dass ich mich an diesem Tag unprofessionell verhalten habe, indem ich nicht sichergestellt habe, ausreichend vor Rundenbeginn an meinem Brett zu sitzen. Ich eilte fünf Minuten vor Rundenbeginn aus meinem Zimmer, zum Fahrstuhl, zum Spielsaal. Im Spielsaal angekommen, bemerkte ich, dass die Runde gerade begonnen hatte, eilte an Khenkin gegen Gustafsson vorbei, wo gerade die ersten Züge ausgeführt wurden, zu meinem Brett. Allerdings wurde ich vorher vom Hauptschiedsrichter Alt aufgehalten, der mir erklärte, dass ich verloren habe. Woraufhin mehrere Schachfreunde an den Topbrettern den Kopf schüttelten, Jan Gustafsson aufstand und kurz auf Herrn Alt einsprach. Dieser blieb bei seiner Entscheidung.
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bannersr400Ich legte schriftlichen Protest ein, welcher ca. zwei Stunden später schriftlich von Hauptschiedsrichter Alt abgewiesen wurde. Die Begründung war, dass Herr Alt die 2. Runde ja ca. 10 Minuten später freigegeben habe, und dass daher Herr Natsidis formell gesehen überhaupt nicht zu spät war. Des Weiteren folgte die verblüffende Erklärung: „Ich bin davon ausgegangen, dass die Spieler damit mitbekommen haben, dass es mit der Handhabung der Karenzzeit ernst ist.“

Dieser Logik konnte ich nicht folgen. Eine Regel, deren Nichtbeachtung offensichtlich keine Konsequenzen nach sich zieht, wird wegen der fehlenden Konsequenzen gerade ernster genommen? Da komme ich nicht mehr hinterher.

Um die Situation doch noch zu einem für alle Beteiligten positiven Ende zu bringen, hatte ich auf die Entscheidung eines Schiedsgerichts gehofft. Ein Schiedsgericht bestehend aus 3 oder 5 Personen hätte entweder die Entscheidung des Hauptschiedsrichters bestätigen oder aber zurücknehmen können. Im Falle der Zurücknahme der Entscheidung wäre mein Gegner, Dr. Oswald Gschnitzer, sogar bereit gewesen die Partie nachzuspielen, noch vor der nächsten, der 5. Runde. Ging es ihm doch um eine Großmeister-Norm. Meine Hoffnung wurde jedoch enttäuscht, da mir vom Hauptschiedsrichter bestätigt wurde, dass es a) kein Schiedsgericht gibt (!) und b) der Hauptschiedsrichter nach Beratung mit seinem Schiedsrichterkollegen auch kein Schieds-oder Hochschiedsgericht einberufen „will“ (!).

Auf meinen Einwand, dass es doch Gang und Gäbe sei, ein Schiedsgericht vor der 1. Runde einzuberufen, wurde mit „es hat sich ja niemand beschwert“ geantwortet.

Der einzige Weg, eine weitere Beschwerde an eine höhere Stelle zu richten, (wegen der Personengleichheit zwischen Schiedsrichter und Bundesturnierdirektor) wurde mir auf dem Ablehnungsbescheid meines Protestes gezeigt. Ich kann gegen eine Protestgebühr von 150 Euro beim Bundesturniergericht Protest einlegen. Wann dieses tagt oder entscheidet konnte mir Herr Alt nicht beantworten, aber sicherlich nicht während der Deutschen Meisterschaft. Auf die Frage, was denn der optimale Weg für mich wäre, selbst wenn ich noch einmal Protest einlegte und sogar Recht bekäme, immerhin ist bis dahin die Deutsche Meisterschaft schon Geschichte, erhielt ich nur ein Schulterzucken als Antwort.

Als Konsequenz und als einzigen wirklichen Weg meinen Protest weiterzuführen, sah ich den Rückzug vom Turnier. (Als ich den Rückzug vom Turnier bekannt gab, fragte mich Hauptschiedsrichter Alt, was denn der Grund für meinen Rückzug sei. „Spielen auf Risiko ist doch kein Grund“ - Einmal mehr fehlten mir an jenem Tag die Worte.)

Ein Weiterspielen „unter Protest“ ist in meinen Augen ein Eingeständnis, das ich nicht bringen konnte. Ich liebe Schach und ich habe mich sehr bemüht an der Deutschen Meisterschaft teilzunehmen. Doch die Art und Weise wie meine vierte Partie willkürlich entschieden wurde, machte es mir unmöglich weiterzuspielen, als wäre nichts gewesen.

Dank sagen möchte ich allen Schachfreunden und insbesondere Herrn Dr. Weyer, die mir vor Ort, telefonisch oder per Email Verständnis für meine Entscheidung entgegengebracht haben.

 

Du bist raus!
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Sonntag, 29 Mai 2011 23:27

Du bist raus!

FalkoBindrichstefan64250Heute bei der Deutschen Meisterschaft griff zum erstem Mal die Nullkarenz-Regel. Als Turnierdirektor Ralph Alt die Runde starten wollte war Falco Bindrich nicht an seinem Brett. Der Münchner Jurist wartete eine Minute, dann erklärte er die Partie kampflos verloren. Rund eine Minute darauf erschien der Täter und protestierte gegen die kampflose Konsumation, doch mit seinem Protest kam er nicht durch. Das hohe Schiedgericht beharrte auf seinem Urteil. Bindrich, der schon die Runde zuvor verloren hatte, erklärte daraufhin seinen Rücktritt vom Turnier. Soweit die Faktenlage, wie sie auf der Homepage des Ausrichters auf www.dem.2011.de geschildert wird.

Hat das noch was mit Schach zu tun? Und wird dieser Vorfall dafür sorgen, das ohnehin schon ramponierte I
mage der Deutschen Meisterschaft aufzuwerten?RalphAltstefan64250 Wohl kaum. Magere fünf Deutsche Großmeister gaben sich auf der Meisterschaft die Ehre, nun sind es deren nur noch vier. Die Teilnehmer schlafen am selben Ort, an dem gespielt wird. Es sollte von daher kein Problem sein, pünktlich am Brett zu sitzen. Genaueres über den Tathergang ist freilich noch nicht bekannt - war es reine Boshaftigkeit von Bindrich, um seinen Gegner zu irritieren? Vergesslichkeit oder jugendliche Gedankenlosigkeit? Suchte er noch nach seinem Glückskuli oder hielt ihn ein dringendes Bedürfnis noch an einem stillen Örtchen fest? War er über seinem Laptop eingeschlafen oder schmeckte der Nachtisch im Ibis so außerordentlich lecker, dass er darüberhinweg das Schach vergaß? Was ist schon ein Minütchen im Vergleich zu den 240 oder mehr, die eine Partie so im Schnitt geht? Im Vergleich zur Ewigkeit?
Richter, Verzeihung, Turnierleiter Ralph Alt hatte keinen Handlungsspielraum. Die Regeln sind so, ein gewisser Iljumschinow hat sich diesen Käse mal ausgedacht, und wir müssen das natürlich peinvoll einhalten. So wie auch diverse absurde Klauseln über Doping im Schach, die der Schachweltenherrscher, der sich auch mit Außerirdischen gut versteht, einst verbreitete. Muss das alles wirklich so sein und können wir nicht anders?
Nein, für mich ist das kein Schach mehr...bannersr300
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