Opposition
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Samstag, 22 Januar 2011 01:41

Opposition

Nach den Hängenden Bauern drehte sich ein weiteres Referat der letzten Schachreise um das Thema Opposition. Wohlweislich wurde es an einen Spieler vergeben, der seit gut einem halben Jahr Nahschach spielt. Bei seinem ersten Schachturnier Ende letzten Jahres erreichte er eine DWZ von 1210. Zu wenig um ein solches Referat befriedigend darbieten zu können?  Ich fand es erstaunlich zu sehen, was mit entsprechender Motivation und Zähigkeit möglich ist (allerdings liegt seine gefühlte praktische Spielstärke bereits bei 1600-1700 DWZ) - doch urteilen Sie selbst! Schachliches Grundwissen für jeden. JH

Ein Beitrag von Olaf Hilsansky

Definition:

Opposition ist eine Gegenüberstellung der Könige mit ungeradem Felderabstand (1,3 oder 5 Felder). Bei einem Feld zwischen den Königen spricht man von der gewöhnlichen oder auch Nahopposition und bei mehreren Feldern  von der Fernopposition. Sie ist im Endspiel spielentscheidend.

Die Nahopposition

oppo1 

Was bringt uns diese Erkenntnis der Opposition im Schachspiel?
Einfache Beispiele:
1a: Zentralbauer + König gegen König
b: Randbauer + König gegen König
2a: zentraler Freibauer + König vor Bauer gegen König
b: Freibauer am Rand + König vor Bauer gegen König
3a: gedeckter zentraler Freibauer + König gegen König + Bauer
b: gedeckter Freibauer am Rand + König gegen König + Bauer
4: nicht gedeckter zentraler Freibauer + König gegen König + Bauer

Beispiel 1a: Zentralbauer + König gegen König

oppo8

1.Ke5-f5 Ke7-e8 2.Kf5-f6 Ke8-f8 3.e6-e7+ Kf8-e8 4.Kf6-e6

Definition:

Betritt der König vor dem Bauern die sechste Reihe, gewinnt Weiß immer. Betritt der König mit dem Bauern die sechste Reihe, dann sollte der verteidigende König in die Opposition. Bei Schachgebot auf der 7.ten Reihe ist die Partie immer Remis.

Beispiel 1 b: Randbauer + König gegen König

 oppo2 

1.a4-a5 Ka7-b7 2.a5-a6+ Kb7-a8
[2...Kb7-b8 3.Kb5-b6 Kb8-a8 4.a6-a7;2...Kb7-a7 3.Kb5-a5 Ka7-b8 4.Ka5-b6 Kb8-a8] 3.Kb5-b6 Ka8-b8 4.a6-a7+ Kb8-a8

Definition:

Bei einem Randbauer mit König ist es egal wohin der verteidigende schwarze König zieht. Er braucht nicht die Oppositionsregel beachten: die Partie ist immer remis. Denn der schwarze König zieht einfach hin und her (Ka8 + Kb8).

Beispiel 2a: zentraler Freibauer + König vor Bauer gegen König

oppo3

1.d2-d3
[1.Kd4-c4 Kd6-c6 2.d2-d3 Kc6-d6 3.Kc4-d4 Kd6-c6 4.Kd4-e5 Kc6-d7 5.Ke5-d5 Kd7-c7 6.Kd5-e6 Kc7-d8 7.d3-d4 Kd8-c7 8.d4-d5 Kc7-d8 9.Ke6-d6 Kd8-e8 10.Kd6-c7 Ke8-f7 11.d5-d6 Kf7-f6 12.d6-d7 Kf6-e6 13.d7-d8D] 1...Kd6-c6 2.Kd4-e5 Kc6-d7 3.Ke5-d5 Kd7-c7 4.Kd5-e6 Kc7-d8 5.Ke6-d6 Kd8-c8 6.Kd6-e7 Kc8-c7 7.d3-d4 Kc7-c6 8.Ke7-e6 Kc6-c7 9.d4-d5 Kc7-d8 [9...Kc7-c8 10.Ke6-e7 Kc8-c7 11.d5-d6+ Kc7-c8 12.d6-d7+ Kc8-b7 13.d7-d8D] 10.Ke6-d6 Kd8-c8 11.Kd6-e7 Kc8-c7 12.d5-d6+ Kc7-c8 13.d6-d7+ Kc8-c7 14.d7-d8D+

Definition:

Ist der angreifende König auf der 6.ten Reihe vor dem eigenen Bauer, dann ist die Partie immer gewonnen - egal ob die Opposition vom verteidigenden König beachtet werden kann oder nicht, d.h. immer als Angreifender den König vor den eigenen Bauer bringen.

 

Beispiel 2b: Freibauer am Rand + König vor Bauer gegen König

oppo4

1.a2-a3 Ka6-b6 2.Ka4-b4 Kb6-a6 3.a3-a4 Ka6-b6 4.a4-a5+ Kb6-a7 5.Kb4-b5 Ka7-b7 6.a5-a6+ Kb7-a7
[6...Kb7-b8 7.Kb5-b6 Kb8-a8 8.a6-a7] 7.Kb5-a5 Ka7-b8 8.Ka5-b6 Kb8-a8 9.a6-a7

Definition:

Auch hier gilt: Mit Randbauern ist die Partie immer remis - unabhängig davon ob der weiße König vor dem Bauern ist.

Beispiel 3a: gedeckter zentraler Freibauer + König gegen König + Bauer

oppo5

1.Kf5-f6 Kd7-d8
in die diagonale Opposition! 2.d6-d7 schwarz muss nehmen - sonst nach Kc7, weißer König e7 und der Bauer läuft auf die Grundreihe mit Dameumwandlung.
[2.Kf6-g7 Kd8-e8 3.Kg7-g8 Ke8-d8 4.Kg8-f8 Kd8-d7 5.Kf8-f7 Kd7-d8 6.Kf7-e6 Kd8-e8 7.d6-d7+ Ke8-d8 8.Ke6-f6 Kd8xd7 9.Kf6-f7 Kd7-d8 10.Kf7-e6 Kd8-c7 11.Ke6-e7 Kc7-c8 12.Ke7-d6 Kc8-d8 13.Kd6xc6 Kd8-c8 14.Kc6-d6 Kc8-d8 15.c5-c6 Kd8-c8 16.c6-c7 Kc8-b7 17.Kd6-d7 Kb7-b6 18.c7-c8D] 2...Kd8xd7 3.Kf6-f7 nicht e5?, da der schwarze König in die Opposition mit e7 kommen kann und die Partie ist remis, da mit ewiger Gegenüberstellung/ Opposition = 3-fache Stellungswiederholung = remis. 3...Kd7-d8 4.Kf7-e6 Kd8-c7 5.Ke6-e7 jetzt geht weiß in die Opposition und wird gewinnen. 5...Kc7-c8 6.Ke7-d6 Kc8-b7 7.Kd6-d7 Kb7-b8 8.Kd7xc6 Kb8-c8 König vor Bauer gewinnt immer. 9.Kc6-d6 Kc8-d8 10.c5-c6 Kd8-c8 11.c6-c7 Kc8-b7 12.Kd6-d7 Kb7-b6 13.c7-c8D

Definition:

Mit dem gedeckten zentralen Freibauer gewinnt immer die Partei mit dem angreifenden Mehrbauer, da der Angreifende mit einem Baueropfer die Opposition übernimmt und dadurch den König vor den übrig gebliebenen zentralen Freibauer stellen kann, was die Partie immer gewinnen lässt.

Beispiel 3b: gedeckter Freibauer am Rand + König gegen König + Bauer

oppo6 

1.Ke5-d5
[1.-- Kb8-c8 2.Ke5-d6 Kc8-b8 3.Kd6-c6 Kb8-c8 4.b6-b7+ Kc8-b8 5.Kc6-b6] 1...Kb8-c8 2.Kd5-c6 Kc8-b8 3.b6-b7 Kb8-a7 4.Kc6-c7

Definition:

Der gedeckte Freibauer am Rand ist immer remis. Egal ob weiß oder schwarz am Zug ist. Der schwarze König lässt sich in die Ecke drängen und kann nicht mehr ziehen = patt = remis.

Anm. JH: Mit diesem Grundwissen sollte die Lösung des folgenden Diagramms leichter fallen:

oppdiajh
Weiß am Zug, Lösung am Ende des Dokumentes


Beispiel 4: nicht gedeckter zentraler Freibauer + König gegen König + Bauer

oppo7

1.Kd5-c4 Kc8-d8 2.Kc4-d4 Kd8-c8
[2...Kd8-c7 3.Kd4-c5 3...Kc7-d8 4.Kc5-b6 4...Kd8-e7 5.c6-c7 5...Ke7-d7 6.Kb6-b7 6...Kd7-d6 7.c7-c8D] 3.Kd4-d5 3...Kc8-d8 [3...Kc8-c7 4.Kd5-c5 Kc7-c8 5.Kc5-b6 Kc8-b8 6.Kb6xa6 Kb8-c8 7.Ka6-b6 Kc8-b8 8.c6-c7+ Kb8-c8 9.a5-a6 Kc8-d7 10.a6-a7 Kd7-e6 11.c7-c8D+] 4.Kd5-d6 Kd8-c8 5.c6-c7 Kc8-b7 6.Kd6-d7 Kb7-a8 7.c7-c8D+ Ka8-a7

Definition:

Hier greift die sogenannte Dreiecksregel, d.h. durch das rückwärtige Dreiecksmanöver d4, e4 und e5 kommt der Angreifende wieder auf sein Ausgangsfeld e5 zurück und gibt dabei die Zugpflicht an den Verteidigenden ab und gewinnt..

Über den Autor

Olaf Hilsansky, geb. 1964, erlernte mit 14 Jahren die Grundfunktionen wie das Ziehen der Figuren und die Spielaufstellung im Schach. Nach 30 jähriger Abstinenz entdeckte er seine Sammelleidenschaft für Brettcomputer von der Marke Mephisto und Fidelity . Als Bediener dieser Computer und nach zweijähigen Erfahrungen der Spielweise der verschiedensten Brettcomputer gegeneinander entschloss er sich das Schachspiel besser zu erlernen. Seit Juli 2010 hat er sich mit ernstem Interesse dem Schach gewidmet. Bei seiner Teilnahme an seinem ersten Schachturnier hat er sich seine Erst-DWZ von 1210 erarbeitet, mit Ziel höherer  DWZ.

Interessante Informationen zu Schach und Brettcomputern findet man auf Olaf Hilsanskys Homepage www.chaturanga.info

Lösung Diagramm JH: REMIS!