Die englische Eröffnung, Band Eins – Mihail Marin

Mihail Marin erschafft sich gerade das, was sich Francis Ford Coppola mit „Der Pate I-III“ erreichte: Ein Denkmal. Nach seinem prämierten Werk „Learn from the legends“ und weiteren geachteten Büchern bastelt er nun an einer Monografie über die Englische Eröffnung, die drei Bände beinhaltet. Diese erscheint im Rahmen der Reihe Grandmaster-Repertoire des Verlags Quality Chess. Band Eins liegt nun in deutscher Sprache vor. Es behandelt alle Varianten nach 1. c4-e5. Auf 480 Seiten und in 33 Kapiteln erläutert Marin jedes Abspiel so ausführlich und lehrreich, dass sich auch ein Amateur nicht im Stich gelassen fühlt, gleichzeitig dringt er aber so tief in die Materie ein, dass auch Profis von seinen Analysen Nutzen ziehen. Marin ist sich dabei nicht zu schade, seine Erkenntnisse zu teilen, sprich auf fast jeder Seite eine Neuerung zu präsentieren. Das ist es, was ihn von den vielen Autoren auf dem Markt unterscheidet. Er sammelt nicht einfach das bestehende Material, schreibt ein wenig dazu und präsentiert es als tolles Werk, er erweitert die Theorie mit eigenen Analysen und Ideen und das nicht zu knapp. Hinzu kommt die ausgezeichnete Präsentation und Strukturierung des Buches, die den Lesegenuss steigert und immer wieder dazu einlädt es in die Hände zu nehmen. Es würde mich nicht wundern, wenn der Zug 1. c4, der in der Theorie und Praxis immer stiefmütterlich behandelt wurde, durch diese Monografie endlich seinen verdienten Platz neben seinen großen Brüdern 1. e4 und 1. d4 einnehmen wird. Für 1. c4-Spieler wird es über Jahre hinweg die Bibel sein. Ein Wort zur Übersetzung. Es ist unklar, ob hier ein Schachkenner am Werk war, aber unbestritten verfügt er über ausgezeichnete Deutschkenntnisse, die für zahlreiche Bonmots wie den folgenden kennzeichnen: „Überdies kann Schwarz wegen des strukturellen Defekts am Damenflügel dort keine hinreichende Verteidigung organisieren.“ (S. 108)
Herrlich, das Werk eignet sich sogar als Lesebuch. An Band Eins der Monografie gibt es nichts auszusetzen, genauso muss ein Theoriewerk geschrieben sein, wie eine wissenschaftliche Arbeit, in der erkennbar geforscht und nicht schlampig zusammengeklaubt wurde.
Bild: die englische..

Bewertung 5 von 5

IM Georgios Souleidis, DWZ 2350