ZackZack - Grübeln kann man immer noch
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Samstag, 13 August 2011 23:25

Ein Paradies für Grübler

Wer gerne grübelt, der möge Turnierpartien spielen! Menschen, die sich gerne Sorgen machen, haben beim Turnierschach ausreichend Gelegenheit dafür – anders als beim Blitzschach, bei dem unser vegetatives Nervensystem den Gang der Partien vollständig steuert. Dort ist Nachdenken ohnehin eher störend. In langen Turnierpartien muss man dagegen noch selber denken, und es bleibt viel Zeit, in der man sich ausgezeichnet Sorgen über den Gang der Partie, das Wetter und die Welt als solche machen kann.

Für seine treuen Leser hat die Schach-Welt einmal mehr Feldforschung betrieben. Wir wollen endlich Licht in ein Dunkel zu bringen und beantworten die Frage: Worüber wird während der Schachpartie eigentlich gegrübelt? 

Hier sind sie, die …


32 Sorgenfalten am Schachbrett

1) Werde ich rechtzeitig da sein?

2) Warum bin ich gestern nicht früher (uah) ins Bett (uah) gegangen?

3) Wird mein Gegner das spielen, worauf ich mich vorbereitet habe?

4) Warum muss ich immer gegen Jugendliche spielen, die stärker sind als ihre DWZ?

5) Wo gibt es hier Kaffee?

6) Ist mein Handy ausgeschaltet?

7) Was werden die anderen zu meiner Eröffnung sagen?

8) Hat sich mein Gegner vorbereitet?

9) Kennt mein Gegner die Widerlegung auf diesen Zug?

10) Vielleicht sollte ich mein Eröffnungsrepertoire mal ändern?

       (Aber: auf keinen Fall Damengambit!)

11) Wie kann ich meine Kekse auspacken, ohne dass es zu sehr knistert?

12) Wieso spaziere ich soviel herum, anstatt am Brett zu sitzen und nachzudenken?

13) Ist mein Handy auch wirklich aus?

14) Warum habe ich seinen 12.Zug nicht schon vorher gesehen?

15) Warum habe ich seinen 14.Zug nicht schon vorher gesehen?

16) Warum stehe ich schon wieder so schlecht?

17) Wie viele DWZ-Punkte kostet es mich, wenn ich heute verliere?

18) Warum bin ich bei diesem schönen Wetter hier drin?

19) Mache ich mich lächerlich, wenn ich diese Stellung noch weiterspiele?

20) Warum gibt es hier keinen Kaffee?

21) Soll ich etwas opfern und versuchen zu mogeln?

22) Darf ich mich freuen, wenn ich nur durch einen Fehler des Gegners gewinne?

23) Warum spielt mein Gegner plötzlich so stark?

24) Warum ist mein Gegner jetzt so häufig auf der Toilette?!

25) Werde ich den 40.Zug noch schaffen, ohne etwas einzustellen? 

26) Soll ich Remis anbieten?

27) Habe ich den 40.Zug schon geschafft?

28) Wie spielt man dieses Turmendspiel?

29) Kann man das noch gewinnen?

30) Wieso habe ich das nicht gewonnen?

31) Wie viele DWZ-Punkte habe ich heute schon wieder verloren?

32) Soll ich mit dem Schachspielen aufhören?

(Bonus-Sorge im Sommer 2011: Wie komme ich jetzt durch den Regen nach Hause?)


Schach-Welt fragt sich: Lohnen sich alle diese Sorgen am Schachbrett überhaupt? Wäre es nicht sinnvoller, würde man sich stattdessen über die Rettung der Welt/ des Wattenmeeres/ des 1.FC Köln (oder des HSV) Gedanken machen?

Aber das ist eine Frage, über die wir auch noch nachdenken können, wenn die nächste Turnierpartie ansteht. Dann ist ja immer noch Zeit dafür …