Zurück zum Thema Betrug dem alles beherrschenden Thema in der Schachwelt. Der bulgarische FM Borislav Ivanov hat spätestens nach dem Turnier in Zadar für einige Aufregung in Schachkreisen gesorgt, weil er schachlich einen rapiden Leistungsschub erbracht hat. Dies und seine Partien, die eine große Übereinstimmung mit Computerzügen aufweisen haben ihn auch außerhalb seines Heimatlandes bekannt gemacht. In einem Interview erklärte er dass er viel mit Houdini & Co spielt und nachdem er diese nun hoch abfertigt auch gegen Menschen besser spiele.
Da es wohl keinen Menschen außer der Krennwurzn gibt, die gegen die Maschine jede Partie gewinnt (wenn sie die Hand am Stromstecker hat) und das auch niemand mehr glauben kann, könnte es sich bei BI auch um einen Satiriker handeln, der uns unsere Grenzen bezüglich Kontrolle aufzeigen möchte und die Krennwurzn wartet schon auf den Artikel „BI wie ich mit KI die Großmeister schlug!“ – wobei mit KI nicht die Königsindische Verteidigung sondern die Künstliche Intelligenz gemeint ist!
Nun die betroffenen Schachprofis dürften aus nachvollziehbaren Gründen nicht die Gelassenheit und den seltsamen Humor der Krennwurzn haben und so haben nach Angaben von dem auch bei uns bekannten FM Valeri Lilov (Elo 2400 Nickname: Tiger Lilov) einige starke Spieler (darunter auch die starken GM Kiril Georgiev und GM Ivan Cheparinov – aus einem Zusatztext eines TV-Artikels von TV7 Bulgarien mit Google Übersetzer gelesen) eine Liste unterschrieben, nicht mehr gegen BI spielen zu wollen solange nicht geklärt ist, ob er mit KI spielt. Dort wird auch angekündigt, dass es zu einem Wettkampf in einem schallisolierten Zimmer unter Mithilfe von TV7 kommen könnte. Schachberichte im Fernsehen – davon können wir hier in Mitteleuropa nur träumen!
Im nun vierten auf youtube veröffentlichten Video zur Causa BI zeigt „Tiger Lilov’s chess school“ einen kurzen Abriss der Geschichte, schwenkt dann zum Thema „First Open Old Capital“ und versucht dann zu erklären wie BI möglicherweise KI benutzt ohne aufzufallen und was er tut beziehungsweise nicht tun, um die Tarnung aufrecht zu erhalten. Am Ende wird anhand von Partiebeispielen versucht diesen Verdacht zu erhärten. Das Video in englischer Sprache dauert fast 53 Minuten und ist interessant anzuschauen. Wenden wir uns nun aber dem Anfang Mai stattgefundenen Turnier in Bulgarinen zu. Auffallend sind zuerst einmal zwei Passagen der Ausschreibung, die noch dazu in roter Schrift hervorgehoben wurden:
Die erste sollte besagen, dass sich der Veranstalter das Recht nimmt Teilnehmer zuzulassen oder eben auch nicht, dies dürfte aber nach bulgarischen Recht auf wackeligen Beinen stehen. Nach der erfolgten ordnungsgemäßen Anmeldung von BI sollen einige starke Spieler ihrerseits die Anmeldung wieder zurückgezogen haben. Die zweite sollte später noch von Bedeutung werden, schauen wir aber zuerst auf die Startliste des Turniers, das in den ersten Maitagen in der alten Hauptstadt Bulgariens Veliko Tarnovo stattfand.
Das Turnier begann einmal mit einer kleinen Überraschung, denn BI remisierte mit den weißen Steinen schnell gegen eine Spielerin mit nicht ganz 1900 Elo indem er schnell viele Figuren abtauschte. War das eine mildere Version des „Schweizer Gambits“ oder wollte er sich einfach aus der Schusslinie nehmen?
Es folgte ein Sieg gegen einen schwächeren Spieler und auch der Weißsieg in der 3. Runde kann nicht als außergewöhnlich betrachtet werden. Fast könnte man denken, dass angekündigte Skandale wie üblich nicht stattfinden, aber die Auslosung der 4. Runde brachte eine brisante Paarung:
Der erfahrene 55jährige bulgarische IM Nikolov ein Unterzeichner der oben erwähnten Liste trat konsequenterweise auch mit den weißen Steinen nicht gegen BI an.
In der 5. Runde tat dies GM Stanojoski verlor aber die Partie gegen BI und in Runde 6 trat die bulgarische Nummer 1 des Turniers GM Drenchev ebenfalls gegen BI nicht an. Nun hatte dieser bereits zwei kampflose Punkte erhalten und jeder weitere kampflose Punkt würde ihn laut Ausschreibung nicht mehr preisgeldberechtigt machen. In der 7. Runde wollte es der junge italienische IM Rombaldoni wissen, stichelte aber schon vorher via Facebook: „ich bereite mich auf Houdini 3 vor“ um nach der Partie ebendort zu erklären: ich habe mit Ehre verloren!
Die Runde 8 brachte ein schnelles Remis gegen IM Kukov (laut Aussagen im Video ein Freund von BI) und nun war der Turniersieg wieder in greifbare Nähe gerückt, das Feld führte er bereits an und nur noch eine Niederlage oder aber ein weiterer kampfloser Sieg konnte ihn davon abhalten.
Und diese Aufgabe musste nun IM Nikolov erledigen, der nach seinem Nichtantreten in Runde 4 gegen BI mit vier Siegen wieder zur Spitze aufgeschlossen hatte. Aber halt – darf ein Spieler zweimal gegen einen Spieler in einem Turnier nach Schweizer System antreten?
Ja man darf wie die FIDE-Regeln besagen – hauptsächlich ist dieser Passus aber dagegen gerichtet, dass man nicht bezüglich der Farbverteilung taktieren kann indem man beispielsweise eine Schwarzpartie ohne Antreten verliert, um mit dann in der nächsten Runde mit Weiß bessere Chancen zu haben. Nicht gespielte Partien gelten für die Paarungsroutine eben tatsächlich als nicht gespielt!
Verwirrung herrschte zuerst im Internet, da auf der bekannten Turnier und Resultatseite Chess-Results.com zuerst BI als Turniersieger eingetragen war
und Minuten später das Turnier komplett – wahrscheinlich vom Veranstalter - gelöscht wurde. Mich erreichte nun eine Mitteilung des Veranstalters, der mir mitteilte, dass mit dem Turnier alles in Ordnung sei und es ausschreibungsgemäß abgelaufen ist. BI hat keinen Preis erhalten und wurde aus dem veröffentlichten Endstand herausgenommen – allerdings wurde ein Turnierreport inklusive der BI Partien zur Eloauswertung an die FIDE geschickt – diese muss diese Causa dann endgültig entscheiden.
Auf der Homepage des Turniers wurde dann im Laufe des Nachmittags folgender Entstand veröffentlicht – BI war aus dem Turnier verschwunden und sein Freund IM Kukov wurde alleiniger Turniersieger und durfte sich über 2.000 BGN (knapp unter 1.000 Euro) Preisgeld freuen.
Die Mut oder Wutbürger IM Nikolov und GM Drenchev landeten auf den unteren Preisgeldrängen (jeweils unter 150 Euro) und wurden für ihr Auftreten nicht belohnt oder aber bestraft – je nachdem wie man das sehen möchte. Denn Beweise für Betrug von BI mit KI liegen nicht vor – nur Verdächtigungen und wie schwierig es ist, verwertbare Beweise zu erbringen erklärt Lilov in seinem Video auch.
Nach bulgarischem Recht ist es nicht so einfach bei einem Menschen Leibesvisitationen vorzunehmen zu lassen und ich denke dies gilt wohl ähnlich für viele andere Staaten auch in denen die exekutive Gewalt allein dem Staat vorbehalten ist. Zwar dürfen in wenigen sicherheitsrelevanten Bereichen wie etwas bei Fußballspielen, Konzerten und an Flughäfen autorisierte Unternehmen Personen und Gepäckkontrollen vornehmen - allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass diese bei einer Weigerung nur Festhaltebefugnisse haben bis staatlicher Organe eintreffen und auch Zwangsmaßnahmen setzen dürfen. Ganz klar ist wohl, dass Schiedsrichter und Ausrichter von Schachturnieren keine Leibesvisitationen durchführen dürfen und wohl auch wollen.
Im Video folgt vor den Partieanalysen noch Spekulationen wie BI die Möglichkeiten der KI nutzen könnte, um sich Informationen von außen schwer ersichtlich anzeigen zu lassen. Minikameras kann wohl leicht in der Kleidung oder auch im Körper verstecken und als Display könnte man „bionische Kontaktlinsen“ verwenden – als Hinweis wird ein Wikipediaartikel angegeben – ich habe mir nicht die Mühe gemacht in Erfahrung zu bringen, ob diese Technologie dem Prototypstadium bereits entstiegen ist oder man das sogar schon käuflich erwerben kann.
Ich hätte aber für alle – falls bis dahin das Rätsel noch nicht gelöst ist – eine kostenschonende Idee für den nächsten Fasching oder wenn Sie Ihren nächsten Gegner – falls Sie das noch als Gag akzeptabel finden - maximal irritieren möchten!
Schiedsrichter und Leibesvisitationen brauchen Sie nicht zu fürchten, denn diese Linsen im Terminatorlook sind einfach nur ein Eyechatcher wie man heute neudeutsch einen Hingucker zu nennen pflegt!
Kommen wir nun aber zum Ernst der Sache zurück und versuchen einmal emotionslos darüber nachzudenken welche Gefahren dieses öffentliche Anprangern ohne konkrete Beweismöglichkeiten durch rechtliche Einschränkungen für das Schach hat und zwar nicht nur für die betroffenen Personen allein – nein für uns und unser schönes Spiel generell! Stellen wir uns damit nicht über kurz oder lang alle selbst unter Generalverdacht? Werden wir zu misstrauischen Spitzeln, beargwöhnen wir das Verhalten unserer Gegner immer mehr? Wie reagieren Sponsoren, Mäzene, die Öffentlichkeit auf die nicht abreißen wollenden Betrugsgeschichten? Sind Eltern, Betreuer und Trainer, die Ihre Kinder ganz legal allein mit ihrer Anwesenheit unterstützen wollen, per se als Zugeinflüsterer vorverurteilt? Läuft nicht jeder mit einer oder noch schlimmer mit mehreren guten Partien hintereinander in Gefahr sich damit ins Betrugseck zu stellen? Ja muss ich gar zu guter Letzt bei der Zugauswahl daran denken was Houdini spielen würde? Werden oder sind wir betrugsparanoid oder sind wir einfach nur blind - vor der Gefahr oder vor Wut?
Oder sollten wir besser Mut zeigen und uns von Kindesbeinen an für ehrlichen, fairen Mensch gegen Mensch Wettkampf einsetzen und uns nicht primär an Ergebnissen und Elozahlen sondern am ehrlichen Wettkampf erfreuen? Kann der Weg das Ziel – und wie kommen wir da hin?
Kommentare
Quelle: www.chessvibes.com/reports/dont-panic-on-the-recent-developments-around-cheating
Quelle Dokument (bulgarisch) chessbg.com/chessbg_files/downloads/us/us_20130521.pdf
Zitat:
Hinzu kommen die Vorwürfe, dass bei internationalen Turnieren seine Partien einer Expertenprüfung unterzogen wurden mit dem Ergebnis, dass über 70% der Züge erste Wahl bei Houdini und Rybka sind. Das macht es wahrscheinlich, dass er betrogen hat.
An sich wiegen die Vorwürfe schwerer als bei FB (meine Meinung), da ist ja eine 4-monatige Sperre sehr harmlos. Außerdem ist nichts zu lesen, dass auch bei der FIDE eine Sperre beantragt wurde.
Nun bei BI hat man einen (gutbegründeten) Verdacht - aber sonst gar nichts Verwertbares und auch keine verweigerte Kontrolle, kein Handy, etc...
Bei FB hatte man einen Verdacht, der möglicherweise nicht so gut begründet war/ist wie bei BI, aber man hat eine VERWEIGERUNG einer Kontrolle. Zudem gibt es ein bei der Partie mitgeführtes Smartphone - darüber gibt es ebenfalls keinen Zweifel. Wir haben also eine Pistole, wissen aber nicht ob mit dieser geschossen wurde
Wo die Vorwürfe schwerer sind, liegt im Auge des Betrachters, denn man könnte auch argumentieren, dass es nicht mehr möglich ist als eine Kontrollverweigerung und daher die maximale Schwere erreicht wurde.
Aber lassen wir das und betrachten die Fälle in Zukunft getrennt!!
chessbase.com/Home/TabId/211/PostId/4010429/ivanov-misses-bcf-anti-cheating-test-110713.aspx
Ivanov hat den vorher zusagten Test dann doch nicht abgelegt.
Ein Beweis ist es aber letztlich auch nicht.
Das Wort führen doch Leute, u.a.. in der selbsternannten, sogenannten "Anti-Cheating-Kommision" , die von Technik und Wissenschaft keine Ahnung haben.
Wenn hier jemand behauptet, dass die Mitglieder der sogen. Anti-Cheating-Kommision von Technik und Wissenschaft keine Ahnung, haben, da muss ja beträchtliches Insider-Wissen vorliegen.
Ich kenne die Leute nicht einmal mit Namen und habe erst recht keine Ahnung über ihren beruflichen Werdegang.
Um die Aussage zu belegen, wären ein paar Fakten recht hilfreich.
So geschen von Naiditsch gegen Mons (BL) nachzulesen in Schach 3/13 S. 60,
diverse subtile Unterstellungen von Ilja Schneider gegen Jens Kotainy, Open Deizisau Schach 5/13 S 66,
Moissejenko gegen Shengelia EM Legnica, Schach 6/2013 S 70.
Es gibt Leute, die vom Schach leben und deshalb kein Interesse an einer objektiver Betrachtung des Problems haben.
Aber:
zitiere Erich Weiß:
So eine Behauptung ist doch wohl auch eine unbewiesene Unterstellung. Oder haben Sie da Insider.Wissen?
Das Problem „schlechter Verlierer verdächtigt Gegner des Betruges“ ist unbestritten da. Andererseits führen nicht oder kaum nachweisbare Betrugsmöglichkeiten zwangsläufig zu einer vergifteten Atmosphäre. Das gilt übrigens für jede Sportart.
Dieses Problem wird nicht einfach so verschwinden. Es bringt deshalb nichts, Leute zu verunglimpfen, die sich Gedanken um eine Lösung machen.
Über den Fall BI lohnt es nicht, weitere Worte zu verlieren.
Schön, dass sich unsere Meinungen zumindest punktuell annähern. Ansonstern ist ein Blog nicht der Ort evt. Insiderwissen auszubreiten. Diese Kommission wurde von der der FIDE berufen, die mit ihren Funktionären nicht dafür bekannt ist, konstruktiv und nachhaltig tätig zu sein. Dem Internet kann man entnehmen, dass ein (erstes?) Treffen für den 5.Oktober angesetzt wurde, und mit Ergebnissen Anfang 2014 gerechnet werden kann. Das Cheating-Problem wird sich zu einem bedeutenden schachlichen, technischen und menschlichen Problem ausweiten, so dass akuter Handlungsbedarf besteht.
Bei den Mitgliedern der Kommision, sowohl von FIDE als auch ACP Seite handelt es sich um beruflich dem Schach eng verbundene Menschen, Schachprofis, Grossmeister, Schiedsrichter, Organisatoren und Trainer. Da der Cheating-Konflikt interessengesteuert ist, sehe ich durchaus eine gewisse Neutralität oder Unbefangenheit verletzt. In der öffentlichen Meinung herrscht eine Vorverurteilung trotz unzureichender Beweise vor. Wir brauchen unabhängige Menschen mit Kenntnissen die sich der Lösung des Problems adäquat widmen können. Dass viele Leute der Meinung sind, man könnte das Problem durch einen Vergleich von Computerzügen mit den menschlichen lösen ärgert und erschreckt mich.
Nur kurz etwas konkreter zu Ken Regan, da er hier im Blog schon erwähnt wurde und auch selber im Internet auftritt. Seine mathematisch-spieltheoret ischen Ansätze, die zu einer statistischen Beurteilung Betroffener führen sind sehr interessant, aber auf Grund ihrer Komlexität von mir nicht in der Kürze der Zeit ausreichend nachvollziehbar. Da ich kein Reviewer bin enthalte ich mich einer wissenschaftlichen Bewertung. Ich kann mir aber vorstellen, dass einige Punkte und Annahmen seiner Arbeit unter Experten auf durchhaus kontroverse Diskussionen stoßen können,ohne dass es am wissenschaflich Wert der Arbeit etwas ändern würde. Dies ist bisher nicht erfolgt ist, da seine Arbeite vor allem im Internet (www-foren,youtube) und auf seiner hompepage nachzulesen sind. Da vor allem SEINE Argumente zur Begründung des Betrugsverdachtes herangezogen werden und er Mitglied der Kommision ist, sehe ich eine klare Verletzung der Neutralität.
@#40
Eine Lösung suchen und Interessen zu verteten sind zwei unterschiedliche Stiefel.
p.s.
Ich würde BI spielen lasse,
wegen nicht erwieserner Schuld,
wie will man ihm sonst etwas nachweisen.
Der Krug geht schließlich so lange zu Wasser, bis er bricht.
Künstliche Netzhaut: Retina-Implantat mit Mikrochip und Photodioden
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Kuenstliche-Netzhaut-Retina-Implantat-mit-Mikrochip-und-Photodioden-1920784.html
Allerdings sollte man bedenken:
Zitat:
1. Zitat: Soweit mir bekannt, war bisher von einer Augenkrankheit bei BI noch keine Rede und
2. 100.000 € sinde für BI als Student nicht opportun.
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