Nachdem das letzte Jahr für unsere Dritte mit einer ebenso überraschenden wie unnötigen 3:5-Niederlage gegen den SV Osnabrück geendet hatte, konnten wir das neue Jahrzehnt mit einer konzentrierten Leistung und einem 7:1-Auswärtssieg beim SK Nordhorn-Blanke beginnen. Das macht Hoffnung für das kommende Heimspiel gegen den Tabellenführer aus Uelzen am 9. Februar.

Hart ist das Brot in der Landesliga
In unserem Bestreben, den verehrten Leserinnen und Lesern dieses Blogs stets ein umfassendes Bild des aktuellen Schachgeschehens zu bieten, schalten wir heute runter in die nicht ganz so hohen Etagen. Neben Wijk an Zee (goede dag mijnheer!) und Gibraltar (hola chicas!) ist die niedersächsische Landesliga Nord ja einer der Hotspots des regionalen Weltschachs.
Loyale Besucher der Schachwelt werden - hoffentlich - wissen, dass hier mit dem SK Bremen-Nord und der Bremer SG und dem SV Werder III UND dem SV Werder IV sogar vier Mannschaften aus dem kleinen Bundesland Bremen mit am Start sind.
Nachdem wir neulich berichteten von einem hübschen Werder III- Auswärtssieg in Osnabrück, geben wir heute der Wahrheit die Ehre und verschweigen nicht länger, dass das Dezember-Heimspiel gegen den SV Osnabrück dagegen glatt verlorenging. Unsere Adventszeit war begleitet von ausgiebiger schachsportlicher Agonie.
Indes, das neue Jahr brachte schon wieder neue Punkte - nach einer langen Autofahrt hin (200 km) in aller Frühe gewannen wir mit 7:1 bei Nordhorn II.
Passt nicht zum Artikel, aber so ein Sommerbild ist einfach immer schön
Zu diesen zwei Showdowns in der norddeutschen Tiefebene hier nun zwei epische Berichte:
Werder 3 – SV Osnabrück 3 : 5 – Hart ist das Brot in der Landesliga
von Olaf Steffens
Trüb war das Wetter, trüb war auch der Mannschaftskampf, und allein der von Abteilungsleiter Oliver selbstgekochte Präsidentenkaffee vermochte diesem Tag ein wenig Glanz zu verleihen. Indes, am Ende lief Werder 3 im Heimspiel gegen robuste Osnabrücker auf Grund. Und wenn man am Ende auch nicht wusste, wie verdient das alles war – letztlich reichen die Einzelergebnisse, um die Wahrheit aus diesem Spiel zu lesen.
Schon früh unbehaglich wurde es am Brett von André Büscher, der mit Weiß gegen ein verzögertes Marschall-Gambit fehlgriff und bald die Waffen strecken musste. Zum Glück haben wir mit Fabiano Brinkmann einen veritablen Top-Scorer, der auch in Runde 4 wieder sehr souverän zuschlug und damit den 1,5 – 1,5 Zwischenstand herstellte, nachdem Nils-Lennart Heldt eine erst aussichtsreiche, später tendentiell murkelige Stellung zum Remis abgesichert hatte.
Zum Unglück für alle (Bremer) Beteiligten folgte alsdann der Auftritt des Berichterstatters. Paul Wielebinski hatte sich in zweischneidiger Position zu einem Turmopfer hinreißen lassen, doch zeitigte seine Vorausschau Lücken, und ich hätte offenbar relativ einfach nun den Punkt nach Hause bringen können – ganz im Sinne der Mannschaft! Doch mein König musste wandern, und trotz Mehrturm (!) fand ich bei immer knapperer Zeit kein nachhaltiges Versteck. Gewonnen war es dennoch, oder mindestens Remis … aber nicht so, wie ich es spielte. Punkt und erneute Führung stattdessen für den SV Osnabrück.
Steffens - Wielebinski 0:1 - bei Weiß war offenbar mehr Glauben als Wissen im Spiel
Könnte man gewinnen, aber sollte man nicht verlieren. Grusel, grusel.
Bei vier noch laufenden Partien war Werder 3 nun deutlich in Zugzwang.
Erschwerend kam hinzu, dass auch Reiner Franke in einer positionellen Partie einen Bauern verlor und im Endspiel letztlich zum 1,5 – 3,5 aufgeben musste.
Doch noch wurde gekämpft! Bei Duong eilte ein Freibauer der gegnerischen Grundreihe entgegen, Timur verwickelte den Osnabrücker Spieler in ein wildes, timurhaftes Getümmel – sollten hier noch zwei Punkte herausspringen für den Ausgleich?
Zwischenzeitlich erkämpfte sich unser Spitzenmann David Kardoeus ein Remis gegen Dirk Hummel, und dann – der Anschlusstreffer, Timur hatte gewonnen! Alle Augen schnell auf Duong – indes, hier war das Endspiel gekippt, der gefasste Plan vom Gegner stark pariert, und schon war es ein gegnerischer Bauer, der sich zur Damenumwandlung bereitmachte.
Gut gekämpft haben wir, das wollen wir festhalten, allerdings … ein 3 – 5 war nicht ganz das erhoffte Ergebnis. Schade!
Kein richtig guter Tag für Werder III
Werder Drei mit doppeltem Comeback
von Stephan Buchal
Das Comeback der Mannschaft wurde auch möglich durch ... Weiterlesen auf www.werder.de/schach
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So sieht's aus. Es bleibt spannend in der Landesliga Niedersachsen.
Wir möchten noch hinweisen auf das Werder Frühlings-Open 2020, das in Kürze wieder startet und in entspannten sieben Runden den ganzen Frühling hindurch bis zum Juni hin mäandert - sehr schön, sehr schön. Eine Ausschreibung findet Ihr hier. Ob Bremer, Oldenburger, Kölner, Österreicher, Münchner oder Delmenhorster - seid dabei!

ELO-Pillen für alle!
Was man sich so wünscht im Leben: die große Liebe, gutes Wetter und einfach mal etwas mehr Ahnung vom Schach. Da das mit dem Schachverständnis aber nicht so einfach ist, greifen viele in ihrer Not auf Hilfsmittel zurück. Da ist das Handy in der Hosentasche (verboten), da ist der Manager, der im Publikum mit den Ohren wackelt und dadurch Züge übermittelt (auch verboten), und man kann sich mit Chessbase über die letzten Partien des Gegners informieren (legal).
Das alles aber ist mühsam, und so hat sich der Schachsender ARTE für uns auf den Weg gemacht und untersucht am kommenden Freitag „Doping fürs Gehirn – Machen Pillen schlauer?“ (Freitag, den 19. August 2011, um 21.45 Uhr).
Da werden wir natürlich hellhörig – denn wie es in der Vorankündigung heißt, wurden für den Film auch leistungssteigernde (!) Experimente mit Schachsportlern durchgeführt:
„Der Psychiater Klaus Lieb möchte herausfinden, was diese Mittel eigentlich können. Mit Turnierschachspielern testet er drei Substanzen: Ritalin, das illegale Amphetamin und Koffein. Wie verändert sich die Leistung der Schachspieler unter dem Einfluss der verschiedenen Stimulanzien? […] Wird der menschliche Denkapparat in Zukunft auf fremde Hilfe angewiesen sein, um den wachsenden Anforderungen standhalten zu können?“ (Quelle: Arte-Homepage.)
(Danke für den Hinweis an Harald Balló vom Hessischen Schachverband und Oliver Höpfner vom Bremer Schachverband.)
Ein Blick könnte also lohnen – und dann geht´s mit ELO-Pillen frisch gestärkt in die neue Saison! Oder doch wie bisher schon mit Kaffee? Die Firma Hussel bietet sogar ganze Figurensätze aus Schokolade an. So kommt man gut durch die nächste Turnierpartie – man sollte nur nicht am Fenster in der Sonne spielen.
Etwas mehr Doping hätte dem Schwarzen auch in der folgenden Stellung gut helfen können. Aber eben – ist ja noch nicht erlaubt!
Sebastian Kesten – Olaf Steffens (2.Bundesliga Nord 2010/2011, SC Neukloster – Werder Bremen 2)
Nach eigenartigem Verlauf hat Sebastian seinen Läufer in die Mitte des Brettes geschraubt und sich einigen Raum erobert. Ich erschrak nur kurz (denn die knappe Zeit ließ einen längeren Schrecken nicht zu) und wich zurück mit 26…..Le7, woraufhin das strenge 27.Kg1-f2, Sa7-c6 28.Kf2-e3 folgte und die schwarze Stellung so nach und nach immer trostloser wurde (gefolgt von einem unangenehmen 1:0 im 39.Zug).
In der Diagrammstellung, meine Damen und Herren, da hätte Schwarz aber ganz anders spielen sollen! Der Werder-Trainerfuchs Claus-Dieter Meyer entdeckte diese Verbesserung - welche nämlich? Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir ein paar zusätzliche Sonnenstunden für den Sommer 2011.

Elf Kekse sollt Ihr sein
Mit Apfelsaft an die Weltspitze? Viele von uns hatten es ja schon seit langem geahnt – und nun endlich ist es auch amtlich: Allein durch die richtige Ernährung während der Partie können SchachspielerInnen ihre Rating gehörig steigern (Quelle: Gesellschaft für Lebensmittelforschung (Berlin) in Kooperation mit Foodwatch, dem Deutschen Wetterdienst und dem Freiburger Institut für Indogermanische Sprachen).
Wie eine seit 1951 in der Oberliga Württemberg durchgeführte Vergleichsstudie ergeben hat, steht der schachliche Erfolg in erstaunlichem Zusammenhang mit dem Verzehr bestimmter Lebensmittel:
- Apfel und Bananen essende Oberligaspieler konnten ihre Rating deutlich um 5 Punkte pro Monat erhöhen im Vergleich zu den nichtapfelundbananenessenden Schachsportlern. Bei Kiwis und Kürbissen ließen sich von den Forschern dagegen keine derartigen Wertungssprünge nachweisen.
- Kekse knistern zwar und man muss sie deshalb abseits des Brettes verzehren, doch ist die Wirkung beachtlich: durchschnittlich ein Anstieg von 3 DWZ-Punkten pro Monat bei den schwäbischen Keksessern. Als besonders ergiebig erwiesen sich Schokoladenkekse (mindestens elf davon bei der klassischen Bedenkzeitregelung) und kleine Mandelspätzle.
- Der Verzehr der nicht nur im Süden, sondern vor allem auch im Ruhrgebiet beliebten „Stullen“ (mit Butter, Käse und/oder Marmelade) scheint indes auf das Ergebnis einer Partie kaum Einfluss zu haben – durchschnittlich nur 1 DWZ-Punkt Zuwachs im Monat, aber immerhin. Besser als nichts!
- SpielerInnen, die am Brett viel Wasser, viel Apfelsaft oder viel Wasser mit viel Apfelsaft tranken, konnten ihre nervösen Spannungen während der Partie deutlich besser abbauen – das führte zu durchschnittlich 2 Punkten mehr DWZ pro Monat. (Nicht umsonst wird erzählt, dass der Sieger des Opens, welches 1994 parallel zur Deutschen Meisterschaft auf Rügen stattfand, sich vor allem durch das beständige Trinken von Coca-Cola zu ausdauernder geistiger Hochform aufschwingen konnte. Man ahnt es schon – der Mann war Amerikaner!)
Ein schöner Nebeneffekt: manchen DWZ-Punkt erkämpften sich die Probanden im Südwesten auch durch das ständige Auf-und Zuschrauben ihrer Flaschen–viele Gegner ließen sich davon nerven, waren abgelenkt und machten Fehler.
(Ähnlich populär ist auch das dauernde An-und Ausknipsen von Kugelschreibern, doch fällt das nicht in die Kategorie der Lebensmittel. Über den psychologischen Einsatz von Nahrung zum Zwecke der Gegnerstörung sind ja schon ganze Enzyklopädien verfasst worden. Man denke nur an Zwieback (wundervoll laut, aber mittlerweile nicht mehr so verbreitet), krachendes Knäckebrot, Wurzeln, Möhren und knirschende Karotten, an Popcorn, zerbrechende Chips, die Bahlsen Prinzenrolle, Knoblauch (leise vor der Partie verzehrt erzielt er starke Effekte), an Kieler Sprotten oder auch an Spinat-Omelette. Früher gab es im Turniersaal ja auch noch das Rauchen, doch das ist lange her.
- Vorsicht hingegen scheint geboten beim Genuss von Kaffee. Wir wissen ja schon aus vielerlei Quellen, dass Koffein das Denken beschleunigt – leider machten die kaffeetrinkenden Württemberger dadurch auch ihre schlechten Züge schneller und verloren ihre Partien durchschnittlich 48 Minuten früher als die teetrinkenden Kollegen am Nachbarbrett. Die freie Zeit, die sie so gewannen, mussten sie mit einer sinkenden Rating teuer bezahlen (monatlich minus 3 DWZ im Vergleich zu den Teetrinkern).
Auch Marc Lang, König des Blindsimultanspiels, schiebt bei seinen Wettkämpfen die Kaffeetasse beiseite – stattdessen baut er auf grünen Tee.
Wir meinen: Wer hätte das gedacht? Mit ein wenig blindem Vertrauen in die Wissenschaft scheint sich anzudeuten, dass man seiner Karriere durch die richtige Nahrung noch einen weiteren Push geben kann. Das bestätigt auch Mr.Y auf Schachfeld.de: „Ich bin Angriffsspieler, und sobald ich merke, dass es zur Sache geht, dass ich jetzt den Sack zu machen muss, nehme ich meistens auch nochmal Schokolade oder Traubenzucker zu mir.“ Und darüber hinaus schmeckt es oft auch noch ganz gut! Biologen werden wahrscheinlich ohne Mühe ergänzen, dass das irgendetwas mit dem Blutzuckerspiegel und solcherlei Dingen zu tun hat. Die Energie für die langen Stunden am Schachbrett sollte man regelmäßig und auch rechtzeitig nachlegen – wenn sich ein Energy Low erst einmal ausbreiten konnte, hat man den Bauern vielleicht schon eingestellt, bevor die Konzentration wieder ganz zurückgekehrt ist.
Monty Python trainierten schon vor vierzig Jahren in einem wunderbaren Sketch die Selbstverteidigung gegen Angriffe mit frischem Obst („Also, ich würde sagen, es ist ganz simpel, mit einem Bananenfanatiker umzugehen!“). Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir uns Ähnliches auch für unsere Turnierpartien überlegen? Die Konkurrenz schläft nicht!
Beim SV Werder, meinem Verein, ist davon noch nicht viel zu spüren. Noch immer werden in der Vereinsgaststätte die traditionellen Pommes gekocht und verzehrt, und manche essen dazu eine Currywurst. Von DWZ-steigernden Keksen, Äpfeln und Bananen keine Spur (auch bei mir nicht) - bedauerlich! Ich weiß, es ist gewagt, doch vielleicht ist diese Form der schachlichen Ernährung mit ein Grund dafür, weshalb wir Bremer nun schon seit einiger Zeit immer nur Zweiter wurden in der Bundesliga (und – beinahe noch schlimmer - beim Blitzen immer von Delmenhorst geschlagen werden).
Doch können wir den Forschungsergebnissen wirklich trauen? Oder sind die Interpretationen so gewagt wie jede Prognose zum griechischen Haushaltsdefizit? Mir zumindest ist aufgefallen:
Großmeister essen im Allgemeinen nichts während einer Schachpartie!
Unheimlich, oder? Vielleicht können das die Leser des Blogs ja sogar bestätigen? Jedenfalls kann ich mich nicht daran erinnern, dass ein GM jemals einen Apfel, eine Butterstulle oder einen Keks neben das Brett gestellt hätte. Kaffee dagegen, ja!, Kaffee geht immer, auch für Großmeister – doch scheint es ihrer Spielstärke nicht zu schaden. Zumindest nicht, wenn sie mal gegen mich spielten.
Auch Internationale Meister essen eher nicht so viel während ihrer Partien. Je weiter man aber nach unten klettert mit der DWZ, desto mehr scheinen die Spieler rein intuitiv auf das Essen und vor allem das Trinken während der Partie Wert zu legen. Die Ergebnisse der Studie scheinen ihnen jetzt Recht zu geben.
Und auch rein schachhistorisch gibt es Belege für die Vorzüge einer ausgewogenen Ernährung - wir schauen 75 Jahre zurück und auf das Großmeisterturnier von Nottingham.
Emanuel Lasker und sein Bruder Bertold |
Emanuel Lasker, der von den Nazis schon 1933 aus Deutschland vertrieben worden war, trat in Nottingham 1936 als Veteran und Vertreter einer früheren Generation an. Darum war es vielleicht kein Wunder, dass Max Euwe, der amtierende Weltmeister aus den Niederlanden, sich für diesen Tag einiges vorgenommen hatte und gegen seinen Great Predecessor streng auf Gewinn zu spielen versuchte.
Als echter Holländer war er dem Kaffee nicht abgeneigt und hatte zu diesem Zeitpunkt in der Partie bereits zwei Tassen Kaffee mit Milch und Zucker genossen. Lasker dagegen, der alte Fuchs, war mit ein paar Keksen, einer Tüte Boskop-Äpfeln und in Begleitung zweier selbstgezüchteter Tauben zur Runde angetreten.
Nach 23. Zügen war es zu der folgenden Stellung gekommen – Lasker hatte gerade seinen König von e2 nach d3 gespielt. Niemand und auch wir nicht hätten damals geahnt, dass diese Position später einmal so berühmt werden würde. Zeitzeugen berichten, dass Euwe (am Zug) noch an seinem Kaffee sippte, während er überlegte, wie er den Angriff auf seinen Springer parieren sollte. Mit b7-b5? Oder mit Sc4-b6? Doch beides würde seinem berühmten Gegner leichten Ausgleich erlauben. Dann jedoch hatte er einen Geistesblitz – und spielte mit dem gefährlichen impulsiven Schwung des Kaffeetrinkers seinen Läufer von c7 nach a5.
Obwohl Lasker hier schon wieder in seinen nächsten Apfel biss, kalkulierte er bereits die ersten Varianten. Mit der Erfahrung aus über vierzig Jahren Turnierschach hatte der Achtundsechzigjährige Lc7-a5 schon kommen sehen – und mit der Energie aus Schokokeksen und Boskop-Äpfeln fand er eine wuchtige Widerlegung. Wie kam der Ex-Weltmeister in großen Vorteil und gewann gegen seinen Nachfolger? -
Wir Schachspieler sollten das Potential erkennen, dass die richtigen Lebensmittel für unsere DWZ bereithalten. Der Schachbund ist gefragt. Auch wenn sich unsere Gegner vielleicht nicht so sehr über die vielen Äpfel, Bananenstauden und Butterstullen neben unserem Brett freuen – unsere Mannschaftsführer werden es uns danken!
PS Essen Großmeister denn nun wirklich nichts während der Partie?

Nicht ohne meine Kaffeetasse
Wir wissen es alle: Schach ist ein harter, schwerer Sport! Wir spielen im Winter durch und machen keine Pause wie die Fußballer. Wir verbringen lange Stunden in düsteren Räumen und verlieren dann am Ende - und trotzdem tigern wir beim nächsten Mal wieder hin und hoffen auf eine bessere Partie. Wir verbringen Zeit mit Menschen, die ein großer Teil der übrigen Menschheit "Schachspieler" nennt und für etwas merkwürdig hält. In unserem Sport trifft man verhältnismäßig wenige Frauen. Und wir haben irgendwie nicht immer eine A-Nationalmannschaft. Manche Schachspieler mogeln während ihrer Partien und schaffen es dennoch beinahe bis zum Weltmeister. Wir müssen früh aufstehen, und dann gibt es nicht immer gleich eine schöne Tasse Kaffee am Spielort. Doch trotz all dieser Widrigkeiten - wir bleiben dabei!
Allein das schon belegt, wie faszinierend das Schachspiel ist. Viele, die früher oder später mit Schach anfangen, spielen es ihr Leben lang. Korchnoi zum Beispiel. In Deutschland sind oder waren es ja mal so um die 100.000 gelistete Spieler, mit einer eher fallenden Tendenz, und in vielen Vereinen gibt es dadurch schon Schwierigkeiten. Auch Lara Stock (bzw. ihr Vater) scheint schon eher in Neuseeland spielen zu wollen.
Ob sich das aber alles lohnt? Tun wir das Richtige, wenn wir unser Leben mit Schach verbringen, anstatt draußen in der Sonne zu liegen und Saft zu trinken? Anstatt ins Kino zu gehen und morgens vor dem Frühstück bei Regen durch den Park zu spazieren? Wir verbringen unsere Sonntage rund um das Schachbrett. Erst gibt es eine barbarisch frühe und lange Reise über die Autobahn, um zum Mannschaftskampf zu kommen. Dann gibt es auf die Mütze von einem gut aufgelegten Gegner, bevor man auf der Autobahn wieder durch die Dunkelheit nach Hause braust. So geht der Sonntag dahin, es wartet schon die nächste Arbeitswoche, und warum tun wir uns das alles an?
Die Antwort ist wohl - weil wir uns das antun wollen. Man tut ja irgendwie doch immer das, was einen am meisten reizt. "Du bist, was Du tust" sagte mal ein schlauer Kopf, möglicherweise war es Reinhard Sprenger in seinem Buch "Die Entscheidung liegt bei Dir!". Für das Schachspielen und die viele Zeit, die wir damit und nicht mit anderem verbringen - dafür haben wir uns entschieden. Aber warum?
Vielleicht lautet die Antwort daher auch: "Du tust es für Deine Rating." In der Hoffnung auf noch ein paar Punkte mehr und endlich den Sprung über die nächste Hundertergrenze quälen wir uns also auch schon mal über die Autobahn? (Immerhin ja am Sonntag, und es gibt kaum LKWs!)
Oder die Antwort lautet: Na gut, es macht eben doch einfach Spaß! Man sitzt und spielt, man knobelt und (wenn der Tag gut läuft) fühlt den "fighting spirit". Letzten Endes sind wir ja auch kreativ bei dem, was wir tun. Forschen an neuen Eröffnungen, bringen neue Bilder aufs Brett, oder beschummeln den Gegner noch mit einem eigenartigen Trick. Und mit etwas Glück bekommen wir auch einen schönen Tasse Kaffee dazu!
Viel Anregung gibt es auch bei Blitzpartien im Verein - selten wird so viel geblödelt, glaube ich. Der Austausch mit anderen belebt, sei es am Brett, rund ums Brett bei den Kiebitzen, oder vielleicht auch hier im Netz, wenn Georgios Souleidis wieder seine Gurken des Wochenendes einweckt.
Vielleicht kommt der Reiz des Schachspielens ja auch daher, dass wir dabei einfach abschalten, den klaren abwägenden Alltagsverstand beiseite schieben können, der sonst immer schon so viel zu regeln hat. Für einige Zeit müssen wir uns nicht mehr ums Überleben kümmern und alles, was damit zu tun hat. Wir spielen dann nur noch! Der Rest der Gedanken kann draußen bleiben - Schach als Droge, und warum auch nicht, wenn in Maßen genossen.
Die Verlockungen durch Kino, Sonne, Parkspaziergänge sind groß, und es ist schön, wenn es Zeit dafür gibt. Aber ein bisschen Alltagswürze durch die Aufregungen einer Schachpartie und die Menschen, die man dabei trifft - auch das tut gut!
(Manche suchen diese Würze ja darin, dass sie eine gefälschte Doktorarbeit veröffentlichen . Aber dafür fehlt uns Schachspielern nun wirklich meist die Zeit.)
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