101 Chess Endgame Tips von Steve Giddins  

 

Autor: Steve Giddins, Seiten: 112, kartoniert, Format : 248mm x 172mm, 1. Auflage,  101endgameVerlag : Gambit-Publications, London Erscheinungjahr: 2006 oder 2007  (Der Verlag gibt 2007 an, da ich aber nichts Genaues weiß, will ich mich nicht festlegen)  Preis:18,90 €

 


Über den Autor:

 
FM Steve Giddins (*1961) ist seit einiger Zeit als Autor von Schachbüchern für Spieler der unteren bis mittleren Leistungsklasse bekannt. Dieses Buch ist sein viertes Schachbuch. Seine anderen Bücher wurden vom Schachvolk gut angenommen. Man sieht Giddins auch regelmäßig in der Turnierarena die Klingen kreuzen.

Inhalt:

Titel ist gleich Inhalt des Buches, der Leser findet in diesem Buch 101 Endspieltips aus den wichtigsten Endspielgattungen.
Bauernendspiele ( Tipp 1-6 bzw. 7 (siehe Rezension warum)) Springerendspiele ( Tipp 8-14 bzw. 7-14 ) Läuferendspielen (Tipp 15-28) Springer gegen Läufer (Tipp 29-36) Turmendspielen (Tipp 37-61) Damenendspielen (Tipp 62-64) Strategie und Technik (Tipp 65-101)
Jeder Tipp wird normalerweise in einer Seite abgehandelt (bei größeren Themen auch manchmal zwei) mit durchschnittlich 4 Diagrammen pro Seite. Die Partiefragmente sind bis einschließlich 2006.

Rezension:

Steve Giddins hatte es sich also, wie er im Vorwort betont hatte, zur Aufgabe gemacht, den Schachfreunden das Endspiel näher zu bringen. Er betonte dort auch einen meiner Meinung nach sehr wichtigen Punkt, denn um Endspiele zu können, muss man nicht nur deren Theorie pauken, sondern sie auch LIEBEN.

Bei den Bauernendspielen bringt Giddins nicht wirklich neue Beispiele, ich kannte alle Beispiele außer eines. Hier offenbart sich die Hauptschwäche des Buches, man findet die meisten Beispiele auch in dem neuen maßgebenden Werk "Endspieluniversität" von Dworetski und anderen Endspielwerken. Beim näheren Durchschauen entdeckte ich auch mehrere fette Gliederungsfehler, so findet sich bei den Bauernendspielen auch ein Damenendspiel, und im Inhaltsverzeichnis steht ein Tipp, der eigentlich zu den Bauernendspielen gehört, bei den Springerendspielen. Der Rest der Gliederungsfehler ist ähnlicher Natur, bedarf also keiner detaillierten Erwähnung, jedoch muss festgehalten werden, dass das Buch auch eine zweite Schwäche besitzt. Die dritte Schwäche liegt in der Knappheit der verbalen Kommentierung. Giddins betont, dass seine Tipps auch ohne Brett analysiert werden können, jedoch sind manchmal bis zu zehn Züge hintereinander unkommentiert, und an diesen Stellen wäre es besonders für schwächere Spieler gut zu wissen, was die Spieler überhaupt machen.
Es ärgert mich besonders, dass kein Spielerverzeichnis angelegt wurde, vor allem deshalb, weil die letzte Seite von Gambit für Werbung der eigenen Bücher benutzt wurde.

Trotz alledem hat das Buch auch seine guten Seiten. Die Benutzung von bereits bekannten Beispielen schließt Analysefehler größtenteils aus. Das Buch ist wirklich recht angenehm zu lesen, da die ausgewählten Beispiele oft "aus einem Guss" von berühmten Endspielkünstlern gespielt wurden und es einen wirklich anregt, selber an seiner Endspieltechnik zu arbeiten. Giddins hat auch (wenn auch seltener) einige neue Beispiele gebracht, zum einen weniger bekannte und zum anderen aktuelle . Das letzte Kapitel ist zugleich auch das informativste. Hier bespricht Giddins auch Themen, die nicht unbedingt in einem klassischen Endspielbuch stehen würden. Mir gefällt die breitgefächerte Themenwahl in diesem Teil, denn hier stehen die eigentlichen Tipps drin, die z. T. auch psychologische Aspekte aufgreifen. Die Arbeit von Gambit ist mal wieder sehr gut und das Buch ist schön anzusehen. Ich fand bis jetzt null Fehler

Fazit:

Giddins legt hier eine solide Leistung ab. Die versprochenen "golden nuggets" finden sich jedoch erst größtenteils im letzten Kapitel. Hätte Giddins bei seiner Arbeit nicht so viele x-mal durchgekaute Beispiele gewählt, dann hätte dieses Buch auf dem Schachmarkt bessere Chancen. Ich denke, dass jeder Endgame-Lover mit Englischkenntnissen von dem letzten Teil des Buches profitieren wird, aber ob das Buch 18,90 € wert ist, muss dadurch entschieden werden, ob einen die negativen Aspekte stören.

Thomas Kubo