Während Shirow und Grischuk sich noch in ihrem Endspiel abquälen und möglicherweise beide nicht wissen, ob es theoretisch Remis sein könnte, bringe ich hier schon einmal einen Vorläufer:
In der Bundesligasaison hatte ich genau dieselbe Aufgabe zu lösen: Nach einem missratenen Mittelspiel konnte ich mich in der Zeitnotphase befreien und landete im Endspiel Turm und Randbauer gegen Läufer, der nicht das Einzugsfeld des Bauern kontrolliert. (der andere Läufer verliert sofort). Bekannt war mir, dass es sich um eine Remisstellung handelt, sobald der Bauer die fünfte Reihe des Gegners betritt, ohne vorher den Läufer entsprechend in eine schlechte Stellung gebracht zu haben. Über den technischen Ablauf wusste ich hingegen wenig.
Glücklicherweise wurde damals mit einer Bedenkzeit von 8 Stunden gespielt und nach 6 Stunden für eine Stunde unterbrochen. In der Pause bestellte ich mir ein Schnitzel, während mein Mannschaftskollege Christopher Lutz nach Hause eilte um mit einem theoretischen Wälzer nach 30 Minuten wieder zu erscheinen. Und während ich freudig vor mich hinkaute, erhielt ich eine nette Vorlesung. Mit diesem Wissen produzierte ich eine Musterpartie zu diesem Thema:

Heyken-Hickl, BL1991/92, Remis mit Bauer auf h4
Zum Nachspielen am Bildschirm:
und wie so üblich zeigt sich, dass Prognosen beim Schach sehr ungenau sind: Shirow hat gewonnen! Doch gerade deshalb lieben wir unseren Sport - es bleibt unberechendbar und die analytische Einschätzung der Computer spielt keine Rolle! Doch Shirow hatte kein Glück. Er gewann, weil sein Gegner die Verteidigung nicht kannte (bitte prüfen, vielleicht war es doch etwas anders als bei mir... - in der Kürze bleibt keine Zeit für eine ausgiebige Analyse). Ebenso wie viele Endspiele T+L-T in der Praxis gewonnen werden, obwohl sie theoretisch Remis sind. Die neue Bedenkzeitregel verschiebt dabei das Verhältnis noch deutlich zu Gunsten der Partei mit mehr Material.
Zum Nachspielen am Bildschirm:
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