Kommen wir aus aktuellem Anlass noch einmal auf Jan Timman zu sprechen. Dass dieser auch im Studienbereich komponiert, habe ich hier im Blog bereits mit einer schönen Studie aus seiner Feder nachweisen können. Er gehört allerdings auch zu den Personen, für die alle zehn Jahre ein Studienkompositionsturnier stattfindet. Eine Ausschreibung zu diesem Turnier konnte man auch hier in der Schachwelt lesen.
In der Oktoberausgabe von EG war nun das Ergebnis abgedruckt. Es gewann der in der Komposition noch wenig bekannte Steffen Slumstrup-Nielsen. Der Däne ist auch im Partieschach aktiv und hat eine Wertung im Bereich 2100- 2200 ELO. Ein Blog über Schachstudien und besondere Schachpartien, das er betrieb, findet man leider nur noch in Onlinearchiven.
Mit seiner Studie in Timmans Turnier hat er ein eindrucksvolles Ausrufezeichen gesetzt, dass auch heute noch Klassiker in der Schachstudie entstehen können.
Weiß besitzt einen Bauern für einen Läufer. Auf der Habenseite hat er zwar zwei verbundene Freibauern auf der sechsten Reihe, aber leider ist sein Turm in Nöten. Wie schafft er es, Remis zu halten?
Kommentare
Das Empfinden von Schönheit in den Motiven der Schachkomposition entwickelt sich je länger man sich mit ihnen beschäftigt. So war es zumindest bei mir. Allerdings war es auch bei mir so, dass ich im ersten Jahr nicht so furchtbar viel verstanden habe, aber schnell gemerkt habe, dass die Investition sich lohnt, da mir mein Hobby viel Freude bereitet.
Für Partieschachspieler mit wenig Empfinden für die Schönheit gilt mithin, dass sie sich dennoch mit Schachkompositionen beschäftigen sollten, zumindest mit Studien. Gerade die besten Spieler unserer Zunft verbringen sehr viel Zeit mit Studien, die einerseits den kreativen Blick schärfen, andererseits die Denk- und Rechentechnik schulen. Und bei Erfolgstrainern wie Alexander Koblenz standen auch Schachprobleme weit oben auf der Speisekarte. Einer seiner Schüler war Mikhail Tal.
Der Einwurf kommt allerdings nach meinem Dafürhalten zur Unzeit, da diese Stellung nun wirklich nicht partieunwahrscheinlich ist. Auf f7 kann es beispielsweise einen Damentausch gegeben haben, der Ld7 hat dort einen Bauern geschlagen und der schwarze Turm könnte beispielsweise einen Bauern auf b3 verspeist haben und nach Ka2 nach d3 gezogen haben. Ein wenig wahrscheinlicher wäre sie wohl (insbesondere von den Königstellungen her), wenn man sie an der vertikalen Achse zwischen d- und e-Linie spiegeln würde (kleine Rochaden sind häufiger als große), aber es gibt eine Vereinbarung bei den Problemisten, dass man normalerweise versucht, zur besseren Kontrastierung von Diagrammen möglichst viele schwarze Figuren auf weißen Feldern zu positionieren.
Ich als Patzer sehe Schach, daher mach ich mal den Einstieg:
1. Lc6+ Kb8
2. Ld5 Lxf7
3. Lxf7 Txd6
4. g7 Lxg7
5. fxg7 Td8
Das kann aber nicht die Lösung sein, denn ich sehe kein eindrucksvolles Ausrufezeichen.
muss Schwarz denn 2.-Lxf7 spielen? Oder geht da nicht etwas stärkeres?
Also eher 2... Lxd6
3. Tb7+ Ka/c8
4. Lxg8 Kxb7
5. Ld5+ Txd5
6. g7
scheint für weiss zu gewinnen, aber schwarz muss nicht Txd5 spielen. Jetzt dürfen andere auch mal...
Also: wer widerlegt 1.Lc6+? Oder geht gar die Lösung so los?
Zur Stellung: Ich dachte, in Helmuts Variante sei 2...Lxf7 gerade der Richtige und nach 3.Lxf7 Tg3 gewinnt Schwarz, weil der König nach 4.d7 Kc7 den Bauern aufhält. Das bringt mich zu 1.Le6, wonach zumindest diese Variante für Schwarz nicht funktioniert.
Hoffentlich schaut der ein oder andere noch mal. Bei diesem Stück und der tollen Entwicklung, die folgt, lohnt sich das.
Also, auf die Schnelle lacht mich dann 2.Tf8+ an: Nicht 2.Ta7+, um nach 2...Lf8: und 3.Lg8: nebst 4.g7 auch auf f8 einziehen zu können und um Ld5+ in der Hinterhand zu haben.
Aber irgenwie klappt das nicht.
Vielleicht auch sofort 2.g7 mit der Drohung 3.Tf8+. Sieht aus, als wenn das funktionieren könnte.
Wegen 3....Tg3, und auf 4.g7 folgt einfach Lxg7.
Weiß kann sich auch keinen Abwartezug wie 2.Lc4 erlauben, weil das Läuferendspiel nach 2...Lxf7 3.Lxf7 Tg3 4.g7 Le5 5.g8D Txg8 6.Lxg8 Lxf6 verloren ist.
Zitat: Kritisch sieht darauf 2...b3+ aus. Nach 3.Lxb3 (3.Kb1? Le5 mit der Drohung Td1#) Txb3 4.Tf8+ Lxf8 (oder 4...Tb8+ 5.f7 Lxf7+ 6.Txf7 f4 7.Td7) 5.f7 müsste Schwarz einen der Läufer mit Schach wegziehen, um zu gewinnen. Aber das klappt nicht, zum Beispiel ist nach 5...Ta3+ 6.Kb1 Ta1+ 7.Kc2 Ta2+ 8.Kb1 Tb2+ 9.Ka1 der Bauer f5 im Weg (ohne ihn gewönne Tb1+ nebst Lh7+ und Lxg7).
zu 1: Schon klar
zu 2: Die Variante mit b3, explizit die mit dem späterem möglichen Abzugsschach, war mir allerdings entgangen. Hatte eigentlich b3 schon abgehakt. Dabei ist dies ja die - wahrscheinlich - am Ende entscheidend verblüffende Kontra/ Re-Lösung
Sven schreibt hier:
Schwarz müsste einen der Läufer mit Schach wegziehen, um zu gewinnen, aber das klappt nicht.
Allerdings kann der Schwarze dem Weißen noch einige einzige Züge abnötigen, die ein beredtes Zeugnis davon abgeben, welche Spannung in dieser Stellung steckt.
Schwarz kann den weissen König noch mittels seines Harakiri-turm über die ganze untere Bretthälfte jagen. Dabei sind die Diagonalfelder a1-a3/ h8-f8 und ferner alle schwarzen Felder rechts davon tabu für Weiss, ergo immer auf den weissen Felder bleiben. Bei eventuell möglichem Kd3/f3/h3 aufpassen, dass nicht Td2+/f2+/h2+ folgen kann.
Außerdem ist a1 nicht unbedingt problematisch. 5.-Tb2+ 6.Ka1 ist okay für Weiß und lenkt nach 6.-Ta2+ 7.Kb1 Ta1+ in die Hauptvariante ein.
Vielleicht kann jemand nach 5...Ta3+ 6.Kb1 Ta1+ 7.Kc2 weiter machen.
A: 5...Ta3+ ist schneller als 5...Tb2+, damit ist a1 ' wägen Rägel ' nicht betretbar.
B: Nach 7.Kc2 kann 7...Ta2+ folgen, dann ist d3 tabu für Weiss, nach 7...Tc1+ jedoch ist es einziges Feld. Nach dann 8...Tc3+ geht 9.Kd2 nicht wegen Lb4 mit Abzugsschachdrohung Tc8, also 9.Ke2. Nach dann 9...Tc2+ wiederum kann Weiss nicht nach d3 zurück, auch nicht nach f3, wegen eben 10...Td2/f2+; also nach f1. Jetzt kann nach 11...Tf2+ g1 jedoch betreten werden, weil nach Lc5 kein Abzugsschach auf die schwarze Grundlinie möglich ist.
Insofern revidier ich mein Urteil, dass ALLE schwarzen Felder in der rechten Diagonalhälfte tabu sind.
Sehr verheissungsvoller Start ins neue Jahr, Losso, ist die Studie und wünsch ich Dir.
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