Endlich reich dank Schach

Wo ist das große Geld? Wo ist das große Geld? OSt

Es war schon wieder ein Highlight der deutschen Fernseh-und Schachgeschichte: in der Sendung „Wer wird Millionär“ kämpfte sich kürzlich eine Frau durch bis zur 64.000,-€- Frage, die der Moderator Günther Jauch dann wie folgt formulierte:
"Wobei handelt es sich um eine gängige Schlussformel in der Korrespondenz bestimmter Freizeitsportler?"
 Nun ist dies nicht unbedingt eine Frage, die man auf Anhieb gleich verstehen muss. Darum ist es hilfreich, wenn man die vier Antwortvorschläge sieht: 

A: Mit golfischen Grüßen

B: Mit schachlichen Grüßen

C: Mit anglischen Grüßen

D: Mit skatischen Grüßen

 

Alles sehr obskur – es scheint also einen typischen Gruß zu geben, mit dem Golfer, Schachspieler, Angler oder Skatspieler ihre Briefe beenden. Welcher mag das sein?

Weil wir hier ja nun in einem Schachblog sind, werden es manche bereits ahnen - richtig war die schöne Antwort B, „Mit schachlichen Grüßen“!
Auf einem regionalen Open ist es meist nicht ganz so einfach, sich überhaupt und schon gar nicht ein stattliches Preisgeld zu erspielen. Hier aber bei dieser Frage hätten wir schon ziemlich reich werden können durch ein wenig Schachwissen – 32.000,-€ mehr im Topf, wer hätte das gedacht?

magnus carlsen

Wer sich viel bildet, hat bei Gewinnspielen oft bessere Chancen.

Mein Kollege sprach mich darauf an, ob ich die Antwort im Gegensatz zur Kandidatin wohl gewusst hätte. Ich muss sagen – da hätte ich keine Ahnung gehabt!
Ein „Mit schachlichen Grüßen“ habe ich bewusst noch nie unter einem Brief, einer Mail oder sonstwo wahrgenommen. Wer sagt so etwas - Herbert Bastian doch nicht etwa? Und wie schafft es dieser Gruß in die 64.000,-€ - Frage - – kann man da nicht lieber etwas anderes fragen zu unserem Sport? Zum Beispiel …

- warum die Schach-Olympiade eigentlich alle zwei Jahre stattfindet
- wer nun eigentlich die Krennwurzn ist, oder
- warum Frank Hoppe für das deutsche Olympiateam in Istanbul nicht nominiert wurde, oder
- warum man gegen starke Spieler immer kurz vor Schluss noch etwas einstellt.

Irgendwie so etwas könnte man doch mal fragen. Tut aber leider keiner.

 noppes

Sven Noppes stellt die Millionenfrage - Peter Heine Nielsen zögert aber noch mit der Antwort.

 

Aber nun gut, freuen wir uns, dass es das königliche Spiel zumindest wieder in die deutsche Fernsehöffentlichkeit geschafft hat – dorthin, wo es ja sonst leider keinen auch nur irgendwie gearteten Hauch von Schachpräsenz gibt, weder wenn Arkadij Naiditsch das Turnier in Wijk aan Zee (B) gewinnt, Matthias Krallmann den Werder Monatsblitz dominiert oder das Team Germany in Griechenland Europameister wird (hey!). Da schweigt das Fernsehen doch lieber und sendet Volksmusik und Fußball.
Doch wie immer gibt es noch Hoffnung – sollte die alte Tante SPD im Herbst die Wahl gewinnen, könnte Schachfreund Peer Steinbrück als neuer Kanzler unser Schach zum Nationalsport machen („Schach – Das Spiel der Kanzler“). Dann wären wir auch mehr im Fernsehen. Meine Unterstützung hätte er! -

steinbrck

So wollen wir das sehen: Schach für alle in den Medien, und auch das Brett ist richtig aufgebaut

 

 „Ein Matt beendet die Schachpartie“ heißt es ja immer so schön, und wir alle haben das auf die eine oder andere schmerzvolle Weise schon einmal erlebt. (Manchmal geht es ja auch ohne Matt - im Falle von Falko Bindrich und Christoph Natsidis beispielsweise war es der Schiedsrichter im Verbund mit Sebastian Siebrecht, der die Partie beendete.)
Wie aber beenden Schachspieler eine Korrespondenz, die sie sich auf dem einen oder anderen Wege zuspielen? Schreibt da wirklich irgendjemand „mit schachlichen Grüßen“?  
 Wir wollten es genauer wissen, und tatsächlich fanden wir bei unseren Kollegen von Wikipedia in der Abteilung „Grußformel/Korrespondenz“ bei „Spezielle Grußformeln mit Bezug auf Verbände und Vereinigungen“ den Hinweis auf so allerlei spezielle Wendungen:
 
 -        Mit reiterlichem Gruß (das sagen wohl die ReiterInnen)
-         Mit freundlichem Glückauf (Kohlekumpel unter sich)
-         Gut Pfad (das wünscht man sich unter PfadfinderInnen)
 
Soweit die Klassiker - doch was gibt es noch?

-         Best regards from outer space! (Kirsan Ilyumzhinov)
-         Vy-73 (unter Funkamateuren)
-         Moinmoin! (in Schleswig-Holstein)
-         Hav (Hochachtungsvoll, für ganz Eilige)
-         Yo! (Jan Gustafsson)
 
 Und dann, endlich
- „Mit schachlichen Grüßen“ – zwischen Schachfreunden (gleiche Vereinszugehörigkeit nicht erforderlich).
 
Es ist also wahr – dieser Gruß besteht ganz offiziell. Da haben die Fragenschreiber von „Wer wird Millionär“ wieder alles richtig gemacht.
Dennoch bleiben Zweifel – wird diese Wendung auch wirklich benutzt? Das fragen wir heute unsere Leser und auch unsere Leserinnen. Um ehrliche Antworten wird gebeten. Wir wollen die schonungslose Wahrheit. Danke für alle Einsendungen!
Wir verabschieden uns aus diesem Artikel mit einer laut Wikipedia offenbar leicht veralteten, aber dennoch wohlklingenden Grußformel, die wir damit dem drohenden Vergessen zu entreißen hoffen:
„Mit größtem Respekt und bewundernder Hochachtung verbleibe ich in demütiger Hoffnung“

Olaf Steffens

 bremen 3

                     Seid schachlich gegrüßt aus Bremen, gelle!

Olaf Steffens

Olaf Steffens, Diplom-Handelslehrer, unterrichtet an einer Bremer Berufsschule. FIDE-Meister seit 1997, ELO um die 2200, aufgewachsen in Schleswig-Holstein. Spielte für den Schleswiger Schachverein von 1919 (moinmoin!), den MTV Leck (hoch an der dänischen Grenze!), den Lübecker Schachverein, die Bremer Schachgesellschaft und nun für Werder Bremen.

Seit 2012 Manager des Schachbundesliga-Teams des SV Werder Bremen.

Größte Erfolge:
Landesmeister von Schleswig-Holstein 1994, Erster Deutscher Amateur-Meister 2002, 5.Platz beim letztenTravemünder Open 2013, und Sieger des Bremer Hans-Wild-Turniers 2018.

Größte Misserfolge:
Werd´ ich hier lieber nicht sagen!

Größte Leidenschaften:
früh in der Partie irgendetwas mit Randbauern und/ oder g-Bauern auszuprobieren und die Partie trotzdem nicht zu verlieren – klappt aber nicht immer.

Kommentare   

+1 #1 Schachorganisator 2013-06-10 08:45
Also, "mit schachlichen Grüßen", das habe ich noch nicht gelesen.
Aber: in einer meiner letzten Mails steht "mit Schachgruß".

Unabhängig davon, für mich wäre auch nur Antwort B in Frage gekommen.
-1 #2 Guido Montag 2013-06-10 10:32
Meine Famile fragte mich, ob ich das schon mal gehört habe.
Ja hab ich, schon mal gelesen, mit Befremden.

Aber! Quelle Wikipedia? IiiiiiiiH!!!
Entäuscht mich :-x
+1 #3 Erich Weiß 2013-06-10 10:42
Wir sollten die Formel zur Popularisierung des Schachs reanimieren. Also:

Mit schachlichen Grüßen

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