Henri Carvallo, Frankreichs Schachpräsident, begrüßt die Spieler bald im eigenen Schloss
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Dienstag, 10 Januar 2012 01:30

Befreiungsschlag in Frankreich

Der Französische Schachverband zählt nur 52 000 Mitglieder (Deutschland etwas über 90 000) und 900 Schachvereine (Deutschland fast 3000). Seit einigen Jahren ist es nicht mehr gelungen, Sponsoren für klassische Turniere mit Weltklassebeteiligung zu gewinnen. Die letzten Schlagzeilen machte der Verband mit einem von ihm selbst aufgedeckten Betrug eines eigenen Nationalspielers. Aber nun gibt es positive Nachrichten: Am Wochenende begann in Port-Marly, einer Pariser Vorstadt, einen Grandprix-Zyklus von Schnellturnieren, der den Profis in Frankreich und den Nachbarländern einiges zu bieten hat, nämlich einen Gesamtpreisfonds von 120 000 Euro verteilt über fünf Turniere - die nächsten sind Ende April in Nancy, im Juli in Aix-les-Bains und Anfang Oktober in Villandry im Schloss des neuen Verbandspräsidenten Henri Carvallo (Foto), bevor Ende Oktober in Korsika (im Rahmen des etablierten korsischen Circuits) das Finale steigt. Es gibt jeweils eine Qualifikation und ein von acht Spielern im medial sehr attraktiven k.o.-Modus ausgetragenes Finale. Bei jedem der vier ersten Turniere ist ein Nationalspieler unter die letzten acht gesetzt (in Port-Marly war es Fressinet). Max Vachier-Lagrave hat das Auftaktturnier und 4000 Euro gewonnen und das erste Ticket fürs Finale auf Korsika gelöst.  

Hauchard und Marzolo werden entlastet
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Sonntag, 30 Januar 2011 21:00

Hauchard und Marzolo werden entlastet

Hier und auf einigen anderen Blogs tauchten anonyme Hinweise auf, dass zwei der vom Französischen Verband unter Betrugsverdacht gestellte Spieler bereits vorigen Sommer in Biel auffällig geworden und bei dem Turnier nicht mehr willkommen seien. Das wird von der Festivalleitung in einem gerade erschienenen Statement zurückgewiesen. Es habe keine Hinweise während des Turniers auf ein Fehlverhalten seitens Arnaud Hauchards oder Cyril Marzolos gegeben sondern erst mehr als einen Monat später und auch nur anonym. Während des Turniers sei auch nichts aufgefallen. Und wenn etwas aufgefallen wäre, wäre es in jedem Fall untersucht worden. Dass die anonymen Hinweisgeber in den Blogs behaupteten, die Franzosen seien in Biel nicht mehr willkommen, diskreditiert ihre Aussagen und entlastet Hauchard und Marzolo. Hier das ausführliche Statement der Bieler Festivalleitung:

Medienmitteilung des Internationalen Schachfestival Biel

Drei französische Schachspieler, welche am Meisteropen des Internationalen Schachfestivals im Juli 2010 in Biel teilgenommen haben, werden vom Französischen Schachverband verdächtigt, während der Schacholympiade im Herbst 2010 in Russland betrogen zu haben. Im September 2010 waren dem Organisationskomitee des Bieler Schachfestivals bereits anonyme Augenzeugenberichte übermittelt worden, welche den drei gleichen Spielern vorwerfen, schon in Biel dasselbe begangen zu haben. Von Seiten des Schachfestivals konnte die Sache nicht weiter verfolgt werden, da die Anschuldigungen anonym blieben, viel Zeit vergangen war und keine Beweise vorlagen. In jedem Fall werden die Kontrollen während des nächsten Schachfestivals (16. – 29. Juli 2011) verschärft.

Das Organisationskomitee des Internationalen Schachfestival Biel hat die Mitteilung des Französischen Schachverbands (FFE) vom 21. Januar 2011 Kenntnis genommen. Darin wird erklärt, dass der FFE am 22. Dezember 2010 gegen die Grossmeister Sébastien Feller und Arnaud Hauchard sowie gegen den Internationalen Meister Cyril Marzolo ein Verfahren eingeleitet habe, um den Verdacht «des Betrugs, welcher jegliche sportliche Ethik vermissen lässt und ein schlechtes Licht über die Nationalmannschaft wirft, welche vom 21. September bis 3. Oktober an der Schacholympiade in Khanty Mansiysk teilgenommen hat», zu klären. (Im Wortlaut: «triche organisée, manquement grave à l’éthique sportive, atteinte portée à l’image de l’équipe nationale olympique dans le cadre des Olympiades de Khanty Mansiysk du 21 septembre au 3 octobre 2010.»)

In verschiedenen Artikeln und Interviews, welche auf etlichen Websites erschienen sind, wurde angetönt, dass die drei genannten Spieler einen solchen Betrug bereits am Meisteropen des Schachfestivals 2010 in Biel bereits einmal versucht hätten.

Das Schachfestival Biel nimmt nach entsprechenden direkten und indirekten Anfragen in dieser Sache wie folgt Stellung:

1. Gemäss Mitteilung des FFE wurde die Untersuchung wegen der Vorgänge an der Schacholympiade in Khanty-Mansyik eingeleitet. Bis heute haben wir keine Anfrage des FFE erhalten.

2. Am Meisteropen in Biel im Jahr 2010 haben die beiden GM Arnaud Hauchard und Sébastien Feller tatsächlich teilgenommen. IM Cyril Marzolo hielt sich während einigen Tagen im Kongresshaus auf, ohne jedoch selber am Meisteropen teilzunehmen.

3. Während des Turniers gab es gegenüber den Schiedsrichtern keine direkte und offizielle Klage gegen einen der genannten Spieler. Im Büro des Schachfestivals hat sich zwar jemand gemeldet, der eine „Verdächtigung wegen Absprachen“ geäussert hat. Da solche Verdachtsmomente relativ häufig im Büro vorgebracht werden, aber oft nicht fundiert sind, wurde diese Person angewiesen, mit einem Schiedsrichter Kontakt aufzunehmen. Weder der Hauptschiedsrichter noch ein Mitglieds des Organisationskomitees haben Kenntnis davon, dass jemand einen Schiedsrichter wegen konkreter Verdachtsmomente angesprochen hätte.

4. Es ist selbstverständlich, dass eine konkrete Verdächtigung von einem Schiedsrichter abgeklärt worden wäre.

5. Erst im September, also gut einen Monat nach dem Meisteropen in Biel, wurde uns durch eine Drittperson ein E-Mail mit den detaillierten Aussagen dreier anonymer Augenzeugen übermittelt, welche gegen die drei Spieler den Verdacht des „Betrugs“ äussert. In diesen anonymen Aussagen wird insbesondere von einer bestimmten Partie gesprochen. Der GM, welcher gemäss diesen Aussagen benachteiligt gewesen sei, kann sich jedoch nicht daran erinnern, dass etwas abnormal verlaufen sei.

6. Bis heute sind uns die Namen der drei Zeugen nicht bekannt, zudem wurde der Verdacht erst Wochen nach Abschluss des Turniers erstmals klar geäussert, so dass das Schachfestival im Moment nicht in der Lage ist, zu diesen Verdächtigungen Stellung zu nehmen.

7. Nach Bekanntwerden von Verdächtigungen wurde beschlossen, das Kontrolldispositiv am nächsten Schachfestival vom 16. – 29. Juli 2011 zu erhöhen.

Internationales Schachfestival Biel, Organisationskomitee, 30.01.2011