Londoner Neueste Lichtbilder

Luke McShane hochkonzentriert Luke McShane hochkonzentriert Ray Morris-Hill

Wir leben in modernen Zeiten. Gerade erst endete die heutige Runde bei den London Chess Classics, und schwuppdiwupp, hastdunichtgesehen!, können wir uns auf dem Computer schon die neuen Bilder dazu ansehen. Ganz zu schweigen von der Übertragung aller Partien in Echtzeit - ich weiß, ich weiß, das ist mittlerweile normal und das haben inzwischen viele Turniere. Und dennoch - ist es nicht ein Wahnsinn?
Wenn irgendwann mal der große Stromkollaps kommt und wir alle wieder im Dunkeln sitzen, können wir von diesen Live-Übertragungen aus der ganzen Welt immerhin noch romantische Geschichten erzählen. Denn so war das damals, 2012. Wir hatten einigen Spaß beim Schach, und wir konnten fast überall und jederzeit zuschauen. Sogar live!

Hätten wir das jemandem vor dreißig Jahren vorausgesagt - wir hätten als große Visionäre und Phantasten dagestanden.
Damals lagen die Menschen unter ihren Stehlampen im Wohnzimmer und spielten des Abends die Partien des Kandidatenfinales nach. Anfang der Achtziger Jahre, Robert Hübner, die deutsche Hoffnung, gegen Victor Korchnoi, den abtrünnigen Russen - jeden Tag eine neue Partie auf der Suche nach einem Herausforderer für Weltmeister Karpov. Leider hat es ja nicht ganz gereicht für Robert Hübner.
Allein, die raschelnde, sperrige Tageszeitung und nicht das schnöde Internet öffnete uns jeden Tag aufs Neue das Fenster zur Schachwelt, und dort fanden wir auch die vielleicht beim Abdruck auch schon wieder zwei Tage alten Partien zum Nachspielen und waren glücklich damit.
(Und damals, liebe Kinder, war es gefühlt immer Ludek Pachman, der als Kommentator bei allen Zeitungen gebucht war. Pachman hier, Pachman dort - eine Institution!)

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Ludek Pachman - erst tschechischer, später deutscher Großmeister (Foto: Archiv Bondarenko)

So ändern sich die Zeiten. Heute also - London, und das Internet. Und dort finden wir tolle Bilder, direkt heruntergeladen und tagesaktuell für unseren Blog autorisiert von Ray Morris-Hill, dem Turnier-Fotografen. Mir haben seine Fotos (und hier vor allem die schwarz-weißen) ausgesprochen gut gefallen. Man sieht inspiriert eingefangene Momente vor oder während der Partie, kleine Gesten, hinter denen sich dramatische Gefühle verstecken, und Weltklassespieler von Carlsen bis Nakamura, die inmitten aller Anspannung oft noch Zeit und Muße finden für einen verschmitzten Blick.

(À propos Carlsen - der immer noch junge Norweger hat in London schon nach zwei Runden das All-Time-ELO-High von Garri Kasparov egalisiert. Wir gratulieren!)

Wir zeigen heute eine kleine Auswahl von ziemlich guten Schachspielern am Brett. Viel Spaß!

(Alle Bilder live von der Turnierseite der London Chess Classics. Wir empfehlen auch einen Besuch auf Rays Gallerie-Seite www.rmhphoto.eu !)

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Weltmeister-Kramnik zusammen mit einem Fan

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Ein Blick in die Runde - aus diesem Saal kommen die ganzen Züge!

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Wenn das nicht gute Werbung ist - die Engländer haben es irgendwie drauf.

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Levon Aronian in perfect shape for the match

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Mickey Adams - man sieht, dass Schach vor allem ein Denksport ist.

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Körpersprache ist alles! Man würde sich kaum wundern, wenn Carlsen diese Partie gewonnen hat.

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Nochmal Kramnik, diesmal in Schwarz-Weiß

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Sha-la-la-la-la: Was spielen wir denn heute?

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Und wer ist das? Kein Spieler aus dem aktuellen Londoner Feld, aber auch unbedingt
ein Weltklassemann: Dr.Robert Hübner, fotografiert in Porz 1966 (Quelle: Gerhard Hund)

Olaf Steffens

Olaf Steffens, Diplom-Handelslehrer, unterrichtet an einer Bremer Berufsschule. FIDE-Meister seit 1997, ELO um die 2200, aufgewachsen in Schleswig-Holstein. Spielte für den Schleswiger Schachverein von 1919 (moinmoin!), den MTV Leck (hoch an der dänischen Grenze!), den Lübecker Schachverein, die Bremer Schachgesellschaft und nun für Werder Bremen.

Seit 2012 Manager des Schachbundesliga-Teams des SV Werder Bremen.

Größte Erfolge:
Landesmeister von Schleswig-Holstein 1994, Erster Deutscher Amateur-Meister 2002, 5.Platz beim letztenTravemünder Open 2013, und Sieger des Bremer Hans-Wild-Turniers 2018.

Größte Misserfolge:
Werd´ ich hier lieber nicht sagen!

Größte Leidenschaften:
früh in der Partie irgendetwas mit Randbauern und/ oder g-Bauern auszuprobieren und die Partie trotzdem nicht zu verlieren – klappt aber nicht immer.

Kommentare   

#1 Jörg Hickl 2012-12-05 14:06
Ein anderer Beitrag als die üblichen Turnierartikel - vielen Dank.
Beim Betrachten dieser Bilder stellt sich mir die Frage, warum man Schach nicht einer breiten Öffentlichkeit medial näherbringen kann. Vielleicht sollte man dabei mehr auf die Beteiligten und weniger auf das Spiel fokussieren?!

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