Bären dominieren Berlin!
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Montag, 21 Februar 2011 19:22

Schach-Welt grüßt Berlinale!

Nach dem großen Finale der Berlinale macht sich nun auch – vermutlich aber zu spät – die Schach-Welt auf den Weg, um einen Beitrag ins Rennen um den Goldenen Bären zu schicken.

Wenn die Entscheidungen um die ersten Preise in der Hauptstadt nun also auch schon gefallen sind (Glückwünsche in den Iran! Glückwünsche nach Ungarn!), so soll doch an dieser Stelle nicht die Gelegenheit versäumt werden, auf einen kleinen sympathischen Schach-Trailer aus Holland hinzuweisen.
Als „Hand-Made Film“ entstand er beim Delfter Open 2009 – die Kameraleute schoben dort kleine Handwagen herum, um ihre Kamera kontinuierlich an den „150 Schakers“ vorbeigleiten zu lassen. Dabei fingen sie spannende Bilder und dramatische Gesten ein, mischten Musik dazu, die ständig den Auftritt des Weißen Hais1 erwarten lässt, und drehten so einen sehr gelungenen Film, der das äußere Geschehen am Schachbrett beeindruckend gut einfängt. Starke Werbung für unser Spiel!

Nach einiger Web-Abstinenz ist der Film nun wieder im Netz zu sehen (Hinweis für Fans: auch Anish Giri ist zu sehen!).
Er bildet den Rahmen für die Neu-Auflage des Opens in April diesen Jahres. Man findet den zweieinhalbminütigen Film direkt unter diesem Link:

http://www.delftseschaaksite.nl/toernooi/?type=announcement&id=3628

Auch Stefan Löffler hat hier vor einiger Zeit ein Schach-Video verlinkt – auch dort eine sehr sehr sehenswerte Darstellung eines Wettkampfs (eines Ringens!?) zwischen einem walisichen GM mit einer sowjetischen (!) Großmeisterin, in einem Musik-Video der Manic Street Preachers. Heißer Tip! Weil das Video mittlerweile unter der alten Adresse nicht mehr verfügbar ist, kommt hier mit Dank an Stefan nochmal ein aktueller Link:

http://www.mtv.co.uk/artists/manic-street-preachers/video/its-not-war-just-the-end-of-love

Viel Spaß beim Reinschauen! 

Anish Giri (14) vor dem nächsten Punktgewinn
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Freitag, 18 Februar 2011 01:59

Mein Beitrag zur Schachgeschichte

Noch nicht lange her, da waren Anish Giri und ich im schönen holländischen Städtchen Delft. Im Januar 2009 fand dort kurz nach dem Jahreswechsel und bei Schnee und Eis ein intensives Schachopen statt – mit einer Partie am Freitag abend, drei Runden (!) am Samstag und zwei weiteren am Sonntag.

Delft mag trotz des Delfter Porzellans auf Anhieb nicht so bekannt sein wie Den Haag, das mit seinen Hochhäusern und dem Internationalen Strafgerichtshof gleich um die Ecke liegt, und wie das rauhe Örtchen Scheveningen, Schachspielern weltweit vertraut durch ein besonderes Abspiel in der Sizilianischen Eröffnung.

Dort in Scheveningen findet man einen gewaltigen wunderschönen Strand, tolle alte Hotels, heißen Grog, und wenn man sich dann noch beeilt und so wie ich im Dunklen nicht auch noch verfährt, kommt man gerade noch rechtzeitig wieder zurück zur ersten Runde des Delfter Opens.

Im Teilnehmerfeld tummelten sich neben dem späteren Sieger GM Dimitri Reinderman und Erik van den Doel auch der schon damals sehr junge Anish Giri. Mit 14 Jahren hatte er Anfang 2009 gerade ein Super-Turnier in Wijk und durch einen Sieg in der C-Gruppe seine dritte GM-Norm erspielt. Was ihm zum Titel „Jüngster Großmeister der Welt“ noch fehlte, waren nur noch ein paar Elo-Punkte zum Überspringen der 2500er-Schallmauer.
Was lag da näher, als gleich nach Wijk das nächste Turnier in Delft zu spielen? Und wie es das Schicksal so wollte, wurde er dort schon bald gegen mich gelost. Ich verlor bitterlich – aber durch die ELO-Punkte, die Anish (auf dem Open und) in dieser Partie gewann, machte er seine GM-Norm perfekt! Wenn ich also auch sonst schachlich nicht mehr viel Besonderes in meinem Leben zustande bringen sollte – mir bleibt als Trost, dass Anish Giri durch die ELO-Punkte, die er mir abnahm, zum jüngsten Großmeister der Welt wurde. Das möge er sein, mein kleiner Beitrag zur Schachgeschichte.

Hier die Partie kostenfrei zum Nachspielen:

Zugegeben - keine SEHR lange Partie gegen den sympathischen Holländer!, aber - auch Magnus Carlsen hat ja in einer späteren Partie gegen Giri (Wijk 2011)  in ungefähr genau so vielen Zügen aufgeben müssen (immerhin noch ein kleiner Trost im Nachhinein).

Anish Giri konnte seinen Titel „Jüngster Großmeister der Welt“ nicht auf Dauer verteidigen. Im Oktober 2009 war es der US-Amerikaner Ray Robson, der ihm nach knapp 8 Monaten den Titel abluchsen konnte.
Giri dagegen, dessen Eltern aus Nepal und Russland stammen, schickt sich als mittlerweile 16-jähriger an, in der Holländischen Nationalmannschaft, beim SK Emsdetten in der Bundesliga und bei der diesjährigen Ausgabe von Wijk a Zee weiter internationale Erfahrung zu sammeln (aktuelle ELO: 2686 im Januar 2011).
Was er dabei so erlebt, dokumentiert er auf seiner spektakulär fünfsprachigen (!) Homepage anishgiri.nl/ auf Holländisch, Japanisch, Nepalesisch, Russisch und Englisch. (Danke an Dennis Monokroussos für den Hinweis in seinem Blog thechessmind !)

Schauen wir also mal, was wir von dem jungen Holländer noch so hören werden!

PS Bevor ich es vergesse – den Schlusszug in der oben gezeigten Partie spielte Giri mit dem eleganten, vorgroßmeisterlichen 23.Te7-e8+ . Ich gab sofort auf, denn nach dem folgenden Turmabtausch auf e8 oder f8 hängt meine Dame auf h3!

Noch ein PS Haben die ehrbaren Schachwelt-Leser ähnlich historische Erlebnisse mit den Großen des Schachzoos? Schreibt doch mal - vielleicht können wir hier eine kleine Sammlung für Off-topic-Schachgeschichte starten.