Viele häufig verwendete Begriffe aus dem Computerschach sind unklar. Daher versuche ich in dieser Rubrik Begriffe zu erklären.

ENGINE ...

Übersetzt steht Engine für "Motor". Wir erinnern uns an den berühmten Satz "Gentlemen Start Your Engines" aus Sportkommentierungen. Nun, Schach ist auch eine "Sportart" und von daher passt dieser Satz auch hervorragend zum Thema Computerschach. Ein Schachprogramm besteht heute - grob gesagt - aus einer grafischen Benutzeroberfläche (GUI - Graphical User Interface) und einer Engine. Die Engine selbst ist der Motor, der zuständige Programmteil für die Berechnungen. Diese gegenseitig in Abhängigkeit stehende Einheit zwischen GUI und Engine führt z. B. bei ChessBase ein wenig in die Irre. Hier schimpfen sich sowohl die GUI als auch die Engine "Fritz" (Franz Morsch, Niederlande und Matthias Feist, Deutschland). Die derzeitige Nummer 1 der Engines ist "Rybka" (Vas Rajlich, USA). Wenn ein Anwender z. B. schreibt: Ich habe Rybka unter Fritz getestet ist hier die Engine Rybka und die Fritz GUI gemeint.
weiterführende Links:
WBEC Ridderkerk, Thema Winboard von Leo Dijksman (Niederlande).
http://wbec-ridderkerk.nl/
Leo betreut seit vielen Jahren meine aufgebaute Seite "Frank's Chess Page", heute WBEC Ridderkerk zum Thema Winboard und Engines.

Chess WIKI, von Ron Murawski (USA)
http://computer-chess.org/doku.php
http://computer-chess.org/doku.php?id=computer_chess:wiki:lists:chess_engine_list

EVCOMP, von Ing. Emil Vlasák
http://www.vlasak.biz/
http://www.vlasak.biz/evcnews.htm

Arena Chess GUI (unter Engine, Links)
http://www.playwitharena.com
Übersichtlich alphabetische sortierte Liste verfügbarer Engines.

Le Fou numérique, Thema UCI von Patrick Buchmann (Elsass)
http://pagesperso-orange.fr/lefouduroi/engines.htm#UCI

SedatChess, Thema Eröffnungsbücher von Sedat Canbaz (Türkei)
http://www.sedatchess.com/
Auch Firmen wie ChessBase, Lokasoft, Convekta Ltd etc. bieten Engines an. Die Links finden Sie auf dieser Seite unter "Benutzeroberfläche".

ENGINE  PROTOKOLLE (UCI, Winboard, ChessBase Native, MCS) ...
Damit eine Engine mit einer Benutzeroberfläche kommunizieren kann, ist in der Regel ein Protokoll notwendig. Das älteste Protokoll ist das Winboard Protokoll von Tim Mann (USA, Winboard). Die Idee des Protokolls stammt aus den 80er Jahren und boomte so richtig ab ca. 1995. Mittlerweile sind ca. 400 Schachprogramme zum Winboard Protokoll kompatibel. Millennium 2000 GmbH, ChessBase oder auch Convekta Ltd. entwickelten eigene Protokolle (MCS oder das ChessBase Native Protokoll). Das MCS Protokoll setze sich allerdings nicht durch und nur eine handvoll Engines waren seinerzeit kompatibel. Allerdings unterstütze Millennium 2000 GmbH im Anschluss tatkräftig das UCI Protokoll. Ca. im Jahr 2000 entwickelte dann der deutsche Programmierer und mehrfache Computerschachweltmeister Stefan Meyer-Kahlen das UCI Protokoll. Bekannte Programmierer wie Rudolf Huber (Deutschland, Engine SOS) oder Dieter Bürßner (Deutschland, Engine Yace) halfen Stefan bei der Entwicklung. Selbst habe ich versucht mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln, sowohl das Winboard als auch das UCI Protokoll zu unterstützen. Das UCI Protokoll hat sich in heutigen Zeiten als modernes Protokoll durchgesetzt. z. B. sind von den TOP 20 der weltbesten Engines lediglich die Engine Fritz (Niederlande & Deutschland, ChessBase Native Protokoll) oder die Engine Thinker (Lance Perkins, USA, WinBoard Protokoll) nicht zum UCI Protokoll kompatibel. Es ist einfach eine UCI-Engine unter modernen Benutzeroberfläche einzubinden. Die sehr populären Winboard und UCI Protokolle stehen heute in zwei Versionen frei zur Verfügung. Oft wird daher auch gesprochen vom Winboard Protokoll I, II oder vom UCI Protokoll I, II. Das ChessBase Native Protokoll wurde der Öffentlichkeit nicht frei gegeben.
Im Zusammenhang mit Protokollen sprechen wir heute auch oft von Konverter / Adapter. Für Benutzeroberflächen, die z. B. nicht Winboard oder UCI kompatibel sind, wurden Konverter / Adapter programmiert. Mit Hilfe solcher Konverter / Adapter wird z. B. eine Winboard Engine auch zur ChessBase GUI Fritz kompatibel. Ein schönes Beispiel ist die bereits erwähnte Engine Thinker. Sehr beliebt ist der WB2uci Adapter von Odd Gunnar Marlin (Norwegen).
weiterführende Links:
Winboard von Tim Mann, USA:
http://www.tim-mann.org/xboard.html

Winboard GNU:
http://www.gnu.org/software/xboard/

Aktuelle Winboard Versionen:
http://www.open-aurec.com/wbforum/viewtopic.php?f=19&t=50387

Winboard Forum:
http://www.open-aurec.com/wbforum/index.php

Shredder, UCI Protokoll von Stefan Meyer-Kahlen, Deutschland
http://www.shredderchess.de

wb2uci Adapter von Odd Gunnar Marlin, Norwegen
http://home.online.no/~malin/sjakk/Wb2Uci/

Jim Ablett, USA - im letzten Crafty download findet sich eine neuere Version des wb2uci Adapters.
http://homepages.tesco.net/henry.ablett/jims.html

Benutzeroberfläche (GUI - Graphical User Interface) ...
Natürlich ist jede Benutzeroberfläche eine GUI. Sehr gerne wird gerade im Computerschach der Ausdruck GUI mit Benutzeroberflächen, die kompatibel zu den Engine Protokollen sind, in Verbindung gebracht. Ohne Benutzeroberflächen können eine Vielzahl von Winboard Engines auch im Textmode betrieben werden. Eine Fülle von sehr interessanten Möglichkeiten bietet z. B. die Engine Crafty von Prof. Robert Hyatt (USA). Eine interessante Möglichkeiten im Crafty-Textmode möchte ich herauspicken. Der beliebte Crafty-Bench-Test für Hardware-Geschwindigkeits-Messungen kann mittels dem Befehl "bench" gestartet werden. Textmode Funktionen befriedigen allerdings nicht "unsere" verwöhnten Augen. Natürlich möchten wir gerne mit ausgefeilten Benutzeroberflächen arbeiten, die uns möglich viele interessante und sinnvolle Funktionen zur Verfügung stellen.
weiterführende Links:
GUIs von ChessBase (ChessBase Datenbank und Fritz GUI)
http://www.chessbase.de (kommerzielle Produkte)
Der Klassiker. Die ChessBase Datenbank ist heute das Analysewerkzeug schlechthin. Die Fritz GUI bietet den größten Fundus an ausgefeilten Funktionen (Schach-Server, Multimedia Lern-Funktionen, Datenbankfunktionen etc.)

GUIs von Convekta Ltd (Chess Assistant Datenbank, Aquarium GUI)
http://chessok.com/ (kommerzielle Produkte)
Die Aquarium GUI, auch Rybka GUI geannt, ist noch relativ neu. Die GUI besticht durch ausgefeilte Analysefunktionen.

Shredder GUI von Stefan Meyer-Kahlen (Deutschland)
http://www.shredderchess.com (kommerzielles Produkt)
Ein MUSS für UCI Fans. Die sehr hohe Laufstabilität im Umgang mit UCI Engines, sonstigen GUI Optionen werden zu Recht sehr gelobt. Stefan integrierte sehr viele eigene interessante Ideen wie z. B. Endspielorakel, Tripple Brain, Spielstärke Regulierungsoptionen.

ChessPartner GUI von Lokasoft (Lex Loep, Niederlande)
http://www.lokasoft.nl/ (kommerzielles Produkt)
Nach meinem Wissen war Lex Loep der erste "Schach-Programmierer", der eine Windows kompatible GUI angeboten hat (Schachprogramm LChess). Auch heute entwickelt er beständig an seiner ChessPartner GUI.

Chessmaster GUI von UbiSoft (USA)
http://www.chessmaster.com/
So beliebt wie in Deutschland die Fritz GUI, ist in Amerika die Chessmaster GUI. Auch im Chessmaster finden sich unzählige Lernfunktionen. Sehr bekannt ist die integrierte Engine TheKing (Johan de Koning, Niederlande). TheKing bietet die Möglichkeit "Personalities" (Spielstile) zu kreieren. Das wurde von den GUI Entwicklern gnadenlos ausgenutzt. Es wurden unzählige von diesen Personalities erstellt und die Fans dieser Möglichkeiten richten seit Jahren untereinander viele Wettkämpfe um den besten Spielstil aus. Der sehr starke Schachspieler Cock de Corter (Niederlande, früher Ausrichter vom Aegon Computerschachturnier, ca. 2.300 ELO) war lange Zeit Haupttester und beschäftigt sich noch heute mit diesen Möglichkeiten von TheKing.

Arena Chess GUI von Martin Blume (Deutschland)
http://www.playwitharena.com (kostenfrei)
Arena Chess GUI ist z. B. die einzige GUI, die sowohl 1:1 kompatibel zum Winboard Protokoll I, II, als auch dem UCI Protokoll I, II ist. Eigentlich gibt es offiziell die Versionen I, II der Protokolle gar nicht, aber aufgrund wichtiger Protokollergänzungen haben sich diese Begriffe eingebürgert. 1:1 kompatibel bedeutet, dass Adapter / Konverter nicht notwendig sind bzw. die Protokolle komplett in der Benutzeroberfläche integriert wurden. Es sei mir der Hinweis erlaubt, dass ich an der Arena GUI bzw. der kompletten Entwicklung viele Jahre sehr aktiv in einem "Zwei-Mann" Team mit Martin Blume zusammen gearbeitet habe. Die GUI ist hauptsächlich für Eng-Eng Matches konzipiert wurden.

Winboard GUI von Tim Mann (siehe Links zum Thema Protokolle).

Scid Datenbank von Shane Hudson (Neuseeland)
http://scid.sourceforge.net/ (kostenfrei)
Erstklassige Datenbank!

ChessX Datenbank von Michal Rudolf
http://chessx.sourceforge.net/
Eine weitere freie Schach-Datenbank!

Tarrasch Chess GUI von Bill Forster
http://www.triplehappy.com/

ChessGUI von Matthias Gemuh (Deutschland)
http://biglion.110mb.com/ (kostenfrei)
Diese GUI befindet sich in ständiger Entwicklung, sehr interessant zu verfolgen ...

Bobby Junior von Amir Ban (Israel)
http://www.worldchesslive.com/bj/index.html
Zum Zeitpunkt dieser Zeilen eine brandaktuelle Entwicklung. Ein offensichtlicher Schwerpunkt ist der integrierte Schachserver.

erwähnte Engine Crafty von Prof. Robert Hyatt (USA)
http://www.craftychess.com/
http://www.cis.uab.edu/hyatt/
Endspieldatenbanken (Nalimov, egbb) ...
Endspieldatenbanken sind wichtige Werkzeuge für Analysezwecke. Alle möglichen Positionen bei 4, 5, 6 gar 7 verbleibenden Figuren werden in Datenbanken abgelegt. Engines können die Datenbanken dann einfach abrufen ohne selbst Zugberechnungen durchzuführen. Heute werden Endspiele mit bis zu 6-7 verbleibenden Figuren in Perfektion gespielt. Die hieraus resultierenden Möglichkeiten gehen allerdings noch weit über diese einfachen Datenbankabfragen hinaus. So können Engines bereits in der Suche auf Endspieldatenbanken zugreifen. Bei z. B. 10 verbliebenen Figuren werden auch dann unter Umständen die entscheidenden Züge sofort erkannt. Es gib heute verschiedene Arten von Endspieldatenbanken. Sehr beliebt und bekannt sind die Nalimov Datenbanken. Bei der Verwendung der Nalimov Variante werden Mattkombination sofort angezeigt (z. B. KLS - K, eine Engine kündigt ein Matt in x Zügen an). Für die Programme Shredder oder Fritz wurden eigene Endspieldatenbanken entwickelt (Shredderbases, Fritzbases). Auch gibt es noch die egbb Endspieldatenbanken (auch BitBases genannt). Zu diesem Thema möchte ich an dieser Stelle nicht näher eingehen. Es würde den Rahmen sprengen die Möglichkeiten sämtlicher Endspieldatenbanken zu beschreiben.
weiterführende Links:
Nalimov (direkter Download)
3-4 Steiner: http://www.playwitharena.com (unter User Files, Engines)