Roter Rettich - ein Radieschen ist nichts dagegen
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Sonntag, 29 Mai 2016 13:45

Für mich soll´s roten Rettich regnen

Das pfälzische Schifferstadt, nahe Mutterstadt und Helmut Kohls Bungalow in Oggersheim, ist die Welthauptstadt des roten Rettichs. Es gibt dort in Kürze ein Stadtfest, das große Rettichfest vier Tage lang Anfang Juni, und wer mag, kann reichlich Saumagen verzehren, den Pfälzer Wein sorgfältig prüfen und eben – roten Rettich essen.

Weniger lokale Aufmerksamkeit als das ---> Rettichfest erregten vermutlich die Deutsche Blitzmeisterschaften der Mannschaften, die vor Kurzem in der schönen Pfalz stattfanden. Der örtliche Schachclub SC Schifferstadt 1922 hatte alles wundervoll organisiert – nicht nur war das Frühlingswetter spektakulär sonnig, auch im Turniersaal gab es ein königliches (Rettich?-) Büffet für Spieler und Ehrengäste, leckeren Kaffee, große Tische und eine sehr angenehme Spielatmosphäre.


Here come the Men in Black - Schifferstädter Spieler und Fans im Spiel gegen die SF Schwerin

Das Turnier wird den Teilnehmer sicher in guter Erinnerung bleiben – nicht zuletzt auch wegen der charmanten Präsente, die der SC Schifferstadt jedem Teilnehmer (!) mit auf den Rückweg gab – eine Flasche „Forster Ungeheuer“ sowie ein Weinglas, einen stolzen Bund roten ---> Rettich als regionale Spezialität (sehr lecker, wenn man ihn brät, und auch von Katzen gerne verzehrt (roh)) sowie ein kleines Kochbuch mit Pfälzer Rezepten.

Forster Ungeheuer - das ist eigentlich ein Weißwein, doch seit dieser Saison auch ein guter Name für die ebenfalls anwesende Solinger SG. Zum gehörigen Schrecken der OSG Baden-Baden spielten sie ja ungeheuerlich gut in der Bundesliga und wurden Meister, und wie heißt eigentlich ihr Sponsor? Wer weiß es? … Die Forst Technologie GmbH & Co KG!

Forster Ungeheuer
Rote Teufel München vs Forster Ungeheuer Solingen

Forster Ungeheuer also, diese Solinger, und zusammen mit den starken Klingenstädtern waren Mannschaften aus allen Ecken und Kanten der Republik in die Pfalz gereist, von Norderstedt bis München, von Berlin bis Aachen, ergänzt um die national bislang eher wenig bekannten Schachfreunde Bad Emstal/ Wolfhagen, von denen noch zu berichten sein wird.

Das in vielen Monatsblitz-Wettbewerben gehärtete Werder Blitzteam bewegte sich stets im ausgewogenen Mittelfeld und landete am Ende mit 21 : 29 Punkten auf dem sehr soliden 15. Tabellenplatz. Die als Norddeutscher Blitzmeister angereisten Grün-Weißen verdienten sich einige Punkteteilungen gegen starke Konkurrenz aus Berlin, Erfurt und Aachen (bei denen unter anderem das Schachwelt-Urgestein MiBu im Aufgebot war), und sie bezwangen die favorisierten Meisterspieler des SC Remagen mit einem furiosen 3 : 1.

Werder Schwerin
Werder (in grün) - SF Schwerin: die Punkte gingen nach Mecklenburg

Wie ---> rettich meinen König? Auf diese trickreiche Frage fanden die Werderaner (Gerlef Meins, Sven Joachim, Sven Charmeteau, Olaf Steffens, Detlef Schötzig) nicht immer eine angemessene Antwort, zumindest wenn es gegen die Top-Teams ging, und so blieb die Ausbeute mit lediglich einem halben Brettpunkt aus den Begegnungen mit Bad Emstal/ Wolfhagen (huch!?), den TSV Schönaich und Bayern München relativ überschaubar. Immerhin aber – der SV Werder konnte sich im großen Bremer Derby mit den versierten Blitzfüchsen des SK Delmenhorst mit 3 : 1 behaupten und diesen Klassiker zumindest auf diesem Turnier einmal für sich entscheiden – das hat man zur Freude des DSK ja oft schon ganz anders erlebt.

Rettichfest
Ein Rettich sieht rot - Schifferstadt lädt zu einem sympathischen Stadtfest

Neuer Deutscher Meister wurden die SF Bad Emstal/ Wolfhagen, ein hessischer Siebt- und mittlerweile Sechstligist. Dieser Verein ist möglicherweise, wer weiß das schon so genau, eine raffiniert konstruierte Tarn-Organisation, hinter der sich in Wirklichkeit die russische Nationalmannschaft verbirgt. Russland hat international schon fast alles erreicht, Olympiasiege, Weltmeisterschaften, Linkes gegen Rechtes Alsterufer, irgendwann wird es ja auch langweilig, und da musste jetzt vielleicht einfach mal ein neuer Titel her.
So kam die Deutsche Blitzmannschaftsmeisterschaft unter der Leitung von Turnierdirektor Ralph Alt offenbar gerade recht, und formaljuristisch korrekt trat die russische Auswahl vor einigen Wochen den Marsch durch die deutschen Blitz- Instanzen an. Unter dem kaum Argwohn erregenden Decknamen SF Bad Emstal/ Wolfhagen qualizierte man sich bei der hessischen Vorausscheidung unauffällig für die nationale Endrunde. 

Auch in Schifferstadt bewegte sich die russische Weltauswahl souverän durch das Turnier, schlug Bayern München, die SF Berlin und Delmenhorst und gewann in bärenstarker Besetzung ebenso prompt wie souverän den lang ersehnten Titel. Mission Deutsche Meisterschaft accomplished!

BigVlad
Born to be Vlad - der hessische Ex-Weltmeister Kramnik mit den schwarzen Steinen.
Direkt am Tisch dahinter
Turnierdirektor Ralph Alt aus München.

Gerne gratulieren wir daher sowohl den Spielern - my pasdrawlájim, Vladimir Kramnik (!!), Alexander Riazantsev, Boris Savchenko, Pavel Ponkratov und Sergei Rublevsky – und gleichfalls den SF Bad Emstal/ Wolfhagen, die durch dieses nordhessische Husarenstück der Meisterschaft ein echtes Glanzlicht aufgesetzt haben.

Kramnik in the house - auf ein Neues beim Blitzen im nächsten Jahr? Gerne! Wir Werderaner bringen dann aber Carlsen mit. Oder die Krennwurzn. Und natürlich auch eine schöne Stange roten Rettich!

Turnierseite und Fotos beim Deutschen Schachbund