Schachkreuzfahrt 2014
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Vor Jahren verglich man in einer Fernsehsendung die Gedächtnisleistung von Schach- und Nichtschachspielern. Die Versuchsanordnung war denkbar einfach – ein Schachbrett wurde durch einen Karton abgedeckt. Im ersten Schritt baute man eine Partiestellung auf, die Abdeckung wurde für wenige Sekunden angehoben. Dies genügte dem ungarischen Großmeister Andras Adorjan, um anschließend rund dreiviertel der Figuren korrekt aufzubauen. Der Nichtschachspieler hingegen blieb im Bereich von 5 %. 


Der zweite Teil des Versuchs basierte auf einer willkürlichen Anordnung der Figuren. Und auch hier schaffte der Großmeister ein besseres Ergebnis als der Laie. Allerdings nur knapp mit ca. 15 zu 5 %. Das Ergebnis war eindeutig: Schachspieler orientieren sich an Mustern.

So fällt uns ganz schnell jede Kleinigkeit auf, und ganz besonders fokussieren wir auf die Verwendung von Schach (-symbolen) in der Werbung. Gestern erreichte mich eine Postkarte, auf der ein Schachbrett abgebildet war. Hier mögen Affen, Männer, Frauen, Alkohol oder was auch immer zu sehen sein, zuerst wandert unser Blick zur Figur, und das Ergebnis ist häufig ernüchternd.

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Dabei muss ich immer wieder an die Werbung für die Gelben Seiten denken: „Fragen Sie jemanden, der sich mit sowas auskennt!“ Eigentlich kann es doch nicht so schwer sein – immerhin behaupten geschätzte vier Millionen Deutsche, die Schachregeln zu kennen.

Wo ist (unter Anderem) der weiße König?

Gut, vielleicht gibt es auch die eine oder andere Ausnahme,

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aber dies hier ist nur unterschwellige Werbung für eine Schachkreuzfahrt und zählt deshalb nicht.
Ohnehin zahlte der Statist hier, um auf das Bild zu kommen....

Nicht selten nutzen Firmen das hohe Image des Schachs in der Gesellschaft für ihre Werbezwecke. Leider nur das Image des Schachs, das Image der Schachszene ist weitaus weniger positiv behaftet.

Wir berichteten hier schon mehrfach über Verwendung auf höchstem Niveau – so spielte man bei der Deutschen Bank vor Jahren über die Seiten des Brettes (d.h., die linke untere Ecke war weiß), Helmut Schmidt und Peer Steinbrück machten Werbung für ihr neues Buch und Arnold Schwarzenegger benutzte die Figuren für die Startseite seiner damals neuen Homepage.(inzwischen ging es back to the roots, das Thema wechselte - für den Terminator ist unumstritten er der Fachmann)

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Auffallend ist der Mangel an Fachwissen auch in diversen Filmproduktionen. Aber.....

Der Leser ist am Zug

Liebe Leser, helfen Sie uns!

Kennen Sie ein schachliches Beispiel, in dem etwas nicht mit rechten Dingen zuging oder getürkt wurde (dieser Begriff stammt übrigens von dem wohlbekannten Schachtürken)?

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Griechische Impressionen
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Sonntag, 10 November 2013 23:28

Griechische Impressionen

Die Krennwurzn war im September inselhüpfend auf den Kykladen unterwegs und weil die Krennwurzn auch ein wenig schachverrückt ist, kreisen auch im Urlaub – gerade nach dem einen oder anderem Gläschen Wein – die Gedanken um das königliche Spiel. Aber was hat Griechenland mit Schach zu tun? Dass die alten Griechen das Spiel schon seit Alexanders Zeiten von den Persern kannten ist geschichtlich nicht belegt, denn das Spiel kam erst viel später im frühen Mittelalter mit den Arabern von Persien aus nach Europa. Nun Athen ist seit einigen Jahren der Sitz des FIDE Sekretariats und nicht zu vergessen ist, dass ebenfalls schon sehr viele Jahre der spielstärkste Olivenbauer der Welt Nigel Short dort wohnhaft ist, wenn er nicht gerade um die Welt jettet, um Schach zu spielen oder zu kommentieren.

Auf der kleinen aber schönen Insel Sikinos lernte die Krennwurzn einen Hamburger Wirtschaftsanwalt kennen und war total überrascht, dass dieser die Firma ChessBase nicht kannte, obwohl er die Veranstaltung linkes gegen rechtes Alsterufer schon über viele Jahre verfolgt – aber irgendwie sagte er ist Schach in den 90er Jahren aus den Medien verschwunden.

Nun nach ein paar Achterl mehr bei einem schönen Sonnenuntergang beim Weingut Manalis – eine touristische Empfehlung der Krennwurzn: bleiben Sie bis nach Sonnenuntergang und spazieren Sie die knapp vier Kilometer zum Hauptort auf der Straße zurück und genießen den freien Blick auf die Sterne, den man im städtischen Bereichen Mitteleuropas nicht mehr hat. Auch der Wein – vor allem der trocken ausgebrachte Weißwein – ist gut und so drehen sich die Gedanken der Krennwurzn immer schneller und schneller.

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Griechenland ist in der Krise und da die Krise überall ist, hat auch Schach eine Krise – jahrelange rückläufige Mitgliederzahlen in Mitteleuropa, Bundesligavereine die aufgrund organisatorischer – ja so nennt man marketinggerecht heutzutage finanzielle – Probleme ihre Mannschaften zurückziehen oder redimensionieren, um einen modernen Ausdruck zu strapazieren. Schachturniere die aus dem Turnierkalender verschwinden und Spieler, die sich gegen eine Profikarriere und für ein Studium entscheiden, weil die wirtschaftliche Absicherung eines Profis gerade hier in Mittel- und Westeuropa nun nicht wirklich rosig ist.

Aber halt! Was soll das pessimistische Gesudere. Schach hat doch beste Werte – wird in der Gesellschaft als intellektueller Sport anerkannt und bewundert. Auch viele andere Daten sind doch auch bestens: hohe Akademikerquote, hoher Einkommensschnitt und viele Studien, dass sich Schach als Sport eine gute Schule für das Leben ist, und auch gut für schulischen Erfolg usw.

Warum sind wir dann in der Krise? Möglicherweise, weil uns und den Verbänden die Außenwirkung fehlt und wir uns – Egoisten wie wir gerne als Einzelkämpfer nun mal sind – gerne und vor allem mit uns selbst beschäftigen. Und da sind wir durch die Möglichkeiten, die uns die neuen Medien geboten haben, in einen immer engeren Kreislauf hineingekommen. Unzählige Foren, Blogs, Webseiten beschäftigen sich mit Schach – nicht einmal einem so schachverrückten wie der Krennwurzn ist es möglich auch nur annährend alle Informationen zu sichten. Kurz gesagt wir beschäftigen uns mit uns und vergessen den Rest der Gesellschaft. Wie kann es sonst sein, dass wir einen sportinteressierten und schachaffinen Menschen nicht erreichen? Und kann darin auch die Ursache für die Schwierigkeiten im Finden von Sponsoring für Schach und Schachveranstaltungen liegen? Kommen unsere finanziellen Probleme vielleicht wirklich davon, dass wir organisatorisch nicht in der Lage sind, jene Leute anzusprechen, die keine Schachspieler und –freaks sind, die aber auch gerne mal was über Schach lesen würden und die dann aufgrund ihrer wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Position bei Sponsoringentscheidungen einen positiven Einfluss nehmen könnten?

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(Fresko Faustkämpfer - Akrotiri - Santorin)

Was machen wir falsch? Möglicherweise verschrecken wir interessierte Leute? Zuerst sollten wir damit aufhören immer zu betonen wie schwierig Schach ist – ich beispielsweise spiele mit unheimlicher Leichtigkeit schlechtes Schach und erfreue mich trotzdem daran. Durch die Hervorhebung der Schwierigkeit machen wir unser Spiel nicht interessant, sondern stellen zu hohe und vor allem abschreckende Einstiegshürden auf. Klar Schach ist auf Spitzenniveau ein sehr, sehr anspruchsvoller Sport mit wissenschaftlicher Komponente – aber sind wir doch ehrlich auch als Amateurfußballer hat man maximal eine vage Ahnung wie anspruchsvoll Profifußball wirklich ist.

Und da sind wir bei einer weiteren unterschätzten und vernachlässigten Seite: vor lauter Ehrfurcht vergessen wir auf den Punkt der Unterhaltung. Sind wir wieder ehrlich zu uns selbst, dann wollen viele von uns sich nicht wirklich im Schach verbessern, sondern wollen spielen und sich unterhalten. Die Komponente Unterhaltung wird extrem unterschätzt und dies wird durch veraltete oder besser gesagt nicht mehr zeitgemäße Usancen noch verstärkt. Wenn die Meister sprechen, dann hat die Krennwurzn Pause! Gut das hat sicherlich fachliche schachliche Gründe, ist aber dennoch ein schwerer Fehler – denn wer finanziert die Meister, wer ist für die Werbewirtschaft interessant? Richtig nicht die wenigen Meister sondern die große Masse der Krennwurzn (=schwache Schachspieler) – denn dort liegen die wirtschaftlichen Interessen und darum geht es im Endeffekt in unserem kapitalistischem System – und nicht nur in den kranken Auswüchsen sondern auch in jenen mit sozialer Verantwortung! Und wer darf sich der Gruppe der schwachen Schachspieler zugehörig fühlen? Nun da möchte ich den Wegbereiter des professionellen Schachs in der westlichen Welt Bobby Fischer zitieren, der einmal sagte: „alle IMs sind Patzer“. In die Jetztzeit übersetzt könnte das bedeuten, dass Fischer maximal die ersten 200 – 300 der Weltrangliste als Nichtpatzer tituliert hätte.

Was bedeutet das praktisch? Wir müssen wie in anderen Sportarten auch uns in der Kommunikation und den Kommunikationsregeln ändern oder glaubt jemand ernsthaft, dass Fußballspieler die Fragen der Reporter ernst nehmen können oder als fachlich qualifiziert und fundiert ansehen können? Oder haben sie schon mal gehört, dass ein Fußballer von einem Reporter den Nachweis verlangt hätte, dass er einen real gespielten Ball innerhalb der Fläche eines Flughafen stoppen könnte? Nein – den Interviews sind Teil der Unterhaltung und nicht mehr Teil des Spieles, aber in Summe macht dies ein attraktives Produkt! Und denken wir an die unvergesslichen Fragen von Vlastimil Hort an Pfleger: „aber Herbert was ist, wenn ...“ Wohl ein nicht unwesentlicher Teil des Erfolges dieser Schachsendung im WDR!

Vielleicht bringt die Berichterstattung in Mainstreammedien über den Wettkampf Anand – Carlsen hier schon eine kleine Wende, aber es liegt an uns diese Chance auf ein breites Publikum längerfristig zu nutzen!

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Bleiben wir in den Stacheln der Kakteen hängen oder blicken wir in eine traumhafte Ferne?

Agent Provokateur – ein Sommernachtstraum im Salzburger Schnürlregen!
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Im unvergesslichen Sommer 2011 schlenderte die Krennwurzn mit einem befreundeten Paar durch die Salzburger Altstadt. Als der weltberühmte Salzburger Schnürlregen – in anderen Regionen auch als „liquid sunshine“ bekannt – einsetzte, flüchteten wir uns zu einer Auslage. Sofort fiel der Blick auf die Parfumwerbung mit dem Schachsujet  - das Wetter so düster wie hier und die schwarze Stellung noch hoffnungsloser. „Wenigstens haben sie das Brett richtig aufgestellt, h1 ist ein weißes Feld“ hörte die Krennwurzn den Freund noch sagen, der ein FM ist. „Achso ein Feldmeister“ dachte sich die Krennwurzn und schon war sie in einen Sommerregentagstraum entflohen.

Und direkt am Brett des Wettkampfes Marionnaud Salzburg gegen Zipfer Bier Linz (Werbung: Ein guter Zug) – versunken in die Suche nach einem Patttrick. Die Krennwurzn ein internationaler Star und jeder Klub hat einen namhaften Sponsor und Namensgeber – die Salzburger eine Parfümeriekette und die Oberösterreicher ganz bodenständig einen Bierproduzenten. Natürlich spielt die Krennwurzn auch in der deutschen Bundesliga, aber halt, dort kennen wohl nur wenige Zipfer Bier – kein Problem die Krennwurzn spielt bei Deutsche Bank Frankfurt.

Und weil Österreich ein kleines Land im Herzen von Europa ist, spielt die Krennwurzn noch für Emmentaler Bern – das bedrohliche Schwarz im Hintergrund ließ dann die Assoziation mit dem schwarzen Hahn (gallo nero) und Chianti Classico Florenz aufkommen. In Slowenien dann für Therme Portoroz, in Kroatien für Ajvar Dalmacija Split, in Serbien für Manastirka Sljivovica Belgrad, in Ungarn ... immer schneller drehten sich die Produkte, Marken und Länder im Kopf der Krennwurzn, immer wilder und verwegener wurden die Phantasien ...

 

agentprovocateur

 

Und dann saßen sich schlussendlich beim Europacupfinale auf Brett eins Krennwurzn für Coca Cola Prag und Krennwurzn für Pepsi Cola Paris gegenüber – und die Stimmung auf dem Plakat wirkte noch düsterer, Donner halt durch die Landschaft und das Meer peitscht gegen die Küste. Wer bin ich, für was stehe ich, bin ich austauschbar, jedes Wochenende ein Anderer, wo sind meine Wurzeln ... Angst und Panik zuckten durch die Krennwurzn, da traf sie ein realer Regentropfen mitten auf die Nase und sie hörte eine weibliche Stimme: „Gehen wir auf einen Kaffee“ – nein, nicht jene der Schönen vom Plakat, sondern die vertraute der Liebe aus der Realität.

„Sag‘ mal“ fragte die Krennwurzn den FIDE-Meister, „ist es wirklich eine so tolle Errungenschaft der Schachprofis wie chinesische Wanderarbeiter für alle möglichen Klubs des Erdballes spielen zu müssen? Wäre nicht eine fixe Anstellung mit lokaler Bindung besser?“ „Schachprofis haben keine Gewerkschaft“ sagte der FIDE-Meister und suchte schon einen Platz im überfüllten Kaffeehaus.

Hat Schach zwar ein positives Werbeimage, aber Schachspieler und Klubs keine Kampagnentauglichkeit?  zuckte es noch kurz durch Krennwurzn’s Gehirn, dann aber standen wichtige Entscheidungen bevor: welche Torte esse ich: Sacher, Schwarzwälder Kirsch, Linzer Torte, Pariser Spitz, Wachauer, ...

HILFE – Marken, Marketing, Sponsoren!!!

Anmerkung: Personen, Klubs, etc sind reine Erfindungen des Autors!