Wer erstellte die Computerschachseiten? ...
über den Autor: Frank Quisinsky


Kurt Lellinger
(Vorsitzender vom Bundesligaverein SG-Trier) fragte mich, ob ich für den Trierer Verein eine Vorstellung zu meiner Person schreiben könnte.
Ich übernehme den Text für die schach-welt.de.

Ich komme aus Neuss, wohne seit nunmehr 12 Jahren in Trier und bin 43 Jahre alt. Seinerzeit hat es mich beruflich nach Trier verschlagen. Bereits seit dem 10. Lebensjahr beschäftigte ich mich mit Schachcomputern und trat zu diesem Zeitpunkt auch einem Schachverein bei. Später spielte ich in Neuss-Norf /Allerheiligen. Hier unterstütze ich die eigene Vereinszeitschrift und war zusätzlich auch als Pressewart tätig. Im Vergleich zur Schachgesellschaft Trier war der Norfer Verein mit "nur" ca. 25 Mitgliedern, ein sehr kleiner Verein, allerdings mit sehr aktiven und begeisterten, ja regelrecht "Schachverrückten" Mitgliedern. So haben wir z. B. jährlich ein Turnier veranstaltet und hierzu den Schachverein aus St. Petersburg (Partnerstadt von Neuss) eingeladen. Auch der Düsseldorfer Verein, seinerzeit in der 2. Bundesliga, kam sehr gerne zu diesem Turnier und es gab aufregende Matches gegen den Verein aus St. Petersburg. Abends nahmen die 2.350 ELO-Spieler aus St. Petersburg dann an unseren PCs Fritz 2-3 und ChessGenius 2-3 auseinander. Das war für uns seinerzeit schon unglaublich stark. Schach ist neben meinem Fahrrad und Archäologie mein großes Hobby.

Beruflich arbeitete ich 13 Jahre als Sozialversicherungsfachangestellter in der landwirtschaftlichen Sozialversicherung, danach bei einer Berufsgenossenschaft. Da mich Computer schon immer reizten, habe ich versucht, mir weiteres Wissen, neben meinem Beruf anzueignen. Seit der 286er Ära beschäftige ich mich mit Computern. So war es für mich dann unumgänglich, langfristig meinen meinen Wunschtraum als zweiten Beruf zu erlernen. So wurde ich IT-Systemkaufmann und machte mich nach dieser zweiten Ausbildung selbstständig. Ich bot allgemeine Serviceleistungen rund um den PC an und entwickelte Webseiten. IT (Informationstechnologie) bedeutet auch, dass möglich viele Erfahrungswerte notwendig sind, um diesen Beruf langfristig und erfolgreich ausüben zu können. So verlagerte ich schwerpunktmäßig meine Tätigkeiten und unterstütze junge aufstrebende Firmen mit individuell entworfenen Marketingkonzepten und auch im Vertrieb mit neuen IT-Ideen.

Da mich Schach immer schon begeisterte begann ich 1996 mit der Unterstützung von Amateurschachentwicklungen. Mein hauptsächliches Ziel war es, die Kompatibilität der Programme untereinander zu beschleunigen. Zu diesem Zeitpunkt gab es an Winboard kompatiblen Programmen lediglich Crafty, SSEChess, The Crazy Bishop und GnuChess. Es war für mich nicht logisch, Schachprogramme ausschließlich manuell gegeneinander antreten lassen zu können und auf Dauer waren vier Winboard Engines einfach zu wenig. Dies alles musste doch einfacher gehen! Die Schachprogrammierer sollten von Winboard überzeugt werden. So erstellte ich eine Webseite zu "Winboard und Amateurschachprogrammen" und berichtete dort über Computerschach oder schrieb Artikel für Computerfachzeitschriften, wie z.B. Gambit-Soft etc., auch um Freeware mit kommerziellem Schach zu mischen. Mit dieser Verknüpfung wollte ich eine größere Aufmerksamkeit für Amateurschachprogramme erzielen. Die Seite wurde zum Selbstläufer. Seinerzeit erreichte ich beständig Platz 1-3 von über 20.000 weltweit gemeldeten Schachseiten in der FIDE Statistik. Täglich waren ca. 1.000 - 2.000 unterschiedliche IP Adressen auf den Webseiten. Unglaublich für eine Computerschachseite, aber der Stein rollte und war nicht aufzuhalten. Mit der Zeit hatten sich viele tatkräftige Helfer um mich versammelt. Als dann irgendwann mehr als 100 Programme kompatibel zu Winboard geworden waren, unterstütze ich mit vielen Hilfen das UCI-Protokoll von Stefan Meyer-Kahlen. Später gab ich die Webseiten an Leo Dijksman (heute WBEC Ridderkerk) ab und half Martin Blume bei der Arena Chess GUI Programmentwicklung. Nach 4 Jahren erreichten wir auf unseren Arena Webseiten jährlich über 2 Millionen Downloads. Offenbar waren die Südamerikaner besonders verrückt auf Arena. Personen aus über 200 Ländern der Erde mailten uns an. Das Projekt wurde zeitlich immer aufwendiger und kaum noch zu bewerkstelligen. So versuchten wir dann, ein wenig herunterzufahren. Unter Arena werden alle Protokoll Standards aus dem Computerschach vereint. Arena war z. B. die erste Schachsoftware, welche zu FRC (Chess 960) kompatibel wurde. Engine Protokolle wie Winboard I, II und UCI I, II, PGN etc. wurden 1:1 umgesetzt. Das DGT Brett wurde mit zusätzlichen Möglichkeiten unterstützt. In diesem Projekt war ich eher der Ideengeber. Ich versuchte die Webseite bekannter zu machen, indem ich Berichte und Interviews organisierte. Zu meinem Aufgabenbereich gehörte auch der E-Mail Support, das eigene Support-Forum und sonstigen Hilfen. Heute gibt es nach meinem Wissen über 400 Engines die UCI oder WinBoard kompatibel sind und problemlos Ihre Dienste unter Arena verrichten. Mit dieser GUI können alle Engines eigenständig Turniere gegeneinander spielen und anschließend mittels Arena sehr komfortabel analysiert werden. Nach 10 Jahren Internet und Bemühungen rund um den Amateurschachbereich habe ich mich dann zurückgezogen. So habe ich nun drei Jahre fast überhaupt keine Schachfigur mehr angerührt. Wenn überhaupt spielte ich hin- und wieder eine Partie gegen meinen Novag Diamond II Schachcomputer. Das Thema Computerschach schien durch meine vielen intensiven Aktivitäten ausgereizt zu sein. Ferner hatte ich beruflich auch kaum Zeit für Schach. Heute erfreue ich mich selbst an den vielen Möglichkeiten und genieße es, Schachprogramme gegeneinander antreten zu lassen, Statistiken zu fertigen und auch mal selbst gegen meine favorisierten Engines zu spielen. Wobei ich hier ganz klar die aggressiven / angriffslustigen Programme bevorzuge. Mein Lieblingsprogramm ist AnMon (An für ANgel und Mon für deMON). Ein französisches Freeware Programm von Christian Barreteau. Auch Shredder gehört neben Glaurung / Stockfish mit seinen druckvoll strategischem Spielstil zu meinen Lieblingsprogrammen. Total begeistert bin ich von der taktischen Spielstärke des Programms Spark von Allard Siemelink (Nederlande).

Meine eigene Spielstärke lag in Zeiten in denen ich aktiv im Verein spielte, zwischen 1.900 und 2.025 ELO. Ich würde mich freuen, wenn ich den Trierer Verein etwas unterstützen dürfte. So könnte ich einige Erfahrungswerte einfließen lassen und ein paar, wie ich hoffe, nette Berichte schreiben. Als Familienvater habe ich natürlich an Wochenenden weniger Zeit an Mannschaftswettkämpfen teilzunehmen, daher beschränke ich mich eher auf die freien Freitage um hier und dort ein paar nette Schachstunden mit Gleichgesinnten zu verbringen.

Computerschach und Schach im Verein ...
Offenbar gehen viele Computerschächler, vergleichbar zu Fernschachspielern, gerne Ihre eigenen Wege. Das ist sehr schade aber leider gehörte ich viele Jahre auch dazu. Für einen Schachverein hatte ich nie wirklich Zeit, denn meine freie Zeit gehörte stets dem Computerschach. Heute sehe ich das anders und freue mich sehr über den Kontakt zu den sehr netten Vereinsmitgliedern, welche ich schon kennengelernt habe. Hätte ich das nur vorher gewusst ...

Eine ältere Vorstellung zu meiner Person ist zu finden unter (Auflistung meiner Computerschachaktivitäten):
http://www.amateurschach.de/atl4/_about-me.htm

Trier-Feyen, den 29.10.2009, überarbeitet am 10.01.2010
Frank Quisinsky