Mittwoch, 23 November 2011 21:14

WM-Fieber schafft man so jedenfalls nicht

Boris Gelfand hat Freunde in Moskau. Einer von ihnen ist der Hauptsponsor oder vielleicht eher Mäzen seines WM-Kampfes gegen Anand im nächsten Jahr. Was Gelfand derzeit gleichenorts beim noch bis Freitag laufenden Tal-Gedenkturnier zeigt, lässt wenig Gutes für den WM-Kampf erwarten. Er teilt den letzten Platz und dürfte dort auch kaum noch wegkommen. Das ist zu wenig für einen WM-Herausforderer. Für die WM ist das Antiwerbung. Auch Anand reißt sich in Moskau kein Bein aus. Er liefert ein Remis nach dem anderen ab. Er hat den zweiten Platz in der Weltrangliste an Aronjan schon so gut wie verloren. Das ist zu wenig für einen Weltmeister. Beide haben im Turnier noch keine Partie gewonnen. Im Januar sind Anand und Gelfand beide in Wijk aan Zee dabei. Möglicherweise ihr jeweils letztes Turnier vor ihrem WM-Kampf. Viel erhoffen dürfen wir dann von beiden nicht. Okay, sie sind Veteranen, über vierzig, und geben ihr Bestes nur, wenn es am wichtigsten ist. Aber sie dürfen sich nicht wundern, wenn wir derweil von aufregenderen Gefechten träumen und uns die übernächste WM nicht bald genug sein kann.

Donnerstag, 26 Mai 2011 21:42

Lob des Herausforderers

Hab gerade ein wenig rumgelesen, ob es interessante Stimmen oder Hintergründe zum Ausgang des Kandidatenturniers gibt. Fand leider nur eher flache Kommentare. Tenor Gelfand ist ein würdiger Herausforderer, er wird Anand schon Paroli bieten. Ach ja? Wissen die Herrschaften, dass Gelfand seit 1993 keine lange Partie gegen Anand gewonnen hat (obwohl er jede Menge Gelegenheiten hatte)?

Bitte nicht falsch verstehen. Gelfand ist ein feiner Kerl. Einer, der seine Kollegen wirklich respektiert, der Schach liebt und es mit so großem Ernst betreibt, dass er unser Spiel weitergebracht hat. Solche Sachen kann man nicht von allen Weltklassespielern behaupten. Gelfand hat in Kasan dafür gesorgt, dass der Wettbewerb nicht ganz lächerlich wird, indem er zwei seiner drei Matche regulär gewann und eine kämpferische Einstellung zeigte (dass er Grischtschuks Remisgebote annahm, kann man ihm aufgrund der Stellungen nicht vorwerfen). Dass er keinen der Favoriten selber aus dem Wettbewerb werfen konnte, ist nicht sein Fehler sondern der der FIDE. Gelfand hat sich vorher dafür eingesetzt, dass längere Zweikämpfe gespielt werden, obwohl das den Favoriten genutzt hätte und nicht ihm, aber es hätte eben auch dem Schach genützt, und das hat für ihn Priorität.

Ich würde mir ein spannendes WM-Match wünschen. Fürs Schach. Und für Gelfand. Aber ich glaube nicht dran. Und so objektiv wie Gelfand tickt, wird es für ihn selbst sehr schwer, an seine Chance zu glauben.   

Boris Gelfand
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Mittwoch, 25 Mai 2011 17:10

Altherrenschach

Schach wird immer jünger? Denkste! Die WM im nächsten Jahr bestreiten ein dann 42jähriger Weltmeister und ein 43jähriger Herausforderer. Boris Gelfand hat geschafft, was Lewon Aronjan und Wladimir Kramnik beim Kandidatenturnier versagt blieb. Er ist Grischtschuks Schnellschachkünsten aus dem Weg gegangen und hat den russischen Zocker in einer regulären Partie geschlagen. Damit hat sich der älteste Kandidat durchgesetzt. In einer sehr kleinen Umfrage, die ich vor dem Turnier in Österreich machte, wurde Gelfand übrigens von zwei der drei Befragten, nämlich Eva Moser und David Shengelia, als Geheimfavorit genannt. Alle Achtung!

Na gut, in Wahrheit ist dieser WM-Zyklus mit seiner ewigen Dauer, missratenen Modusänderungen und wohlmöglich einseitigen Finale ein vielleicht letztes Aufbäumen einer starken Generation. Gelfand ist der älteste Spieler in den Top 50, Anand knapp nach Iwantschuk und Drejew der viertälteste. Ob die Stunde meines gescheiterten Favoriten Aronjan noch kommt, ist unklar. Denn Nakamura, Carlsen, Karjakin und Giri werden noch ziemlich zulegen.

NIC Jahrbuch 3, 1985
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Donnerstag, 19 Mai 2011 09:08

Nochmals Kandidatenkrämpfe

An diesem Donnerstag gehen die Kandidatenkrämpfe in die letzte Runde. In einer Woche ist die Qualifikation ausgestanden. Für diejenigen, die wie ich am Modus leiden, ist sie es jetzt schon, denn der Schaden ist ja bereits angerichtet, und im Finale zocken spielen Gelfand und Grischtschuk (live ab 13 Uhr, der Sonntag ist dieses Mal frei) den Herausforderer über vertretbarere sechs statt vier Partien aus. Für die FIDE und Weltmeister Anand fängt die Qual dagegen gerade an. Ein Mindestgebot von einer Million Euro Preisgeld und an die 300 000 für diverse FIDE-Töpfe ist von Bewerbern ums WM-Finale gefordert. In Europa ist das für ein sportlich wahrscheinlich einseitiges Match nicht zu holen. Vielleicht in Indien. Das Zeitfenster für eine Debatte um ein besseres System ist kurz. Vor dem Weltcup, der heuer schon am 26.August in Chanti-Mansisk beginnt und den nächsten WM-Zyklus eröffnet, muss Klarheit herrschen.

nic2Für die taz ist dieser Donnerstag aber aus ganz anderen Gründen ein besonderer Schachtag. Autor Hartmut Metz erzählt allerdings nur die halbe Geschichte, Chessbase ist etwas ausführlicher und bildreicher, lässt aber auch ein interessantes Detail aus. Vor genau 25 Jahren traf ein Bonner Physikstudent einen gleichaltrigen Schachprofi aus Baku in Basel, wo der gerade einen englischen Kollegen in einem Schaukampf zerzauste und zeigte ihm eine 200 Partien umfassende Datenbank. Garri Kasparow war begeistert, und die deutsche Erfindung half ihm dank seiner schnellen Auffassungsgabe in den folgenden Jahren, seine Rivalen zu dominieren. Matthias Wüllenweber wurde nicht Physikprofessor sondern Mitinhaber einer mittelständischen Firma, die heute jeder Schachspieler kennt, nämlich Chessbase, und das nur weil die Niederländer, die zu dem Zeitpunkt schon seit mindestens zwei Jahren eine funktionierende Schachdatenbank am laufen hatten, so sehr mit der Produktion ihrer New in Chess-Magazine und -Jahrbücher beschäftigt waren, dass sie nicht erkannten, dass sie ein Produkt mit rasch wachsenden Absatzchancen und vor allem einer höheren Marge nur intern nutzten (auch Wüllenweber konnte sie nicht abkupfern, sondern programmierte selbst), statt es auf den Markt zu bringen. Die später lancierte NiC-Base holte den Vorsprung von Chessbase nie mehr auf.       
Verpasste Geschenke
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Freitag, 04 Februar 2011 01:05

Verpasste Geschenke

Was schenkt man jemand, der so gut wie alles hat oder zumindest haben kann? Peter Davies´ Bruder wusste um dessen Faible für Schach und entschied sich, ihm einen Schachlehrer zu besorgen. Das ungewöhnliche Geburtstagsgeschenk hat sich als Glücksfall für das Schach erwiesen. Und unser Glück könnte noch größer sein, stünde ihm nicht einmal mehr die FIDE im Weg, aber dazu gleich mehr.

Zunächst zu Peter Davies. Er ist Hedge-Fond-Manager, einer der erfolgreichsten in London. Er hatte schon einige Schachlehrer verschlissen. Mit Malcolm Pein verstand er sich auf Anhieb. Vielleicht weil Pein in seinem Metier selbst zu den Erfolgreichsten gehört. Sein Schachladen ist samt Versandgeschäft und Ableger in den USA der umsatzstärkste der Welt. Pein gibt eine Monatszeitschrift (Chess) heraus, verlegt Schachbücher (Everyman Chess), schreibt eine tägliche Schachkolumne (Telegraph),  gibt Privatstunden und organisiert Schachevents.

Ein halbes Jahr nach ihrer ersten Schachstunde reiste Davies mit seinem Schachlehrer nach Bonn. Er hatte Lust bekommen, einen WM-Kampf zu sehen. Anand, Kramnik und die ganze Inszenierung beeindruckten ihn, und er bohrte: Wann holen wir die WM nach London? Pein schlug vor, eine Spur kleiner zu beginnen und erst einmal ein Turnier auszurichten. So wurde auf einem Abstecher an den Rhein der Grundstein zum London Chess Classic gelegt.

Dieses nun schon zweimal in der Vorweihnachtszeit ausgerichtete Turnier hat neue Maßstäbe in Sachen Publikumsfreundlichkeit gesetzt. Nicht nur wer die tadellose Inszenierung im Kensington Olympia verfolgt hat, sondern auch Zehntausende, die nur online dabei waren, wurden überzeugt: Malcom Pein und sein Team sind derzeit die besten möglichen WM-Veranstalter. 

Im Juli vorigen Jahres hat Pein der FIDE ein Angebot vorlegt. Das Preisgeld sollte ähnlich hoch liegen wie vor zwei Jahren in Sofia (damals zwei Millionen Euro für die Spieler, 400 000 für die FIDE). Die geplante Inszenierung und der mögliche Werbeeffekt für Schach waren absehbar vielfach besser. Pein hat auch die von der FIDE als Voraussetzung für Verhandlungen verlangten 50 000 Euro eingezahlt. Weltmeister Anand unterstützte die Bewerbung. Selbst als Carlsen das Kandidatenturnier absagte, blieb London am Ball. Alles passte. Nur den FIDE-Unterhändlern passte etwas nicht.

Bis Ende Jänner brauchte Pein Klarheit. Die Option auf den geplanten, repräsentativen Spielort lief ab. Je kürzer die verbleibende Zeit bis zur ím Mai 2012, also drei Monate vor den Sommerspielen geplante Ausrichtung umso teurer und fehleranfälliger würde es. Die FIDE hat die von London gestellte Frist verstreichen lassen. Man kann nur (und besser privat als öffentlich in einem Blog) spekulieren, was die Unterhändler der FIDE noch von Pein erwartet haben. Er tat einfach, was er ihnen ankündigte und zog, wie er heute bekannt machtedie Bewerbung zurück.

Die WM in London wäre ein Geschenk für die Schachwelt gewesen. Die FIDE-Unterhändler haben entschieden, dass wir ein Geschenk nicht verdienen. Wir nicht... 

Anish Giri in Wijk
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Sonntag, 30 Januar 2011 01:00

Giri nach mehr

Anish Giri hat in Wijk aan Zee auch seine Schwarzpartie gegen Anand remisiert. Aber nicht etwa remis gehalten. Es war der Weltmeister, der zu kämpfen hatte. Es war ihre erste reguläre Partie, aber voriges Jahr spielten sie vor dem WM-Kampf Sparringspartien zu Eröffnungen, die Anand für Topalow testen wollte. Zwei davon hat Giri übrigens gewonnen, wie er dem NRC Handelsblad kürzlich verriet. Dass er den Ruhetag blokartend am Strand verbracht hatte, rächte sich jedenfalls nicht. Schon um den 20.Zug herum war Schwarz am Drücker, obwohl Anand keinen offensichtlichen Fehler begangen hatte. Während der Inder brütete, wie er sich behaupten konnte, sah man Giri entspannt herumspazieren und sich den Stellungen des C-Turniers widmen. In der Endphase drängten sich Hunderte hinter der Absperrung, um einen Blick auf Giri, Anand und ihre Stellung zu erhaschen. Der einzige Fehler, den der sehr lebendig und lesenswert schreibende Livekommentator Ian Rogers in Giris Spiel nachweisen konnte, war sein letzter Zug. Mit 49...Tb6 hätte der 16jährige zwar nicht unmittelbar gewonnen, aber wohl auf Gewinn gestanden, meint der australische Großmeister. Nach 49...Td2? kam Anand mit dem Schrecken und einem halben Punkt davon. Giri hatte nach 50.Tc7 c2 51.Tc6+ Kh5 den Zug 52.Tff6 nicht auf der Rechnung. Aber wir haben Giri auf der Rechnung. Seine Fortschritte, seit er vor nicht ganz drei Jahren in die Niederlande übersiedelte, suchen im Spitzenschach ihresgleichen. Bei seinem ersten Weltklasseturnier behauptet er sich auf Augenhöhe. Einem gewissen Magnus Carlsen war das nicht gelungen. In Elopunkten legte Giri in den letzten drei Jahren doppelt so viel zu wie der Norweger im entsprechenden Alter.

Der hat übrigens an diesem Samstag einen sehr hübschen Sieg gegen Wang Hao eingefahren, und beißt sich vermutlich in den Hintern, gegen Giri und Nepo nicht remis genommen zu haben. Denn dann wäre er jetzt punktgleich mit Leader Nakamura, der vor seinem ersten großen Turniersieg steht.

Kurzumfrage: Wer gewinnt Wijk? Wenig überraschend  - Anand!
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Das Ergebnis unserer Kurzumfrage kam nicht überraschend: Vishy Anand geht als klarer Favorit unserer Leser in die letzten Runden. Der amtierende Weltmeister hat in Deutschland viele Anhänger. Zum einen durch seine jährliche Präsenz bei den Chess Classic zum anderen verdientermaßen durch sein gutes Spiel. Nie war er stärker! Mit 41 Jahren hat er wohl das beste Alter für die Kombination aus körperlicher Fitness und Erfahrung und mit 2816 in der aktuellen Live-Eloliste die höchste Elozahl seines Lebens.

Platz 2 geht an meinen Favoriten Aronian mit der Hälfte der Stimmen.

Den jungen Spielern wird noch nicht allzu viel zugetraut - etwas überraschend, denn die Leistung des Mitführenden Nakamura in diesem Turnier ist beeindruckend. Und mit seinem heutigen Schwarzsieg, zwei Runden vor Schluss,sollte er zum klaren Favoriten der Buchmacher werden. Ein steiler Aufstieg. Mich verwundert es wenig - habe ich doch in einer dunklen Nacht vor sieben Jahren  14:0 gegen den Amerikaner verloren (und das als Elofavorit). Doch dazu an anderer Stelle mehr....

Zwischenstand nach der 11. Runde

1. Nakamura         8 Punkte
2. Anand                 7,5
3. Aronian               7
Zum Zeitpunkt der Berichterstellung muss sich Kramnik (6,5) noch in einem schwierigen Endspiel mit Minusbauern gegen Carlsen (5,5) erwehren (gefühlter Sieg für MC, aber schwierg). Somit werden wohl beide nichts mehr mit dem Turniersieg zu tun haben (siehe Aktualisierung)

Zum Thema: Spannendes Finale in Wijk                       Zur Umfrage                Zu Tatasteelchess

Nachtrag:

Soeben ging Carlsen-Kramnik zu Ende. Ein interessantes beispiel für das endspiel guter Springer gegen schlechten Läufer (mit viel Analysebedarf in den nächsten Tagen)

Wie oft verliert ein Weltklassespieler?
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Donnerstag, 27 Januar 2011 01:05

Wie oft verliert ein Weltklassespieler?

Aufgrund Entwicklungen wie Anands und Aronjan persönlichen Elorekorden und einer weiteren Weiß-Niederlage Carlsens an diesem Mittwoch in Wijk aan Zee habe ich gerade mal etwas Statistik gemacht und mir für die fünf besten Spieler der Welt durchgesehen, wie sie seit Januar 2010 abgeschnitten haben, einmal in Sachen Elo, dann ihre Verlustprozente (ohne Gewähr, dass ich nichts übersehen habe).

Carlsen begann das vorige Jahr mit 2810 als Nummer eins, hält aktuell bei 2807 bzw. Rang drei, spielte 64 reguläre Partien, verlor davon 10, also fast jede sechste seiner Partien bzw. 15 Prozent.

Topalow 2805 (2) auf 2775 (6), 9 Niederlagen in 41 Partien (20 Prozent)

Anand 2790 (3) auf 2821 (1), 3 Niederlagen in 60 Partien (5 Prozent)

Kramnik 2788 (4) auf 2792 (4), 6 Niederlagen in 70 Partien (9 Prozent)  

Aronjan 2781 (5) auf 2813 (2), 2 Niederlagen in 60 Partien (3 Prozent) 

Spannendes Finale in Wijk
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Mittwoch, 26 Januar 2011 10:09

Spannendes Finale in Wijk

Selten war der Ausgang eines Spitzenturniers so unklar wie der des diesjährigen A-Turniers des Tatasteelchess-Events in Wijk aan Zee. Vier Runden vor Schluss kommen noch 6 Spieler für den Sieg infrage. Vier davon liegen gleichauf.

Die Tendenz der letzten Jahre  bestätigt sich: Nach mehr als 100 Jahren in denen der Weltmeister zumeist unbestritten der beste Spieler war, ist die Weltspitze eng zusammengerückt.

Der Überflieger der letzten zwei Jahre, Magnus Carlsen, scheint eine (Zwischen-) Landung eingelegt zu haben. Eine bittere Niederlage warf ihn in Wijk zunächst deutlich zurück. Nach einem glücklichen Sieg gegen l‘Ami hat er jedoch den Anschluss an die Spitzengruppe wieder gefunden. Mit 5,5 aus 9 teilt er sich mit Frankreichs Jungstar Vachier-Lagrave den 5.Platz.
An der Spitze der vier Spieler mit 6 Punkten finden wir den aktuellen Weltmeister, Viswanathan Anand,  der ebenso grundsolides Schach darbietet wie der Ex-Weltmeister Wladimir Kramnik und Lewon Aronian. Die drei haben bisher keine einzige Partie verloren. Anders der Vierte im Bunde, der sich zwischenzeitlich kurz absetzen konnte, ehe ihn eine heftige Niederlage gegen Carlsen wieder auf den Boden zurückbrachte. Amerikas Schachspieler des Jahres, Hikaru Nakamura ist für extravagantes und taktisches Schach berkannt. Nachdem er aber seine Experimente, wie z. B. 1. e4 e5 2. Dh5 einstellte, ist er ein ernstzunehmender Kandidat, der sich fest unter den TOP Ten etablieren wird.
Mein Favorit ist Aronian. Unauffällig rangiert der Blitzweltmeister seit geraumer Zeit knapp hinter den Führenden in der Weltrangliste und es würde mich nicht überraschen, wenn er es an Position 1 schaffen würde. In Wijk hat er eindeutig das leichteste Restprogramm. Mit zwei Holländern, einem angeschlagenen Schirow und Ponomariov stehen nur noch Spieler des Tabellenendes auf dem Speiseplan.

Vier spannende Runden liegen vor uns. Wagen Sie eine Prognose – unsere Umfrage steht ab sofort links oben zur Verfügung.
Stahl und Schach haben Tradition in Wijk
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Donnerstag, 20 Januar 2011 10:45

Wijk in Bildern

Knapp ein Drittel des Turnieres ist vorbei, es führen Weltmeister Anand und Amerikas erster Topgroßmeister seit Bobby Fischer, Hikaru Nakamura, mit jeweils 3 aus 4. Die Nummer 1 der Weltrangliste, „Fotomodell“ Magnus Carlsen, kommt nicht in die Gänge und liegt nach seiner desaströsen Niederlage gegen Hollands Jungstar Giri auf Platz 11. Joachim Schulzes Fotos zeigen eindrucksvolle Impressionen der Veranstaltung.

ZeltCarlsenbeiderAuslosung

 

Carlsen bei der Auslosung

SpielsaalNeueDekoration

 

Die neue Dekoration des Spielsaals

Carlsen-girieroeffnungsphaseamBrett

Carlsen-Giri: Eroeffnungsphase am Brett

Carlsen-girieroeffnungsphaseamdemobrett

Carlsen-Giri: Giri analysiert

ZeltSokolovbeimKommentieren

Ivan Sokolov kommentiert live

JugendsimultanimzeltvielezukuenftigeGiris

Jugendsimultan im Zelt: Viele zukuenftige Giris

StrandSpringer

Strand-Springer

GirinachderPpartiegegennakamura

Giri nach der Partie gegen Nakamura

Unser Spieler des Jahres
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Donnerstag, 13 Januar 2011 03:31

Unser Spieler des Jahres

Nachdem Stefan Löffler zwischen den Jahren seine „Spieler des Jahres“ vorstellte, führte SCHACHWELT eine Kurzumfrage zu diesem Thema durch. Dabei erhoben wir keineswegs einen repräsentativen Anspruch. Und doch lieferten die rund 100 Stimmen einige interessante Erkenntnisse.

Hier das Ergebnis:
Klare Nummer 1 unserer Leser, wie sollte es nach dem Medienrummel auch anders sein, ist Magnus Carlsen. Fast jeden Vierten konnte der junge Norweger begeistern.

Auf Platz 2 finden wir den amtierenden Weltmeister Viswanathan Anand (16%). Der ruhig und zurückhaltend wirkende Inder verteidigte im Mai seinen Weltmeistertitel (SW war live dabei). Seinem Gegner, Wesselin Topalow (5%), bekannt für ein gewisses Hau-Ruck-Schach, haftet wohl noch immer die Toilettenaffäre des Jahres 2006 und die damit verbundene negative Presse in Deutschland (siehe Chessbase.de) an.

Aus deutscher Sicht sehr erfreulich der dritte Platz** Georg Meiers (14%), dem (ehemaligen?) zweiten Brett der Nationalmannschaft, der eine klare Position gegenüber dem Schachbund vertritt und breite Rückendeckung in der Schachbevölkerung erhält.
Ganz anders dagegen Arkadij Naiditsch (1%) - anscheinend hat sich Deutschlands Nummer 1 mit seinem offenen Brief zur unangenehmen Honorardiskussion die letzten Sympathien verscherzt. Ebenfalls nur eine Stimme bekam, für mich etwas überraschend, Wladimir Kramnik – ruhige Typen verschwinden anscheinend schnell aus dem Fokus der Medien.
Ansonsten finden wir diverse russische Namen in einem breiten Feld unter ferner liefen. Jungstar Anish Giri hatte ebenso wenig zu melden wie Stefan Löfflers Favorit Jan Nepomnjaschtschi, Neppi. Für mich ein Indiz, dass die breite Masse der Schachspieler nur an der absoluten (auch deutschen)  Spitze interessiert ist.

**Bedauerlicherweise müssen wir Georg Meier 10 Stimmen abziehen: Die Umfrage wurde durch denselben User manipuliert, der kontinuierlich unsere Blogbeiträge abwertet. Vielleicht hat ein Leser eine Idee, wie man sich solcher Personen erwehren kann. Zuschriften an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! erwünscht.
Mit Grüßen aus NL!
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Wegen der interkulturellen Kompetenz und auch ganz allgemein ist der Schachwelt-Blog stets bemüht, die Grenzen zu verwischen und den geneigten Lesern auf spielerische Art und Weise einige mitunter wissenswerte Fakten aus der weiten Welt unterzujubeln. Heute geht es um unser kleines und sympathisches Nachbarland im Nordwesten - die Niederlande!
Anlass ist – wie könnte es anders sein – der Aufgalopp für das große Schachturnier in Wijk aan Zee! (siehe dazu auch diesen schönen LINK). Für alle Freunde der Niederlande präsentieren wir darum heute einen kleinen Wettbewerb (bei dem es sogar tolle Preise (grote prijzen!) zu gewinnen gibt!).

Goldene Regeln für das Quiz:

a) die Teilnahme ist freiwillig und verpflichtet nicht zum Kauf

b) bei jeder der zehn kniffligen Fragen bitte die richtige Lösung suchen!

c) für jede Eurer Antworten bitte die Zahl notieren, die vor der Lösung steht,

d) am Ende diese zehn Zahlen zusammenzählen

e) Damit habt Ihr die Lösungszahl!

f) Tragt Eure Ergebnisse/ Tipps bitte unten ein bei den Kommentaren! Die erste richtige Lösung erhält immerhin ein Lob, und unter allen richtigen Einsendungen, die bis zum Sonntag, 16.Januar, irgendwann abends eingehen, werden die Preise verlost:



1. Preis (Hauptpreis!): Ilja Schneider kommentiert eine Partie von Dir hier bei der Schachwelt! (Aber das muss ich erst noch mit ihm absprechen. Mal sehen, ob er überhaupt Zeit hat. Sonst mach´ ich das.)

2.Preis: ein aktuelles Schachmagazin mit dem Schwerpunkt „Niederlande“!

3.Preis: ein Jahres-Frei-Abo für den Schachwelt-Blog

Und nu geit dat los. -  Veel Geluk!! -

 

Dat grote Holland-Quiz

Frage 1    Wie schreibt man eigentlich den Ort, in dem am Freitag ein großes
Schachturnier beginnt?

15) Wyik an´t Zeh       
23) Wiyk am Zee       
31) Wijk aan Zee

Frage 2    Welches lesenswerte Schachmagazin setzt in seiner aktuellen
Ausgabe einen Themenschwerpunkt „Niederlande“?

6) Der Spiegel       
3) Karl           
19) Europa-Rochade

Frage 3    Wer schrieb den Artikel „Tata Steel Chess 2011 in Wijk aan Zee –
Faszination Schach“ hier im Schachwelt-Blog?

4) Ilja Schneider       
5) Anatoli Karpov       
6) der Schachwelt-Chef Jörg Hickl

Frage 4    Wann wurde Max Euwe Weltmeister?

14) 1933           
16) 1935           
19) 1937

Frage 5    Wieso trägt 1.d2-d4, f7-f5 den Namen „Holländische Verteidigung“?

389) ist eben einfach so   
398) wurde zuerst vom Holländer Stein erwähnt (18.Jh.)
401) wurde in Holland erfunden und patentiert

Frage 6    Wat is in het Nederlands „Danke schön“?

71) Mange tak!       
76) Dank u wel!       
79) Köszönöm szépen!

Frage 19    Wie heißt eigentlich die niederländische (und ansich auch die holländische) Hauptstadt?

1) Den Haag ?!       
2) Amsterdam?!       
3) Was weiß denn ich?!

Frage 8    Welcher holländische GM reiste in den siebziger Jahren mit dem
VW-Bus zu allen möglichen europäischen Opens und glänzte unter
anderem durch seine blonde Lockenpracht?

2000) Anatoli Karpov       
4000) Jan Gustafsson       
6000) Jan Timman

Frage 9    Wie wird bei holländischen Mannschaftskämpfen die Aufstellung/
Reihenfolge der Spieler festgelegt?

10) alle acht Spieler werden am Spieltag an irgendein Brett gesetzt
15) genau so wie in Duitsland – vor der Saison
18) durch das Los am Spieltag

Frage 10    Um welche Lebensmittel geht es in beinahe jedem Holland- Quiz?

9) Oliven, Schafskäse und Knoblauch
10) Hamburger, Coca-Cola und Pappteller
11) Käse, Tomaten, Tomaten und Käse
12) Paprika, Gulasch und ungarischer Tokajer-Wein

So, das war´s schon. Viel Spaß beim Lösen!

Freitag, 31 Dezember 2010 01:27

2010 im Schnelldurchlauf

Das zu Ende gehende Jahr war ein ereignisreiches Schachjahr, aber war es auch ein gutes? Welche Ereignisse, welche Spieler haben es geprägt? Einige Glanzpunkte setzte sicher die Jugend. Als Erinnerungsstütze ein kurzer, nicht ganz unsubjektiver Überblick.

Los ging es mit der Mannschafts-WM im türkischen Bursa und einem Favoritensieg Russlands. Überraschend holten die USA mit dem überragenden Nakamura und Indien, obwohl ohne Anand, die Medaillen vor den höher eingeschätzten Team aus Aserbaidschan und Armenien. Den besten Start des Jahres erwischte Alexei Schirow in Wijk aan Zee mit fünf Siegen en suite. Am Ende wurde er dann doch noch überholt von dem trotz seiner erst 19 Jahre seit 1.Januar Führenden der Weltrangliste Magnus Carlsen. Die B-Gruppe wurde eine Beute des nächsten Carlsen, des 15jährigen Anish Giri.

Weltmeister Anand riss sich in Wijk aan Zee bei seinem letzten Test vor seinem Titelkampf kein Bein aus und holte seine üblichen plus zwei. Anders einen Monat später Wesselin Topalow: Mit unberechenbarem, hoch riskantem Schach gewann der Herausforderer in Linares, wo allerdings weder Carlsen, Anand noch Kramnik am Start war. Das wahrscheinlich stärkste Open des Jahres gewann der 18jährige Vietname Le Quang Liem. Während die Nationalspieler bei der EM in Rijeka unter ferner liefen mit ansahen, wie der 19jährige Jan Nepomnjaschtschi als Nummer 35 der Setzliste Europameister wurde, holte sich ein anderer Junior, der 18jährige Hamburger Schüler Nicolas Huschenbeth den deutschen Titel.

In der Bundesliga war der Titelgewinn des hohen Favoriten Baden-Baden nach einer Niederlage gegen Werder Bremen dank der ebenfalls vorne mitmischenden Solinger erst im letzten Spiel perfekt. Spannend verlief auch die WM. Anfangs überschattet von der Flugsperre, die Anands Reise nach Sofia erschwerte, und Spekulationen über Provokationen in der Heimat des Herausforderers wurde es ein fairer und hochklassiger Zweikampf, den Anand knapp aber zu Recht gewann. Zur gleichen Zeit und ein halbes Jahr zu spät kam der FIDE-Grandprix in Astrachan doch noch zu einem Abschluss, der aber überschattet wurde von Mutmaßungen über eine Partieabsprache zwischen Mamedscharow und Radschabow, die letzterem zum letzten offenen Platz im Kandidatenturnier verholfen haben könnte.

Korruption ist im Weltschach sonst eher auf Funktionärsebene ein Problem. Hoffnungen auf Veränderung nährte die Kandidatur von Anatoli Karpow um die FIDE-Präsidentschaft mit maßgeblicher Unterstützung von Garri Kasparow und dessen Draht zu Financiers im Westen. Das Turnier im rumänischen Bazna mauserte sich zum Elitewettbewerb. Der Sieger hieß einmal mehr Carlsen. Derweil eskalierte ein seit längerem schwelender Streit zwischen den Nationalspielern und dem Deutschen Schachbund um Honorare und die Bedingungen für Profis in Deutschland. Dazu gehört etwa auch, dass in Dortmund nur Naiditsch willkommen ist (das unzureichend gemanagte Turnier gewann heuer Ponomarjow) und in Mainz, dem Treffpunkt des Schachs in Deutschland, aufgrund der Wirtschaftskrise das Programm auf zweieinhalb Tage eingedampft werden musste.

Bei der Schacholympiade holte dann eine Ersatzauswahl mit Platz 64 das mit Abstand schlechteste deutsche Ergebnis. Im sibirischen Chanti-Mansisk enttäuschte auch Gastgeber Russland und musste Gold den leidenschaftlicheren, von einem entfesselten Wassili Iwantschuk angeführten Ukrainern überlassen. Dafür dominierten die Russinnen den Frauenwettbewerb. Bei der FIDE-Wahl unterlag Karpow mit praktisch der selben Marge wie vier Jahre zuvor Bessel Kok gegen Kirsan Iljumschinow, dessen Hintermänner seit 1995 in die eigenen Taschen wirtschaftend das Chaos verwalten.
Als Finale der unabhängigen Grand-Slam-Turniere hatte Bilbao eine schiefe Optik, hatte doch nahezu alle Qualifikationswettbewerbe Carlsen gewonnen, der gerade eine Formkrise durchmachte, während der einzige andere Qualifizierte Topalow von vornherein absagte. Kramnik gewann. Nur wenige Tage später begann der neue Grand Slam Tausende Kilometer entfernt in Nanking, wo Carlsen wie verwandelt agierte und überlegen gewann.

Kurz danach schockte der Norweger, dessen WM-Sieg für viele nur eine Frage der Zeit ist, mit dem Rücktritt aus dem im Frühjahr anstehenden Kandidatenturnier. Keinen klaren Sieger gab es in Moskau. Aronjan (der anschließend die Blitz-WM gewann), Mamedscharow und Karjakin teilten am Ende Platz eins. Das wäre nach der üblichen Wertung auch in London der Fall gewesen. Weil ein Sieg dort aber drei Punkte wert war, wurde Carlsen vor McShane und Anand zum Sieger erklärt. Zwischendurch setzte Marc Lang, FIDE-Meister aus Günzburg, mit einem Blindsimultan gegen 35 Gegner das deutsche Schachhighlight des Jahres. Die Frauen-WM im türkischen Antakya wurde von den Chinesinnen dominiert. Den Titel holte sich die 16jährige Hou Yifan, so dass sie sich künftig wohl öfter mit Männern messen darf.

Russischer Meister wurde nach einem Stichkampf, in dem es nur Remisen gab, und obwohl er zuvor im regulären Vergleich gegen den gleichaltrigen Karjakin unterlegen war, der mittlerweile 20jährige Nepomnjaschtschi. An die Weltranglistenspitze kehrt aber, nachdem zwischenzeitlich Anand vorne war, Carlsen (ebenfalls 20) zurück.

Weltrekord im Guinness-Buch
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Montag, 27 Dezember 2010 10:51

Weltrekord im Guinness-Buch

Indiens Schachboom begann Anfang der 90-er Jahre: Staatliche Gelder flossen reichlich in die Förderung. Man holte professionelle ausländische Trainer und baute systematisch die Spitze auf. Schach erlangte in wenigen Jahren eine Bekanntheit, von der wir hierzulande nur träumen können. Nahezu aus dem Nichts gestartet, belegt man nun Platz 7 der Länder-Weltrangliste. Vieles ist natürlich auch dem amtierenden Weltmeister, Viswanathan Anand, zu verdanken, der im Tigerstaat wohl einer der bekanntesten Sportler ist. anandguiness

Allem Anschein erreicht man auch die breite Masse. Mit 20480 Spielern und 1024 Simultangebern, ging an Heiligabend nun das größte Simultanspektakel über die Bühne (SW berichtete bereits darüber: Simultan mit 20.000 Spielern). Unter anderem konnte man auch 480 Prominente u. a. Minister, und Stars aus Film und Fernsehen zu einer Teilnahme bewegen.
Als Veranstalter fungierte die NIIT Mind Champions’ Academy (MCA). 2002, zusammen von Anand und der dem IT-Dienstleister NIIT, gegründet, hat man das Ziel Schach in die Schulen zu bringen. Es scheint auch in Indien unbestritten, dass dies zu besseren Leistungen der Schüler führt. Seit Bestehen förderte man 11.200 Schachclubs mit über 900.000 studentischen Mitgliedern. Für Indien gelten andere Dimensionen…
maskot
Das Maskottchen spielt aber wohl noch nach eigenen Regeln. Bauern auf der Achten sind auch in Indien nicht erlaubt.
Simultan mit 20.000 Spielern
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Dienstag, 21 Dezember 2010 13:14

Simultan mit 20.000 Spielern

Nach Marc Langs Europarekord im Blindsimultan folgt nun die nächste aufsehenerregende Aktion. Um die Bekanntheit des Schachs zu steigern veranstaltet die Universität Gujarat in Ahmedabad/Indien ein Simultan mit 1.000 Meistern und Großmeistern gegen 20.000 Spieler. Den bisherigen Weltrekord hält Mexiko. 2006 fanden sich dort 13.446 Spieler ein.

Als Schirmherr fungiert natürlich Indiens Sportler des Jahres: Unser Weltmeister Viswanathan Anand.
Eine interessante Idee um für Aufmerksamkeit zu sorgen und zugleich eine große logistische Herausforderung.
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Über die Bühne gehen wird das Spektakel an Heiligabend, Freitag! Etwas kurzfristig für eine Pressemeldung aber typisch für Asien. Eine Turniereinladung zu einem GM-Turnier in Indonesien erreichte mich Donnerstagsabend, die erste Runde sollte sonntags starten. Anlass war das (unerwartete) 50-jährige Bestehen der staatlichen Bank. In D hätte man Jahre vorher mit der Planung begonnen.

Die komplette Pressemeldung zum Download.
Form seines Lebens
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Mittwoch, 08 Dezember 2010 22:44

Form seines Lebens

Schwarz gegen Anand, Schwarz gegen Kramnik. So geht das London Chess Classic für Hikaru Nakamura (wer seinen Namen googelt, stößt übrigens auf eine Manga-Zeichnerin (!) gleichen Namens) los. Gegen Anand hat er in der ersten Runde „eine schreckliche Partie“ gerade noch gehalten. „Zum Glück ist die Berliner Mauer ein forciertes Remis“, twitterte er gleich hinterher fröhlich. Und: „nun ist Zeit, mit Stil Geburtstag zu feiern“. Der ist am Donnerstag und wie schon erwähnt: Schwarz gegen Kramnik. 23 wird Nakamura und ist „in der Form meines Lebens“, wie er vor wenigen Tagen twitterte. Sein für ihn und seine Fans enttäuschendes Abschneiden bei der Blitz-WM in Moskau (und dass er seine Twitter-Ansage, er werde Grischtschuk beim Blitzen abschlachten wie ein Baby, nicht ganz einlöste) hat seinem Selbstbewusstsein anscheinend nichts anhaben können. Im Tal-Memorial selbst gab er sich keine Blöße, holte solide 5 aus 9 (überhaupt spielt er in hochrangigen Turnieren viel mehr Remis, als seinem Spitznamen H-Bomb entspricht). In der Liveratingliste ist Nakamura seitdem knapp aber doch in den Top Ten. Unter den Schachtwitterern ist er bereits die Nummer eins.

London Calling
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Samstag, 04 Dezember 2010 21:29

London Calling

Keine Sorge, dieser Blog wechselt nicht zur englischen Sprache.  Das ist nur die Vorfreude auf das am Mittwoch beginnende London Chess Classic, das bei seiner Erstauflage voriges Jahr auf Anhieb neue Maßstäbe in Sachen Publikumsfreundlichkeit setzte. Wo sonst kommen die Akteure nach den Partien nahezu alle zu den Zuschauern und erläutern ihre Partien selbst? Und das nicht etwa, weil es vorher an kompetenten und spannend anzuhörenden Kommentatoren gefehlt hätte. Es ist allererste Sahne, was der Londoner Schachhändler und -veranstalter Malcolm Pein auf die Beine gestellt hat.

Statt wie in Dortmund die immergleichen drei Lieblingsspieler des Veranstalters mit drei Weltklassespielern zu matchen, treffen in London vier Weltklassespieler auf die vier stärksten Engländer. Kritikwürdig ist dabei nur, dass sich das Teilnehmerfeld gegenüber vorigem Jahr nur auf einer Position geändert hat. Statt Ni Hua spielt Anand. Es macht Sinn, den Weltmeister mit den hohen Londoner Standards vertraut zu machen, denn 2012 soll er dort seinen WM-Titel verteidigen. Allerdings dann nicht gegen Vorjahressieger Carlsen, der sich ja aus dem laufenden Zyklus abgemeldet hat. Ihr in Bilbao begonnenes und in Nanking fortgesetztes Minimatch geht übrigens in Runde fünf. Ein zweiter kleiner Makel ist das Open. Das läuft zeitversetzt, aber nicht früher sondern später als die Spitzengruppe, so dass Openspieler weniger Gelegenheit zum Kiebitzen haben als möglich wäre. Ob sich deshalb nur vier Deutsche zur Teilnahme entschließen konnten? Und andere vielleicht ohne Openteilnahme kommen? Wie Hans-Walter Schmitt, der sich, obwohl Deutschlands führender Schachveranstalter, auch noch das eine oder andere abschauen kann, aber offiziell wegen des anstehenden 41.Geburtstags eines guten indischen Freundes nach London reist.  

Besonders wichtig sind dem Festival Besucher anderer Art. Für Schulkinder, die mit ihren Schachgruppen die ganz Großen besuchen kommen, gibt es ein volles Programm. Die Charity Chess in Schools and Communities, die hinter dem Festival steht, ist nämlich nicht dem Spitzenschach sondern dem Kinder- und Breitenschach verpflichtet. Ohne diese Schnittstelle macht das ganze und auch eine WM 2012 wenig Sinn.

Anand in Zürich
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Dienstag, 30 November 2010 09:58

Grüziwohl, Herr Weltmeister

Vishy Anand hat das Wochenende in Zürich verbracht und einen lockeren, selbstbewussten Eindruck gemacht. Am Samstag spielte er ein Simultan. An 35 Brettern gab er fünf Remis ab, eines davon gegen den Stuttgarter Mathematikprofessor und Schachautor Christian Hesse. Am Freitag traf Anand an die 200 indische Mitarbeiter der Crédit Suisse und gab dem Tages-Anzeiger ein in der Onlineausgabe nicht abgedrucktes Interview. Neues gab es allerdings wenig. Dass seine Schachpause nach der WM eher mangels Turnieren denn mangels Lust so lange ausfiel. Dass er den Urlaub in Sri Lanka und Chennai genossen hat. Ebenso einen Abstecher zu einem Mathematikerkongress, wo er im August simultan spielte. Und dass er von Carlsens WM-Ausstieg überrascht wurde, zumal mit London 2012 ein großartiger Finalort wartet.

PS: Im Hamburger Abendblatt erschien mittlerweile ein lesenswertes Interview mit Anand über die Entwicklung des schachlichen Denkens.