
KK&K Kandidat Kuhn und Krennwurzn
Die Krennwurzn kannte in Schachösterreich lange Zeit nur einen einzigen – einen „ewigen“ Präsidenten und blickte daher gespannt über die Grenze, wo die Schachpolitik viel lebhafter war. Und da es besonders spannend ist, die Nase in Dinge zu stecken, die einem eigentlich gar nichts angehen, ergaben sich ein paar Interviews mit Deutschen Schachpräsidenten und Präsidentschaftskandidaten – gerne gelesen, aber auch sehr kontroversiell diskutiert. Nun bietet sich wieder die Chance auf ein Interview, denn die Probleme im Deutschen Schachbund wurden in den letzten Jahren nicht weniger und tragfähige Lösungen nicht einmal am Horizont erkennbar. Gerade gab der erst im August gewählte Berliner Präsident Christian H. Kuhn seine Kandidatur als DSB-Präsident bekannt und das führte bei der neugieren Krennwurzn zu einem Interviewwunsch.
Krennwurzn:
Dem Präsidenten Herbert Bastian hat man vorgeworfen, dass er zu viel selbst gemacht hat und kein Großmeister des Delegierens war – dem Präsidenten Ullrich Krause wirft man vor zu viel seinem Geschäftsführer Fenner entscheiden zu lassen. Beide Präsidenten sind persönlich hochinteger und wollen nur das Beste fürs Schach – so jedenfalls der Eindruck der Krennwurzn – sind aber am System in den Mühen des Alltages gescheitert und aufgelaufen. Wie wollen Sie für sich dieses Schicksal verhindern?
Christian H. Kuhn:
Ob der eine zu viel und der andere zu wenig delegiert hat, kann ich von außen nicht entscheiden. Mir ist wichtig, allen Raum für eigene Ideen zu geben, damit sie motiviert bei der Sache sind, und nicht alles von oben vorzugeben. Wichtig ist aber auch, rechtzeitig zu erkennen, welche Themen so brisant werden, dass sie Chefsache sind. Wenn dann noch alle Fakten zeitnah an alle Beteiligten kommuniziert werden, entstehen viele Mühen gar nicht erst.
Krennwurzn:
Das hört sich zumindest theoretisch mal gut an, aber wie sähe das in der Praxis aus? Nehmen wir das aktuelle Problemfeld Nationalmannschaft: Naiditsch zurück nach Deutschland und den Konflikt Pähtz – Meier.
Christian H. Kuhn:
Zur Causa Naiditsch hat mir, der interessierten Öffentlichkeit und anscheinend auch Herrn Naiditsch noch niemand erklärt, wieso man einem Staatsbürger und Mitglied eines DSB-Vereins die Föderationszugehörigkeit verweigert. Hätte man mögliche Gründe bereits vor dem Präsidiumsbeschluss kommuniziert, z.B. im Arbeitskreis der Landesverbände, der ja das Präsidium beraten soll, wäre entweder der Beschluss anders ausgefallen oder der Unmut bei manchen Landesverbänden geringer. Und wenn der geplante Verhaltenskodex für Nationalspieler in Kraft ist und durchgesetzt wird, dürfte der Konflikt Pähtz–Meier auch aus der Öffentlichkeit verschwunden sein und der eine oder andere sich anbahnende Konflikt nie die private Ebene verlassen.
Krennwurzn:
Dass Pähtz, Meier und Naiditsch nicht für den diplomatischen Dienst geeignet sind, ist wohl allen klar. Gründe warum man Naiditsch die Föderationszugehörigkeit verweigert, gibt es doch einige – ich sage es mal flapsig: es gibt kein Rückkehrrecht für Ex-Freundinnen und natürlich geht es auch um Plätze bei nationalen und internationalen Turnieren, die an die Föderation gebunden sind. Zudem sind alle drei nicht mehr bei den Jüngsten und könnten aufstrebenden Talenten Plätze wegnehmen bzw. deren Entwicklung hemmen.
Christian H. Kuhn:
Föderationszugehörigkeit und Nationalmannschaft sind zwei verschiedene Baustellen. Ein GER auf der FIDE-Karteikarte bringt noch nicht automatisch einen Platz in der Mannschaft. Die Kriterien dafür werden wohl gerade überarbeitet, und da wird es nicht nur auf Leistung, sondern auch auf Entwicklung ankommen. Ich habe aber so meine Zweifel, ob man über die Föderationszugehörigkeit anders entscheiden sollte als über einen Ausschluss. Laut Satzung vertritt der DSB das gesamte deutsche Schach, und nach den meisten Kriterien gehört Herr Naiditsch dazu.
Krennwurzn:
Eine nicht unwesentliche Frage könnte ja sein – berechtigt ein GER zur Teilnahme an der Deutschen Einzelmeisterschaft oder sogar Europameisterschaft – da könnten Interessenkonflikte befürchtet werden oder gar Eifersüchteleien. Probleme sind oft nicht so einfach wie sie auf den ersten Blick erscheinen. Das ist oft auch ein Problem in der öffentlichen Diskussion über Schach – oder?
Christian H. Kuhn:
Die Deutsche Einzelmeisterschaft könnte ein Thema sein, da qualifiziert man sich über die Landesmeisterschaften oder eben via Einladung – wenn ich mir das in der Vergangenheit anschaue, sehe ich aufgrund des Preisgeldes wenig Gefahr. In Frage käme eher das Masters und da stellt sich die Frage, ob es nicht sinnvoll ist dem Nachwuchs gegen die stärkste Gegnerschaft antreten zu lassen. Die Aufstellung für Nationalmannschaften ist ein eigenes Thema und da sollte der Blick nicht nur auf die aktuellen Elozahlen gerichtet sein, sondern auch auf die Zukunft.
Eifersüchteleien hat man immer, denn es gibt immer – auch unabhängig von der Personalie Naiditsch – einen oder zwei, die eben knapp nicht dabei sind. Ich habe sogar die Hoffnung, dass sich dieses Gedränge verstärkt, denn vielleicht haben wir auch zukünftig wieder Prinzengruppen. Dies würde ich aber nicht als Grund sehen um Naiditsch nicht unter GER spielen zu lassen. Natürlich hat sich sein Twitch-Auftritt neulich nicht gerade positiv ausgewirkt.
Krennwurzn:
OK – kommen wir zur Bedeutung der Nationalmannschaft für Sie.
Christian H. Kuhn:
Die Nationalmannschaft ist ein Aushängeschild. Allerdings hat sich in letzter Zeit etwas eine Trennung zwischen Nationalmannschaft und normalen Schachbetrieb ergeben. Dasselbe Problem sehe ich auch mit der ersten Bundesliga – der stärksten Liga der Welt, die sich von der 2. Bundesliga abgekoppelt hat. Die Kluft wird da immer größer, wir müssen aber schauen, dass diese Spielstärke nach unten wirkt und wir dann auf Dauer eine gute Nationalmannschaft haben, denn der Unterbau ist ja in Deutschland gut und solide. Aber das Thema Leistungssport ist mir wichtig und wir müssen für die Zukunft bessere Konzepte erarbeiten.
Krennwurzn:
Schach brummt wegen der Netflixserie Damengambit, aber die Öffentlichkeitsarbeit im Schach lässt viele Wünsche übrig.
Christian H. Kuhn:
Nur eine Webseite mit Meldungen zu betreiben reicht nicht aus, man muss auch Events generieren über die es sich lohnt zu berichten und das betrifft nicht nur das Spitzenschach mit Bundesliga und Nationalmannschaften, sondern auch lokale Events mit großer Aufmerksamkeit wie beispielsweise in Hamburg linkes gegen rechtes Alsterufer. Also auch Breitensport kann gute Meldungen generieren, aber viele engen sich auf Spitzensport ein. Es muss auch nicht jedes größere Event von einem Verband organisiert werden, da dürfen durchaus auch die Vereine kreativ sein, aber der DSB sollte unterstützend tätig werden können, wenn Expertise gewünscht oder benötigt wird. Spielen ein oder zwei Vereine beispielsweise in einer Fußgängerzone so wird man das ohne große Hilfe organisieren, möchte man aber 100 Vereine spielen lassen, dann wird man möglicherweise Unterstützung brauchen – aber solche Events schlagen dann auch medial höhere Wellen.
Wir müssen Schach mehr in die Öffentlichkeit bringen – auf die Dorfplätze in die Einkaufszentren und Schach damit sichtbarer machen. Es gibt ja Beispiele, dass so etwas funktioniert – mein Verein die SG Lasker Steglitz-Wilmersdorf hat im Laskerjahr ein Turnier im Einkaufszentrum Boulevard Berlin im laufenden Betrieb organisiert und es hat hervorragend geklappt. 2006 spielte der Berliner Verband seine Schlussrunde im Estrel Congress Center mit 1.504 Schachspieler aus den 60 Berliner Vereinen und leider hat man den Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde nicht beantragt. Das öffentliche Interesse ist da, wir müssen es schaffen diese Erfolge nachhaltig weiterzuführen.
Ich habe von den Holländern folgende Abschätzung gehört: auf einen Vereinsspieler kommen 10 Spieler außerhalb der Organisationen, die regelmäßig spielen und auf diese wieder 10 Gelegenheitsspieler. Wir haben in Deutschland aktuell 82.000 Spieler mal 10 mal 10 wäre eine Zielgruppe von 8,2 Millionen nur in Deutschland. Wenn ich eine Aktion 100.000 starte, dann besiege ich mich schon vorab durch ein zu niedriges Ziel. Die gleiche Gefahr habe ich, wenn ich auf Remis klammere, da ist die Verlustgefahr von Anfang an hoch. Natürlich ist ein Projekt 1 Million nicht kurzfristig realisierbar, aber die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt und den müssen wir jetzt machen.
Präsident Ullrich Krause - Kandidat Christian H. Kuhn. Foto: Frank Hoppe
Krennwurzn:
Weil wir gerade bei den Mitgliedszahlen sind – Frauen sind im Schach in klarer Unterzahl. Es gibt zwar schon lange eine erfreuliche Anzahl von Mädchen im Schach, aber dann im Erwachsenenalter werden Frauen an den Brettern zur großen Ausnahme – sogar in Aufsichtsräten und Vorständen hat man höhere Frauenquoten als im Schach.
Christian H. Kuhn:
Das ist leider kein großes Thema und der Ruf von Schach als Männerdomäne ist leider sehr gefestigt. Es stimmt, dass in den Meisterschaften fast nur Frauen mit etwas gehobener Spielstärke mitspielen, die es sportlich geschafft haben sich festzusetzen. Leider sind Frauen im Schach oftmals Sexismus ausgesetzt wie beispielsweise beim DSB-Bundeskongress ein Zwischenruf „und gut aussehen tut sich auch“ eines Ehrenmitgliedes bezeugt. Dieses unmögliche Benehmen haben wir bis hinunter in die Vereine, aber wir müssen Räume schaffen in denen sich Frauen wohlfühlen können. In Berlin gibt es Anastasias Matt e.V. - Verein zur Förderung des Mädchen- und Frauenschachs. Und wir brauchen mehr solche Initiativen, mehr Breite dann wird es auch mit mehr Frauen im Schachbetrieb klappen.
Krennwurzn:
Da möchte ich einwerfen, dass gerade die Coronakrise bei uns in Österreich gezeigt hat – wir haben ja im Gegensatz zu Deutschland den Versuch einer Meisterschaft gestartet, der dann abgebrochen werden musste – dass es möglich ist, bessere Spielbedingungen auch für Schach zu schaffen.
Christian H. Kuhn:
Klar die oftmals engen und schlecht durchlüfteten Spielbedingungen helfen sicherlich nicht Frauen für das Schach zu begeistern. Aber wir müssen nicht zwangsläufig Frauen in alte Vereine hineinreklamieren, wenn das vielleicht auch aufgrund des Altersunterschiedes von Haus aus nicht klappen kann. Es kann durchaus Neues entstehen und das Alte erhalten bleiben. Aber der DSB sollte ein aufmerksames Auge darauf haben, wenn irgendwo eine neue Keimzelle entsteht. Zu den Spielbedingungen möchte ich sagen, dass das leider für viele Vereine nicht so einfach ist. Es gibt viele große und kleine Hürden, die das erschweren. Sei es ein Rahmenvertrag mit einem Schließdienst, der um 21 Uhr die letzte Runde dreht oder Mietpreise auch in öffentlichen Einrichtungen, die nicht zu finanzieren sind.
Möglicherweise müssen wir uns da via Sponsoring an Firmen wenden, die Schulungsräume haben, die zu den Zeiten an denen Schach gespielt wird frei sind. Solche Kooperation müssen wir in Zukunft verstärkt suchen, denn meist oft wird Schach in Seniorenzentren gespielt und das trägt nicht zu einem attraktiven Ruf bei. Aber das Thema ist nicht trivial lösbar, wie beispielsweise eine eskalierte Diskussion um einen Spielort in der 2. Bundesliga gezeigt hat.
Krennwurzn:
Ja – diese Diskussion wurde sehr heftig geführt, wir wollen das hier nicht nochmals aufkochen – als Außenstehenden erschienen mir die Standpunkte beider Seiten doch ein wenig extrem.
Christian H. Kuhn:
Nun wir haben da Bestimmungen, die lassen sich in der Praxis nicht umsetzen – auch nicht in der zweiten Bundesliga und meine Erfahrung als Schiedsrichter auch in unteren Klassen zeigt mir ein ähnliches Bild. Bestimmungen und Wirklichkeit klaffen auseinander und zudem sind wir störungsintoleranter geworden. Wenn ich mich zurück erinnere unter welchen Bedingungen noch in meiner Jugendzeit gespielt wurde – da musste man lernen die Ohren auf Durchzug zu stellen. Das Problem ist, dass die Schachspieler als Leute gelten, die nichts konsumieren und das kostet uns Standing in der Gastronomie und damit sind wir Schachspieler bei den Problemen mit den Spiellokalen und -bedingungen nicht ganz unschuldig. Wir dürfen nicht vergessen auch etwas zu geben und nicht nur zu fordern. Wenn wir – als Verein und das gibt es auch in der Praxis – dem Gastwirt ein regelmäßiges Geschäft bei Vereinsabenden, etc. zukommen lassen, dann wird dieser am Wochenende gegenüber selbstmitgebrachten Getränken der Gastmannschaft wohl toleranter sein.
Krennwurzn:
Ein Thema ist immer wieder die Homepage des DSB …
Christian H. Kuhn:
Da ich als Berliner Präsident aktuell selbst im Glashaus sitze – unsere Homepage ist gerade im Umbau – sollte ich nicht mit Steinen werfen. Außerdem so schlecht ist die Homepage gar nicht. Leider ist es im Schach generell so, dass bis zu den Schlussrunden ganz vernünftig berichtet wird und dann entweder das Interesse oder die Arbeitsbereitschaft nachlässt. Die Leute arbeiten oft freiwillig und sind am Ende einer Veranstaltung oft mit anderen organisatorischen Aufgaben überlastet und die Homepage – die Information nach außen – leidet darunter. Es muss organisatorisch klargestellt sein, dass übernommene Aufgaben auch erfüllt werden müssen und nicht Stückwerk hinterlassen werden darf.
Allerdings darf man auch nicht vergessen, dass sich die rechtlichen Bestimmungen für Veröffentlichungen auch durch die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) nicht leichter geworden sind und es da sehr viele Fallstricke gibt, wenn es um die Veröffentlichung von Fotos und dergleichen geht. Da muss der DSB den Vereinen und Verbänden klare Richtlinien vorgeben, um Schaden abzuwenden – wenn dann auch noch darauf geachtet wird, dass Fotos von Siegerehrungen etwas lebendiger sind, soll es auch kein Fehler sein.
Krennwurzn:
Das alles kostet im Endeffekt Geld – kommen wir zur Frage: wer soll das bezahlen oder wie könnte Sponsoring im Schach aussehen? Nur wenige wie Carlsen und Nakamura haben langjährige Partnerfirmen – Daniel King machte mal in den 90ern Werbung für Audi, aber mir fällt kein deutschsprachiger Schachspieler mit Werbewert ein.
Christian H. Kuhn:
Carlsen und Nakamura sind natürlich schon extreme Größen in der Schachszene, aber es stimmt das hier Nachholbedarf besteht, denn von den aktuellen Kaderspielern in Deutschland streamt nur Niclas Huschenbeth halbwegs erfolgreich. Aber mit Vincent Keymer haben wir nicht nur ein großes Nachwuchstalent, sondern auch eine Persönlichkeit, die sich vor einer Kamera und einem Mikrophon gut präsentieren kann – das gibt schon mal Hoffnung.
Aber damit man Sponsoring bekommt, braucht man Öffentlichkeit sonst funktioniert das nicht und Öffentlichkeit schafft man durch Spitzensport oder mit großen Breitensportzahlen. Mit der zweiten Liga holt man keinen Hund vom Ofen weg – jedenfalls im Moment.
Krennwurzn:
Bleiben wir ein wenig beim Spitzensport – wäre es nicht Aufgabe des DSB Wirtschaft und Spitzenschachspieler zueinander zu bringen, denn es passt ja nicht jeder Typ zu jeder Firma.
Christian H. Kuhn:
Ich bin beruflich im Verkauf tätig, aber dies – das Aufbauen einer Spielermarke wie Carlsen, Namamura, … fällt in den Bereich Marketing und diese Aufgabe müsste man in der Geschäftsstelle ansiedeln wie die Öffentlichkeitsarbeit auch. Allerdings gebe ich ehrlich zu, dass hierfür wahrscheinlich das Geld fehlt.
Zudem gibt es in der Geschäftsstelle aktuellere Probleme – wir brauchen einen Sportdirektor und einen Nationaltrainer, weil diese Positionen sind vom Dachverband vorgeschrieben um Förderungen zu bekommen. In dieses Feld muss ich mich nach einer möglichen Wahl rasch einarbeiten und gute und tragfähige Lösungen finden. Und eines ist klar, dass aus Vereinsbeiträgen keine weitere Stelle finanzierbar ist, denn dann wäre das die kürzeste Präsidentschaft aller Zeiten.
Krennwurzn:
Corona wird die Geldbeschaffung nicht leichter machen, aber kommen wir zu den Personalien zurück – der Geschäftsführer „ein Glücksfall für das Deutsche Schach“ steht doch etwas in der Kritik.
Christian H. Kuhn:
Ich habe Marcus Fenner 2019 beim Bundeskongress flüchtig kennengelernt und mich dann bei meinem Antrittsbesuch als Berliner Präsident bei einem Essen einige Stunden unterhalten können. Meiner Meinung nach ist er ein vernünftiger Mensch mit brauchbaren Ansichten, der als Angestellter des DSB kein politisches Amt innehat und daher auch loyal Meinungen nach außen vertreten muss, die nicht immer seine sein müssen.
Allerdings lässt man ihm eine sehr lange Leine und er ist auch in der Projektentwicklung involviert und auch den Sportdirektor sollte er mitmachen. Ich persönlich kann nichts Schlechtes über Marcus Fenner sagen – weiß aber, dass andere Leute andere Erfahrungen gemacht haben.
Krennwurzn:
Es gibt ja Titelprobleme, wenn ich das mal salopp einwerfen darf.
Christian H. Kuhn:
Über den Doktortitel kann ich nichts sagen, mir hat er sich als „ich bin der Marcus“ vorgestellt.
Krennwurzn:
Die akademischen Titeln interessieren eigentlich nicht wirklich, aber es stellte sich die Frage ob bei der Vorstellung auf der DSB-Homepage nicht mit den schachlichen Titel etwas geflunkert wurde – da steht „Erfolgreiche Teilnahme an FIDE Seminaren (FIDE Arbiter. International Organizer)“ aber bei der FIDE findet man dazu nichts. Verständlich, dass das nicht allen gefällt?
Christian H. Kuhn:
Ich habe mit Walter Rädler schon mehrmals über Fenner gesprochen, aber da ging es nur um die akademischen Titel – von den schachlichen Titel höre ich jetzt erstmals. Gut das muss ich mir anschauen, ob das in seiner Bewerbung so drinnen gestanden ist.
Krennwurzn:
Ich schicke Ihnen die Unterlagen zu – aber sollte sich ein Geschäftsführer sich nicht generell aus dem Sportlichen heraushalten und sich neben der administrativen Tätigkeit auf die Öffentlichkeitsarbeit konzentrieren?
Christian H. Kuhn:
Jeder gewählte Präsident wäre nach den Turbulenzen im Leistungsschach nach der Wahl gut beraten Marcus Fenner von der Position des Sportdirektors abzuziehen. Es gibt genügend andere Aufgaben für den Geschäftsführer. In meinem noch unfertigen und etwas schwammigen Personaltableau für meine Mannschaft habe ich schon ein paar gute Leute für Öffentlichkeitsarbeit und auch Spitzensport im Auge – vielleicht sogar als Team!
Krennwurzn:
Krause-Fenner gelten als Duo – würde da eine Übernahme von Fenner die Wahlchancen nicht reduzieren.
Christian H. Kuhn:
Dann ist es so. Es gab Leute, die sagten mir, ich unterstütze Dich, wenn Du Fenner rauswirfst. Ich kündige keinen Angestellten einfach auf Zuruf ohne dass sich dieser etwas zu Schulden kommen hat lassen. Sollte sich beweisbar herausstellen, dass es im Bereich Leistungssport zu Verfehlungen kam – wie beispielsweise, dass Zahlungen am Leistungssportreferent vorbei nicht satzungskonform frei gegeben wurden – dann muss der DSB über disziplinarrechtliche Konsequenzen nachdenken. Aber bitte nicht auf Zuruf und aufgrund weil man jemanden persönlich nicht leiden kann!
Krennwurzn:
Mir scheint das politische Schachdeutschland in drei Lager aufgeteilt: Das „alte Bastianlager“, das Krause-Lager und jene, die mit beiden nicht können.
Christian H. Kuhn:
Das sehe ich nicht so - ich sehe im Wesentlichen das „Krause-Lager“ und das „Jordan-Schulz-Lager“
Bastian hat seine Fans, ist aber Geschichte. Persönlich kenne ich Bastian seit meiner Jugend – ich bin auch Saarländer und habe dort als 13jähriger an einem Simultan gegen Bastian teilgenommen und bin damit erst richtig zum Schach gekommen. Krause kenne ich persönlich nicht so gut, er hat einige richtige Dinge ins Rollen gebracht, allerdings ist sein Umgang mit Kritik nicht der meine: gibt es Kritik dann kommt es zur Funkstille.
Krennwurzn:
Jordan erscheint mir doch etwas problematisch und man könnte ihn ein wenig augenzwinkernd eine „österreichische“ Herangehensweise unterstellen.
Christian H. Kuhn:
Zur Klärung läuft da ein Gerichtsverfahren und da ich als Präsident möglicherweise Parteienstellung erhalten würde, ist es ratsam sich dazu vorher nicht öffentlich zu äußern.
Krennwurzn:
Gut dann kommen wir zum Fall Schulz.
Christian H. Kuhn:
Da muss ich jetzt auch wieder vorsichtig sein, da der arbeitsrechtliche Teil noch in der zweiten Instanz ist. Das Problem von Jörg Schulz ist, dass er nicht wirklich verstanden hat, dass er Angestellter ist. Er hat sich 30 Jahre in der DSJ unverzichtbar gemacht und viele Vorsitzende haben davon profitiert – das ist unbestreitbar. Er hat viel gemacht, vieles richtig aber auch manches falsch. In zwei Jahren wäre er an die Pensionsgrenze gekommen und die DSJ wäre gut beraten gewesen einen Personalwechsel einzuleiten. Ich bin der Ansicht man hätte das Thema ruhiger und im Hintergrund ohne großen Knall auf offener Bühne besser für alle Beteiligten lösen können. Natürlich klärt in einem Rechtsstaat das Gericht letztgültig Streitereien, aber ein Verband sollte nur dann zu Gerichtsverfahren greifen, wenn es anders wirklich keine Lösung gibt, denn auch wenn man gewinnt, können Beschädigungen zurückbleiben.
Krennwurzn:
Weil wir gerade bei Gericht und Beschädigungen sind. Kommen wir zum auch nicht so glücklich verlaufenen Verfahren gegen Falko Bindrich des DSB und damit zum Themenkreis Cheating und Nationalmannschaft.
Christian H. Kuhn:
Auf der Sachebene haben wir die Schiedsrichterentscheidung und die war korrekt. Bindrich hat sich hinterher „strunzdoof“ angestellt - das darf man so schreiben. Persönlich glaube ich nach Ansicht der Partien nicht, dass Bindrich damals gecheated hat. Aber man wollte ein Exempel statuieren und daraus haben wir sehr viel gelernt: seit damals gibt es die Spielervereinbarung in der 1.+2. Bundesliga.
Juristisch würden wir die bis in die untersten Klassen wohl brauchen, aber da stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit. Wir dürfen dabei praktische Probleme nicht außer Acht lassen. In der ersten Bundesliga muss ein versperrbarer Raum für Handys und Wertsachen zur Verfügung gestellt werden – darunter nicht. Ich biete als Schiedsrichter auf eigenes Risiko an, die Handys in meinem Koffer zu verwahren, aber das ist ein freiwilliges Angebot von mir. Wir alle wissen, dass es nicht immer und überall möglich ist Wertsachen im Auto zu lassen und daher werden Leute das Handy mithaben müssen. Ich denke wir sollten hier flexibler werden ohne Cheating Türen zu öffnen.
Cheating ist eine grobe Unsportlichkeit – einen Computer in einer Schachpartie zu benutzen ist so was ähnliches wie beim Fußball jemanden das Knie kaputt zu treten. Und dafür geht man vom Platz und dafür wird man gesperrt!
Krennwurzn:
Noch mal zurück zu Bindrich – er hat seine Strafe abgesessen und wäre ein Thema für die Nationalmannschaft.
Christian H. Kuhn:
Er hat die Strafe nicht abgesessen, denn das Amtsgericht hat ja entschieden, dass die Sperre nach damaligen Regeln nicht zulässig war. Sicherlich ist Bindrich spielstärkenmäßig noch im Kontakt mit dem B-Kader, aber ich glaube nicht, dass sich das Kaderthema aufdrängt. Es wird gerade an einem Verhaltenskodex gearbeitet um beispielweise auch Themen wie die zweiwöchige Sperre von Elisabeth Pähtz am lichess-Server zu betrachten, denn auch dies hatte keine wirklichen Auswirkungen im DSB.
Krennwurzn:
Da gibt es ja wilde Gerücht bis hin, dass möglicherweise Aronian in dieser Männerrunde dabei waren.
Christian H. Kuhn:
Gerüchte gibt es viele und soziale Medien würden ohne Gerüchte gar nicht existieren. Aber wir müssen uns schon am Wahrheitsgehalt orientieren. Ich weiß nicht wie es gelaufen ist, habe verschiedene Information und viele verfolgen dabei auch eigene Interessen. Daher wäre ein Verhaltenskodex für KaderspielerInnen eine Notwendigkeit.
Christian H. Kuhn als Schiedsrichter
Krennwurzn:
Könnte es sein, dass Elisabeth Pähtz dem Druck des ewigen liefern müssen erlegen ist und zu viel ausgelagert hat um Content und Präsenz zu liefern.
Christian H. Kuhn:
Ist durchaus denkbar – sie hat da eine recht vertrauensselige Art des Managements an den Tag gelegt. Das wäre einer Person mit weniger ausgeprägtem Selbstbewusstsein so nicht passiert.
Krennwurzn:
Kommen wir zum ruhigsten aber ebenso nicht ganz Unproblematischen in der Runde – Georg Meier hat ja den Wunsch geäußert nach Uruguay zu wechseln.
Christian H. Kuhn:
Darüber habe ich mit ihm telefoniert und das ist ja noch nicht in Stein gemeißelt. Wir sind in vielen Sachfragen ähnlicher Meinung und er kann sich einen Verbleib in der deutschen Nationalmannschaft durchaus vorstellen, wenn sich manche Sachen ändern – nur ein Wechsel im Präsidentenamt wäre wohl zu wenig. Es muss sich im Bereich Spitzensport einiges ändern und die Lage ist zurzeit nicht leicht, da muss die kommende Führung (Sportdirektor, Bundestrainer, …) Vertrauen aufbauen.
Klar gesagt werden muss auch, dass auch hier Geld ein limitierender Faktor ist und es wohl ohne einen Sponsor für die Nationalmannschaften nicht funktionieren kann, denn eine Finanzierung über Mitgliedsbeiträge führt immer zu heftigen Diskussionen. Auch die Spitzenspieler müssen sich bei ihren Forderungen an die Realitäten des DSB annähern. Und wenn ich mir beispielsweise den Umgang von Naiditsch mit Sponsoren in Erinnerung rufe, so trägt das nicht unbedingt bei Sponsoren zu finden.
Krennwurzn:
Kommen wir zur nächsten Personalie: der Nationaltrainer musste – endlich und viel zu spät wie manche meinen – seinen Hut nehmen. Wie sieht da Ihre Meinung zur Nachfolge aus.
Christian H. Kuhn:
Zuerst gibt es da einmal strukturellen Aufklärungsbedarf – was sind die Aufgaben eines Bundestrainers. Mit der Landesverbandbrille betrachtet, stellt sich schon die Frage: da gibt es eine Vollzeitstelle und es ist nicht klar definiert welche Aufgaben zu erfüllen sind. Nur ein gehobener Mannschaftsführer zu sein, ist definitiv viel zu wenig. Jedenfalls muss der Aufgabenbereich klar geregelt und transparent kommuniziert werden.
Krennwurzn:
Ja das klingt vernünftig, aber mit dem scheidenden Bundestrainer gab es schon einige Probleme. Neben Defiziten im Umgang mit Menschen sollte es auch Defizite in der deutschen Sprache gegeben haben und zwar in der Form, dass er Förderansuchen und -berichte an die Sportbürokratie nicht erledigen konnte.
Christian H. Kuhn:
Dafür haben wir eine Geschäftsstelle und dort hätte man nach fachkundigem Rat fragen können. Ein muttersprachlicher Trainer, der auch die Sprache der Spieler spricht, wäre zu bevorzugen – allerdings, wenn man beispielsweise einen bezahlbaren 2700er bekommen würde, sollten gute Englischkenntnisse für die Kommunikation ausreichen – da müssen wir moderner und globaler denken.
Krennwurzn:
Gibt es da schon Kandidaten, Namen …
Christian H. Kuhn:
Gehört habe ich noch nichts und ich habe schon mit ein paar Kaderspielen gesprochen, was ihre Wünsche wären. Prinzipiell sollte es jemand sein, der schon auf 2650+ Niveau gespielt hat oder nachweislich und erfolgreich Leute dieses Bereichs trainiert hat. Aber er sollte Verständnis für die Spielweise der Topspieler mitbringen – nicht nur für die Züge, sondern auch für die Vorbereitung, etc. Er muss mit den Spielern auf Augenhöhe sprechen können und er muss ihnen Input geben und die Spieler müssen mit diesem Input etwas anfangen können. Nur die Leute bei Mannschaftsturnieren nach vermuteter Tagesform aufzustellen reicht da bei weitem nicht! Wie so etwas funktionieren könnte hat die Zusammenarbeit mit Rustam Kasimdzhanov und dem errungenen EM-Titel 2011 gezeigt. Allerdings ist mir klar, dass wir so ein Kaliber momentan für das deutsche Schach nicht finanzieren können.
Krennwurzn:
Da fallen mir jetzt auf die Schnelle wenige deutsche Kandidaten ein. Jan Gustafsson und Klaus Bischoff kämen mir in den Sinn, wenn ich das Denken wie Weltklassespieler voraussetzte.
Christian H. Kuhn:
Jan Gustafsson hätte alle Voraussetzungen, allerdings ist er ein viel beschäftigter Mann und ich bin mir auch nicht sicher, ob wir ihm ein finanziell interessantes Angebot machen könnten. Klaus Bischoff wäre mit seiner Lebenserfahrung ein interessanter Mann, aber es ist die Frage, ob er sich das überhaupt vorstellen könnte.
Krennwurzn:
Ich dachte mit Blick auf die Computerisierung des Schachs eher an die jüngere Generation wie beispielsweise den Streamer und Trainer Steve Berger.
Christian H. Kuhn:
Steve streamt gut – auch für uns – aber ob er als Trainer schon genug Erfahrung hat, um beispielsweise einem Matthias Blübaum in der Eröffnung weiterzuhelfen, da habe ich meine Zweifel. Aber grundsätzlich sollte er auch altersbedingt die Sprache der Spieler sprechen und auch im Umgang mit Computer die notwendige Expertise mitbringen. Aber natürlich das könnte natürlich eine längerfristige Lösung sein.
Krennwurzn:
Da möchte ich noch einmal einhaken. Beim Wechsel von Levon Aronian von Armenien in die USA wurde die Computerunterstützung ebenfalls thematisiert. Heutige Spieler brauchen ja mindestens gute Workstations die kostenmäßig schon in den fünfstelligen Eurobereich kommen können. Topleute sollen sogar Zugang zu noch mehr Rechenleistung haben oder sich diesen kaufen. Wäre da eine Zusammenarbeit mit Firmen nicht ein Thema, denn da wird es schnell sehr teuer und das Zeug veraltet auch sehr schnell.
Christian H. Kuhn:
Ich glaube wir sehen diese Entwicklung schon. Beim Turniersieg in Wijk von Jorden van Foreest mit seinem sehr jungen Sekundaten Max Warmerdam dürfte eine sehr gute Vorbereitung mit Computer einen wesentlichen Beitrag geleistet haben. Auf diese Entwicklung sollte der DSB ein Auge haben, denn so könnte das Spitzenschach der Zukunft funktionieren.
Finanziell wird das schwierig und da wären Kooperationen mit Firmen und Universitäten sicherlich eine Hilfe. Allerdings hat man als Verband natürlich auch das Problem: wer darf wann diese Erkenntnisse nutzen. Darf der Spieler – oder welcher Spieler - die Neuerung nur in Spielen für die Nationalmannschaft oder auch in anderen Partien. Das kann zu Grundsatzdiskussionen führen. Ein sehr schwieriges Thema, aber damit muss sich ein künftiger Sportdirektor und auch Bundestrainer beschäftigen.
Krennwurzn:
Bleiben wir beim Geld. Beim Poker beispielsweise gibt es unzählige Bücher über Bankroll-Management – also wie man sich wirtschaftlich als Profi oder gar Amateur verhalten sollte. Im Schach ist Geld ein Geheimthema und an Sozialversicherung und Pensionsvorsorge wird gar nicht gedacht.
Christian H. Kuhn:
Da gibt es in Deutschland keine gewachsene Struktur und auch die Vorstellung das zwingend im Amateursportbereich zu halten ist weit verbreitet. Ein grundsätzliches Spannungsfeld ist die Gemeinnützigkeit und Profisport – aber andere Verbände haben gezeigt, dass das Problem lösbar ist, aber wir dürfen nicht vergessen, dass Schach doch eine Randsportart ist und da eben manches schwieriger ist und uns damit für diese Lösung einfach das Geld fehlt.
Wir sind im Ehrenamt und müssen die damit verbundenen Einschränkungen akzeptieren, natürlich können wir davon träumen, dass beispielsweise der Bahnchef Richard Lutz seinen schlechtbezahlten Vorstandsjob aufgibt und ehrenamtlicher Schachpräsident wird.
Krennwurzn:
Das würde ihre Wahlchancen deutlich mindern ?
Christian H. Kuhn:
Da würde ich gar nicht antreten, aber das würde zu einem anderen Modell führen, dass wir in der Ära Robert von Weizsäcker schon hatten. Das Problem besteht, dass die anfallende Arbeit dann von den Vizepräsidenten wieder im Ehrenamt erledigt werden muss – vielleicht sollten wir generell über einen hauptamtlichen Präsidenten nachdenken. Professionelle Arbeit zum Ehrenamtspreis ist ein Wunschtraum, den leider viele nachlaufen, aber wir müssen uns fragen, ob wir als Schach mit der aktuellen Struktur fit für die Zukunft sind.
Im Deutschland ist die 50+1 Regelung sehr populär das darf man nicht vergessen und professionelle Strukturen müsste man wegen der Gemeinnützigkeit wohl ausgliedern. Aber es stellt sich die Frage, ob wir damit die kritische Größe zum Überleben schaffen. Wenig Aufmerksamkeit in der Presse bewirkt wenig Sponsoren, wenig Sponsoren bewirken weniger Aufmerksamkeit – diesen Teufelskreis müssen wir durchbrechen.
Krennwurzn:
Also einen Schritt zurück und kleiner denken?
Christian H. Kuhn:
Das wäre ein schwerer Fehler!! Klein gedacht haben wir schon genug! Wir dürfen eben unser Licht nicht unter den Scheffel stellen – wir müssen unser Potential besser nutzen und öffentlich sichtbarer machen.
Krennwurzn:
Sichtbar machen ist ein gutes Stichwort. Das Team Krause hat mit Ralph Alt als Vizepräsident Sport einen prominenten Namen in die Waagschale geworfen und so manche Kommentatoren fragen sich: welche Persönlichkeiten bietet das Team Kuhn?
Christian H. Kuhn:
Die Personalfindung ist ein zähes Geschäft, und viele geeignete Kandidaten wollen kein Amt beim DSB, weil ihnen der Spaßfaktor nicht hoch genug ist. Aber es geht voran, und ich hoffe, in den nächsten Tagen als Vizepräsident Sport und als Leistungssportreferenten je einen GM vorstellen zu können.
Krennwurzn:
Welchen Amtsführungsstil kann sich die Schachwelt von einem Präsidenten Kuhn erwarten? Bastian war in der Anfangszeit als Präsident in verschiedenen Foren für die Schachspieler greifbar, Krause äußert sich öffentlich sehr selten – er lässt äußern. Wie würde das ein Präsident Kuhn anlegen? Sehen wir den ersten streamenden Präsidenten der auch für ein jüngeres Publikum begreifbarer und sichtbarer wird?
Christian H. Kuhn:
Denkbar wäre das, ich habe da keine Kontaktängste. Im Berliner Schachverband haben wir das schon diskutiert, uns dann aber dagegen entschieden, weil sich keine sinnvollen Ziele fanden, die mit dem Aufwand eines Präsidenten-Streams erreichen lassen. Und um zu streamen, nur um modern auszusehen, ist der Aufwand zu hoch. Aber das kann auf DSB-Ebene anders aussehen, und da ist ein monatlicher präsidentieller Newsletter per Stream genauso denkbar wie ein quartalsweises Town Hall Meeting auf Twitch.
Krennwurzn:
Ich danke Ihnen für das Interview und wünsche Ihnen alles Gute für Wahl!

Schachbund wählt: Ullrich Krause im Gespräch!
Und da sind wir wieder! Es ist 2017, ein Superwahljahr, wie man weiß, und der ganze Kontinent scheint über neue Präsidenten, Kanzler, Parlamente abzustimmen. Da steht natürlich auch der Deutsche Schachbund nicht zurück - auch hier wird gewählt, und das bereits in wenigen Tagen auf dem großen DSB- Kongress im mecklenburgischen Linstow.
Wir freuen uns, heute im Gespräch mit dem Lübecker Ullrich Krause einen Blick auf den Schachsport in Deutschland zu werfen. Er ist seit einigen Jahren der Vorsitzende des schleswig-holsteinischen Schachverbandes, und kandidiert in Linstow für das Amt des Schachbund- Präsidenten. Ullrich tritt an gegen den amtierenden Herbert Bastian.
Die visionäre Auslosung Bastian - Krause
auf der Deutschen Meisterschaft in Bonn, 2011 (Foto: GF Hund, danke!)
Unseren herzlichen Dank an beide Kandidaten für ihr sehr umfangreiches ehrenamtliches Engagement in dieser und in anderen Funktionen! (Das muss ja auch mal gesagt werden - ohne Menschen wie sie läuft nichts!)
Wir haben bei beiden Kandidaten um ein Interview angefragt, und freuen uns nun auf die Antworten, die uns der Herausforderer auf die vielen drängenden Fragen des (Schach-) Lebens geben wird.
Die Fragen stammen
a) aus der honorigen Schachwelt- Redaktion,
b) von den noch viel honorigeren Lesern unseres Blogs (und sogar aus dem internationalen Österreich!), und
c) wurden herausgefischt aus den Tiefen des Darknets, wobei wir da natürlich keine genauen Quellen angeben dürfen.
Sodann - stürzen wir uns in das Interview!
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Lieber Ullrich, Du trittst Ende Mai an gegen Herbert Bastian, der dem Deutschen Schachbund seit nun sechs Jahren vorsteht. Läuft es im Schachbund denn so schlecht? Warum meinst Du, dass es Zeit für einen Wechsel ist?
Das Schachspiel erlebt zurzeit einen Boom wie schon lange nicht mehr. Die WM-Kämpfe mit Magnus Carlsen werden auf allen wichtigen Internetseiten mit Live-Kommentaren und nachträglichen Analysen gewürdigt und an vielen Grundschulen gibt es Schach-AGs. In den Kinos laufen diverse Schachfilme und der Wettkampf „Rechtes gegen Linkes Alsterufer“ erreicht in diesem Jahr eine Rekordteilnehmerzahl. In einem Satz: Schach ist angesagt! Nach meinem Eindruck nutzt der Deutsche Schachbund die Chancen, die sich daraus ergeben, nicht in ausreichendem Maße, und diesen Zustand möchte ich gerne ändern.
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Manche sagen ja, für den „normalen Vereinsspieler“ ist der Schachbund nur wichtig, damit der Ligabetrieb organisiert wird und jemand die DWZ-Auswertung vornimmt. Woran werden die Mitglieder des DSB im Falle Deiner Wahl überhaupt merken können, dass es einen neuen Präsidenten gibt?
Der Spielbetrieb ist in der Tat die erste Schnittstelle zwischen dem DSB und den Vereinsspielern, und in diesem Bereich gibt es meines Erachtens zurzeit nicht viel Handlungsbedarf. Eine Ausnahme stellt die Deutsche Meisterschaft dar, für die ich gemeinsam mit Klaus Deventer (Vizepräsident Sport) und Peter Eberl (Präsident Bayern) einige Vorschläge entwickelt habe, die auf dem Kongress hoffentlich eine Mehrheit finden werden – aber das wird natürlich nur einen kleinen Kreis der Vereinsspieler betreffen.
Ich sehe großes Verbesserungspotential in Sachen Öffentlichkeitsarbeit, und damit meine ich in erster Linie den Webauftritt des DSB und generell die Berichterstattung über die nationalen und internationalen Schachereignisse. Das wäre dann vielleicht ein erstes unmittelbar sichtbares Signal einer Veränderung.
Ich würde außerdem gerne in Kooperation mit den Anbietern der Schachserver den Vereinen Möglichkeiten an die Hand geben, ihren Vereinsabend mit digitalen Angeboten aufzuwerten. Auch das würde die Vereinsspieler direkt betreffen, allerdings nur, wenn ihr Verein diese Angebote auch wahrnimmt.
Die wichtigen Änderungen können naturgemäß nicht so schnell umgesetzt werden und zeigen ihre Wirkung auch erst mittelfristig. Um ein Beispiel zu nennen: Eine stärkere Förderung des Schulschachs wird in den Vereinen naturgemäß erst mit zeitlicher Verzögerung ankommen, und auch das nur in den Vereinen, die sich im Schulschach engagieren.
Ullrich Krause
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Ist der Gestaltungsspielraum des Präsidenten überhaupt so groß? Das heißt, kannst Du wirklich etwas bewirken und umsetzen, solltest Du gewählt werden?
Der Präsident alleine kann natürlich gar nichts bewirken, sondern nur Denkanstöße geben. Das DSB-Präsidium und die Referenten leisten einen wesentlichen Teil der Arbeit, aber die Mitglieder des Deutschen Schachbundes entscheiden letzten Endes darüber, wo die Reise hingeht. Und diese Mitglieder sind die Verbände, d.h. ohne die Kooperation der Präsidenten und der anderen Funktionsträger auf Landesebene bewegt sich beim DSB nichts.
Nach meinem Eindruck ist dies eines der Hauptprobleme in den letzten Jahren: Herbert Bastian schafft es nicht mehr, die Verbände zur aktiven Mitarbeit zu bewegen. Und genau hier sehe ich im Fall meiner Wahl meine erste große Herausforderung: Ich möchte gerne erreichen, dass die DSB-Versammlungen zu konstruktiven Arbeitssitzungen werden und dass auch zwischen den Treffen ein reger Austausch zwischen dem DSB und seinen Verbänden stattfindet. Heutzutage muss man nicht mehr zur selben Zeit am selben Ort sein, um aktiv miteinander zu arbeiten. Wenn es nicht gelingt, das Präsidium und die Verbände zur Zusammenarbeit zu bewegen, nützen auch die besten Konzepte und Ideen nichts.
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Worin bestehen für Dich die grundlegenden Aufgaben des Deutschen Schachbundes? Nach außen wirkt der DSB seit je nur verwaltend, den Spielbetrieb aufrechterhaltend. Zugegeben, das macht er gut – viel besser als die meisten Föderationen weltweit.
Die Allgemeinheit erwartet jedoch von einem Dachverband die Basis für blühende Landschaften zu schaffen, neue Mitglieder außerhalb der bereits akquirierten Schachszene anzusprechen und zu gewinnen, bzw. die Vereine dabei zu unterstützen. Wann gab es hier jemals eine Aktion, oder sind die Ansprüche der Schachspieler unangebracht?
Die Bundesvereinskonferenz, die gerade in Berlin stattgefunden hat, ist ein sehr gutes Beispiel für ein gelungenes Angebot des Deutschen Schachbundes an seine Vereine, auch und gerade in Kombination mit den Bundesliga-Endrunden. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Konferenz im Wiederholungsfall noch mehr Teilnehmer anzieht, und würde mir wünschen, dass sich die DSJ im nächsten Jahr wieder im gleichen Ausmaß engagiert und dass der DSB zumindest wieder die entsprechenden Gelder zur Verfügung stellt.
Mindestens genauso wichtig wie solche großen Events sind aber allgemeine Maßnahmen wie zum Beispiel die Unterstützung der Vereine im Schulschachbereich und in Form von Online-Angeboten.
Ganz allgemein gesprochen sehe ich die Hauptaufgabe des Deutschen Schachbundes darin, unseren Sport noch populärer und erfolgreicher zu machen und die dazu erforderlichen bundesweiten Aktivitäten der Landesverbände und der Vereine zu koordinieren. Kontakte zu externen Partnern sind dabei existentiell, denn das Ehrenamt alleine wird die vielfältigen Aufgaben nicht mehr erledigen können. Diese Kontakte können naturgemäß „von oben“ am besten initiiert werden, und hier sehe ich einen weiteren Schwerpunkt der DSB-Arbeit.
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Laut Haushaltsplan 2016/2017 wurden die Mittel des DSB für Öffentlichkeitsarbeit von 15.000,- € (in 2015) auf 7.500,-€ (2016) und nun nur noch schmale 5.000,- € (2017) gesenkt. Das klingt für mich wie eine Tat des Wahnsinns - dabei sitzen doch viele kompetente Verbandsvertreter in den Gremien, die es eigentlich besser wissen.
Kann sich ein Verband wie der unsrige – der dazu noch eine „Nischensportart“ vertritt - eine solch sparsame Ausstattung in diesem wichtigen Bereich leisten?
Ich muss ehrlicherweise zugeben, dass ich nicht weiß, wofür diese 5.000 Euro im Referat Öffentlichkeitsarbeit genau gedacht sind. Klar ist aber, dass zum Beispiel die Arbeit an der Webseite des DSB auch Öffentlichkeitsarbeit darstellt, und hier verfügt der DSB über einen hauptamtlichen Webmaster. Letzten Endes ist jeder öffentliche Auftritt eines Funktionsträgers auch Öffentlichkeitsarbeit. Das soll jetzt aber nicht bedeuten, dass der Aufwand, den der DSB für seine Außendarstellung betreibt, ausreichend ist – ganz im Gegenteil.
Einer meiner Lieblings-Grundsätze in Bezug auf ehrenamtliche Tätigkeit ist „Tue Gutes und rede darüber“ und ich glaube, dass wir viel mehr über die vielen schachlichen Aktivitäten reden sollten, die es in Deutschland gibt. Das impliziert neben dem Schreiben von Berichten für unsere eigene Webseite auch und gerade die Kommunikation nach außen und die Zusammenarbeit mit den Medien.
Bei der Bundesliga-Endrunde saß Anand in der 14.Runde bei der OSG Baden-Baden am vierten Brett – warum gab es da nicht sofort eine Pressemitteilung? Am vergangenen Dienstag gab es beim traditionellen Schulschachturnier „Rechtes gegen Linkes Alsterufer“ einen neuen Weltrekord – auf der DSB-Webseite fand dieses Turnier nicht statt. Weitere Beispiele für vergebene Chancen auf positive Berichterstattung lassen sich problemlos finden.
Mehr Schach in die Medien!
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Mal ganz populistisch gefragt: steht es in einem ausgewogenen Verhältnis, wenn im Vergleich zum Budget der Öffentlichkeitsarbeit die Personalkosten in der DSB-Geschäftsstelle rund 80-mal so hoch sind?
Wie bereits dargestellt, stimmt diese Rechnung so nicht, aber die Öffentlichkeitsarbeit sollte trotzdem zukünftig einen wesentlich größeren Anteil an der Arbeit der DSB-Funktionäre beanspruchen.
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Apropos Öffentlichkeitsarbeit – bleiben wir in der Szene, und sprechen über Spitzensport. Eine Schätzfrage: Wie hoch ist die Anzahl der Mitglieder, die die Namen der Spieler der Nationalmannschaft aufzählen können? 1% wäre aus unserer Sicht hoch!
In anderen Sportarten erleben wir eine ganz andere Fanbasis, zum Beispiel auch in der Bundesliga. Es mangelt also offensichtlich am Kontakt zwischen SpitzenspielerInnen und Basis – siehst Du es auch so?
Ich befürchte eher, dass der nicht übermäßig große Erfolg der Nationalmannschaft in den letzten Jahren dafür verantwortlich ist, verbunden mit einer gewissen Unlust der Spieler, sich selbst zu vermarkten. Wenn man die Namen Jan Gustafsson und Niclas Huschenbeth bei Google eingibt, landet man auf ihren Webseiten, auf denen es viele kommentierte Partien und Videos gibt inklusive einer aktiv genutzten Kommentarfunktion. Ich bin mir deswegen ziemlich sicher, dass diese beiden bei den „Fans“ bekannter sind als andere Spitzenspieler, die keine eigene Webseite besitzen. Das Schach-Ehepaar Melanie und Nikolas Lubbe ist ein anderes gutes Beispiel dafür, dass die Abhängigkeit zwischen Spielstärke und Bekanntheitsgrad nicht unbedingt linear sein muss.
Klappern gehört nun mal zum Handwerk, und ich finde es bedauerlich, dass einige unsere Spitzenspieler in punkto Selbstvermarktung nicht sonderlich aktiv sind. Spontan fällt mir die Möglichkeit ein, auf der Webseite des DSB einen Bereich einzurichten, in dem unsere Spitzenspieler aktuelle Partien kommentieren und ganz allgemein über die nächsten Auftritte der Nationalmannschaft berichten. Das wäre ein erster Kontakt zwischen Spitze und Basis, den man dann sicherlich noch ausbauen könnte.
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Ihr habt im letzten Jahr mit dem Lübecker SV eine formidable Deutsche Meisterschaft auf die Beine gestellt. Allerdings klang durch, dass die finanzielle Unterstützung von Seiten des Schachbundes - vorsichtig formuliert - ausbaufähig gewesen wäre.
Hältst Du die Deutsche Meisterschaft in ihrer jetzigen Form für unattraktiv? Und wie siehst Du die Chancen, im Mai einen neuen Modus dafür zu verabschieden?
Die finanzielle Unterstützung durch den DSB fand exakt so statt, wie es in den Regularien zu der Zeit festgelegt war: Die Landesverbände haben 750 Euro pro Teilnehmer bezahlt und vom DSB gab es eine Pauschale in Höhe von 9.000 Euro. Auf dem Hauptausschuss in Lübeck wurde beschlossen, diese Zuschüsse auf 1.000 bzw. 12.000 Euro zu erhöhen. Das war ein erster Schritt, um den ausrichtenden Vereinen entgegenzukommen.
Die Vorschläge, die auf dem Kongress diskutiert und hoffentlich auch verabschiedet werden, sehen vor, sowohl die Ausrichter als auch den DSB und die Landesverbände zu entlasten, damit wir in Zukunft nicht wieder vor der Situation wie im vergangenen Jahr stehen, dass der DSB für seine wichtigste Meisterschaft wenige Monate vor Beginn des Turniers noch keinen Ausrichter hat. Ich würde mir wünschen, dass es auf dem Kongress eine lebhafte Diskussion zu diesem Thema gibt und dass wir am Ende einen Konsens finden, der die Situation verbessert. Ob dieser neue Modus dann der Weisheit letzter Schluss ist, wird man sehen.
Ich hatte kürzlich ein interessantes Gespräch mit Artur Jussupow, der mir seine Vorstellungen von einer attraktiven Deutschen Meisterschaft schilderte. Der wesentliche Punkt war dabei das Stichwort „Kongress des Deutschen Schachbundes“, der früher aus einem Meisterturnier, diversen untergeordneten Turnieren und der Versammlung des Deutschen Schachbundes bestand. Wenn man dann noch beispielsweise die Blitzmeisterschaft und die Meisterschaften der Frauen hinzufügt, hätte man eine beeindruckende Veranstaltung, bei der die Spitzenspieler auf die Spitzenfunktionäre treffen! Vielleicht kann man diese Idee weiterentwickeln und beim nächsten Hauptausschuss ein detailliertes Konzept beschließen.
Gute Laune bei der DEM 2016 im schönen Lübeck! Foto: Jan Plackmeyer
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Wie bist Du sonst zufrieden mit dem Leistungssport/ Schach in unserem Lande? Ein Erfolg wie die Europameisterschaft 2011 bei den Herren ist wahrscheinlich nicht so schnell wieder möglich?
Das sehe ich genauso. Mir hat das Projekt mit der Prinzen-Gruppe sehr gut gefallen, ich weiß aber nicht, warum es beendet wurde. Ich nehme an, dass finanzielle Gründe den Ausschlag gegeben haben. Der DSB sollte ein Nachfolgeprojekt auflegen und meiner Meinung nach außerdem den Kontakt mit externen Partnern suchen, um die Talentförderung voranzutreiben. Ich befürchte allerdings, dass die hierfür benötigten Mittel nicht so ohne weiteres zur Verfügung gestellt werden können.
Unabhängig davon ist die Frage, wie es im Bereich Leistungssport in Zukunft weitergehen soll, von zentraler Bedeutung für den Deutschen Schachbund. Wir verfügen über eine Vielzahl an Talenten, aber die Nationalmannschaft erzielt nicht annähernd die Erfolge, die man erwarten könnte. Vermutlich muss man das gesamte Leistungssport-Konzept auf den Prüfstand stellen, wenn sich dieser Zustand in Zukunft ändern soll. Hier gilt wieder das oben Gesagte: Der DSB und seine Verbände müssen gemeinsam eine neue Strategie erarbeiten, damit wir in Zukunft international erfolgreicher sind.
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Wir zitieren eine Frage aus einem Interview, das SF Krennwurzn mit unserem Präsidenten Herbert Bastian im Sommer 2014 geführt hat:
„Einerseits hat Schach gute Imagewerte in der Öffentlichkeit und andererseits haben wir auch aufgrund der längeren Ausübbarkeit einen hohen Anteil an gut gebildeten und einkommensstarken Mitgliedern - wir wären also attraktiv für Sponsoren. Wie will der DSB eine Änderung herbeiführen?“
Was wäre hier Deine Antwort?
Bei der Deutschen Meisterschaft im vergangenen Jahr ist es dem Öffentlichkeits-Referenten Frank Neumann gelungen, einen Sponsor zu akquirieren. Er ist inzwischen auch Geschäftsführer der Wirtschaftsdienst GmbH und hat viele Ideen in Bezug auf eine bessere Vermarktung des Schachsports. Ich begrüße seine Aktivitäten sehr und bin zuversichtlich, dass der DSB zukünftig durch potentielle Sponsoren besser wahrgenommen wird.
Frank Neumann wird diese Herkules-Aufgabe allerdings nicht alleine erledigen können. Ich sehe hier alle Funktionäre und insbesondere das Präsidium in der Pflicht, entsprechende Kontakte herzustellen. Klar ist aber eines: Ein Sponsor wird dem Deutschen Schachbund nur dann Geld geben, wenn wir attraktive Konzepte entwickeln, wie zum Beispiel den oben erwähnten „Kongress des Deutschen Schachbundes“ oder die Bundesliga-Endrunde, kombiniert mit anderen Veranstaltungen.
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Herbert Bastian antwortete in dem besagten Interview wie folgt:
„Um Änderungen im Sinne von Verbesserungen herbeizuführen, muss das Thema Marketing im Deutschen Schachbund endlich ernst genommen werden. Klaus Lais war einer derjenigen, die auf dieses Problem schon vor einigen Jahren hingewiesen haben, doch fand er zu wenig Gehör. Wir haben keinen Ehrenamtlichen, der sich „hauptamtlich“ um dieses Thema kümmert, und bei den Hauptamtlichen fehlt es immer noch an Knowhow sowie an Zeitressourcen.“
Das war 2014. Wenn wir Hauptamtliche haben, denen es an Knowhow sowie an Zeitressourcen fehlt, finde ich das so ganz unter uns beiden gesagt ziemlich beunruhigend ….
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Es geistert immer wieder eine Zahl durch den Äther - allein für den Geschäftsführer der DSB- Geschäftsstelle entstehen dem DSB dem Vernehmen nach Gehaltsaufwendungen von gut 70.000,-€. Ist das nicht ausgesprochen stattlich für einen doch offenbar eher klammen Verband?
Wäre es Deiner Ansicht nach angebracht, in einem quasi öffentlichen Verband wie dem DSB Gehaltszahlungen an die MitarbeiterInnen ganz transparent offenzulegen?
Davon halte ich aus Datenschutzgründen nichts.
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Es ist alles wohl (wie immer) eine Frage des Geldes. Mit den geringen Mitgliedsbeiträgen für den DSB, bei gleichzeitig fallenden Mitgliederzahlen lassen sich keine großen Sprünge machen – und die Sponsoren sind rar. Wie planst Du, die Kassen zu füllen?
Ich bin nicht sicher, ob die Kassen des DSB so leer sind, wie das durch die Frage suggeriert wird. Nach meinem Eindruck hat in den letzten Jahren eine Konsolidierung des DSB-Haushaltes stattgefunden, die durch Michael Langer eingeleitet und durch seinen Nachfolger Ralf Chadt-Rausch fortgesetzt wurde. Nichtsdestoweniger gibt es gewisse finanzielle Risiken (z.B. die BMI-Zuschüsse), und weniger Mitglieder zahlen in Summe natürlich auch weniger Beiträge. Insofern liegt der Gedanke nahe, durch Maßnahmen, die zur Steigerung der Mitgliederzahlen führen, gleichzeitig die finanzielle Lage des DSB zu verbessern.
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Würde es (auch) Sinn machen, die Beiträge für Schach allgemein und für den DSB zu erhöhen? Schach ist ein so günstiger Sport mit Vereinsbeiträgen von oft unter 6 oder 7 € im Monat. Jede Popcorn-Tüte im Kino kostet mehr – warum kommt es vielen so krass vor, wenn der Mitgliedsbeitrag mal wieder steigen würde? Warum tut sich Schach so schwer, höhere Beiträge zu erheben und dafür mehr Spielraum zu gewinnen für interessante Aktionen, Turniere und Spielabende?
Das Thema Beitragserhöhung sollte man beim DSB, wenn überhaupt, nur unter der Voraussetzung angehen, dass man auch sehr konkrete und exakt durchgerechnete Aktivitäten vorweisen kann, die dadurch finanziert werden sollen. Eine Beitragserhöhung quasi auf Verdacht halte ich weder für zielführend noch für mehrheitsfähig. Wenn man andererseits ein wirklich spannendes, gut durchkalkuliertes und erfolgversprechendes Projekt mit einer Kofinanzierung durch private und öffentliche Geldgeber anbietet, könnte ich mir sehr gut vorstellen, dass sich bei den Landesverbänden auch eine Mehrheit für eine Beitragserhöhung finden lässt. Wichtig ist natürlich, dass alle davon gleichermaßen profitieren würden.
Warum sich die Vereine nicht trauen, von ihren Mitgliedern höhere Beiträge zu verlangen, entzieht sich meiner Kenntnis. Nach meiner Erfahrung sind insbesondere die Eltern der jugendlichen Mitglieder sehr häufig erstaunt, wie gering der Mitgliedsbeitrag im Schachverein ausfällt. Schachspieler verkaufen sich und ihren Sport fast immer unter Wert und beschweren sich andererseits über fehlende materielle Mittel.
Drei Tassen Kaffee im Gasthof =
ein Monatsbeitrag im Schachverein?
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Was hältst Du von einer gebührenpflichtigen DWZ-Auswertung? Bei 1.000.000 Partien pro Jahr sind hier leicht erhebliche Mittel zu generieren, ohne Einzelne übermäßig zu belasten. Auch die FIDE hat diesen Weg gewählt und eine Art „ELO-Maut“ eingeführt – wer mehr spielt, zahlt auch mehr.
Am Ende könnte man den vielen Ehrenamtlichen im DWZ-Bereich sogar hiermit eine gewisse Achtung entgegenbringen, anstatt deren tolle Leistung immer als kostenlos und selbstverständlich vorauszusetzen.
Wenn ich das richtig verstehe, soll der Ausrichter eines Turniers für die DWZ-Auswertung bezahlen. Für diese und ähnliche Ideen gilt das, was ich bereits zum Thema Beitragserhöhung gesagt habe: Ohne eine konkrete Vorstellung, wie alle Beteiligten von den dadurch erwirtschafteten Geldern profitieren können, ist diese Idee nicht zielführend und mit Sicherheit auch nicht mehrheitsfähig.
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Durch eine gebührenpflichtige DWZ-Auswertung – vielleicht ergibt sich dadurch auch ein Spielraum, um dem DSB-Präsidenten eine kleine Aufwandsentschädigung zukommen zu lassen?
Wäre es nicht angebracht, dass der DSB-Präsident als Vorsitzender einer Schar von mehreren 10.000 Mitgliedern eine Teil-Vergütung erhält? Für den zeitlichen Einsatz, der über Monate und auch an den Wochenenden für den Verband geleistet wird, wäre es doch fair, wenn das auf eine Weise auch honoriert würde.
Um an meine letzte Antwort anzuknüpfen: Das wäre natürlich eine sehr konkrete Verwendung der zusätzlichen Einnahmen, von der allerdings nur einer profitieren würde. Insofern halte ich auch von dieser Idee nichts. Unabhängig davon ist der Arbeitsaufwand, den das Amt eines DSB-Präsidenten mit sich bringt, in der Tat sehr hoch, aber das gilt vermutlich auch für andere Ehrenämter, für die man bekanntlich per Definition nicht entlohnt wird.
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Unsere geschätzten LeserInnen haben ein paar knifflige Fragen eingesendet. Hier sind sie:
Achim Zehl
Meine Frage an Herrn Krause: als Informatiker sind Sie sehr aktiv im Internet, betreuen oder betreuten mehrere Websites. Als CMS verwenden Sie dabei WordPress und in den letzten Jahren wohl bevorzugt Joomla. Werden Sie auch die DSB-Website auf ein modernes CMS wie Joomla umrüsten und das Design auffrischen?
Die Auswahl des konkreten Content Management Systems ist meines Erachtens nicht so relevant, und ich gehe davon aus, dass auch das beim DSB verwendete CMS (Contao) den technischen Anforderungen an ein modernes System genügt. Wichtiger sind andere Dinge wie Übersichtlichkeit, einfache Benutzerführung und Bedienbarkeit auch auf mobilen Geräten, und da gibt es auf der DSB-Seite mit Sicherheit Verbesserungspotential. Aber wirklich ausschlaggebend für die Attraktivität einer Webseite sind letzten Endes die Inhalte, und hier würde ich dafür werben, andere Schwerpunkte zu setzen – natürlich in Absprache mit dem Referat Öffentlichkeitsarbeit und dem zuständigen Vizepräsidenten.
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Krennwurzn
Lieber Herr Krause, haben Sie auf die Frauen total vergessen? Im Schach haben wir einen Frauenanteil der noch geringer ist als in Vorständen/Aufsichtsräten - könnte der von Ihnen beschriebene Jungerwachsenenknick nicht dadurch begründet sein, dass Frauen 20+ fast komplett das Vereinsschach verlassen?
Nach meiner Erfahrung verlassen die Mädchen das Vereinsschach im Durchschnitt sogar noch ein paar Jahre früher als ihre männlichen Vereinskameraden. Insofern sehe ich hier keinen direkten Zusammenhang. Unabhängig davon finde ich den Ansatz, dass man den Frauenanteil in den Vereinen erhöhen sollte, damit deswegen auch mehr Männer den Vereinen treu bleiben, etwas fragwürdig. Wir sollten uns um alle Mitglieder beiderlei Geschlechts in allen Altersstufen gleichermaßen bemühen.
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Ullrich, hier eine Leserfrage aus dem Alpenraum, die ich nicht ganz verstehe. Sie klingt ein bisschen nach einem Body-Check:
Krennwurzn
Lieber Herr Krause, ein moderierender DSB-Präsident stellt keine Neuerung dar, denn das ist aus dem ehemals aktiven Herbert Bastian geworden - er moderiert seine Wiederwahlen. Wollen Sie uns da nur alten Wein in neuen Schläuchen verkaufen?
Ich kenne Herbert Bastian seit Anfang der 90er Jahre als Schachspieler und seit 2008 als Funktionär. Die Art und Weise, wie er damals gemeinsam mit Hans-Jürgen Weyer den AKLV geführt hat, entspricht meiner Vorstellung einer moderierenden Führung, bei der alle mitgenommen und die einander oft auch widersprechenden Ansichten abgeglichen werden, damit man am Ende auf einen gemeinsamen Nenner kommt. Ich habe allerdings den Eindruck, dass ihm das in seiner Eigenschaft als DSB-Präsident nicht mehr gelingt, und genau aus diesem Grund habe ich mich auch entschieden, für sein Amt zu kandidieren. Insofern ist die Idee des moderierenden Präsidenten als solche in der Tat nicht neu, aber gleichwohl die Grundvoraussetzung für den Erfolg seiner Arbeit.
Herbert Bastian führt den Schachbund seit 2011 Foto: GF Hund
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Eine der Säulen Deines Wahlprogramms ist das Fördern des Schulschachs – sicher eine richtige Idee. Wie aber möchtest Du die große Anzahl von Jugendlichen und Kids, die an den Schulen oft begeistert Schach spielen, auch in die Vereine holen und dort halten? In den letzten Jahren hat das ja nicht allzu gut geklappt – jedenfalls gibt es immer noch eine gewaltige Lücke im Bereich der jüngeren DSB-Mitglieder.
Die Lücke klafft meines Erachtens erst im oben bereits erwähnten Alter der „jungen Erwachsenen“, die die Vereine scharenweise verlassen. Ich glaube, dass man ganz neue Wege gehen muss, um diese Zielgruppe zu erreichen, und der an sich naheliegende Gedanke ist das Online-Schach, allerdings nicht als Konkurrenz zum Vereinsschach, sondern als neue Komponente. Die Firma ChessBase hat bei der Bundesvereinskonferenz in einem Workshop Möglichkeiten aufgezeigt, wie man den Vereinsabend durch entsprechende Angebote an die Mitglieder aufwerten kann. Ich bin der festen Überzeugung, dass dies der richtige Weg ist, um die jungen Erwachsenen im Verein zu halten und man braucht dazu nicht mehr als ein Notebook und einen Beamer.
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In Deinem Verein, dem Lübecker SV, seid Ihr ja mit Eurer Jugendarbeit sehr erfolgreich in den letzten Jahren. Was ist Euer Trick, und kann man das auch im DSB und in anderen Vereinen irgendwie umsetzen?
Um es einmal in drei Sätzen zusammenzufassen: Vereine, die keine Jugendarbeit betreiben, sterben irgendwann aus. Die einzige echte Chance für nachhaltige Jugendarbeit basiert auf dem Schulschach, und ausschlaggebend für den Erfolg ist letzten Endes die Verbindung zwischen den Schulschach-AGs und dem Verein.
Ich habe das Lübecker Konzept bei der Bundesvereinskonferenz vorgestellt. Leider sind die entsprechenden Materialien noch nicht auf der DSB-Webseite verfügbar, so dass ich nur mit diesem Link von unserer Vereins-Webseite dienen kann: https://www.lsv1873.de/index.php/aktuelles/nachrichten/915-schachverein-und-schachschule-eine-gelungene-symbiose
Die wesentliche Idee bei dieser „Symbiose“ ist die Zusammenarbeit des ehrenamtlich aufgestellten Vereins mit der professionell agierenden Schachschule, die in unserem Fall so weit geht, dass Veranstaltungen der Schachschule in unserem Vereinsheim stattfinden. Das führt wiederum dazu, dass die Kinder im Rahmen der Schulschach-Aktivitäten die Schwelle zu unserem Verein im Wortsinne überschreiten, und das erleichtert sowohl den Kindern als auch den Eltern die Entscheidung, in den Verein einzutreten.
Ich kenne in Schleswig-Holstein drei weitere Vereine, die exakt dieses Modell einer Kooperation mit einer Schachschule umgesetzt haben und damit ebenfalls sehr erfolgreich sind, und ich nehme an, dass es deutschlandweit noch viele weitere gibt. Die Größe des Vereins spielt dabei keine so große Rolle, wichtig ist nur, dass der Verein den Kindern, die dann automatisch dem Verein beitreten, auch etwas anbieten kann, sonst sind diese Kinder auch ganz schnell wieder ausgetreten.
Der junge GM Rasmus Svane (Lübecker SV, jetzt Hamburger SV SK!)
auf der DEM in seiner Heimatstadt
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Wie sieht Dein Wahlkampf aus? Hast Du ein Team, das mit Dir zusammen die Positionen besetzen würde?
Ich unterstütze die Kandidatur von Walter Rädler für das Amt des Vizepräsidenten Verbandsentwicklung und würde es begrüßen, wenn er seine sehr erfolgreiche Arbeit in Bayern auf ganz Deutschland ausweiten könnte. Ich kann mir außerdem gut vorstellen, mit den anderen beiden Vizepräsidenten Ralf Chadt-Rausch (Finanzen) und Klaus Deventer (Sport) zusammenzuarbeiten.
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Abschließend, Ullrich – in Kürze gibt es eine Wahl zwischen Herbert Bastian und Dir. Nenne uns bitte noch einmal drei Gründe: warum sollten sich die Delegierten für Dich oder gegen den bisherigen Präsidenten entscheiden?
Ich werde alle Beteiligten zur aktiven Mitarbeit bewegen: Ohne die Unterstützung der Landesverbände kann der DSB nichts erreichen.
Ich werde Arbeit an der Basis betreiben: Eine intensive Förderung des Schulschachs sorgt für einen Zuwachs der Mitgliederzahlen und stoppt gleichzeitig das Vereinssterben.
Ich werde die Zusammenarbeit mit externen Partnern intensivieren: Nur die Kombination aus ehrenamtlicher und professioneller Arbeit kann auf Dauer nachhaltig und erfolgreich sein.
Ullrich, herzlichen Dank für dieses Interview, und dass Du Dir die Zeit dafür genommen hast. Wir freuen uns auf die Wahl am Himmelfahrts-Wochenende in Linstow!

Schachbund vor der Wahl: Wir fragen Ullrich Krause
Moinmoin, da sind wir wieder - der Blog hat ein wenig vor sich hin geruht, doch heute geht es wieder weiter, pünktlich zum vorletzten Wochenende in der Schach!- Bundesliga. Hingehen!
Im Mai wird im Deutschen Schachbund ein neuer Präsident gewählt. Wir blicken zurück auf eine sechsjährige Amtszeit von Herbert Bastian, der 2011 von Saarbrücken aus schwungvoll ins Amt startete und nun zum vierten Mal seinen Hut in den Ring werfen wird.
Als Gegenkandidat tritt der Lübecker Ullrich Krause an, seines Zeichens bereits Präsident im Schachverband Schleswig-Holstein, und mehrfacher Landesmeister im Land zwischen den Meeren - ganz ähnlich wie Herbert Bastian, dem ebensolches an der Saar wiederholt gelang. Beide sind vielfach für den Schachsport engagiert, und FIDE-Meister noch dazu. Was mehr kann man sich wünschen?
Nach Interview- Anfragen bei beiden Kandidierenden freuen wir uns sehr, dass Ullrich Krause im Vorfeld der Wahl für ein Gespräch zugesagt hat.
Ganz basisdemokratisch sind dazu auch die Schar der Schachwelt-LeserInnen draußen vor den Computertastaturen eingeladen - schickt uns Eure Fragen an den Herausforderer im Kommentarbereich! Wir sichten alles, suchen einiges davon aus, und alles zusammen geht dann alsbald auf den Weg an Candidate President Krause.
Ansprechen könnt Ihr im Prinzip alles. Schüttet uns Euer Herz aus, und sendet, was Euch im Schach umtreibt:
- Wo geht die Reise hin im Schachbund - und wann werden wir wieder mal Europameister?
- Die Vereine werden kleiner, die Aktiven weniger - was kann man tun?
- Ist die Öffentlichkeitsarbeit im Schachbund ausbaufähig? Wie? Und wenn ja, wer soll das bezahlen?
- Tut der DSB genug, um Sponsoren und Werbepartner zu finden?
- Sollten die Beiträge erhöht werden, um mehr Spielraum für die Schachförderung zu haben?
- Wann wird meine DWZ endlich wieder besser? (na gut, eine sehr persönliche Frage - und ich befürchte, hier sind selbst Präsidenten machtlos)
Wer sich noch etwas reinfuchsen möchte in die Thematik, hier sind drei sehr lesenswerte Stücke:
- vor drei Jahren interviewte SF Krennwurzn den DSB-Präsidenten Herbert Bastian hier im Blog - dies ist der Link zu dem ausführlichen Gespräch
- Ullrich Krause hat drei Schwerpunkte für neue Impulse in der deutschen Schachszene formuliert, um einige recht bedenkliche Trends zu stoppen
- einen Blick auf das deutsche (Vereins-) Schach wirft in bewährt versierter Manier Stefan Löffler im Blog der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Bitte schickt uns (Achtung!) Eure Fragen zum Thema schon bis Donnerstag abend - Einsendeschluss ist streng um 24 Uhr. Wir sichten sie, und bringen alles zusammen mit unseren eigenen Schachwelt-Fragen zur Post. Im Mai folgt dann das Interview hier im Blog. Bis die Tage!

Hallo wach: Schachbund verschläft seine Meisterschaft
AW: 87. Deutsche Schachmeisterschaften
"heute ist der 4. Tag der DEM und der letzte Satz den der DSB auf seiner Homepage hierzu äußerte ist schon fast eine Woche her. Auch wenn die DEM aufgrund der Umstände sicher nicht die Massen elektrisiert, so kriegt man schon den eindruck, dass die eigene eigentlich wichtigste Meisterschaft des jahres selbst nicht so ernst genommen wird. ob das wirklich so ist und das teil des Problems ist, kann ich nicht sagen, es drängt sich aber der eindruck auf."
hda, als Beitrag im Schachfeld-Forum, 24.Oktober 2016
Huch, so haben wir uns das aber nicht vorgestellt mit der Deutschen Meisterschaft 2016!
Der Lübecker SV hatte mit einer noblen Großtat im Mai diesen Jahres das Zustandekommen des Wettbewerbs gesichert und den Deutschen Schachbund, unser aller Verband, vor der Blamage bewahrt, dass in diesem Jahr leider kein neuer Meister ermittelt werden würde.
Doch da waren wie gesagt die Lübecker in Gestalt von Thilo Koop und Ullrich Krause vor, die mit ihrem Team, viel Elan und noch mehr souveräner Projektplanung im hohen Norden ein sehr würdiges Turnier samt Rahmenprogramm auf die Beine stellten.
Einen Preisfonds gibt es leider so gut wie gar nicht für die teilnehmenden Meister und Amateure, doch das war Teil der Abmachung, unter der der LSV dem Durchführen dieses sportlich wichtigen Turniers zugestimmt hatten. Der DSB, unser Verband, hatte leider keine Mittel zur Hand, um durch ein etwas fabelhafteres Preisgeld die Anzahl der vertretenen Meisterspieler zu erhöhen - die Chance, dass noch mehr Bären, Riesen, Meisterspieler aus dem Lande anreisen, ist ja durchaus höher, wenn der ausgelobten Preise attraktiver sind, wir verstehen das gut.
So lebt die Veranstaltung mit dem schlechten Ruf der wohl schwächsten Deutschen Meisterschaft aller Zeiten. Doch wie kann es eigentlich sein, dass für die DEM, für DAS Turnier des Jahres keine MIttel bereitliegen? In seiner Finanzschatulle hat der Schachbund ja einen recht stattlichen Betrag in Höhe von rund 300.000,-€ liegen - als Liquiditätsreserve und als gute Rücklage für schlechte Zeiten (Quelle: Jahresabschluss Finanzen im Downloadbereich des DSB).
300.000,- Euros! Hossa, das ist fürwahr eine ganze Menge Geld, was könnte man damit für schöne Sachen machen, und vor allem aber - es würde reichen für einen sehr respektablen Preisfonds bei einer oder sogar mehreren Deutschen Meisterschaft. Und Kaffee gäbe es noch umsonst dazu.
Wie viele Tassen man mit 300.000,-€ aufbrühen könnte ... wow!
Nur um mal so zu fragen - hätte man von Seiten des DSB nicht einen Bruchteil dieses brachliegenden Geldes einsetzen können, um der Meisterschaft 2016 in Lübeck mehr Glanz zu verleihen? Eine einmalige Zahlung hätte doch genügt, nur für dieses Jahr. Mit Preisfonds lockt man Titelträger - stattdessen wurde geknausert , obschon man seit langem wusste, dass es keinen Ausrichter geben würde, der das handelsübliche Preisgeld mitbringen würde.
Den Schaden hat die Deutsche Meisterschaft 2016, die aufgrund der vielfach fehlenden Titelträger weithin nicht mehr als adäquates Meisterturnier wahrgenommen wird. Den Schaden hat das Image des Schachs als Spitzensport, ebenso wie die Spieler, die sich durch eine herausfordernde Qualifikation auf Landesebene arbeiten mussten, und nun bei der Endrunde in einem Feld antreten, dass im Vergleich zu den Vorjahren sportlich erheblich unattraktiver ist. Schade auch!
Was ist da nur los, im DSB? Hat die DEM keine Bedeutung mehr - interessiert es denn niemanden, in welchem Rahmen der Meister ermittelt wird? Herbert Bastian als Präsident und Uwe Bönsch als Sportdirektor und! nun auch Geschäftsführer des DSB - es scheint, als würden die Prioritäten an anderer (welcher?) Stelle liegen, und zumindest in diesem konkreten Fall des Meisterturniers kaum auf der Förderung des Spitzensports.
Vielleicht verstehe ich auch alles ganz falsch und es ist in Wirklichkeit völlig anders - wer sonst aber hätte einen angemessenen Preisfonds oder ehrenvolle Preise anderer Art (zum Beispiel eine Unterstützung für die Teilnahme an der Europameisterschaft) bewilligen sollen, wenn nicht die führenden Männer an der Spitze des Verbandes? Das erscheint wenig stilvoll, und kein richtig gutes Zeichen auch vor dem Hintergrund, dass die deutsche Nationalelf von der Olympiade in Baku mit einem nur wenig erbaulichen Mittelplatz heimkehrte - das haben wir doch auch schon einmal anders erlebt, und schön waren die Zeiten, als es im Lande noch Spieler um die 2700 ELO gab, wie aktuell in Frankreich oder den Niederlanden. Oder sogar Weltmeister!
Diese Laskers - ein Bild aus den Tagen mit glücklichen Deutschen Meisterschaften
Doch was nützt das Lamentieren - niemand hat die schwere Geldschatulle geöffnet, um eine würdige Deutsche Meisterschaft zu präsentieren.
Indes, die DEM ist auch ohne viele Großmeister allemal ein reizvolles und spannendes Turnier, allein, mehr Beachtung und sportliche Schwere bekäme der Wettbewerb, wenn noch mehr von den Großkopferten in der Setzliste wären, angefangen von der Spielern der Nationalmannschaft, Nisipeanu, Buhmann, Meier, Blübaum, Fridman, bis hin zu den vielen anderen Großmeistern, die es hierzulande gibt (der Hickl Jörg auch, mein Blog-Chef! und Deutscher Meister 1998 in Bremen).
Es ist dabei ja gar kein Nachteil, dass auch die starken Amateure mit dabei sind - sie haben sich regulär qualifiziert, sie geben dem Turnier Flair und spielen eben mit. Warum sollte das bei der Sponsorensuche für den Wettbewerb stören? Und wer Meister werden will, sollte sich nicht zu schade sein, auf dem Weg dorthin auch den einen oder anderen 2200er besiegen zu müssen. Doch leider, Großmeister haben ja in diesem Jahr den Weg nach Lübeck kaum gefunden, und damit sind wir schon wieder beim Preisgeld, oder bei dem, was an Preisgeld leider nicht gezahlt werden kann.
Und was sagt die Presse?
So ist es also allenfalls eine dezente Deutsche Meisterschaft, doch immerhin mit Charme, Marzipan und Ambiente. Das allein könnten wir ja akzeptieren, doch wundert es uns, dass der Deutsche Schachbund auf seiner hauseigenen Seite kaum, oder zumindest sehr kaum, von dem Rennen um den Meistertitel berichtet. Seit Tagen wird mit einem farbigen Bild und der etwas kryptischen Vorausschau "DEM täglich: Schach Meisterschaft" verwiesen auf ein Turnier, das sich dem unbeschwerten Besucher nicht auf Anhieb gar nicht als Deutsche Meisterschaft zu erkennen gibt.
Auch Lübeck wird gar nicht erst erwähnt, zum Ausgleich aber ist die Ankündigung eingestellt an prominenter Stelle oben auf der Homepage, direkt zwischen den "New Chess Brains" in Hamburg und den Jugendweltmeisterschaften in Batumi. Etwas weiter unten dann (endlich) auch noch ein weiterer Hinweis zur "Deutschen Meisterschaft Live" und zum Sponsor Viactiv - das immerhin ist super. (Noch schöner wäre es gewesen, wenn auch die Live-Übertragung besser funktioniert hätte.)
Auf der DSB-Seite ist für jeden etwas dabei
Doch, hey!, es ist die Deutsche Meisterschaft!, und wäre es da nicht ganz angebracht, auch den einen oder anderen Artikel einzustellen auf der Seite unseres Verbandes, sozusagen in gebührender Würdigung der Veranstaltung?
Hätte man nicht - siehe oben - im DSB für gute Pressearbeit ein paar Euro reservieren können, ganz im Sinne guten Marketings und professioneller Außendarstellung unseres Sports? Offenbar auch hier lautet die Antwort "nein" - und das deckt sich irgendwie mit den Zahlenkolonnen im DSB Jahresabschluss 2015, Seite 1: für Öffentlichkeitsarbeit stehen dort auf Jahresbasis um die 13.000,- € zur Verfügung.
Das ist nicht viel, wenn man bedenkt, dass die gesamten Ausgaben des Verbandes 1 Million € betragen. Ein gutes Prozent davon geht offenbar in die organisierte Öffentlichkeitsarbeit - kein Wunder, kein Wunder also, dass man von unserem Sport so wenig Kenntnis nimmt im allgemeinen Sportgeschehen. Es passt allerdings in dieses Bild, dass selbst dieser verhalten budgetierte Posten der Öffentlichkeitsarbeit für 2016 noch einmal gekürzt wurde - von 13.000,-€ auf sehr sehr solide 7.500,-€. Was sagen wir da? Gute Nacht, Marie.
Auf der Lübecker Turnierseite finden sich zahllose Presseberichte, Verlinkungen, Fotos, dies und das und mit Liebe zum Detail. Worüber aber informiert uns die DSB-Seite - eine Auswahl:

Mein erstes, erstes Brett ist frei ...
... wir wünschen uns Kramnik, Anand, Timman und Aronian herbei
Arkadij Naiditsch sucht nach neuen Perspektiven
Eine knifflige Quiz-Challenge vorweg:
Wie lautet der genaue Vorname von GM Mamedyarov aus Aserbaidschan?
(Lösung siehe unten)
Tja, das war es also. Aus der Traum, erst einmal, von einem wirklich bärenstarken deutschen Spitzenspieler, der dann auch noch am ersten Brett der Schach-Nationalmannschaft spielt.
Bei uns im Blog hat er sich zwar noch nicht abgemeldet, doch wie wir hier und hier von den regennassen Dächern zwitschern hörten, verlässt Arkadij Naiditsch das Land und wechselt zu den Ölmultis nach Aserbaidschan. Als Schach-Aseri wird er jedoch auch weiterhin in der Bundesrepublik leben können – nur für die Nationalspiele, die WM, die EM und Olympia!, bei all diesen Veranstaltungen trägt er von nun an eben ein anderes Trikot.
Da haben wir es also wieder, mit dem freien Markt. Man kann unseren Sportsbrüdern im Fußballsport vieles vorwerfen, doch immerhin ist dort ein Wechsel des Verbandes nicht so ohne weiteres möglich – zumindest, wenn man schon einmal für sein (bisheriges) Land gespielt hat. Einmal Däne, immer Däne – so ist das im Fußball.
Schach ist wie Fußball, nur (fast) ohne Transferzahlungen
Beim Schach aber, hier herrscht noch (oder schon) Marktradikalismus und ein liberaler Geist, ganz wie im Bankensektor. Spielerinnen und Spieler, die den Wunsch entwickeln, für eine andere Föderation ans Brett zu gehen? Kein Problem – es wird eine dezente Summe überwiesen vom aufnehmenden zum abgebenden Verband, und schon kann aus einem Philippino ein US-Amerikaner werden. Oder aus einem Italiener noch ein weiterer US-Amerikaner.
Auch Naiditsch wurde auf diese Weise ausgelöst, denn aus Aserbaidschan fließen nun fette 30.000,-€ in die bundesdeutschen Schachkassen – 30 Cent für jedes Mitglied sozusagen. Kein wirklich umwerfender Betrag, eigentlich, auch in diesem Bereich scheinen uns die Fußballer voraus zu sein. Hätten es nicht ein oder zwei Nullen mehr sein können am Ende der Transfersumme?
Doch so sind sie eben, die Regeln, und wer wären wir hier in der Schachwelt-Redaktion, dass wir sie auch noch kritisieren würden? Man sollte es Arkadij Naiditsch nicht verdenken, wenn er sich im Rahmen dieser Regularien frei bewegt. Ich hätte mich gefreut, wäre er noch im deutschen Team geblieben, doch hatte Aserbaidschan wohl die finanziell attraktivere Offerte, und auch ein Großmeister muss die Möglichkeit haben, für seine Kunst einen Gegenwert zu erhalten. It´s a free country.
Zu den finanziellen Beweggründen gesellten sich offenbar auch atmosphärische Irritationen, schon zu spüren im Jahr 2011, als Naiditsch direkt nach dem deutschen Sieg bei den Europameisterschaften gegen den DSB heftig zu rumpeln begann, und auch Bundestrainer Uwe Bönsch dabei nicht verschonte. Es folgte eine erzieherische Sperre gegen den jungen Mann, und auch wenn es seitdem eine Art Burgfrieden gibt – Naiditsch spielt, doch scheint ihm das vom Schachbund vorgegebene Umfeld nicht mehr ganz angenehm zu sein.
Und nun geht er also, der Arkadij. Schlägt vorher noch zweimal den Weltmeister, doch er geht. Schade, in der Tat. Vorbei die schöne Zeit mit einem tollen ersten Brett.
Einer von Naiditschs großen Vorgängern: Robert Hübner in Porz 1966 (Foto: Gerhard Hund)
Das Bundesteam wird weiterhin ausgewogen und sehr passabel besetzt sein - unter anderem mit Georg Meier, Liviu-Dieter Nisipeanu, Daniel Fridman und Rainer Buhmann, das ist schon was. Mit den Schachprinzen und irgendwann auch Vincent Keymer rücken fünf inspirierte Spieler nach, die in Bundesliga und Internationalen Meisterschaften schon Beachtliches erreichten. Seien wir also nicht zu pessimistisch. Es wird schon wieder werden, mit dem bundesdeutschen Schach!
Dennoch wird es eine Lücke geben, vorerst, und besonders im Bereich 2700+. Sollten wir uns darum nicht vielleicht auch umsehen, wen wir für den Schachbund von außerhalb noch einwerben könnten? Wie wäre es beispielsweise mit Vladimir Kramnik? Er hat doch schon immer gerne in Dortmund gespielt, und Paris ist ja auch gar nicht so weit weg. Oder Vishy Anand, wo er doch in Bad Soden schon beinahe ein zweites Zuhause hat. Oder Frank Hoppe – noch immer wird er bei den großen Turnieren vom Bundestrainer übergangen. (Doch halt, Frank ist ja bereits als Netzmeister in zentraler Funktion für den Schachbund tätig und in Berlin darum unabkömmlich.)
Vishy Anand: gibt es bald wieder einen deutschen Weltmeister?
Und überhaupt, wäre nicht jetzt der richtige Zeitpunkt, um Shakhriyar Mamedyarov aus Aserbaidschan abzuwerben? Ein Spieler geht, ein anderer kommt dafür zurück – klingt doch wie ein fairer Deal. Und ist es denn etwa nicht attraktiv, am ersten Brett der deutschen Auswahl zu spielen, beim Europameister von 2011? Die Ablösesumme für Aserbaidschan, 30.000, € oder gar 50.000,- € bekommen wir doch auch noch irgendwie zusammen. Da würden sie aber gucken, die Aseris!

Schacholympiade endet mit tollem Erfolg!?
Schacholympiade endet mit tollem Erfolg!
Gestern ging im norwegischen TromsØ die Schacholympiade zu Ende. Es waren 177 Mannschaften bei den Herren und 136 bei den Damen am Start. Damit ist die Schacholympiade eines der größten Sportereignisse weltweit.
Unser Frauenteam kommt mit einer beeindruckenden Bilanz nach Hause. Das Team musste sich nur dem späteren Olympiasieger Russland, Frankreich und den nach wie vor im Frauenschach starken Georgierinnen geschlagen geben. Am Ende konnte man gar in den Kampf um die Bronzemedaille eingreifen und erreichte mit Platz 9 das ehrgeizige Ziel einer Top10-Platzierung. Glückwunsch an unser Team!
Unsere Herrenmannschaft spielte ebenfalls ein starkes Turnier und verlor lediglich eine einzige Begegnung! Einige Punkteteilungen führten am Ende auf Platz 30. Herausragend war der Sieg unseres Spitzenspieler Arkadij Naiditsch gegen den amtierenden Weltmeister Magnus Carlsen, der für das Gastgeberland Norwegen spielte.
Insgesamt war es ein gutes Turnier, das Hoffnung für die nächsten Jahre macht. Wir bedanken uns bei unseren Spielern und Trainern für 2 Wochen Spitzensport. Auch den Ausrichtern, unseren norwegischen Freunden sei für ein Erlebnis gedankt, das vielen lange in Erinnerung bleiben wird.
Weitere Informationen finden Sie auf www.schachbund.de
DSB-Geschäftsstelle
Hanns-Braun-Straße, Friesenhaus I, 14053 Berlin
030/3000780
030/30007830
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Soweit die Pressemitteilung des Deutschen Schachbundes
Das Fragezeichen in der Überschrift stammt von mir, denn unabhängig von einem 9. Platz der Frauen, ist die Eloperformance beider Teams negativ! Postiv auffallend sind bei den Männern die Leistungen Arkadij Naiditschs und Georg Meiers, während die hinteren 3 Bretter spürbar im Elominus landeten. Mannschaftsbilanz: -19 Elopunkte DETAILS
Die Frauen schafften es auf ein mageres Plus von 4,9 Punkten, wobei die Bretter 2 und 3 enttäuschten, was aber durch die guten Leistungen Sarah Hoolts und vor allem Melanie Ohmes (+30) kompensiert wurde. DETAILS
Alles in allem ein ordentliches Ergebnis knapp im Rahmen der Erwartungen, das allerdings für Euphorie wenig Raum lässt.

Schachbund in der Bredouille
Heute überraschte uns die folgende Pressemitteilung auf der Seite des Deutschen Schachbundes.
BMI kürzt Fördermittel auf NULL!
Seit Monaten wartete der Deutsche Schachbund nach seinen Anträgen vom 31.10.2013 auf die Zusage des Bundesministeriums des Innern (BMI), auch in der Förderperiode 2014 – 2017 den DSB im Bereich des Leistungssports finanziell zu unterstützen. Alle Verantwortlichen des DSB sind davon ausgegangen, dass Kürzungen auch in größerem Ausmaß vorgenommen werden. Was jetzt passiert ist, verletzt unseres Erachtens massiv die Regeln eines fairen Umgangs miteinander!
Das BMI stellt sich willkürlich gegen das Votum des DOSB, der Schach in seiner Mitgliederversammlung am 7.12.2013 in Wiesbaden in Anwesenheit des zuständigen Referatsleiters des BMI einstimmig als förderungswürdigen Sport bestätigt hat, und spricht uns wegen angeblich „beim Denksport nicht vorliegender eigenmotorischer Aktivität“ grundsätzlich die Förderungsfähigkeit ab!
Wenn es uns nicht gelingt, diesen Beschluss zumindest teilweise rückgängig zu machen, müssen wir im Haushalt eine Position in Höhe von 130.000,-- € jährlich ausgleichen!
Im Jahr 2014 ist dies ob der in den vergangenen Jahren aufgebauten Liquiditätsrücklage und angesichts der in diesem Jahr greifenden Beitragserhöhung gerade so noch möglich. Die Rücklage des DSB wird aber abschmelzen und uns damit an die Grenze der notwendigen Liquidität führen. Wir werden die Situation mit den Vertretern unserer Mitglieder in der Sitzung des Hauptausschusses am 31.05. in Frankfurt intensiv erörtern.
Auf keinen Fall wird der Deutsche Schachbund diese willkürliche und in der Sache völlig unbegründete Diskriminierung unseres Sports ohne Widerstand hinnehmen.
Wir werden ab sofort anwaltlichen Beistand in Anspruch nehmen und lassen die Wirksamkeit des Beschlusses des BMI überprüfen.
Michael S. Langer
Vizepräsident Finanzen Deutscher Schachbund e.V.
P.S. Man beachte auch diesen Link ...
Quelle: www.schachbund.de

Bindrich verklagt Schachbund auf 68.000 €
Sperre ungerechtfertigt? - GM Falko Bindrich verklagt den Schachbund auf Schadenersatz
Es hat etwas gedauert und lange mussten wir uns gedulden, doch nach einem Jahr des Wartens gibt es nun endlich eine neue Meldung rund um den Betrugsvorwurf gegen Falko Bindrich. (Nicht zu verwechseln mit ebensolchen Vorwürfen gegen … Moment, wie hießen sie noch alle … Sébastien Feller, FIDE-Weltmeister Vesselin Topalov, Clemens Matt in Acht Allwermann, Christoph Natsidis, Borislav The Shoe Ivanov und jüngst in Dortmund 2013 … Jens Kotainy).
Schön ist ja, dass die allermeisten der einst 100.000 Mitglieder des DSB immer noch ehrlich am Schachbrett kämpfen und ihre Züge und Pläne selber ausdenken, ohne sich dabei mit ihrem Smartphone unehrenhaft Vorteile zu verschaffen. Bei Falko Bindrich indes hatte sich bei einem Bundesliga-Spiel im Oktober 2012 so manchem und nicht zuletzt Sebastian van Helsing Siebrecht der Verdacht aufgedrängt, dass der junge Nationalspieler auf der Toilette seines Vertrauens vom eDoping Gebrauch machen könnte.
Das war zum Glück auch damals schon nicht erlaubt, und schwupp!, schon nahte der Schiedsrichter, um das Handy zu konfiszieren. Doch Bindrich gebot ihm und einer potentiellen Inspektion des Smartphones Einhalt mit dem Hinweis auf geschäftliche Interna, die vor dem Blick von Außenstehenden hätten geschützt werden müssten. So gab es nicht die allerletzte Klarheit, ob Bindrich nun gemogelt hatte oder nicht, und doch entschied sich der Schachbund nach einigem Zögern zu einer Sperre für den Spieler (und für sein Smartphone). Zeitgleich wurden immer mehr elektronische Geräte aus Turniersälen gänzlich verbannt – eine Errungenschaft, für die wir Falko Bindrich dankbar sein sollten.
Goldene Schachzeiten auch hier - keiner in der Liga hatte ein Handy!
Doch war die Sperre gegen den Eppinger Bundesligaspieler wirklich gerechtfertigt? Bindrich verteidigte sein Verhalten in einem offenen Brief und hielt dabei die Fahne der unverletzlichen Privatsphäre hoch. Andererseits sahen viele in diesem Fall Parallelen zum Doping in anderen Sportarten – und demnach ist eben das Verweigern einer (Smartphone- ebenso wie Urin-) Probe bei Dopingverdacht gleichzusetzen mit dem Eingeständnis des Doping. Hatte der Schachbund also zu Recht gesperrt? Vielleicht ja, vielleicht aber auch nicht, doch im Mai 2013 hob der DSB die ausgerufene Sperre aus formalen Gründen wieder auf.
Falko Bindrich fand daraufhin Unterschlupf beim nordwestdeutschen Oberligisten Lüneburger SK, bei dem er sich erfolgreich durch eine Saison am Spitzenbrett punktete, nur einmal besiegt von Nikolas Nüsken aus Hannover. Auch gewann er offenbar vor kurzem das starke Osteropen des SK Norderstedt – doch ganz sicher ist das nicht, da die Homepage der Veranstaltung zur Zeit noch immer nur hartnäckig die vorläufige Teilnehmerliste und keine weiteren Ergebnisse dokumentiert.
Bereits im Januar 2013 hatte Bindrich dem Schachbund mit rechtlichen Schritten gedroht – und so wie es aussieht, verklagte er nun tatsächlich den Schachbund auf Zahlung von Schadenersatz für die temporär verhängte eDoping-Sperre.Dabei geht es um einen Betrag von 68.000,-€. Das ist zunächst einmal eine gewaltige Summe, wenn man bedenkt, wie lange ein Großmeister dafür in Deutschland Turniere und Ligaspiele bestreiten muss, um Honorare und Preisgelder in dieser Dimension zu verdienen. Doch ein möglicher Verdienstausfall mag nur die eine Seite sein – hinzu kommen vermutlich Forderungen aufgrund von Rufschädigung, Imageverlust und ähnlichen Dingen. Die Datenlage indes ist dünn, genauere Details zur Klage lassen sich auf Anhieb im Netz nicht ausmachen.
Erwischt - eine Katze beim Braindoping während des Norderstedter Opens (Runde 3)
Nun möchte man nicht in der Haut des DSB stecken – 68.000,- € sind eine Menge Geld in einem Verband, der auch so schon leider nicht zu den allerreichsten gehören dürfte. Bedauerlich zudem, dass die mutige Entscheidung des Schachbundes, nach umsichtiger Prüfung die von vielen (auch von mir) erhoffte Sperre auszusprechen, nun unter Umständen massiv auf ihn zurückschlägt. Doch so ist es im Rechtsstaat, und es ist ja auch nur gut, dass man klagen kann.
Auf wessen Seiten die Sympathien stehen in einem möglichen Prozess, das ist eine ganz andere Frage.
Wo soll der DSB das viele Geld hernehmen? Aus dem Jugendbereich? Aus der Frauenförderung? Vom SV Berolina Mitte? Als treue Mitglieder sollten wir vielleicht schon einmal einen knappen Euro zur Seite legen für unseren Verband – als Falko Bindrich–Notopfer, sollte die Klage Erfolg haben.

Aktenzeichen FB ungeklärt
Der Schachbund bemühte sich mit der am 2. Mai veröffentlichten Nichtentscheidung dem absurden Theater (siehe Warten auf Godot) ein Ende zu setzen.
DSB Schiedsgericht hebt Sperre für Falko Bindrich aus formalen Gründen auf
...
Die aktuelle Entscheidung sei kein Freispruch für Falko Bindrich, sondern die Offenlegung einer bisher unbemerkten, rechtlichen Lücke im Ordnungswerk des DSB und des Bundesliga e.V., die Falko Bindrich zu Gute komme...
Nachtrag 7.5.2013
Der DSB hat auf obiger Seite nun auch die ENTSCHEIDUNG DES SCHIEDSGERICHTS und die PERSÖNLICHEN ÄUSSERUNGEN der beisitzenden Richter des Schiedsgerichts als PDF veröffentlicht!
Antragsgegner: DSB Einspruchsführer: FB
Zitate aus der Begründung
Die laufende Partie wurde daraufhin für ihn vom Schiedsrichter in Anwendung von Nr. 5.3.4 i.V.m. Nr. 8.1. lit. f der Turnierordnung des Schachbundesliga e.V.als verloren gewertet.
...
Der Antragsgegner sieht aufgrund der geschilderten Vorkommnisse den Gebrauch eines unzulässigen Hilfsmittels durch den Einspruchsführer erwiesen.
...
Das Schiedsgericht sieht auch keinen Anlass, die vom Wettkampfschiedsrichter getroffene Tatsachenentscheidung –nämlich die Annahme eines begründeten Tatverdachts gegen den Einspruchsführer i.S.d. Nr. 5.3.4der TO des Schachbundesliga e.V.–in Zweifel zu ziehen.
Ende Nachtrag 7.5.2013
Gelungen ist dies aber nicht, denn durch einen „Freispruch zweiter Klasse“ – entschuldigen Sie bitte diese laienhafte, unjuristische und dennoch wohl am besten treffende Formulierung – schadet man im Endeffekt allen. Bei allen Risiken wäre eine gerichtliche Klärung der sinnvollere Weg gewesen – ist aber leicht gesagt, wenn man die Konsequenzen nicht verantworten muss.
Zu allererst leidet die eigenen Glaubwürdigkeit, denn nicht aufgehoben wurde die Entscheidung des Schiedsrichters die Partie Siebrecht-Bindrich wegen Nichtherausgabe des Smartphone zu nullen. Diese Entscheidung dürfte den Regularien entsprechend auch halten und wurde von Bindrich wohl auch nicht beeinsprucht.
Nach langer Überlegungszeit wurde dann über Bindrich eine zweijährige Sperre verhängt und erst nach dessen Einspruch und noch längerer Zeit wurde diese wieder aufgehoben, obwohl von Anfang an vielen klar war, dass die Regularien – sagen wir es einmal freundlich – nicht ganz optimal formuliert sind.
Verlassen wir nun die Zone der Paragrafen und Regelungen und schauen wir uns das ein wenig populistisch an:
Faktisch – zugegeben etwas einfach formuliert - haben wir jetzt die paradoxe Situation, dass ein Spieler am grünen Tisch eine Partie wegen Betrugsverdacht verloren hat, deswegen aber nicht gesperrt werden kann.
Nun kann man daraus die Lehre ziehen, dass es im Gegensatz zum Fall Natsidis besser ist, sich nicht der unangenehmen Überprüfung zu stellen sondern zu hoffen, dass jemand Ungenauigkeiten in Vereinsregularien findet und man dadurch möglicherweise ohne Strafe davon kommen könnte. Ja – muss man sagen: die Chancen stehen gut, denn was Spitzenanwälten mit Bundesgesetzen gelingt, sollte mit von Funktionärshand gestrickten Regeln locker zu schaffen sein. Wollen wir das – und ist das sinnvoll?
Und schon sind wir bei der entscheidenden Frage: Täter oder Opfer? Nun gibt es dazu in diversen Foren zwei ungefähr gleichlaute Fraktionen: „hängt ihn höher“ und „absolut unschuldig“.
Tatsächlich ist die Frage ob FB ein Täter ist meiner Meinung nach absolut unbeantwortbar, da wohl nur er selbst die Antwort kennt – und alle anderen auf Spekulationen angewiesen sind! FB ein Opfer würde ich jedenfalls bejahen und zwar mehrfach: zuerst wurde er ein Opfer seiner selbst, da er in einer angespannten Situation auch noch längeren Inventionen auch seinen Mannschaftsführers sich für den riskanten Weg entschied sein Smartphone nicht überprüfen zu lassen.
Hätte eine Überprüfung Gewissheit gebracht? Das bleibt auch nur reine Spekulation und wäre abhängig vom technischen Geschick eines Schiedsrichters, denn Datenforensik gehört nicht zum Ausbildungsstandard. Ebenso wenig hätte die Herausgabe der Einloggdaten des Smartphone vom Provider gebracht, usw... Erlauben Sie mir dennoch, dass ich hier kritisch anmerke, dass FB keinerlei Bemühungen unternommen hat, den Anschuldigungen irgendwie durch nachprüfbare Fakten etwas Wind aus den Segeln zu nehmen – aber bitte denken Sie beim Lesen der Zeilen immer daran, dass wir absolut nicht wissen können, ob FB betrogen hat oder nicht.
Das Argument, dass man Fremden keinen Zugriff auf private Daten - egal wie geheimnistragend die sein sollten – geben möchte ist durchaus nachvollziehbar, steht aber im Widerspruch ehrliche Wettkämpfe überprüfbar durchführen zu wollen. Und das geht leider nur durch Eingriffe in Persönlichkeitsrechte und zieht sich wie ein roter Faden durch viele Sportsbestimmungen. Da kein Funktionär der Welt exekutive Rechte hat, da diese aus gutem Grunde dem Staat vorbehalten sind, und er daher keinerlei Handhabe hat Beweismittel wie ein Smartphone zu konfiszieren, hilft allein die allgemein aus dem Doping bekannte Regelung: Verweigerung ist Schuldeingeständnis! Nicht vergessen: wir wissen immer noch nicht, ob FB betrogen hat oder nicht!!
Nun könnte FB auch ein Opfer dieser Nichtentscheidung werden, denn durch den „Freispruch zweiter Klasse“ inklusive der Vorgeschichten auf schach.de ist zu erwarten, dass ihm die Vorbehalte lebenslang begleiten werden und er nicht auf ein Ende durch Ablauf einer Sperre hoffen darf.
Jetzt stehen wir am Ende des Artikels wo wir schon am Anfang schon waren: vor einem Berg ungeklärter und unklärbarer Fragen und Entscheidungen, die offenbar keine waren und es bleibt ein unsperrbarer Betrugsverdächtiger mit Partieverlust übrig. Und damit es noch komplizierter wird, möchte ich noch in den Raum stellen, dass die FIDE Ethik Kommission doch noch eine Sperre verhängen könnte, um das Chaos zu komplettieren - denn deutsche Verbands- und Vereinsregelungen und deren Gültigkeit spielen dort keinerlei Rolle.
Aus dem Vorwort der FIDE-Regeln:
Eine angeschlossene Föderation hat das Recht, detailliertere Schachregeln einzuführen,
vorausgesetzt, dass diese:
a) in keiner Weise mit den offiziellen Schachregeln der FIDE in Konflikt treten,
b) nur im Gebiet der betreffenden Föderation Anwendung finden,
c) weder für Wettkämpfe, Meisterschaften oder Qualifikationsturniere der FIDE, noch für
Titel- oder Wertungsturniere der FIDE gelten.
Und durch die Krennwurzn jagt noch eine Frage: wäre es vielleicht nicht klüger den Betrug zuzugeben – auch wenn es gar keinen gab und am Klo nur mit der Freundin gesimst wurde, weil die Partie so langweilig war, der Gegner so elendslange nachdachte und die Sehnsucht immer größer wurde? Aber solche realitätsfernen Gedanken hat eben nur eine Krennwurzn: und wenn ja – wer sollte das beweisen?
Denn da wir nichts wissen, bleibt uns nur der Glaube!
Fall Bindrich nicht beendet
Kaum hat der Schachbund seine Entscheidung im Bndesligabetrugsfall veröffentlicht, erreicht uns Falko Bindrichs Stellungnahme:
Liebe Schachfreunde,
in seiner Entscheidung vom 19. Januar 2013 hat der DSB gegen mich eine 2-jährige Spiel- und Funktionssperre ausgesprochen.
Für meine Entscheidung, meine Taschen und mein Handy nicht durchsuchen zu lassen habe ich bereits vor Ort die maximale Konsequenz, den Partieverlust, getragen. Weitergehende Sanktionen, insbesondere eine Spielsperre, bin ich nicht bereit hinzunehmen.
Aus diesem Grund akzeptiere ich die Entscheidung des DSB nicht. Darüber hinaus gibt es Grund zur Annahme, dass für die extreme Härte der Strafe plus die Bemühungen des DSB mich auch international sperren zu lassen, Motive eine Rolle spielen, die deutlich über meine Funktion als Spieler eines Bundesligavereins hinausgehen.
Ich habe bereits meinen Rechtsanwalt mit der Prüfung der Rechtmäßigkeit der Entscheidung des DSB beauftragt. Auf jeden Fall werde ich Einspruch gegen die Entscheidung beim Präsidenten des Deutschen Schachbundes gemäß § 57 Abs. 3 der DSB-Satzung zur Vorlage beim Schiedsgericht einlegen und, wenn nötig, auch die ordentlichen Gerichte mit meinem Fall befassen.
GM Falko Bindrich,
30. Januar 2013
Mit der aktuellen Smartphone-Diskussion steht Schach als Turniersport vor neuen Herausforderungen. Vor allem die Verbände müssen nun für Rechtssicherheit sorgen. Dieser Vorgang wird anscheinend durch die Causa Bindrich deutlich beschleunigt.
Doch selbst wenn Falko Bindrich auf dem Rechtsweg einen Erfolg erzielt, ändert das an der Meinung der Masse wohl nichts mehr.
Für die überwältigende Mehrheit unserer Leser geht das Urteil des Schachbundes (siehe Umfrage) in die richtige Richtung.

Warten auf Godot
Der Streitfall in der Bundesliga vom 21.10.2012 liegt schon über ein Monat zurück und ... - ja was und: naja was soll schon sein: Nichts! Oder fast nichts – der Protest vom 20.10.2012 wurde abgewiesen – das war aber fast allen interessierten Beobachtern auch mit laienhaften Regelkenntnissen irgendwie schnell klar: Schiedsrichtertatsachenentscheidungen sind im Sport zu akzeptieren.
Aber da war doch noch was am Sonntag? Die ganze Schachwelt war in Aufruhr, sogar internationale Medien haben darüber berichtet – eine aufgeheizte Stimmung und glühende Verfechter aller möglichen Extreme brachten Foren und Tastaturen zum Glühen! Nur der DSB und sein Präsident blieben nach einer mehrtägigen Schockstarre kühl und gaben ein Statement ab:
Ein Hoch auf die Unschuldsvermutung und auf ein gerechtes Verfahren – aber dann? Nichts – da man bzw. niemand entscheidet, braucht auch niemand eine Stellungnahme abgeben – das ist die Lösung des gordischen Knotens!
Wer jetzt denkt, dass das nur die Vorgehensweise des DSB bei schwierigen Problemen im Umgang mit mutmaßlichen Sportbetrugsfällen ist, der irrt gewaltig. Beispielsweise wurde im WDR am vergangenen Montag in der Sendung SPORT INSIDE ein Bericht gesendet, in dem gesagt wurde, dass das IOC nur wenige eingefrorene Dopingproben der Olympiade 2004 kurz vor Ablauf der Sperrfrist von 8 Jahren hat testen lassen und das man u.a jene des zwei Jahre später wegen Doping gesperrten Olympiasiegers Justin Gatlin nicht nachgetestet hat. Oder die Sache mit den Dopingproben von Lance Armstrong und die Spenden an die UCI.
Wollen wir Sportbetrugsfälle überhaupt wirklich aufklären?
Denn scheinbar neigen Verbände eher dazu schwerwiegende Problem dem Vergessen zu überlassen als nach Lösungen zu suchen – die Zeit heilt ja alle Wunden? Aber da gab’s ja noch einen betroffenen Menschen? Wie hieß der noch mal? Egal – vergessen! Aber hat der nicht auch ein Recht auf eine Entscheidung? Egal – Hauptsache vergessen!
Estragon: Komm, wir gehen!
Wladimir: Wir können nicht.
Estragon: Warum nicht?
Wladimir: Wir warten auf Godot.
Estragon: Ah!
Und wie im absurden Theater : ist über die alte Sache Gras gewachsen und hat es ein Esel es wieder weggefressen, dann:
Estragon: Komm, wir gehen!
Wladimir: Wir können nicht.
Estragon: Warum nicht?
Wladimir: Wir warten auf Godot.
Estragon: Ah!

Elo für Alle
Elo für Alle und gegen Gebühr
Nach Jahren der Vorbereitung scheint der Weltschachverband nun technisch in der Lage, eine weltumspannende Auswertung für Schachturniere zu gewährleisten. Die Eingangsschwelle wurde auf 1.000 Elopunkte gesenkt und nähert sich nun dem Anfängerniveau.
Prinzipiell ist es natürlich eine wünschenswerte Entwicklung, weltweit auf eine vergleichbare Zahl zurückgreifen zu können. Doch über kurz oder lang werden die nationalen Systeme immer weiter an Bedeutung verlieren und in den Hintergrund gedrängt. Auch die deutsche DWZ wird unter der Einführung deutlich leiden, und dem Deutschen Schachbund verschließt sich eine potenziell einfach zu nutzende Einnahmequelle. Gut, ernsthafte Vorstöße Geld zu verdienen gab es hier wohl nie, doch das Geschäft macht nun auf jeden Fall ein anderer. Denn eins ist klar: Altruismus ist von der FIDE nicht zu erwarten. Sind die nationalen Verbände erst einmal aus dem Rennen, wird der Monopolist sicher schnell die Schrauben anziehen. Immerhin geht es hier um ein Millionengeschäft, und kommerziell ist der Weltschachbund Vielen voraus. Auch die Einführung von Schnell- und Blitzschachzahlen geht in eine klare Richtung, auch wenn sie im Jahr der Einführung noch kostenlos sind. Über evtl. spätere Gebühren wird bereits beimkommenden FIDE-Kongress in Istanbul während der Schacholympiade diskutiert.
Die Neuerungen im Überblick:
- Die FIDE-Listen werden ab sofort monatlich publiziert. Die nächste Liste folgt somit bereits am 1. August.
- Elozahlen beginnen jetzt bereits bei Elo 1.000. Die ersten Spieler/innen mit Elozahlen zwischen 1000 und 1199 werden im August publiziert.
- Die zum 1.1.2012 eingeführten Wertungen für Schnellschach und Blitzschach wurden nun erstmals am 01.07. publiziert und finden sich bei den Spielern neben der bisherigen internationalen Elozahl. Es gibt keine Gebühren für diese beiden Wertungen für 2012.
Deutsche Nummer eins wandert aus
Na endlich. Mancher hat es kommen sehen oder herbeigesehnt. Schluss mit dem ständigen öffentlichen Gemotze über zu wenig Geld und falsche Trainer. Mancher im Schachbund wird froh sein und der scheidenden Nummer eins keine Träne nachweinen. Schande über Funktionäre, die nicht einmal wissen, wo sie 2005 ihren bisher größten Einzelsieg errungen hat.
So gesehen kann man es Elisabeth Pähtz, die vor sechseinhalb Jahren in Istanbul Juniorenweltmeisterin wurde, nicht verdenken, dass sie in Berlin ihre Sachen packt und in der Türkei, wo die öffentliche Knete für die Schachspieler von der Staatsbank nur so sprudelt, ein neues Leben anfangen will. Aus Lieschen wurde Liese und wird nun also Elüsabeth. Im zünftigen Ankara, wo sie zunächst als Nachwuchstrainerin ran soll, muss sich natürlich erst weisen, ob ihr Haarschnitt (Google zählt 9000 Fotos von ihr, also schauen Sie doch einfach selbst) als Kopftuchersatz durchgeht. Dass der Schachzampano Ali Nihat Yacizi ihr einen Job angeboten hat, weil er gerne junge, freizügig denkende Frauen um sich hat oder sie wohlmöglich in einem laufenden Rechtsstreit mit Pähtz´ früherem türkischen Verein auf seine Seite ziehen will, ist sicher nur böses Gemunkel ewiger Nörgler, wie sie auf deutschen Internetseiten viel zu oft ihre Stimme erheben. Wir aber rufen ihr zu: Ba?ar?lar dilerim, Elüsabeth*! Und vielleicht auf Wiedersehen bei der Schacholympiade in Istanbul (falls sie stattfindet)!
*Viel Erfolg, Lise!

Schachbund auch 2011 im Abwärtstrend
Jährlich präsentiert der DOSB (Deutscher Olympischer Sportbund) seine Mitgliederstatistiken und diese fallen auch 2011 alles andere als rosig für Schach aus. Der Deutsche Schachbund weist den gewohnt kontinuierlichen Schwund von rund 2%, knapp 2.000 Mitgliedern, auf. Das Ergebnis ist schon deshalb ernüchternd, weil die Gesamtheit der Sportarten ständig zulegen kann.
Vielleicht ist Schach out, vielleicht ist Schach doch kein Sport, vielleicht liegt es aber auch schlicht an unserem unprofessionellen Auftreten.
Doch bevor ich mich wiederhole, hier der Link zum letztjährigen Artikel „Schachbund weiter abwärts“, der nichts an Aktualität eingebüßt hat.
Die Statistiken finden sich auf der DOSB-Website zum Downlaod.

Schachbund trennt sich von Arkadij Naiditsch
Der Deutsche Schachbund schafft klare Fronten: Nach lang anhaltenden Querelen fällte das Präsidium am Wochenende eine folgenschwere Entscheidung. Der zuständigen Kommssion für Leistungssport wird empfohlen, Arkadij Naiditsch umgehend aus dem A-Kader zu entlassen. Das Spitzenbrett der Nationalmannschaft fiel u. a. durch wiederholt heftige öffentliche Angriffe auf diverse Funktionäre des Schachbundes in Ungnade.
Details findet man auf der Schachbundsite. Auffallend stellt man sich hinter den in die Schusslinie geratenen Bundestrainer Uwe Bönsch. der "wesentlichen Anteil am Abschneiden der deutschen Mannschaft" hatte.
Kurioserweise verabschiedet man Deutschlands aktuell unumstritten stärksten Schachspieler mit einer goldenen Nadel für seine hervorragenden Leistungen auf der Europameisterschaft. Durch sein ausgezeichnetes Ergebnis am Spitzenbrett trug er wesentlich zur Erringung des Titels bei. Mit der Ehrung durch den DSB einher geht eine kleine Sonderhonorierung von Spielern und Theorietrainer. Man bewegt sich im einstelligen Prozentbereich der 50.000 € Prämie, die das russische Team pro Spieler für den Sieg erhalten hätte oder auch den 30.000 der Armenier, allerdings im Rahmen dessen, was der Schachbund in der Lage zu leisten ist.
Hoffnungen auf weitere Heldentaten einer deutschen Nationalmannschaft muss man fürs Erste wohl begraben. Doch wurde damit immerhin der lästigen öffentlichen Diskussion ein Ende gesetzt, auch wenn das Ergebnis einseitig und unbefriedigend wirkt.
Eine Hintertür bleibt indes offen: Die Suspendierung gilt zunächst bis Mitte 2012. Dann prüft der Bund, ob sich etwas verändert hat und eine neuerliche Zusammenarbeit denkbar wäre. Ein Einsatz Naiditschs bei der kommenden Schacholympiade in Istanbul ist somit noch nicht ganz vom Tisch....

Was ich dem DSB nicht vorschlug
Der DSB rief bezüglich der Fragen um die Nationalmannschaft zu einer öffentlichen Umfrage „Sie fragen, wir antworten!“ auf! Anonyme sind aber wie zu lesen ist („Ihre Fragen schicken Sie mit Ihrem Vor- und Familiennamen – nur diese werden beantwortet – bitte bis 30. November an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!“) ausgeschlossen.
Da mich das als Österreicher rein gar nichts angeht und mich nur ärgert, dass die Deutschen einen Jahrhunderterfolg besser als wir Österreicher zermatschkern können, schrieb ich folgendes Email NICHT an den DSB:
Sehr verehrter, hochwohlgeborener Herr Präsident!
Vorerst möchte ich Ihnen herzlich zu Ihrer Wahl gratulieren, die meiner Meinung nach viel zu spät erfolgte, denn unter Ihrer Präsidentschaft kommen nun endlich jene Erfolge, die dem deutschen Schach schon lange zustehen, zu Stande. Der Gewinn des Mitropa Cups und der Europameisterschaft zeigt, dass Sie genau auf dem richtigen Weg in eine glorreiche Zukunft des deutschen Schachs sind. Leider führte der Erfolg nicht zu der gewünschten Harmonie und es müssen noch Probleme, deren Ursachen in der Vergangenheit und damit nicht in Ihrer Verantwortung liegen, gelöst werden. Aus dem Fußball ist Ihnen sicherlich die Usance bekannt, dass es leichter ist den Trainer zu feuern als die Mannschaft. Aber warum nicht den mutigen Schritt wagen und die aufmüpfige Mannschaft zu ersetzen, wie dies ein mexikanischer Fußballklub schon angedacht hat.
Natürlich besteht dann die Gefahr - wie bei der Olympiade 2010 - dass der sportliche Erfolg nicht darstellbar ist, wenn man eine B oder gar C Mannschaft zum Bewerb schicken muss. Als Lösung schlage ich vor, Spieler die bereits einen starken Deutschlandbezug haben in die deutsche Nationalmannschaft zu integrieren. Als erster bietet sich hier der schon bewährte Rustam Kasimdzhanov an, der die Mannschaft schon zur Europameisterschaft führte und er könnte natürlich dann seinen Schützling Viswanathan Anand mitbringen, der in Wirklichkeit nicht der Tiger von Madras, sondern ein waschechter Chesstiger aus der Karnevalstadt Mainz ist. Dass dem Berliner Levon Aronian ein Fixplatz zusteht ist ebenso klar wie jener für den vielfachen Dortmundsieger Vladimir Kramnik mit seinem deutschen Manager. Das erste Ersatzbrett geht dann an den netten „Gusti nationale“ um für eine positive Stimmung auf seinem Blog zu sorgen!
Nationalmannschaft: Anand, Aronian, Kramnik, Kasimdzhanov
Mit dieser Mannschaft braucht man dann auch beinahe kein Glück bei zukünftigen Bewerben – es genügt allein die Teilnahme, um Erfolge zu garantieren. Mittelfristig sollte man daran denken auch Magnus Carlsen in die Nationalmannschaft einzubauen – kurzfristig genügt es den Alterspassus (keine Spieler über 40), der ohnehin diskriminierend ist, aus den Bestimmungen zu streichen.
Nun bietet sich Ihnen die einmalige Möglichkeit es allen Recht zu machen! Die aufmüpfigen Spieler wurden bereits aus der Nationalmannschaft ausgeschlossen und nun können Sie sich daran machen die Forderung nach einem neuen Bundestrainer ebenfalls zu erfüllen. Da Ihrem Vorgänger es nicht gelungen ist, die größten K‘s der Schachgeschichte an der FIDE Spitze zu etablieren, steht der Weg offen für einen Teammanager Karpov für das Organisatorische und Politische und einen Bundestrainer Kasparov, dessen Eröffnungskenntnisse und -datenbank legendär sind – zudem könnte er das zweite Ersatzbrett als selten spielender Kapitän besetzen, falls er wie viele andere Sportler über 40 den Rücktritt vom Rücktritt machen sollte.
Teammanger Karpov – Bundestrainer Kasparov
Da nun jegliche Probleme mit der Nationalmannschaft zweifelsfrei geklärt sind, müssen Sie sich nur mehr der Kommunikation und Außenwirkung widmen und auch diese radikal umstellen. Als erste Maßnahme ist die Durchsetzung des Hausrechts des DSB klarzustellen. Kein Schachspieler darf sich – auch nicht im privaten Bereich – in irgendeiner Form negativ über Schach und schon gar nicht Schachpolitik äußern. Da aber schon der Begriff „negativ“ nicht positiv ist und auch zu Diskussionen führen könnte, gilt ab sofort das totale Äußerungsverbot für alle Schachspieler, Funktionäre, Blogger, usw. Nur positive Jubelmeldungen mit vielen Fotos am besten ohne Text – das verringert auch die Anzahl der Rechtschreibfehler – dürfen in Zukunft auf der Homepage des DSB und untergeordneten Partnerseiten veröffentlicht werden! Denn ein Bild sagt mehr als tausend Worte! Und ein Präsidentenfoto mit einem oder mehreren Pokalen – was will man da noch mehr?
Da man die Bloggerszene leider nicht vollständig kontrollieren kann und diese Anonymen ziemlich lästig sein können und überall ihren Senf, Kren oder sonst was dazugeben müssen, ist es notwendig auch dort meinungsbildend präsent zu sein. Ich schlage daher vor, dass Sie sich zwar öffentlich niemals zu nichts äußern, aber gerade deswegen mit verschiedenen wechselnden Pseudonymen an diversen Blogdiskussionen teilnehmen und dort auch bei konträren Diskussionen beide Standpunkte einnehmen zu können, denn nur so können Sie sicherstellen, dass Sie schon vorher wussten was richtig oder falsch war! Wie schon bei der Problemlösung Nationalmannschaft gilt: nur wer beiden Seiten recht gibt, steht als Gewinner da!
Hausrecht – nur Jubelmeldungen – keine Kritik
Wie sollte man das alles finanzieren höre ich die Kritiker, die es nun bald gar nicht geben dürfte, dennoch fragen. Auch das ist ganz einfach! Da Beitragserhöhungen beim Schachvolk nicht gut ankommen, Sponsoren schwer zu finden sind und auch noch Gegenleistungen wollen, muss auf eine sichere Einnahmenquelle umgestellt werden: einer Partieabgabe von lächerlichen 10 Cent pro Partie. Das können sich sogar die knausrigsten Schachspieler leisten.
Wie uns zuverlässige Statistiker – auch undiplomatische – sagen, werden alleine am deutschen weltgrößten Schachserver täglich um die 200.000 Partien gespielt, daneben gibt es noch den weltgrößten browserbasierten Schachserver ebenfalls mit Sitz in Deutschland und natürlich werden auch anderswo in Deutschland in Klublokalen, Kaffeehäusern, privaten Wohnungen, etc. täglich unzählige Partien gespielt. Bei vorsichtiger Schätzung von 300.000 Partien täglich ergeben sich Jahreseinnahmen von über 10 Millionen Euro (30.000 Euro täglich).
Finanzierung: Partieabgabe von nur 10 Cent
Sollten sich dennoch Finanzierungsprobleme ergeben, sollte man auch noch checken, ob nicht auch Analysestellungsabgaben, Taktikstellungsabgaben, Tablebase- und Enginestellungsberechnungsabgaben als Einnahmequellen zu erschließen wären.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Ihr ergebenster gschamsta Diener
Krennwurzn
ANHANG
Zur Unperson
Krennwurzn, geht seit einem Jahr = Jahrgang, Volksschulabschluss, Tanzkurs, österreichischer Dauernörgler, größter schachlicher Erfolg: Remis gegen Kasparov in Gewinnstellung (2006)
Sprachliche Eigenheiten
Da sich die Deutschen und Österreicher vor allem durch die gemeinsame Sprache unterscheiden (Karl Kraus):
Thema Anonymität
Hier möchte ich auf die bemerkenswerten Zeilen des Schachfreundes „hiphappy“ verweisen - danke für die schöne Ausformulierung:
Zur bösen Anonymität: auch ich werde hier nicht mit meinem Namen unterschreiben. Ein Pseudonym (welches ich seit knapp 10 Jahren verwende) reicht, einigen ist meine Identität bekannt, und wer will, kann meinen Namen wahrscheinlich binnen einer Minute ermitteln. Trotzdem muss ich nicht ALLES mit meinem Namen in Verbindung bringen (Stichwort: neuer Arbeitgeber und Google: der kann nämlich diverse Diskussionsbeiträge unter Umständen überhaupt nicht richtig einordnen). Das halte ich für mein und jedermanns gutes Recht. In jedem regelmäßig geführten Blog/Forum hat man nach kurzer Zeit raus, wer sinnvoll schreibt und wer nicht. Ob da nun realer Name oder Irgendwas steht ist völlig unerheblich.
Schachlicher Erfolg
Remis gegen IM Sergej Kasparov bei einem Onlineblitzturnier – gegen den Garry würde ich mich wohl gar nicht spielen trauen und die Stellung war vorher natürlich für mich verloren.
Zum Nachspielen einfach in ein Schachprogramm kopieren oder als PGN abspeichern.
[Event "Wertungspartie, 5m + 0s BLITZ"]
[Site "SCHACH.DE Offiziell B"]
[Date "2006.01.20"]
[Round "2"]
[White "Krennwurzn"]
[Black "Masis"]
[Result "1/2-1/2"]
[ECO "A57"]
[WhiteElo "1718"]
[BlackElo "2647"]
[SetUp "1"]
[FEN "8/1r2pk2/p2p1p2/P2P2p1/4P3/5PK1/qpQ3P1/1R6 w - - 0 45"]
[PlyCount "23"]
[EventDate "2006.01.20"]
[EventType "blitz"]
{Masis = IM Sergej Kasparov - Sie dachten doch wohl nicht an Garry - es war für mich das schon ein toller Erfolg :-))} 45. e5 {in verlorener Stellung darf man alles spielen!} dxe5 $4 {oops -der hat die Partie schon abgehakt} (45... Qxd5 $19) 46. Qh7+ Ke8 $4 und Remis will er auch nicht} (46... Kf8 47. Qh8+ Kf7 48. Qh7+ {Dauerschach}) 47. Qg8+ {GEWINNSTELLUNG} Kd7 48. Qe6+ Kc7 (48... Kd8 49. Rh1 $18 {wird matt}) (48... Ke8 49. Rh1 {detto matt}) 49. Qxe7+ {Zeitnot- den Gewinn sehe ich nicht - ich mache Zugwiederholung} (49. d6+ $1 exd6 50. Qxa2 $18 {und die Dame ist weg - leichter Gewinn}) 49... Kb8 50. Qf8+ Ka7 51. Qc5+ Ka8 52. Qc8+ Ka7 53. Qc5+ Kb8 54. Qf8+ (54. Rh1 {wird schon fad - aber das wird wieder matt}) 54... Kc7 55. Qe7+ (55. Qc5+ Kd7 56. Rh1 {nicht schon wieder #6 :-))}) 55... Kb8 00:06]} 56. Qf8+ {GESCHAFFT REMIS - dem Sieg erfolgreich aus dem Weg gegangen!!} 1/2-1/2

Konkurrenz für angestaubte Verbände - ACO, der neue Weltschachbund?
Die Werbemaschine ist angelaufen. Seit Wochen wandert eine Mail durch die Netze, Flyer finden sich auf Schachturnieren und auch uns erreichte die Nachricht: ACO, Amateur Chess Organisation, gemäß eigenem Bekunden „die neue Weltschachorganisation für Amateurschachspieler“, betritt die Bühne.
Auf einer ansprechend gemachten Website, www.amateurchess.com, findet man einige weitere Informationen. Ziel sei es, die von der FIDE bisher nicht ausreichend vertretenen Spieler unter Elo 2400 zu bedienen, und man „werde alles tun, damit Schach, Freude und Spaß wieder in einem Boot sitzen.“ Wie das genau aussehen soll, wird nicht genauer beschrieben.
Geleitet wird die in der Slowakei ansässige Organisation von Lothar Hirneise, Vater des in der deutschen Schachszene gut bekannten Internationalen Meisters Tobias Hirneise (Elo knapp 2450), zusammen mit GM Falko Bindrich auch Geschäftsführer der ACO.
Was bietet die ACO?
Zu Beginn wartet man gleich mit einer ACO-Weltmeisterschaft auf, die im klimatisch unfreundlichen Juli 2012 in Dubai im feudalen 5*-Hotel Jebel Ali über die Bühne geht. Für die Siegerehrung lockt der Ballsaal des Burj al Arab. Hier werden Titel in 7 Ratingklassen vergeben. Drei Anmeldungen pro Land und Gruppe sind möglich, wobei keine Qualifikation nötig ist. Wer zuerst kommt, mahlt (zahlt?) zuerst. Warum wir eine solche Weltmeisterschaft brauchen, bzw. welchen Sinn Weltmeistertitel in Ratingklassen machen, erschließt sich mir nicht. In der untersten Klasse 0-1200 bin ich dann WM der fortgeschrittenen Schachanfänger?!
Auch das zweite publizierte Turnier, die ACO Jugend Schachweltmeisterschaft wird nach ähnlichem Schema an einem attraktiven Ort (Disneyland in Paris) ausgetragen.
Für die Zukunft verspricht man ein neues Rating- und Trainingssystem, Online- und Liveschach, eine komplett neue Form der Schachligen und die Förderung des Jugendschachs.
Wie finanziert sich die ACO?
Beide Startveranstaltungen finden sowohl ohne Start- wie auch Preisgeld statt. Auf Rückfrage erhielten wir die Auskunft, dass Finanzierung/Sponsoring der ACO ausschließlich über mehrere Privatpersonen läuft.
Da ich nicht immer den philanthropischen Grundgedanken unterstelle und keine Einnahmen über Mitgliedschaften angestrebt werden, stimmt mich dieser Punkt etwas nachdenklich. Mit all den angestrebten Punkten besteht großer Personal- und Investitionsbedarf.
Es kann der Eindruck entstehen, dass eine Finanzierung über touristische Leistungen erfolgen wird. Die angebotenen 899 € für ein DZ (Einzelzimmer werden nicht angeboten) ohne Flug und Transfers dürften jedoch im Rahmen dessen liegen, was über deutsche Reiseveranstalter anfallen würde.
Brauchen wir eine solche Organisation?
Unser bestehender Weltschachverband FIDE sieht naturgemäß seine Aufgabe im Spitzenschach und verfolgt diese keineswegs zur Zufriedenheit aller.
Doch sehe ich auch keinen Bedarf an einer anderen weltweiten Vereinigung, die meisten Schachspieler kommen ohnehin nie in Kontakt mit dem Weltverband. Zudem haben wir endlich die lange, dem Schach abträgliche Phase zweier Spitzenverbände und boxartigen Zuständen mit mehreren Weltmeistern überwunden.
Im Moment erweckt die ACO auf mich noch den Anschein eines privaten Veranstalters, der seine Turniere unter dem Deckmantel einer Organisation mit eigenen WM-Titeln verkaufen möchte. Der Mehrwert für die Szene ist (noch) nicht spürbar.
Auf der anderen Seite ist es ausgesprochen schwierig, sei es auch mit noch so hehren Zielen, ohne große Rückendeckung Fuß zu fassen. Bis sich eine entsprechende Reputation eingestellt hat, schaue ich mir die Sache von der Seitenlinie an.
Was halten Sie davon? Brauchen Schachamateure eine weltweite Vertretung?
Ein von der ACO zur Verfügung gestelltes Interview mit dem Präsidenten, Lothar Hirneise, finden Sie hier zum Download als PDF.
Unsere Kurzumfrage brachte ein klares Ergebnis. Mehr als dreiviertel stimmten auf die Frage "Brauchen Ammeteure eine Weltschaorganisation?" mit Nein. Andererseits wollten jedoch fast 25 % organisiert werden...

Diese Wüllenwebers (Folge 13): Zu Besuch beim Schachbund
Auf der Homepage des Schachbundes wird die Ankunft von Fritz 13 gefeiert. Der Entwickler der neuen Schach-Software schreibt einen lobenden Artikel. Eigenartig ist nur: niemand weist darauf hin, dass es sich hier um Werbung handelt. Doch bevor wir anfangen, uns darüber Sorgen zu machen, klären wir erst noch eine andere Frage: Wer ist eigentlich dieser Fritz?
Fritz wurde an der Elbe geboren, er ist ein Hamburger Jung und, wie sollte es anders sein, ein Freund des HSV. Schon früh brachte Matthias Wüllenweber, der Vater, seinem Zögling schachliche Kniffe und viele Rechentricks bei. Bald bemerkte er, dass Fritz talentiert und besonders auch in Blitzpartien unheimlich stark war. Beide spielten so viel Schach in den Büroräumen des Vaters, dass dieses Büro in der Familie auch schon die Chessbase genannt wurde.
Auch wenn man immer nur von Fritzens Vater und eigentlich nie von seiner Mutter hört, so hatte Fritz doch auch viele Geschwister. Sie bekamen zwar bei der Geburt alle ihre eigenen Namen, doch weil die Eltern praktisch veranlagt waren, nannten sie sie im Alltag alle einfach nur Fritz und hängten zur besseren Unterscheidung eine Zahl dahinter. So verbrachte ich in jüngeren Jahren bei Freunden zum Beispiel einige Zeit mit Fritz 5 und Fritz 6, die mit bürgerlichem Namen eigentlich Rudi und Guildo hießen. Beide waren bärenstark und haben mich oft im Blitzschach deprimiert. Sogar zur Analyse meiner schrecklichen Verlustpartien wären sie bereit gewesen, doch meistens fehlte mir die Geduld und ein ausreichender Drang zur Sorgfalt, so dass ich nicht immer auf das Ende ihre Überlegungen zu warten bereit war.
Edi, ein weiterer Sohn der Wüllenweber-Familie, war auch im Turnierschach ausgesprochen erfolgreich. Auf einem der umstrittenen Quickstep-Turniere in Wildeshausen luchste er seinem Vater Matthias sogar einmal 38 DWZ-Punkte an nur einem Tag ab. Nun sind 38 Punkte eine ganze Menge, und der Vater ärgerte sich sehr. Wieder zurück in Hamburg bezeichnete er seinen Sohn beim Abendbrot dann auch prompt als „Dieb“ – natürlich nur scherzhaft und mit dem gebotenen Maß an Ironie, doch der Name blieb haften. Fortan hatte Edi mit „Dieb Fritz“ seinen familieninternen Spitznamen (oder auch Fritznamen) weg, und weil so etwas ja nie lange geheim bleibt, griffen die anwesenden Papparazzi diesen Namen gerne auf und wandelten ihn für die internationale Presse mit „Deep Fritz“ lediglich ein wenig um. Als Deep Fritz später Wladimir Kramnik spektakulär auf h7 mattsetzte und dadurch Weltmeister wurde, wusste kaum jemand, dass sein wahrer Name eigentlich Edi Wüllenweber war.
Kramnik im Spiel gegen Edi Wüllenweber (Deep Fritz), 1.Runde in Bonn 2006 (Zeichnung von Emese Kazár - vielen Dank!)
Weitere Fritzen erblickten das Licht der Welt, doch auch andere Familien hatten dazugelernt und schickten nunmehr sehr starken Nachwuchs zu den Turnieren. Beispielsweise gelten die Houdinis mittlerweile als gewitzter, und der junge Stockfisch soll sogar auch mal umsonst für eine Trainingsstunde vorbeikommen. Manche Spieler dieser neuen Generation spielen zwar stark, aber nehmen es mit der Etikette nicht so genau – erst kürzlich wurde dem jungen Rybka ein wichtiger Titel aberkannt.
Neu geboren, oder wie man auch scherzhaft sagen könnte, auf den Markt gebracht wurde nun Lothar Wüllenweber, der familienintern wohl als Fritz 13 ins Rennen gehen wird.
Die Freude war bei den Wüllenwebers natürlich wieder sehr groß, und auch wir bei der Schach-Welt freuen uns im Rahmen unserer Möglichkeiten mit. Herzlichen Glückwunsch nach Hamburg!
Ganz aus dem Häuschen über den neuerlichen Nachwuchs scheint hingegen der Deutsche Schachbund gewesen zu sein. Die offizielle DSB-Seite präsentiert die Ankunft von Fritz 13 als Top-Meldung. Voller Vaterstolz und mit einigen Bildern erklären die Wüllenwebers in einiger Breite, einiger Tiefe und einiger Länge, was ihr jüngster Sproß so alles kann: "Jetzt anschauen und staunen!".
Wozu kann man Lothar einsetzen, warum Lothar noch klüger, schneller, besser ist als alle seine Geschwister vor ihm, und welche Kaufanreize es noch so gibt – das alles erklärt dieser umfangreiche Artikel mit vielen Details. Auch der direkte Link zum Chessbase- Onlineshop fehlt nicht.
Nun könnte man fast meinen, der DSB hätte einen objektiven, fairen Produkttest auf seiner mir wirklich sympathischen Seite platziert. Das wäre auch sehr schön, und wir glauben ja selber auch, dass Fritz 13 wieder ein tolles Produkt geworden ist. Aber ich verstehe es nicht ganz - hätte der DSB diesen irgendwie doch sehr einseitig werbenden Artikel "Fritz 13 ist endlich da!" nicht auch als Produktwerbung kennzeichnen können/sollen? Fairer wäre das, gegenüber den Lesern. Aber vielleicht wurde es auch einfach nur vergessen.
Hätten wir so etwas im Privatfernsehen (oder bei der ARD) gesehen, würden wir uns wundern und unter Umständen als Schleichwerbung bezeichnen. Doch wir wollen hier nichts Böses unterstellen. Immerhin ist die Firma Chessbase ja auch DER große Sponsor unseres Schachbundes, und da erscheint es selbst uns nur recht und billig, dass der große Sponsor auf der Homepage aus dem Nähkästchen erzählen darf – und damit dann im Gegenzug ein bisschen Geld verdient.
Warten wir also auf die nächsten Artikel – vielleicht dürfen ja auch Versandhändler für Schachmaterial, private Turnierveranstalter, die Bundesregierung oder (bevor sie pleite geht) die Bank of America bald eine längere Eigenwerbung auf der ansonsten immer lesenswerten Homepage des DSB einstellen. Gens uns sumus!

Nominierungsroulette zur EM - Der Fall Khenkin
Gerade ein paar Tage ist es her, dass wir vom Comeback der alten Nationalmannschaft und der Hoffnung auf ein Ende der Querelen berichteten und schon verdunkelt sich der Himmel erneut. Betroffen ist diesmal der etwas undankbare fünfte Platz. Die Nominierung Rainer Buhmanns, mit Elo 2606 die Nr. 8 der deutschen Rangliste, löste bei vielen Lesern Verwunderung aus. Rangierte doch unter Anderem der amtierende Deutsche Meister, Igor Khenkin, deutlich vor ihm.
Darüber ob Ballack oder Lahm der bessere Fußballspieler ist, lässt sich trefflich streiten, im Schach hingegen gibt es eine klare Leistungseinschätzung über die Elozahl. Nur selten basieren Mannschaftsaufstellungen auf anderen Kriterien. Warum wich der Bundestrainer von dieser klaren Vorgehensweise ab? Wir machten uns auf die Suche und trafen dabei auf ratlose und enttäuschte Spieler:
Deutschlands Nummer 5 (Elo 2628), Alexander Graf:
„Es ist schon 4 Jahre her, dass ich aus dem Team gestrichen wurde. Der Grund wurde mir nicht mitgeteilt. Wegen des Alters vermute ich. Seitdem hatte ich keinen Kontakt mit dem DSB.“
Igor Khenkins Ratlosigkeit
Damit ist für Graf das Thema Nationalmannschaft wohl passé. Nicht jedoch für den amtierenden Deutschen Meister, Igor Khenkin (2624). Von ihm erreichte uns folgende Stellungnahme:
"Letztlich ist Uwe Bönsch natürlich der Bundestrainer und hat das Recht und die Pflicht die Mannschaftsmeldung für die EM zu machen. Aber wie Viele, frage ich mich natürlich auch, nach welchen Kriterien denn die Mannschaft aufgestellt wird ? Die ersten Vier werden wohl nach ELO-Zahl aufgestellt, der fünfte Teilnehmer aber nicht. Sowohl Alexander Graf wie auch ich haben doch eine erheblich bessere Zahl. Nicht einmal der Deutsche Meistertitel war hier ausschlaggebend, auch danach habe ich weiter sehr erfolgreich gespielt und meine ELO-Zahl weiter verbessert. Aktuell habe ich die gleiche ELO-Zahl wie Jan Gustafsson (ELO 2631).
Letztlich mag es noch neben der ELO-Zahl andere Kriterien geben, warum aber nur für den fünften und nicht für alle. Welche Kriterien sind es denn überhaupt?
Hierzu schrieb mir Uwe Bönsch nichtssagend:
"Heute wurden die Mannschaften für die Europameisterschaft nominiert. Leider muss ich dir mitteilen, dass du in der aktuellen Aufstellung nicht berücksichtigt wurdest. Verschiedene Faktoren haben bei der Wahl der Spieler eine Rolle gespielt. Am Ende fiel die Entscheidung jedoch auf Grund des Gesamtpakets."
Welche Faktoren, was für ein Gesamtpaket? - das sind leere Worthülsen. Da ich nicht weiß, warum man mich nicht berücksichtigt, fühle ich mich schlecht behandelt und bin sehr enttäuscht. Es ist eben besonders schmerzhaft, wenn man durch so einen Willkürakt - der nicht sinnvoll begründet wird – daran gehindert wird für sein Land zu spielen. Daher appelliere ich noch einmal an Uwe Bönsch und die Verantwortlichen vom DSB, mir doch irgendwie objektive Gründe für meine Nichtberücksichtigung mitzuteilen."
Igor Khenkin
Nun stellt sich die Frage, ob persönliche oder triftige interne Gründe für die Entscheidung vorliegen. Doch auch dann sollten diese zumindest den Betroffenen, unter Umständen auch der Öffentlichkeit, mitgeteilt werden und natürlich nicht in Form einer unpersönlichen e-Mail.
Khenkins Weg über unseren Blog wirkt wie das letzte Mittel und offenbart, dass die interne Kommunikation nicht funktioniert. Bei unbeteiligten Beobachtern kann schnell der Eindruck entstehen, es gäbe kein Miteinander und Funktionäre die selbstherrlich die Ohnmacht der einzelnen Spieler ausnutzen.
Von einem der bestbezahlten Funktionäre des deutschen Schachs erwarte ich eine deutlich andere und intensivere Art der Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit. Die Hauptaufgabe eines Bundestrainers liegt dabei in der Führung einer Nationalmannschaft, ihr sich gegebenenfalls unterzuordnen, eben alles für guten Teamgeist und bestmögliches Abschneiden zu tun. Schachliche Unterstützung hingegen kann er auf diesem Niveau kaum noch bieten, aber das muss er auch nicht.
Solange sich Erfolge einstellen, kann man über vieles hinwegsehen. Allerdings fällt mir auf Anhieb keine Veranstaltung innerhalb der letzten 10 Jahre ein, in der eine deutsche Mannschaft über den Setzlistenplatz hinauskam.
Es liegt vieles im Argen!

Endlich wieder Nationalmannschaft
GM Arkadij Naiditsch 2707
GM Daniel Fridman 2652
GM Georg Meier 2648
GM Jan Gustafsson 2631
GM Rainer Buhmann 2606
Dazu DSB-Präsident Herbert Bastian.
"Das Präsidium des Deutschen Schachbundes ist sehr erleichtert darüber, dass es dank der guten Vorarbeit der Kommission Leistungssport unter der Führung von Klaus Deventer gelungen ist, wieder unsere stärksten Spieler für die Nationalmannschaft zu berufen. Damit wird ein Schlussstrich unter die Querelen der Vergangenheit gezogen und der Blick gemeinsam nach vorne gerichtet"...
...Und an unsere Mitglieder in den Vereinen ist die Erwartung gerichtet, dass sie unsere Nationalspieler moralisch unterstützen, wenn diese auf der Europameisterschaft nicht zuletzt um die Wiederherstellung des guten Ansehens der Schachnation Deutschland spielen werden."
Money makes the world go round
Die finanzielle Situation konnte mithilfe eines neuen Sponsors für beide Seiten zufriedenstellend geklärt werden. Mit einer anderen Kernforderung, der Absetzung Uwe Bönschs, setzte sich das Team jedoch nicht durch.
Allerdings scheint mit dieser Konstellation neues Ungemach vorprogrammiert. Nach der über Monate heftig geführten Auseinandersetzung wird es mehr als schwierig sein, ein harmonisches Klima zwischen Mannschaft und Teamkapitän/Delegationsleiter Bönsch herzustellen.
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