Von Katzen und Kerzen
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Mittwoch, 23 November 2016 22:01

David Höffer und die Katzen des Blitzschachs

Wir freuen uns sehr, heute wieder ein großes SchachWelt- Interview auszustrahlen - unser Gast ist David Höffer vom ruhmreichen Delmenhorster SK.

David hat unser letztjähriges Bundesliga-Tippspiel "Baden-Baden: Elf Titel sollt Ihr sein" für sich entschieden, in dem er den auch ganz ruhmreichen SV Werder Bremen als Team vorhersagte, das gegen Baden-Baden am meisten Brettpunkte holen würde. Und damit lag er völlig richtig, denn Werder gewann 5 : 3 gegen den Perma-Meister vom Rande des Schwarzwaldes und half dadurch entscheidend mit, die SG Solingen zum Meister zu machen. Ein historisches Ergebnis also - und David hat es geahnt, das spricht (neben vielen anderen Dingen) für ihn!

Auch Holger Hebbinghaus hatte im Tippspiel auf Werder getippt, doch aufgrund der besseren Feinwertung gewann David Höffer den Wettbewerb und damit ein persönliches Homestory- Interview mit unserem weltweiten Blog.
Leider hat es ein wenig gedauert, bis die Redaktion alles fertig ausgetüftelt hatte, und dann dauerte es noch einmal, ehe das Ganze hier eingestellt wurde - sorry, David!

Nun geht es aber los, und hier ist es:

Bundesliga-Tippspiel 2015/2016: Interview mit David Höffer

David

Der gefährliche Blitzer David in seinem natürlichen Habitat, hier beiden Norddeutschen Blitz-Einzelmeisterschaften in Barsinghausen.
David
wurde hier Vizemeister!

Hi David, vielen Dank für das Interview hier mit unserem Blog. Wie bist Du zum Schach gekommen?

Schon als kleines Kind war ich an Gesellschaftsspielen aller Art interessiert und war dann so mit dreieinhalb sehr hartnäckig darin, meinen Vater danach zu fragen, wie das Spiel da in der Ecke funktioniere. Er hat dann irgendwann nachgegeben, es mir erklärt und erste Partien mit mir gespielt. Zwei Jahre später stießen wir dann zufällig auf den örtlichen Schachverein, wo ich auch die noch fehlenden Regeln wie Patt und en passant lernte.

Erzähle uns aus Deinem (Schach-) Leben.

Als Kind und Jugendlicher war ich bis auf Ligaspiele praktisch nur im Schnell- und Blitzschach unterwegs, was man heute vielleicht auch gelegentlich noch merkt. :-) In Ostfriesland wachsen die Gelegenheiten zum Turniere spielen nicht auf den Bäumen und in den Neunzigern gab es leider ja noch kein Onlineschach. Seit dem Studium spiele ich beim Delmenhorster SK in der Oberliga (oder auch jeweils ein Jahr mal Zweite und Erste Bundesliga) und nehme dazu das ein oder andere Turnier mit. Höhepunkte des Schachjahres ist meist die Blitzsaison (Norddeutsche Einzel- und Mannschaftsmeisterschaft und wenn es da gut klappt, auch mal die Deutsche).

Wer ist – diese beliebte Frage können wir uns nicht verkneifen – Dein schachliches Vorbild?

Was die Behandlung des Damenläufers angeht Olaf Steffens, bezüglich des Kaffeehausstils Ilja Schneider und fürs Endspiel Malte Markert. In allen Belangen bleiben die Vorbilder aber unerreicht.

schneider  steffens3
Mein Damenläufer ist schon weg, doch das Kaffeehaus ist immer noch da -
       Ilja Schneider - Olaf Steffens, Bremer Blitzmeisterschaften 2012

Zweifelst Du manchmal daran, ob das Schachspielen eigentlich Sinn macht im Leben?

Spielen ist doch generell einer der Sinne des Lebens?!

Im Norden kennt man Dich als Blitzschachungeheuer. Was ist das Geheimnis Deines erfolgreichen Blitzspiels?

Wenn ich gut in Form bin: Reines ziehen ohne groß zu rechnen. Stumpfe Drohungen aufstellen und damit den Gegner beschäftigen. Und wenn ich auf Verlust stehe (was meistens irgendwann passiert), kämpfen bis zum Schluss, aber natürlich nur mit legalen Tricks. Vor kurzem habe ich gehört, dass die DBEM jetzt den Zeitmodus auf 3+2 umstellt. Das wird meine Blitzspielstärke dort gefühlt 200 Punkte kosten...

Hältst Du Bullet-Schach für moralisch einwandfrei?

Absolut. Es ist wie bei anderen Bereichen des Lebens auch: Wenn zwei Erwachsene bei einigermaßen klarem Verstand bereit sind, mal eben ne Schnelle gegeneinander zu spielen, dann spricht nichts dagegen. Verwunderlich finde ich immer, wie viele Leute sich anscheinend darauf einlassen, ohne zu wissen, was sie da tun. Jedenfalls beschweren sich nach der Partie erstaunlich viele, dass man ja nur auf Zeit gewonnen habe. Wer aber Zeit nicht als Faktor haben will, sollte lieber zum Fernschach wechseln.

Wenn Du in der näheren Zukunft mal Blitzweltmeister geworden bist (vor Vizeweltmeister Schneider), werden wir Dich dann trotzdem beim Werder Monatsblitz sehen?
(Vorausgesetzt natürlich, die Borussia hat kein Spiel an dem Donnerstag.)

Definitiv. Aber ich glaube, das wird nichts, nicht nur wegen der dortigen Bedenkzeit von 3+2 (s.o.). Und die Borussia spielt jetzt wieder dienstags oder mittwochs. :-)

Suedtribuene Pascal Philp
So viele Zuschauer bei den Dortmunder Schachtagen - davon können andere Vereine nur träumen! (Foto: Pascal Philp, danke!)

Was müssen die braven Werderaner tun, damit sie mal wieder ein Monatsblitzturnier gewinnen können, bei dem Du mitspielst?

Sich nicht immer die Punkte gegenseitig wegnehmen. Das Feld beim Werder-Monatsblitz ist oft sehr ausgeglichen, wenn sich die Werderaner jeden Monat auf einen einigen würde, der seine restlichen Partien gewinnt, hätte ich wenig Chancen. Den Neu-Werderaner Christian Richter einzusetzen, könnte auch helfen, wie sich neulich gezeigt hat. Oder Spartak Grigorian, der im Februar demonstriert hat, wie es souverän geht.

Was war Dein größter schachlicher Erfolg? Gab es ein besonders tolles Turnier, eine großartige Partie, oder so?

Ich war mal Deutscher Meister, wenn auch nur der Hochschulen. Und da der erste große Erfolg immer im Kopf bleibt, sollte auch die Schulschach-Niedersachsenmeisterschaft 1993 genannt werden. Außerdem war der Aufstieg mit dem DSK in die Schach-Bundesliga 2010 natürlich ein riesiger Erfolg – auch wenn die Saison dort weder für die Mannschaft noch für mich selbst viele Punkte einbrachte.

Wie kann man Dich am besten besiegen?

Ich selbst finde immer, dass es eigentlich ziemlich einfach sein müsste. Deswegen kann ich das genaue Rezept nicht preisgeben. Auf Zeit ziehen gilt aber jedenfalls nicht als die sicherste Methode.

Wie weit würdest Du gehen, um 100 ELO-Punkte dazuzugewinnen?

Es gibt Elo-Punkte fürs Weitgehen? Ich hole direkt mal meinen Wanderrucksack!

Warum schaffen es Katzen immer wieder ins Internet?

Viele Leute reichern ja sogar Artikel mit Katzenbildern an, die gar nichts mit Katzen zu tun haben. Zum Beispiel Artikel über Schach, ein eigentlich sehr katzenarmer Sport (wie übrigens die meisten Sportarten). Auf diese Weise schleichen sie sich immer wieder auf Samtpfoten in Bereiche des Internets, die eigentlich katzenlos bleiben könnten. Was aber oft weniger niedlich wäre.

molly 
                         Schach ist ein durchaus katzenarmer Sport -
       aber vielleicht fehlt es einfach nur an Partnern mit adäquater Spielstärke?


Du bist vor kurzem FIDE-Meister geworden (was ja ein sehr sehr schöner Titel ist ….). Wie hast Du das gemacht – gab es einen speziellen Trainingsplan?

Vielleicht war es einfach die Elo-Inflation. Oder die Varianz, denn ich stand schon seit Jahren immer um die 2240-2280, da muss es ja fast schon irgendwann mal bis auf 2300 ausschlagen. Viel geändert hatte sich im Vergleich zu vorher eigentlich nicht. Ein sehr gutes Turnier in Lüneburg reichte da schon aus.

Was hast Du für Ziele im Schach, jetzt als frischgebackener FM? Zieht es Dich jetzt noch zum IM-Titel hin?

Das wäre natürlich eine super Sache, kommt mir aber irgendwie sehr unrealistisch vor, wenn nicht die 100 Punkte fürs Weitgehen gutgeschrieben werden. Mit bisher null Normen und 95 Elo-Punkten zu wenig steht der Titel jedenfalls nicht kurz vor der Tür.

Dortmund oder Bayern?

Ich muss doch sehr bitten. Auf meiner persönlichen Beliebtheitsskala sind dies ungefähr die Extrempunkte. Na gut, es gibt Schlimmeres als Bayern. Aber nicht im Fußball!

Wen würdest Du als Sekundant in New York lieber unterstützen – Magnus Carlsen oder Sergej Karjakin?

Magnus, auch wenn ich nicht weiß, wie ich ihm weiterhelfen sollte. Aber falls er Colorado als Überraschungswaffe plant, kann er ja mal anrufen.

Was war der schönste Ort für Dich bisher, an dem Du ein Schachturnier gespielt hast?

Bad Wiessee (Berge!), Barcelona (Meer!) und Bremen (schönste Stadt der Welt!). Schach ohne Turnier habe ich aber auch noch an vielen verschiedenen Plätzen in den Walliser Alpen gespielt, mit meinem Vater auf einem kleinen Magnetbrett.

David Hffer Interview 2016
          David Höffer und sein Vater erklimmen schachspielend die Spitze!

Mit Deinem mutigen Tipp „Werder Bremen“ hast Du ja das internationale Schach-Welt-Tippspiel zur Bundesliga 2015/2016 gewonnen, knapp vor Holger Hebbinghaus.
Woher wusstest Du, dass Werder Bremen die meisten Brettpunkte gegen Baden-Baden holen würde? (sogar 5 an der Zahl!)

Als Dortmund-Fan wollte ich natürlich gern Dortmund tippen, doch die wirkten im Schach etwas zu schwach. Daher habe ich mich dann als Bremer für meine Stadt entschieden. Und Werder schießt ja gern viele Tore. Dass ich letztlich in der Feinwertung das Baden-Baden des Tippspiels, Holger Hebbinghaus, hinter mir lassen konnte, lag nur an der meiner Ansicht nach von vornherein eher als Lex Anti-Hebbinghaus anzusehenden Feinwertung (die darin bestand, möglichst nah an Baden-Baden zu wohnen).

Sollte Lister Turm Hannover in der 2.Bundesliga Nord mitspielen dürfen?

Absolut, denn sie haben sich letzte Saison souverän gegen uns im Aufstiegsmarathon der Oberliga Nordwest durchgesetzt. Außerdem haben sie eine der sympathischsten Mannschaften, die ich kenne. Gefühlt handelt es sich übrigens um den Verein, gegen dessen Spieler ich persönlich die beste Bilanz habe – jedenfalls bevor nun Ilja Schneider dorthin (zurück) wechselte.

Was ist das Geheimis des Schachklubs Ricklingen 1908?

In jüngerer Zeit wohl Dennes Abel, ein klassischer Spieler mit großem Verständnis für Strategie. Manchmal auch Taktik, wenn’s klappt (klappt aber nicht immer).

Wie sollte man reagieren, wenn der Gegner mit 1.Sb1-c3, Sg8-f6 2.g2-g4 die Partie eröffnet?

Ich habe auf jeden Fall schon fast alle denkbaren Reaktionen erlebt. Auf dem Brett empfehle ich für Experimentierfreudige entweder das etwas provokative 2...Sxg4 3.e4 Se5 4.d4 Sec6 5.d5 Se5 6.f4 Sg6 7.f5 Se5 mit Felderschwächen im weißen Lager oder das nicht viel weniger provokative 2...Sxg4 3.e4 Sf6 4.e5 Sg8 mit gutem Vertrauen in die Stabilität der Grundstellung.

Warum ist die Orang-Utan-Eröffnung 1.b2-b4 so furchtbar gefährlich?

Vermutlich wegen des darin oft so gefährlichen Damenläufers, speziell wenn der Weißspieler ein Meister desselben ist. Und weil man gelegentlich unterschätzt, dass Weiß in gute Versionen anderer Eröffnungen überleiten kann (zum Beispiel farbvertauschtes Französisch, wie ich einst am Brett feststellen musste).

David Hffer 2015
Akribische Feinarbeit auch hier: David beim Vorbereiten auf die
      Partie Steffens - Höffer im Werder Schach-Open 2015

Ein paar Grüße und lobende Worte von Dir an Deinen Verein, den traditionsreichen Delmenhorster Schachklub?

Erstmal ein großes Lob an den Fragensteller, dass – im Gegensatz zu mancher sogar offizieller Publikation – die richtige Reihenfolge des Namens eingehalten wurde. Viel zu oft hört man „Schachklub Delmenhorst“, aber es sagt doch auch niemand „SV Hamburg“ zum bekannten Fußball-Relegationsrekordmeister?!

Vor allem für die ausdauernde Jugendarbeit muss dem DSK ein großes Kompliment gemacht werden, seit vielen, vielen Jahren werden da Kinder ans Schach herangeführt und Talente weiterentwickelt, woraus mehrere IM hervorgegangen sind. Noch vor zwei Jahren spielte ich in der Oberliga mit dem gerade als Vierter von der U18-WM zurückgekehrten Dmitrij Kollars, der als Jugendlicher bei uns (und Werder) gefördert wurde.

Die Schach-Bundesliga fragt sich mitunter, was man tun könnte, um die Attraktivität der Liga zu verbessern. Siehst auch Du dort Handlungsbedarf? Und was würdest Du der Schach-Bundesliga empfehlen?

Großangelegte Tippspiele mit wirklich attraktiven Preisen wären sicherlich eine gute Sache. Was mich am Spielbetrieb in den europäischen Ligen immer etwas stört (für die Spieler aber quasi unverzichtbar ist), ist die Möglichkeit, in allen Ligen auf einmal gemeldet zu sein. Insgesamt ist das Potenzial aber einfach auch nicht so groß, denn letztlich ist die Zahl der potenziellen Zuschauer nun mal realistisch betrachtet auf die Menge der Schachspielerinnen und Schachspieler beschränkt und die haben an der Hälfte der Termine auch noch selbst etwas zu tun, weil in den unteren Ligen oft die Termine gleich liegen.

Mir persönlich würde es fürs Interesse bestimmt helfen, wenn der Meister vor der Saison nicht immer fast schon klar wäre, was letztes Jahr ja endlich mal etwas aufgebrochen wurde. Sehr blöd ist außerdem die quasi systemimmanente Wettbewerbsverzerrung, die von fast allen Vereinen betrieben wird, indem die Aufstellungen gegen gute und weniger gute Gegner sich deutlich unterscheidet. Vielleicht helfen da kleinere Kader.

Stichwort „Cheatende Pappnasen“ - welche Zukunft siehst Du noch für einen fairen Schachsport?

Wenn es in ein paar Jahren Chips gibt, die sich Menschen (auch aus nicht-schachlichen Gründen) unter die Haut implantieren lassen, weiß ich da auch nicht mehr weiter. Es hilft wohl ohnehin nur, an das Gute im Menschen zu glauben...

HSV oder Werder?

Werder. By far. Aber ihren Trikotsponsor müssen sie mal los werden.

Welches Youtube-Musikvideo dürfen wir für Dich in dieses Interview einbauen?

Dropkick Murphys – Fields of Athenry


 Ich mag immer gerne die schöne Interview-Frage „Welche Frage würdest Du gerne einmal gestellt bekommen, und was würdest Du darauf antworten?“. Darum nun für Dich, lieber David, wir sind ja hier unter uns:

Welche Frage würdest Du gerne einmal gestellt bekommen, und was würdest Du darauf antworten?

How do you feel after winning the Main Event of the World Series Of Poker?“ Die Antwort wäre vermutlich recht wenig aussagekräftig etwas wie „Great“

 

Wenn Du für ein fragwürdiges Interview ein Statement zu Katzen abgeben müsstest - was würdest Du sagen?

Miau.

 

Welche Partie von Dir sollten wir alle gern einmal sehen? (aber bitte nicht Höffer – Steffens 1:0, im Werder Open von 2016)

Da es ja hier um ein Bundesligatippspiel geht, bietet sich vielleicht meine einzige Gewinnpartie in der SBL an, gespielt in Bremen gegen Ilja Zaragatski.

 [HIER geht es zur sehenswerten Partie Kasparov Höffer vs Zaragatski - mit Dank an Kollege Thomas Richter an die freundliche technische Unterstützung!]

Hoeffer Zaragatski 

David, vielen Dank für dieses Interview!

 

Starke Frühform im August: Matthias Krallmann, Andreas Calic, Detlef Schötzig (von rechts oben)
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Sonntag, 07 August 2016 15:02

Monatsblitz: Nichts haut einen Käpt'n um

Kaum ist die Sommerpause vorbei, trommelt Turnierleiter Stefan Preuschat schon wieder zum energischen Schach: Werder Bremen hat die neue Saison im 64-feldrigen Hauen und Stechen mit einem gepflegten Blitzturnier eröffnet.

Nach den langen Wochen sehr überschaubarer schachlicher Aktivität konnten die Teilnehmer im geschützten Umfeld des Werder-Vereinsheims wieder vorsichtig Kontakt aufnehmen mit Springern, Bauern, Königen, und diese bei stets schrumpfender Restbedenkzeit über das Brett bewegen. Das gelang bei diesem ersten Wiedersehen nach der Sommerpause erstaunlich gut, und bis auf die Tatsache, dass mehr Könige eingestellt wurden als sonst, war das schachliche Niveau bereits recht ansehnlich. So kann es weitergehen!

Entgegen einer bewährten Seefahrer-Maxime gingen die im Teilnehmerfeld befindlichen Kapitäne nicht als letzte von Bord bzw aus dem Turnier. Nein, ganz im Gegenteil, es war wahrlich ein Abend der Kapitäne, denn die zwei vordersten Plätze im Gesamtklassement schnappten sich mit Detlef Schötzig (Mannschaftskapitän Werder III) und Stephan Buchal (Käpt'n von Werderzwo) zwei gestandene Fachkräfte, die ihre Teams mit Bravour durch die Untiefen der letzten Spielzeit(en) geführt haben.

Mit jeweils 8 von 11 denkbaren Punkten ließen sie damit auch Olaf Steffens knapp hinter sich, der zwar Manager der Werder-Bundesligamanschaft ist, aber eben nicht deren Kapitän - das nämlich ist GM Gennadiy Fish, der als spielender Capitano das grün-weiße Team auf seinen Reisen durch die Republik begleitet.
So war es nur folgerichtig, dass Steffens nicht so ganz weit vorne landete, und nicht zuletzt auch deshalb, weil er gegen Matthias Krallmann die schwarze Dame von b7 schwungvoll nach f3 bewegte - allerdings über einen auf d5 stehenden weißen Bauern hinweg. Das geht natürlich nicht, und Punkt daher für Coach Krallmann! Schach ist einfach für manche noch zu schwer, so direkt nach der Sommerpause.

Ansonsten alles gut - der SV Werder freut sich auf die nächsten Runden des Monatsblitzturniers! Und wer weiß, vielleicht wird auch David Höffer dann wieder vor Ort sein? Diesmal allerdings begegnete man dem strahlenden Gesamtsieger des Vorjahres noch nicht, und so bleibt nur zu sagen, dass sich André Büscher den Preis für den besten Teilnehmer < DWZ 2000 verdiente, während Andreas Calic (Bremer SG) als Fünftletzter den Ehrenpreis der Jury zugesprochen bekam. Wir gratulieren!

Nächster Monatsblitz ist am 01.September, kurz vor dem 2.Hans-Wild-Turnier (noch sind Plätze frei) vom 16.-18.September.

Und damit - moin aus Bremen, und von der Küste! :-)

Roter Rettich - ein Radieschen ist nichts dagegen
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Sonntag, 29 Mai 2016 13:45

Für mich soll´s roten Rettich regnen

Das pfälzische Schifferstadt, nahe Mutterstadt und Helmut Kohls Bungalow in Oggersheim, ist die Welthauptstadt des roten Rettichs. Es gibt dort in Kürze ein Stadtfest, das große Rettichfest vier Tage lang Anfang Juni, und wer mag, kann reichlich Saumagen verzehren, den Pfälzer Wein sorgfältig prüfen und eben – roten Rettich essen.

Weniger lokale Aufmerksamkeit als das ---> Rettichfest erregten vermutlich die Deutsche Blitzmeisterschaften der Mannschaften, die vor Kurzem in der schönen Pfalz stattfanden. Der örtliche Schachclub SC Schifferstadt 1922 hatte alles wundervoll organisiert – nicht nur war das Frühlingswetter spektakulär sonnig, auch im Turniersaal gab es ein königliches (Rettich?-) Büffet für Spieler und Ehrengäste, leckeren Kaffee, große Tische und eine sehr angenehme Spielatmosphäre.


Here come the Men in Black - Schifferstädter Spieler und Fans im Spiel gegen die SF Schwerin

Das Turnier wird den Teilnehmer sicher in guter Erinnerung bleiben – nicht zuletzt auch wegen der charmanten Präsente, die der SC Schifferstadt jedem Teilnehmer (!) mit auf den Rückweg gab – eine Flasche „Forster Ungeheuer“ sowie ein Weinglas, einen stolzen Bund roten ---> Rettich als regionale Spezialität (sehr lecker, wenn man ihn brät, und auch von Katzen gerne verzehrt (roh)) sowie ein kleines Kochbuch mit Pfälzer Rezepten.

Forster Ungeheuer - das ist eigentlich ein Weißwein, doch seit dieser Saison auch ein guter Name für die ebenfalls anwesende Solinger SG. Zum gehörigen Schrecken der OSG Baden-Baden spielten sie ja ungeheuerlich gut in der Bundesliga und wurden Meister, und wie heißt eigentlich ihr Sponsor? Wer weiß es? … Die Forst Technologie GmbH & Co KG!

Forster Ungeheuer
Rote Teufel München vs Forster Ungeheuer Solingen

Forster Ungeheuer also, diese Solinger, und zusammen mit den starken Klingenstädtern waren Mannschaften aus allen Ecken und Kanten der Republik in die Pfalz gereist, von Norderstedt bis München, von Berlin bis Aachen, ergänzt um die national bislang eher wenig bekannten Schachfreunde Bad Emstal/ Wolfhagen, von denen noch zu berichten sein wird.

Das in vielen Monatsblitz-Wettbewerben gehärtete Werder Blitzteam bewegte sich stets im ausgewogenen Mittelfeld und landete am Ende mit 21 : 29 Punkten auf dem sehr soliden 15. Tabellenplatz. Die als Norddeutscher Blitzmeister angereisten Grün-Weißen verdienten sich einige Punkteteilungen gegen starke Konkurrenz aus Berlin, Erfurt und Aachen (bei denen unter anderem das Schachwelt-Urgestein MiBu im Aufgebot war), und sie bezwangen die favorisierten Meisterspieler des SC Remagen mit einem furiosen 3 : 1.

Werder Schwerin
Werder (in grün) - SF Schwerin: die Punkte gingen nach Mecklenburg

Wie ---> rettich meinen König? Auf diese trickreiche Frage fanden die Werderaner (Gerlef Meins, Sven Joachim, Sven Charmeteau, Olaf Steffens, Detlef Schötzig) nicht immer eine angemessene Antwort, zumindest wenn es gegen die Top-Teams ging, und so blieb die Ausbeute mit lediglich einem halben Brettpunkt aus den Begegnungen mit Bad Emstal/ Wolfhagen (huch!?), den TSV Schönaich und Bayern München relativ überschaubar. Immerhin aber – der SV Werder konnte sich im großen Bremer Derby mit den versierten Blitzfüchsen des SK Delmenhorst mit 3 : 1 behaupten und diesen Klassiker zumindest auf diesem Turnier einmal für sich entscheiden – das hat man zur Freude des DSK ja oft schon ganz anders erlebt.

Rettichfest
Ein Rettich sieht rot - Schifferstadt lädt zu einem sympathischen Stadtfest

Neuer Deutscher Meister wurden die SF Bad Emstal/ Wolfhagen, ein hessischer Siebt- und mittlerweile Sechstligist. Dieser Verein ist möglicherweise, wer weiß das schon so genau, eine raffiniert konstruierte Tarn-Organisation, hinter der sich in Wirklichkeit die russische Nationalmannschaft verbirgt. Russland hat international schon fast alles erreicht, Olympiasiege, Weltmeisterschaften, Linkes gegen Rechtes Alsterufer, irgendwann wird es ja auch langweilig, und da musste jetzt vielleicht einfach mal ein neuer Titel her.
So kam die Deutsche Blitzmannschaftsmeisterschaft unter der Leitung von Turnierdirektor Ralph Alt offenbar gerade recht, und formaljuristisch korrekt trat die russische Auswahl vor einigen Wochen den Marsch durch die deutschen Blitz- Instanzen an. Unter dem kaum Argwohn erregenden Decknamen SF Bad Emstal/ Wolfhagen qualizierte man sich bei der hessischen Vorausscheidung unauffällig für die nationale Endrunde. 

Auch in Schifferstadt bewegte sich die russische Weltauswahl souverän durch das Turnier, schlug Bayern München, die SF Berlin und Delmenhorst und gewann in bärenstarker Besetzung ebenso prompt wie souverän den lang ersehnten Titel. Mission Deutsche Meisterschaft accomplished!

BigVlad
Born to be Vlad - der hessische Ex-Weltmeister Kramnik mit den schwarzen Steinen.
Direkt am Tisch dahinter
Turnierdirektor Ralph Alt aus München.

Gerne gratulieren wir daher sowohl den Spielern - my pasdrawlájim, Vladimir Kramnik (!!), Alexander Riazantsev, Boris Savchenko, Pavel Ponkratov und Sergei Rublevsky – und gleichfalls den SF Bad Emstal/ Wolfhagen, die durch dieses nordhessische Husarenstück der Meisterschaft ein echtes Glanzlicht aufgesetzt haben.

Kramnik in the house - auf ein Neues beim Blitzen im nächsten Jahr? Gerne! Wir Werderaner bringen dann aber Carlsen mit. Oder die Krennwurzn. Und natürlich auch eine schöne Stange roten Rettich!

Turnierseite und Fotos beim Deutschen Schachbund

 

König Fußball entschied das April-Turnier
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Freitag, 08 April 2016 00:21

Monatsblitz: Der Titel bleibt im Hause

Da müssen wohl fast schon die Fußballgötter ein Einsehen haben, damit auch mal ein Werderaner den hauseigenen Monatsblitz gewinnen kann : in Abwesenheit des Delmenhorsters Dauersiegers David Höffer, der durch ein (im Fernsehen übertragenes) Fußballspiel verhindert war, ergriff mit Detlef Schötzig der Mannschaftsführer von Werder III die Gunst der Stunde und rauschte im April-Turnier mit sagenhaften 8,5 Punkten aus 9 Partien durch das Teilnehmerfeld auf den souveränen ersten Tabellenplatz.

Mit gebührendem Abstand platzierte sich gleich dahinter Prof. Reiner Franke (7 Punkte), gefolgt von Fred Just und Olaf Steffens, die es auf solide, wenngleich wenig spektakuläre 6 von 9 möglichen Punkten brachten. Den Ehrenpreis der Jury für den fünftletzten Rang eroberte der junge David Wachinger, während sich Turnierleiter und schnelle Blitzhand Stefan Preuschat einmal mehr den Rating-Preis <2000 DWZ sichern konnte.

Mit der großen Monatsblitz-Schlussrunde am Donnerstag, 12.Mai, endet die diesjährige Blitzsaison im SVW. Bereits jetzt steht der unverwüstliche David Höffer als deutlicher Gewinner der Grand-Prix-Jahreswertung fest – wir gratulieren! Er gewann drei der sechs Turniere, bei denen er dabei war, und erspielte sich zweite Plätze in den anderen drei Veranstaltungen, jeweils hinter Matthias Krallmann (Werder), Spartak Grigorian (Werder) und Markus Lammers (Zugzwang München).

Sollte es am 12.Mai nicht ein weiteres spannendes Fußballspiel im Fernsehen geben, besteht die Chance, den alten und neuen Champion noch einmal in Echtzeit am Brett zu fordern – um eine aussichtsreiche Stellung zu bekommen, besser zu stehen, zu hoffen, und dann am Ende doch wieder gegen ihn zu verlieren. Alles schon erlebt!
Aber so ist Blitzschach, und die Blitzer im SV Werder werden auch im Mai zumindest wieder einen Anlauf auf den Monatstitel machen. Gäste sind wie immer herzlich willkommen.