Zu Tode gefürchtet ist auch gestorben
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Donnerstag, 10 Januar 2019 19:45

Zu Tode gefürchtet ist auch gestorben

Die Krennwurzn spielt zwischen Weihnachten und Neujahr traditionell beim Donauopen in Aschach nahe Linz mit und gibt dort auch noch regelmäßig seinen Senf zu den Runden dazu. Aufgrund einer unbedachten Äußerung muss die Krennwurzn – obwohl schachlich nicht dafür geeignet – in der A-Gruppe spielen, bis sie einmal durchgenullt wird – aber all das sollte heute nicht unser Thema sein.

Wie spielt die Krennwurzn eigentlich Schach? Nun ein Held vor dem Herrn ist die Krennwurzn nicht und sie mag lieber ruhige Stellungen und die Krennwurzn ist wie so viele schwächere Spieler auch ein wenig ängstlich. Angst vor Niederlagen hat die Krennwurzn eigentlich nicht wirklich und viel Erfahrung mit Niederlagen hat sie auch genug, dennoch verliert niemand gerne und genau das kann zu „unnötigen“ Niederlagen führen – aber lassen Sie sich kurz in die Gedankenwelt der Krennwurzn entführen:

Die Krennwurzn (1800) spielte mit den weißen Steinen gegen einen gut bekannten „unkonventionellen Angreifer“ (1900) – die Bilanz vor der Partie (+1,-1,=2) war ausgeglichen und die letzte Partie konnte die Krennwurzn im Endspiel nach überstanden Angriff gewinnen. Also auf ins Endspiel und wenn es geht ohne große Stürme im Vorfeld.

1.c4 Bitte kein Benoni, Wolga- oder andere Gambits 1...e5 2.Sc3 Lb4 3.Sd5 Ld6?! 4.d3?! möchte e4 verhindern 4...c6 5.Sc3 f5!?

2019Tode01

 

Genau solche Angriffsstellungen wollte Weiß verhindern, aber nun gibt es kein Zurück mehr. 6.e4 f4 Bleibt Weiß jetzt passiv, dann wird er überrollt, das leuchtet sogar einer Krennwurzn ein und widerwillig wird nach aktiven Möglichkeiten gesucht. 7.g3 Die Alternativen (7.c5 Lc7 (7...Lxc5?? 8.Dh5+) 8.d4 und 7.d4 exd4 8.c5) hätten alle in ungeliebte Stellungen geführt.

7...Sf6 8.d4 Diese Idee wäre mit dem Tausch auf f4 besser gewesen (8.gxf4 exf4 9.d4 Lb4 und nun gibt es eine taktische Lösung für das Problem auf c3 10.e5!! Se4 11.Ld3 Sxc3 12.Dh5+! Kf8 13.Ld2 Sxa2 14.Txa2 Lxd2+ 15.Kxd2 so was zählt nicht zu den Lieblingsstellungen der Krennwurzn)

8...Lb4 9.Lg2 fxg3 10.hxg3 exd4 11.Dxd4 d6

2019Tode02 

Den Eröffnungskampf hat Weiß klar verloren auch wenn er laut Computer besser steht, aber Schwarz hat Angriffsmarken und Weiß muss taktische Probleme lösen – beides gefällt der Krennwurzn nicht.

12.Le3 ist noch kein Fehler, aber mir gefällt die Stellung nicht mehr. 12.Lg5 gefiel mir nicht 12...Sbd7= aber Schwarz kann in Ruhe angreifen und der Computerzug 12.Lf4 kam mir gar nicht in den Sinn. 12...0–0 13.f3?! Die taktische Lösung 13.c5 dxc5 (13...Lxc5 14.Dc4+ Kh8 15.Lxc5 dxc5) 14.Dc4+ Kh8 15.a3 b5 16.Db3 sah ich nicht – die Angst hat bereits vollständigen Besitz über die Krennwurzn gewonnen.

13...d5?

2019Tode03

Ein verfrühter Angriff, aber durch die Angst sind viele Auswege dem geistigen Auge schon verstellt, obwohl sie offenstehen. Stattdessen hätte Schwarz mit 13...Sbd7 14.a3 Lc5 15.Dd2 Db6 die Daumenschrauben schon etwas anziehen können. Das hat wohl Phantomschmerzen bei der Krennwurzn ausgelöst und im Zusammenhang mit der fehlenden Königssicherheit den Panikzug 14.0–0–0? ausgelöst. Aber hätte es noch Rettung gegeben? Natürlich und einfach noch dazu 14.cxd5!! und Schwarz muss einen wichtigen Angreifer abtauschen und einige seiner Figuren stehen ja noch in der Garage 14...Lxc3+ (14...a5 15.a3; 14...Db6 15.Dd3) 15.Dxc3 cxd5 16.e5! (16.exd5?? Sxd5) 16...d4 17.Dxd4 Dxd4 18.Lxd4 Sc6 19.Se2 und weicht der Springer mit 16. … Se8 zurück, so steht Weiß auch wieder die kurze Rochade zur Verfügung.

14...c5? wieder ein aggressiver Fehler. 15.Dd3 d4 keine der weißen Figuren kann genommen werden und eigentlich steht es gar nicht so schlecht um Weiß, aber die Angst hat sich schon tief in das weiße Denken eingefressen. Die offensichtliche "Rettung" 16.Lg5 der Figuren verstellt den Blick auf die Tatsache, dass ja auch die weiße Stellung Trümpfe hat - der komplette schwarze Damenflügel noch schläft.

2019Tode04

Das sofortige 16.e5 stellt Schwarz sehr unangenehme Fragen 16...g6 17. exf6 Lf5 habe ich am Brett gefürchtet und übersehen, dass ich nun in aller Ruhe meine bedrohten Figuren wieder ins Spiel bringen kann.

Und es gibt für Weiß viele andere taktische Probleme zu lösen (16...De7 17.f4! Schwarz kann keine Figur vorteilhaft schlagen 17...h6

a) 17...dxe3 18.exf6 gxf6 19.Ld5+ Kh8 20.Le4 f5 21.Ld5;

b) 17...dxc3 18.exf6 cxb2+ 19.Kb1! Txf6 20.Ld5+ Kf8 (20...Kh8 21.Dxh7#) 21.Txh7 Th6 (21...Lf5 22.Th8#) 22.Sf3+–) 17.exf6 Lf5 (17...Lxc3 18.Lg5 Db6 19.De2 (19.bxc3 Lf5! 20.De2 Db1+ 21.Kd2 dxc3+ 22.Ke1 c2 23.Tc1) ) 18.Se4+–]

Wie sollte man das schaffen, wenn man Angst hat und mit der Stellung und sich selbst total unzufrieden ist?

2019Tode05

16...Da5 Schwarz greift mit natürlichen Zügen an und Weiß verliert den Faden komplett. Der Partiezug 17.Sb5 geht auch noch im Remissinne, Weiß hat immer noch andere Möglichkeiten, aber vollkommen von der Angst in Besitz genommen und dem Schicksal ergeben wird nur mehr reagiert nicht mehr agiert.

Mit 17.Lxf6 Txf6 noch einen schwarzen Angreifer nicht ins Spiel kommen lassen möchte Weiß auf keinen Fall. ABER halt 18.Sd5 stellt doch Schwarz vor Probleme? 18...Dxa2 (18...Ta6 19.e5 Dxa2 20.Dxh7+ Kf7 21.Sxb4 Da1+ 22.Kd2 Dxb2+ 23.Sc2 Dc3+ 24.Ke2) 19.Sxf6+ gxf6 20.f4 Sc6 21.Sf3 La5 (21...Sa5 22.e5 Dxc4+ 23.Dxc4+ Sxc4 24.exf6 Lf5 und die Mattgefahren sind weniger geworden) 17.e5 nach 17...g6!? (17...Lxc3 18.exf6 g6 19.f4 Lf5 20.Ld5+ Kh8 21.Sf3 Lxd3 22.Txh7+ Kxh7 23.Th1#) 18.exf6 Lf5 muss Weiß erkennen können, dass die Dame geopfert werden kann 19.f4!! Lxd3 20.Ld5+ Kh8 21.Txh7+ Kxh7 22.Sf3 mit Matt]

In der Partie folgte nun nach 17...Dxa2 mit 18.Sc7?? der letzte Fehler. Natürlich will Weiß nicht den Turm auf a8 schlagen - das Feld e6 muss irgendwie unter Kontrolle gehalten werden – aber es ist schon zu spät?

Eigentlich immer noch nicht – die weiße Stellung war gar nie so schlecht und sogar jetzt hätte es noch einen Ausweg gegeben – und wieder wäre das Motiv 18.e5!!

2019Tode06

ein letztes Mal noch möglich gewesen.

18...g6? 19. Sd6 und Weiß steht besser

a) 18...Da1+ 19.Kc2 Da4+ 20.Kb1 Lf5!! 21.Dxf5 Dxd1+ 22.Ka2 mit Dauerschach;

b) 18...Se4 19.f4 (19.fxe4?? Tf2–+) 19...Sxg5 20.Ld5+ Kh8 21.Sd6 f5 und e6 sind unter weißer Kontrolle;

In der Partie bringt Schwarz mit 18...Sc6 eine weitere Figur mit diversen Mattdrohungen ins Spiel 19.Sd5 [19.Lxf6 Txf6 brächte nun einen weiteren Angreifer wirklich ins Spiel. 19...Sxd5 20.exd5 Lf5 und Weiß muss aufgeben. Ja zu Tode gefürchtet ist tatsächlich auch gestorben!!

Was können wir schwachen Spieler daraus lernen? Nun einmal Angst ist ein sehr schlechter Berater und hemmt das eigene Spiel. Steht man einmal wie das Karnickel vor der Schlange ist die Partie schon vorbei – auch wenn es noch viele Auswege gibt. Werden wir dann all die Computervarianten am Brett finden? Natürlich nicht, aber mit weniger Angst haben wir nicht zwingenderweise mehr Erfolg, aber vielleicht mehr Freude am eigenen Spiel.

Nun hat die Krennwurzn ein wenig geflunkert, denn so erfahren mit Niederlagen ist sie nun auch wieder nicht, denn 70% meiner Partien verliere ich eben nicht. Könnte das Problem nicht doch an den mangelnden Erfahrungen mit Niederlagen liegen. Ich denke ja und es ist ein generelles Problem im Schach. Wir lesen immer nur von Siegen und Erfolgen und vergessen komplett, dass es ohne Verlierer keine Sieger geben kann und wir unsere Einstellung zu Sieg und Niederlage ändern müssen: beides sind „part of the game“ und daher möchte ich Sie mit Berthold Brecht ein wenig nachdenken lassen:

Reicher Mann und armer Mann
standen da und sahn sich an.
Und der Arme sagte bleich:
„Wär ich nicht arm, wärst du nicht reich.“


Die Partie zum Nachspielen:

 

Effektives Schachtraining (3) - Schach in der Praxis
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Spielen, spielen, spielen

Ohne Spielen geht es nicht! Den analytischen Trockenübungen muss der Sprung ins Wasser folgen. Erst die turniermäßige Anwendung und die damit verbundene Bewertung in unserem Punkte(DWZ)-System zeigt die wahre Spielstärke. Eine rege Turnierteilnahme kann sogar größere Wissenslücken kompensieren. Einmal traf ich auf einen Schüler mit DWZ 1800, der Schwierigkeiten beim Mattsetzen mit dem Turm aufwies.

Bei der Turnierauswahl würde ich auf doppelrundige Veranstaltungen verzichten. Sie sind körperlich zu anstrengend und für den wichtigsten Teil der Schachpartie, der Analyse (mit dem Gegner), bleibt keine Zeit. Es ist unabdingbar, das in der Partie Erfahrene zu verarbeiten. Auch wenn diese Turnierform gerade in Deutschland im Trend liegt, da wenige Urlaubstage benötigt werden, ist für den Lernenden eine längere Veranstaltung zwei kurzen Turnieren mit Doppelrunden vorzuziehen.

Auch ein Schnellturnier von Zeit zu Zeit kann dem Erhalt der Spielstärke förderlich sein. Blitzpartien machen Spaß, bringen schachlich jedoch kaum weiter.

Partievorbereitung

Nehmen Sie davon Abstand, sich unmittelbar vor der Partie noch mit Varianten herumzuschlagen. Die Vorbereitung sollte vor Turnierbeginn, spätestens jedoch am Vorabend abgeschlossen sein. Eine Schachpartie ist zu anstrengend, um noch Energie für andere Dinge aufzuwenden. In diesem Zusammenhang muss auch vorn Sport oder Saunagängen abgeraten werden. Zwar fühlt man sich danach locker und entspannt, doch gerade dies ist bei einem Wttkampf fehl am Platz. Die besten Ergebnisse sind in ausgeruhtem Zustand zu erzielen - idealerweise vom Bett ans Brett! Nun gut, etwas essen sollte man vorher schon noch. Doch gerade das Thema Verpflegung bei Schachspielern ist umstritten. Fachkundige Aussagen sind mir keine bekannt. Immer wieder hört man Sprüche wie „voller Bauch studiert nicht gerne“. Doch ich habe mit stark kohlenhydrathaltiger Nahrung, relativ kurz vor Partiebeginn beste Erfahrungen gemacht. Eine Schachpartie wird zumeist in der dritten und vierten Stunde entschieden wenn die Zeit knapper wird, die Konzentration nachlässt und die Fehlerquote erheblich ansteigt. Hier muss man fit sein!


In den nächsten Ausgaben beschäftigen wir uns unter anderem mit

  1. Elektronische Hilfsmittel: Von Datenbanken über DVDs bis hin zu Fritz, Rybka & Co..
  2. Schach im Internet.
  3. Wo erhalte ich fachkundige Unterstützung?

Bisher erschienen:

Effektives Schachtraining (1)

Effektives Schachtraining (2)  Schach in der Theorie

Effektives Schachtraining (4) - Tipps für eine höhere DWZ

Effektives Schachtraining (5) - Schach im Internet und Schachtrainer

Effektives Schachtraining (2) - Schach in der Theorie
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Ressourcen richtig eingesetzt

Die für das Schacharbeiten zur Verfügung stehende Zeit ist meist sehr begrenzt und wird leider selten effektiv eingesetzt.
Zunächst gilt im Rahmen der eigenen Möglichkeiten das Ziel festzulegen und die durchschnittliche Arbeitszeit pro Woche festzulegen.
Ordnen Sie sich dafür einer der folgenden Kategorien zu:

a) Ich will so bleiben wie ich bin – dann ist der restliche Artikel von untergeordnetem Interesse
b) Ich möchte Spaß haben und etwas dazu lernen (bis zu 5 Wochenstunden)
c) Für mich ist eine deutliche Steigerung der Spielstärke wichtig, zeitlich kann ich mir ein stärkeres Engagement vorstellen (bis 10 Wochenstunden)
d) Ein Titel ist mir wichtig, dafür bin ich bereit mehr als 15 Stunden pro Woche aufzuwenden.

Für die Punkte b) - d) ist ein eindeutiger Zusammenhang zwischen aufgewandter Trainingszeit und DWZ feststellbar. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Auch wenn der Kubaner José Raul Capablanca (dritter Schachweltmeister von 1921-27) behauptete, er hätte sehr wenig für Schach gearbeitet, stellte sich später heraus, dass die übermäßige Beschäftigung mit dem Spiel einen Grund für seinen Verweis von der Columbia Universität in New York darstellte. Jeder lebt in seinem Mikrokosmos mit einer eigenen Sicht der Dinge …
Die ermittelte Arbeitszeit könnte folgendermaßen aufgeteilt werden:
40% Taktik, 30% Partieanalyse, 20% allgemeines Schachwissen (Strategie, Endspiele etc.).10 % Eröffnungstheorie. Die Gebiete gehen oft fließend ineinander über. So beinhaltet jede Partieanalyse Taktik, strategische Elemente und natürlich auch Eröffnungstheorie. Zudem ist eine Anpassung an die jeweilige Spielstärke und Trainingsphase nötig. Die Auflistung zeigt jedoch deutlich die Gewichtung der einzelnen Themen. Zu Beginn des Trainings ist es zuweilen sogar zweckmäßig, den Taktikanteil auf über 70% zu erhöhen

Grundausstattung

Schach kann eine sehr kostengünstige Sportart sein. Grundvoraussetzung für die Arbeit bilden Schachbrett und Figuren. Bitte achten Sie dabei unbedingt auf Turniergröße! Zu häufig werde ich mit seltsamen Abarten bis hin zum Minitaschenschach konfrontiert unter denen die Übersichtlichkeit leidet. Ein einfacher Plastiksatz (Kosten ca. 15 €) ist vollkommen ausreichend.

Bücher und das leidige Thema Eröffnungstheorie

Um das intensive Studium der Fachliteratur kommt man nicht herum! Doch welches ist das richtige Buch? Pro Tag werden im deutschsprachigen Raum 400 Bücher publiziert mit stark steigender Tendenz. Auch der Schachmarkt bleibt von dieser Entwicklung nicht verschont. Wünschte man sich bis spät in die 80er Jahre hinein Alternativen zu den nicht gerade beeindruckenden Werken des Sportverlages der DDR, trifft man heutzutage auf ein nahezu unüberschaubares Sortiment. Zu jeder noch so unbedeutenden Variante scheint es ein Buch zu geben! Gefühlte 90 Prozent des Marktes sind Publikationen zur Eröffnungstheorie. Dies steht in krassem Gegensatz zu meiner Ansicht, dass eröffnungstheoretisches Studium für die Gesamtperformance des Vereinsspielers eine untergeordnete Bedeutung hat und 10 Prozent der Arbeitszeit nicht überschreiten sollte! Was hilft es, etwas auswendig zu lernen ohne die Hintergründe zu verstehen? Wie hoch ist der Anteil der in der Eröffnung entschiedener Partien? Selbst wenn es mal nicht so gut läuft, gibt es doch fast immer eine zweite und dritte Chance! Die Medien werden oft durch Prominenz bestimmt. Und in der Tat ist in der Weltspitze, den Top 20, die in unterschiedlichen Turnieren immer wieder aufeinandertreffen, der Stellenwert der Eröffnung ein ganz anderer. Varianten beginnen unter Umständen erst im 20. Zug und Sizilianisch-Sweshnikow wird mit Weiß und Schwarz bis zum Exzess gespielt. Dahinter steht jedoch oftmals ein Team von Sekundanten und monatelange Arbeit. Doch das Schach der Vereinsspieler ist anders! Bei einem Rückblick auf meine letzten 20 Partien komme selbst ich nur zu einem Theorieanteil von durchschnittlich sechs bis sieben Zügen bevor schwächliches Neuland betreten wurde und der Eloschnitt der Gegner lag durchaus im Bereich von 2500.
Wer das Schach versteht kommt in der Eröffnung klar, wer die Eröffnung auswendig gelernt hat, kommt nicht zwingend mit dem Schach zurecht.
Das klingt alles so einfach, doch verstehe ich auch, die Unsicherheit, die mit empfundener unzulänglicher Vorbereitung einhergeht. Meine Empfehlung lautet deshalb: Legen Sie sich ein enges positionelles Eröffnungsspektrum zu und wechseln Sie danach unter keinen Umständen, auch wenn die Ergebnisse anfangs nicht befriedigend sind! Das Problem liegt zumeist beim Anwender und nicht in der Eröffnung. Die Spezialisierung auf Nebenvarianten hat zusätzlich den großen Vorteil, keinen Trends und theoretischen Entwicklungen folgen zu müssen. Der Nachbearbeitungsaufwand bleibt auf Jahre hinaus überschaubar.
Doch zurück zur Bücherauswahl. Zunächst sollte jedem klar werden, dass Schachbücher nicht mit einem Roman vergleichbar sind. Sie müssen verstanden und nicht nur gelesen werden. Letztendlich muss das Erlernte auch abrufbar sein, wenn eine entsprechende Stellung in einer wichtigen Partie entsteht, und das kann unter Umständen erst Jahre später der Fall sein.
Gehen wir im Idealfall von einem Zeitaufwand von vielleicht 100 Stunden für ein Buch aus, reduziert man schnell die Anzahl auf eine Handvoll. Neben Repertoirebüchern zur Eröffnungstheorie bieten sich Titel zu den Gebieten Taktik und Strategie an. Endspieltheorie kommt dann für deutlich Fortgeschrittene in Betracht. Eine genaue Empfehlung ist jedoch schwierig, da hier auf das Eloniveau des Lernenden eingegangen werden muss. Eine individuelle Beratung durch einen erfahrenen Spieler/Trainer wäre sehr hilfreich.
Taktik ist der wichtigste Bereich des Schachs, da hier der Mensch besonders anfällig ist. Was hilft es eine überlegene Strategie zu demonstrieren, wenn später wegen eines Figureneinstellers kapituliert werden muss? Allerdings ist Taktik auch das Gebiet auf dem der Vereinsspieler selbstständig und ohne großen finanziellen Aufwand erhebliche Fortschritte erzielen kann. Die permanente, intensive Auseinandersetzung mit einem Taktikbuch reicht dafür zunächst aus. Auf dem Markt gibt es viele Publikationen ähnlicher Machart mit z. B. 1000 Diagrammen/Aufgaben. Der Autor spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Fragen Sie Ihren Schachbuchhändler. Wir empfehlen Schach-Niggemann.
Strategie (vielleicht auch allgemeines Schachverständnis) stellt hohe Anforderungen an Planfindung, den Umgang mit Strukturen, Wertigkeit von Figuren, Bedeutung von Feldern etc.. Empfehlenswert ist hier Aaron Nimzowitschs Klassiker „Mein System“ - auch über 80 Jahre nach Erscheinen noch Pflichtlektüre für jeden Spieler von  1300 bis 1800 DWZ.

Partieanalyse

Die Aufarbeitung der eigenen Schöpfungen ist der wichtigste Teil des schachlichen Arbeitens. Hier spielen alle Partiesituationen eine Rolle und man hat sich unter Wettkampfdruck bereits Stunden mit den Problemen auseinandergesetzt.
Nachfolgend eine wünschenswerte, wenn auch aufwändige Vorgehensweise:
  • Zunächst ist der Gedankenaustausch mit dem Gegner direkt nach der Partie zweckmäßig. Hier erfahren Sie unterschiedliche Sichtweisen einer Stellung. Vielleicht gab es zur positionellen Herangehensweise auch alternativ eine taktische? Spielten Sie am Damenflügel, für den Gegner war aber ein Vorgehen im Zentrum der angesagte Plan?
  • Danach folgt die eigenständige Analyse (bitte ohne Schachprogrammhilfe) inklusive eines Datenbankabgleichs (falls vorhanden). Wo hörte die Eröffnungstheorie auf, was war die Neuerung?
  • Bringen Sie die Ergebnisse zu Papier und gleichen Sie diese mit einem Trainer oder Vereinskameraden ab. Steht kein Partner zur Verfügung ist die Computerengine als letzte Mittel natürlich erlaubt.

Sie müssen das Rad nicht neu erfinden; profitieren Sie von dem, was andere sich erarbeitet haben, und schauen Sie den Meistern auf die Finger! Das Studium gut kommentierter Großmeisterpartien ist eine weitere wesentliche Möglichkeit dazuzulernen. Aktualität ist dabei nicht entscheidend. Gute Dienste leistete mir ein altes Turnierbuch: Zurich International Chess Tournament, 1953 von David Bronstein (englische Originalversion, derzeit noch lieferbar, ca. 11 €, es gibt auch eine deutsche, allerdings gekürzte Ausgabe. Empfehlenswert ab ca. DWZ 1800).

Bisher erschienen:

Effektives Schachtraining (1)

Effektives Schachtraining (3) - Schach in der Praxis

Effektives Schachtraining (4) - Tipps für eine höhere DWZ

Effektives Schachtraining (5) - Schach im Internet und Schachtrainer