Wie wird es nun weitergehen?
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Samstag, 30 April 2016 16:16

Bundesliga vor der Auflösung?

Bedauerlicherweise bietet das Überschriften-Feld unseres Blogs nur sehr wenig Platz, sonst hätten wir sehr gerne natürlich auch die komplette Überschrift "Bundesliga-Tippspiel vor der Auflösung?" hineingesetzt, und gleich schwungvoll mit einem lauten "Ja!" beantwortet. Wir bitten diese durch technische Umstände begründete Irritation zu entschuldigen.

Nun ist sie also vorüber, die Bundesliga-Saison 2015/2016, und was soll man sagen? Es war sehr aufregend! Mit der Solinger SG hat sich ein neues Team an die Spitze emporgeschwungen und der beeindruckenden zehnjährigen Regentschaft von Sven Noppes und seiner OSG Baden-Baden ein Ende gesetzt. Zehn Jahre in Folge Deutscher Meister, das wäre ich auch gerne, und umso mehr verdient die OSG einen großen Glückwunsch für viel Ausdauer und gute Teamarbeit - es steckt viel Detailarbeit und Energie dahinter, wenn man mit oder trotz eines hohen ELO-Schnitts beständig Jahr um Jahr den Titel zu holen vermag. Very impressive!

Solingen dagegen, oder Klingenstadt, wie Insider aus dem Westen auch sagen, hat bis zur letzten Runde im Kampf der Schach-Titanen die Nase vorne behalten und sich in der für Nervenspiele weit offenen Begegnung gegen Griesheim die zwei noch nötigen Mannschaftspunkte gesichert - aber nur mit einiger Aufregung! Deutscher Meister wird nur die SG Solingen, schreibt auch Ilja Schneider. Umso schöner, dass alles gut gegangen ist, und anders als im Fußball geht der Titel in diesem Jahr in den Pott. Der Liga wird das guttun!

Leider verabschieden sich auch nach der Saison 2015/2016 wieder einige Mannschaften aus der Liga - und das sind nicht in allen Fällen die Teams mit den wenigsten Punkten. Nach gut zehn Jahre beendet der SK Turm Emsdetten freiwillig seinen Aufenthalt im Oberhaus - der Mannschaftsführer, Teamchef und Chef-Koordinator Reinhard Lüke zieht den Verein schweren Herzens zurück, aufgrund von finanziellen und organisatorischen Gegebenheiten.

Ebenfalls für eine vorzeitige Abreise entschieden sich die Schachfreunde des Erfurter SK - auf den informativen Seiten des Schachtickers legen Thomas Caspar und Christian Troyke die Gründe für den Rückzug ausführlich dar, dies alles ist sehr lesens- und bedenkenswert. Vor sieben Tagen spielten sie noch hier im Bremer Weserstadion gegen Emsdetten - nun sind beide Vereine nicht mehr in the house.

Und noch jemand mehr wird der Liga keine Impulse mehr geben können - wie Raymund Stolze berichtet, nimmt nach zwei fulminanten Spielzeiten und trotz eines spannenden Jugendkonzepts auch Hansa Dortmund seinen Hut und zieht sich in eine untere Spielklasse zurück. (UPDATE: Die Meldung ist mittlerweile wieder von der Seite genommen worden, Stand 01.Mai)

Damit wird es dünn in der Bundesliga, oder doch nicht ganz, denn die drei freiwerdenden Plätze gehen an die eigentlichen Absteiger, FC Bayern München, Griesheim und Erfurt - aber haben die Erfurter nicht gerade erst zurückgezogen? Ich komme nicht mehr ganz mit.

peter enders frank hoppe
Peter Enders - mit dem Erfurter SK nun erstmal wieder
zurück in der 2.Bundesliga                  (Foto: Frank Hoppe, moinmoin!)

Was soll man nun tun? Schon mehren sich die Stimmen, dass der Schachbundesliga e.V. alles nicht ganz so richtig gemacht hat in den letzten Jahren - die Liga zu unattraktiv, die Zuschauerzahlen und das Marketing ausbaufähig, zu wenige Heimkämpfe, und überhaupt.
Ich weiß nicht, ob das alles so trägt als Kritik - und es ist unklar, ob es mit einer anderen Konzeption wirklich besser laufen würde. Aber - es lohnt darüber nachzudenken.
Der Bundesliga e.V. wandte sich 2013 an die Schachgemeinde und erhob Daten für eine Verbesserung des Spielbetriebs. Grundlegend hat sich aber daraufhin nichts getan. Vielleicht ist Schach nicht ganz der richtige Sport, bislang jedenfalls, um selbstfinanziert das Konzept einer großen Liga mitzutragen und mitvermarkten zu können?
Seit Saisonbeginn kann man den Ligabetrieb auf einer von FM Marc Lang hochklassig aufbereiteten Homepage nachvollziehen. Auch die Darbietung der vielen hochklassigen Partien im Netz ist eindrucksvoll, es ist andererseits aber unklar, wer von dieser für Zuschauer kostenfreien Übertragung eigentlich wirklich etwas hat - ein Punkt, den auch die Erfurter in ihrer oben genannten Rückschau anführen. Ein finanzieller Rücklauf zum Wohle der ausrichtenden Vereine hat sich daraus offenbar noch nicht entwickelt, doch es mag sein, dass man dies alles etwas langfristiger anlegen muss. Oder sogar sehr langfristig.

Sollte die deutsche Meisterschaft wie in Frankreich in einem einwöchigen Mannschaftsturnier ausgetragen werden? Oder würde es helfen, die Bedenkzeit der Partien zu verringern, so dass man als ZuschauerIn vor Ort direkter die Entwicklungen an den Brettern miterleben kann?
Der Bundesliga e.V. als solcher ist eine ehrenvolle Runde, die mit Vertretern der teilnehmenden Vereine besetzt ist und sich zweimal im Jahr zu Versammlungen trifft. Ein Großteil der in diesem Verein engagierten Vertreter leistet diese ehrenamtliche Arbeit neben ihrem Beruf, und oft auch neben der umfangreichen Arbeit, die das Management des eigenen Bundesliga-Vereins ohnehin bereits erfordert. Man kann daher - so wenig erfreulich das auch ist - nicht zu hohe Ansprüche stellen an die vom Bundesliga e.V.zum Wohle der Liga und des Schachs leistbaren Arbeitseinsatzes. Anders sähe es aus, wenn es hier ein finanzielles Fundament vorhanden wäre, durch dass diese Arbeit teilweise auch vergütet werden könnte. Noch ist so etwas aber nicht in Sicht.

(Frage an die Leser: Ilja Schneider, der berühmte Berliner Schachmeister und Blogger, hat im Zeit-Blog vor zwei (?) Jahren einige Vorschläge zur Reform der Bundesliga vorgetragen. Ich fand diesen Artikel nicht mehr - kann jemand helfen und den Link im Kommentarbereich senden? Danke!)

anand
Ist das nichts? Der Weltmeister tritt an in der Bundesliga!

Umumba siegt im Tippspiel

Kommen wir nun aber, wie oben bereits versprochen, zur Auflösung unseres spannenden Schachwelt-Bundesliga-Tippspiels "Baden-Baden: Elf Titel sollt Ihr sein" zur Saison 2015/2016.

Wir haben zwei wundervolle Gewinner, die beide mit Werder Bremen den Verein richtig vorhergesagt haben, der der OSG Baden-Baden am meisten Brettpunkte abnehmen würde (um genau zu sein: 5 an der Zahl!). Sowohl Holger Hebbinghaus als auch Umumba sagten dies voraus, so dass die bei Punktgleichheit angegebene Tiebreak-Regel zur Anwendung kommen musste: derjenige gewinnt, der näher an Baden-Baden wohnt!
Nach akribischer Recherche und einiger Tourenplanung im Netz ist dies mit einem deutlichen Abstand von rund 40 Kilometern unser geschätzter Leser Umumba. Wir gratulieren!!

Gesamtklassement:

Platz 1: Ein Interview mit dem Sieger hier auf Schachwelt.de!

 Dieser Preis geht also an Umumba - wir melden uns!

Platz 2: Eine Tafel Original Bremer Stadtmusikanten- Schokolade!

Dieser Preis geht - wie sollte es anders sein - einmal mehr an den Visionär Holger Hebbinghaus.

Platz 3: Ruhm und Ehre für MiBu (tippte auf Klingenstadt - sie spielten 4 : 4 gegen Baden-Baden)

Platz 4: Ruhm und Ehre für Thomas Richter (Griesheim, 3 Brettpunkte)

Platz 5: Ruhm und Ehre für Olaf Steffens (Hansa Dortmund, 1,5 Brettpunkte)

(Rum und Ehre hätten wohl für mehr Freude gesorgt, doch (das Budget, das Budget) haben wir nur Ruhm und Ehre zu vergeben. Dies aber in vollem Umfang und nicht zu knapp!)

Danke fürs Mitspielen! Die Preise gehen in Kürze auf den Weg!

PS Noch etwas Musik zum Abschied - wir verlinken mit It´s a catalogue der wunderbaren Berliner Gruppe Get well soon. Auch hier geht es um Spurensuche, ähnlich wie bei der Bundesliga. Wer die Siebziger mag, findet hier so einiges.

Get Well Soon - It's A Catalogue - Official Video from GET WELL SOON on Vimeo.