
(Schach-)Odyssee im Weltraum
Roesch - W. Schlage [C86] Hamburg, 1913
Willi Schlage gewann damals das B-Turnier des Kongresses und wurde später Reichstrainer des Großdeutschen Bundes, was dem heutigen Bundestrainerjob entspricht. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere an diese Bilder aus den späten Dreißigern, auf denen Schlage im Kreise seiner Talentschmiede mit Klaus Junge, Wolfgang Unzicker und Edith Keller zu sehen ist.
Übrigens scheinen sich Kubriks Visionen größtenteils bestätigt zu haben, wenn auch nicht im Jahre 2001, dann im Jahre 2011. So gibt es eine riesige Raumstation auf halbem Weg zum Mond, die international verwaltet wird, der Mond wurde zwischendurch „erobert“ (auch wenn manche Hartgesottenen noch an ihrer „Verschwörungstheorie“ festhalten), die Menschheit plant lange Reisen zu den Planeten unseres Sonnensystems, künstliche Intelligenz übernimmt immer mehr Bereiche und die Grenzen zwischen Menschen und Computer nehmen so langsam fließende Konturen an. Wer weiß, wie lange es noch dauern wird, bis die ersten Androiden oder Kleinmeister mit implantiertem Chip im Kopf unsere Open dominieren werden?
Anzeige
Die Namen der Filmpersonen Dave Bowman und Frank Poole erinnern sehr an den damaligen amerikanischen Weltraumhelden Frank Borman. Dieser war schon 1965 zusammen mit Jim Lovell zu einem sensationellen Langzeitrekord aufgebrochen: die beiden umkreisten zwei Wochen lang die Erde, da lernt man sich bestimmt gut kennen. Im Jahre 1968, als „2001, Odyssee im Weltraum“ gedreht wurde, war Borman der Kommandant einer der bevorstehenden Apollo-Missionen und es bestand die reelle Aussicht, dass er der erste Mensch auf dem Mond sein könnte. Schließlich war man Ende 1968 noch nicht so weit, dass man auf dem Mond hätte landen können, doch die USA war unter Zugzwang und benötigte dringend einen Propagandaerfolg und somit wurde Apollo 8 losgeschickt, um als erstes Raumschiff den Mond zumindest zu umrunden. Uns sind alle deutlich diese Bilder vor Augen, die die Apollo-8-Crew nach der ersten Mondumrundung schoss: sie zeigt die Erde, wie sie als sehr fragiles Etwas aus dem dunklen Nichts am Horizont des unwirtlichen Mondes auftaucht, das einzige Farbenprächtige in der schwarz-weißen Weite. Und da es Weihnachten ward und die Astronauten kurzerhand die Schöpfungsgeschichte vorlasen wurden diese Bilder zur Ikone der Weltraumfahrt. „Es werde Licht. Und es ward Licht“. Einen besseren Text hätten die Jungs nicht finden können. Diejenigen unter den Erdlingen, die sich ihrer christlichen Wurzeln erinnerten, waren zu Tränen gerührt. Auch wenn es ein Propagandaerfolg und geschickt eingefädelt war: diese Bilder bewegen auch beim x-ten Betrachten. Und führen uns wieder vor Augen, wie gut wir es eigentlich hier erwischt haben und wie dünnhäutig die Atmosphäre ist, die unseren Planeten einhüllt.
P.S: Frank Borman wird in Kürze seinen 83. Geburtstag begehen. Als er in den Weihnachtstagen `68 den Mond umrundete war ich ein Fötus im Bauch meiner Mutter, ca. 20-30 Zentimeter groß und weniger als ein Kilo schwer. Ein Starchild gleichsam. Also auf zur nächsten Partie!

Schach-Welt grüßt Berlinale!
Nach dem großen Finale der Berlinale macht sich nun auch – vermutlich aber zu spät – die Schach-Welt auf den Weg, um einen Beitrag ins Rennen um den Goldenen Bären zu schicken.
Wenn die Entscheidungen um die ersten Preise in der Hauptstadt nun also auch schon gefallen sind (Glückwünsche in den Iran! Glückwünsche nach Ungarn!), so soll doch an dieser Stelle nicht die Gelegenheit versäumt werden, auf einen kleinen sympathischen Schach-Trailer aus Holland hinzuweisen.
Als „Hand-Made Film“ entstand er beim Delfter Open 2009 – die Kameraleute schoben dort kleine Handwagen herum, um ihre Kamera kontinuierlich an den „150 Schakers“ vorbeigleiten zu lassen. Dabei fingen sie spannende Bilder und dramatische Gesten ein, mischten Musik dazu, die ständig den Auftritt des Weißen Hais1 erwarten lässt, und drehten so einen sehr gelungenen Film, der das äußere Geschehen am Schachbrett beeindruckend gut einfängt. Starke Werbung für unser Spiel!
Nach einiger Web-Abstinenz ist der Film nun wieder im Netz zu sehen (Hinweis für Fans: auch Anish Giri ist zu sehen!).
Er bildet den Rahmen für die Neu-Auflage des Opens in April diesen Jahres. Man findet den zweieinhalbminütigen Film direkt unter diesem Link:
http://www.delftseschaaksite.nl/toernooi/?type=announcement&id=3628
Auch Stefan Löffler hat hier vor einiger Zeit ein Schach-Video verlinkt – auch dort eine sehr sehr sehenswerte Darstellung eines Wettkampfs (eines Ringens!?) zwischen einem walisichen GM mit einer sowjetischen (!) Großmeisterin, in einem Musik-Video der Manic Street Preachers. Heißer Tip! Weil das Video mittlerweile unter der alten Adresse nicht mehr verfügbar ist, kommt hier mit Dank an Stefan nochmal ein aktueller Link:
http://www.mtv.co.uk/artists/manic-street-preachers/video/its-not-war-just-the-end-of-love
Viel Spaß beim Reinschauen!
Weiterlesen...