Seit Monaten stelle ich hier nun Studien und Probleme vor und lasse dabei meine eigenen bisher geflissentlich weg. Dafür gibt es allerdings auch einen guten Grund: Ich habe mir als Selbstmattautor einen Namen gemacht. Da ist es schwer, bei meinen Stücken eins zu finden, das besonders publikumswirksam daher kommt. Zu Selbstmatts werde ich in Teil 2 einiges sagen.
Ein produktiver Studienkomponist bin ich dagegen nicht. Ich habe bisher zwei Studien komponiert. Die eine davon ist eine Nalimov-Endgame-Tablebase-Studie und zeigt meines Erachtens das Äußerste, das man aus dem Material S+L+B vs. D herausholen kann. Die andere stelle ich hier und heute vor.
Dieses Stück von mir erschien im Februar in "Schach".
Weiß hat zwei Bauern für den Läufer und der b6 stellt eine ernsthafte Gefahr dar. Außerdem gibt es Durchbruchideen am Königsflügel.
Ich hatte schon immer im Gefühl, dass man zum Thema Bauerndurchbruch noch einiges bringen kann. Und so kam es, dass ich nach einem Abend, den ich mit meiner Familie bei einem IM aus dem Raum Berlin und seiner ebenfalls schachspielenden Ehefrau verbracht hatte, noch unter dem Einfluss der schachlichen Begegnung (und wohl auch der dort ausgeschänkten Getränke...) noch zum Rechner griff. Es entstand der Prototyp zu diesem Stück, den es mir gelang, zu diesem kleinen Kunstwerk auszubauen.
Neben dem Bauerndurchbruch sind hier nämlich auch die Motive "beidseitiger Zugzwang", "Selbstverstellung" und "Selbstblock" zu entdecken. Viel Spaß beim Knobeln! Weiß am Zug gewinnt.
Kommentare
Weiß hat nicht soo viele Züge. 1.b7 dürfte schiefgehen nach La6, Lxb7 und Kxd6 - der schwarze d-Bauer rennt.
Interessanter, aber wohl auch verkehrt sieht 1.f5+ aus. Der Läufer kann nicht schlagen. Schlägt der König, dann sieht es gefährlich für Schwarz aus nach 2.Kxd7. Aber 1...gxf5 funktioniert für Schwarz, der bricht mit seinen Bauern schneller durch als Weiss, wenn ich richtig geschaut habe.
Daher tippe ich auf h5 gefolgt von f5+, dann entfällt für Schwarz die Verteidigung gxf.
Falls ich bis hier richtig liege, folgt demnächst Teil 2.
Die Variante, die rettet, muss gefunden und dann eine Verstärkung in dieser ausgemacht werden.
Mehr verrate ich nicht. Sehr schöne Knobelei!
Nun scheitert 1.-La6 an 2.Kc7, weil nunmehr Schwarz am Zuge und in Zugzwang ist, also 1.-Le4. Richtig ist nun Helmuts h5. Es scheint also eine Rolle zu spielen, dass der L den Bb6 nicht von a6, sondern von e4 aus aufhält... (Ich hoffe, ich liege mit dem Terminus "schräges Epaulettenmatt mit Stütze" richtig.)
Netter Begriff.
Wenn Du das Matt gefunden hast, hast Du auch den Selbstblock gefunden, in diesem Fall sogar Selbstfernblock, da der sK ja noch auf e6 steht. Auch stellst Du implizit richtig fest, dass die Ausgangsstellung mit wKc7 sLa6 eine Stellung beiderseitigen Zugzwangs ist, daher 1.Kc7? La6!, aber 1.Kd8 La6? 2.Kc7!.
Es gibt noch ein paar Verzweigungen, zumindest die eine mit der Selbstverstellung (s. Text) sollte noch gefunden werden.
Die Variante dahin lautet 1.Kd8 Le4 2.h5 gxh5 3.f5+ Kxf5 4.Kxd7 h4 5.Kc7 hxg3 6.d7 g2 7.d8D g1D 8.Df6# Dabei bilden Le4 und Bg4 die Epauletten, wobei der Le4 durch den Schlüssel auf das Feld gezerrt wurde. Sehr schön und vor allem nicht offensichtlich!
Zwischenopfer des sL sind natürlich genauso hoffnungslos wie 2.-Lc6 3.h6!!
Aber 3.-Kxd6 (oder mit Zugumstellung 2.-Kxd6 3.f5 gxh5) ist noch hübsch. 2.-Kxd6 3.f5 gxf5 verläuft hingegen eher klassisch.
1. Kd8 Be4 2. h5 Kxd6 3. f5 gxh5 4. f6 Ke6 5. Ke8 Bg6+ 6. f7 Bxf7+
Der Läufer schlägt sogar mit Schach, aber danach steht der eigene König im Weg rum... Es gab viel zu entdecken, hab sogar mein Schachspiel dafür ausgepackt.
Vielen Dank, Losso!
Eine erste Fassung hatte schon das Fernblockmotiv, aber einen sehr schwachen Schlüsselzug. Ich war schon drauf und dran, das Stück so zu lassen, wurde aber von Harold von der Heijden nochmal motiviert, weiterzusuchen.
Dann sah ich die Möglichkeit, den beiderseitigen Zugzwang zu realisieren und hatte dann das Autorenglück, dass die von Helmut letztgenannte Variante mit drin steckte.
Übrigens ein ganz wichtiger Tipp für jene, die sich mal als Autoren versuchen möchten: Wenn ihr eine gute Fassung gefunden habt, legt sie eine Woche beiseite und sucht dann eine bessere.
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