Donnerstag, 20 September 2012 07:59

Aus der Kategorie: Sonstiges

Aufgrund von technischen Problemen ist das hier schon der dritte Versuch, diesen Artikel zu posten. Daumen drücken, dass es funktioniert.

Die Problemlösemeisterschaft in Kobe ist gestern mit zwei Mal Silber für Deutschland (sowohl in der Mannschaft als auch im Einzel durch Arno Zude - herzlichen Glückwunsch) zu Ende gegangen.
 Als Kontrapunkt zu den schwierigen Problemen, die dort gelöst werden (oder auch nicht, denn gleich zwei Probleme blieben komplett ungelöst), habe ich eine Aufgabe ausgegraben, bei der wirklich jeder mitmachen kann. Sie stammt aus der Schwalbe aus einer Kategorie, die sich immer am Ende des Heftchens befindet und den Namen "Schachmathematik und Sonstiges" trägt. Dort findet man die sonderbarsten Aufgaben mit Fragen nach Brettgrößen, Flächeninhalten zwischen Drei- und Vierecken, die von Figuren aufgespannt werden, und kürzesten Partien.  Ein Klassiker ist beispielsweise: Finde nach dem Zug 1.e4 das kürzeste Matt, in dem als Mattzug ein Springer einen Turm schlägt! Nett auch: Konstruiere eine Pattstellung, bei der die pattgesetzte Partei neun Springer hat und die aus der Partieanfangsstellung erspielbar ist!

ritterNeben den Aufgaben, bei denen man mit Schulmathematik nicht mehr auskommt und anderen, die aus anderen Gründen unheimlich schwierig sind, gibt es auch immer wieder kleine Perlen, die beim Ausknobeln viel Freude bereiten. Dazu gehört auch die folgende des Hamburgers Hauke Reddmann, die ich hier wiedergebe:

Schwarz zieht immer synchron zu Weiß (d.h. er führt den an der Mittellinie gespiegelten Zug aus. Z.B. 1.e4 e5 2.Sc3 Sc6 3.d4 d5 4.exd5 exd4 etc.). Welche grundsätzlich verschiedenen Möglichkeiten gibt es für Weiß, dies Schwarz unmöglich zu machen? Gib jeweils beispielhafte, möglichst kurze Zugfolgen aus der Partieanfangsstellung heraus an!

Eine wirklich hübsche Aufgabe aus dem Bereich "Sonstiges", an der hoffentlich viele Leser gefallen finden. Also auf geht es, bitte nur eine Lösung pro Löser und Tag, damit alle die Chance haben, mitzumachen.

Mittwoch, 29 Februar 2012 21:26

Junge, komm bald wieder

Schaltjahre sind ja eigentlich etwas gräßliches, da man einen Arbeitstag mehr für das gleiche Geld als einfacher Arbeitnehmer hat. Ich habe diesen Schalttag dafür genutzt, ein hübsches und auch lösbares Problem für Euch, liebe Leser, herauszusuchen und damit aus der Not eine Tugend gemacht, hatte ich dadurch doch einen ganzen Tag mehr Zeit für meine Kolumne.


Der Schalttag ist ein alle vier Jahre wiederkehrendes Ereignis und um Rückkehrer geht es auch im Problem des Monats des Mehrzügerspezialisten Dieter Kutzborski (veröffentlicht in Schach Aktiv 10/2011).Die Rücknahme eines Zuges wirkt auch im Problemschach paradox. Im Partieschach spricht man in dem Fall oft vom Tempoverlust und ein Problemkomponist muss sich einen Grund ausdenken, warum es nach einem gegnerischen Zug Sinn macht, den vorherigen Zug wieder zurückzunehmen. Schauen wir also auf unser Stück.

Kutzborski 4 SA 10-2011

Weiß am Zug setzt in vier Zügen matt. Zwar hat er neben dem schwarzen König nur einen einzigen Bauern zu zähmen, aber sowohl Drohung als auch Abspiel müssen erst einmal gefunden werden.

Lösungsvorschläge und Anmerkungen bitte als Kommentar.

Donnerstag, 02 Februar 2012 20:52

Vom Zugwechsel zum Perpetuum Mobile

Wonach die Wissenschaft sucht, gibt es im Schach schon lange: Das Perpetuum Mobile. Doch bevor wir dazu kommen, schauen wir erst, was unsere vier Aufgaben, bei denen sich keiner traute, die Lösung zu posten, denn vereint. Ich schrieb da ja was vom vollständigen Satz. Das bedeutet, das Weiß die Forderung auch erfüllen könnte, wenn er auf den ersten Zug verzichten müsste. Schachprobleme, in denen eine solche Situation vorliegt nennt man Zugwechselprobleme. Spannend ist dabei immer, wie der Zugwechsel dann aufgelöst wird.

Schauen wir auf unser erstes Beispiel:

Mansfield 2Wäre Schwarz am Zug, hätte es Weiß leicht, da es auf jeden schwarzen Zug einen weißen Mattzug gibt. Auf Züge des Turmes auf c4 erfolgt Lh7#, auf 1.-e2 2.Df3# und Züge des Turmes auf d4 erlauben das Matt auf e5. So weit die Analyse der Satzsituation.

Allerdings ist es gar nicht so leicht einen vernünftigen Wartezug für Weiß zu finden. Besonders verlockend sind 1.Te7? und 1.Lf7?, aber Schwarz hat echoartige Fesselausreden: 1.Te7? Tc1! und 1.Lf7? Td1!. Und die Lösung? Der versteckte Zug 1.g5! erhält die Satzspiele aufrecht und nutzt die Tatsache aus, dass Schwarz auch das zusätzliche Fluchtfeld für den König keinerlei nutzen bringt, da alle Mattzüge im Satz f5 überdecken und die sofortige Flucht 1.-Kf5 durch 2.Lh7# gekontert wird.

Der Zugwechsel wird hier also dadurch aufgelöst, dass Weiß dem Schwarzen eine zusätzliche Variante einräumt. Dass diese dann auch noch ein Fluchtfeld für den König schafft, ist dabei eine besondere Nettigkeit, die gar nicht so leicht zu komponieren ist.

Damit zum zweiten Zweizüger:

Auch hier liegt ein vollständiger Satz vor, auf 1.-Kc5 2.De5#, auf 1.-Kc3 2.Sd5# und auf 1.-g4 ebenfalls 2.Sd5#. Wer jetzt nach einem geeigneten Abwartezug gesucht hat, ist nicht fündig geworden. Es gibt ihn einfach nicht. Also muss Weiß bereits sein, Satzmatts aufzulösen. Ein Versuch wäre die hübsche Auflösung der Läufer-Springer-Batterie 1.Lb8?, wonach es sowohl nach 1.-Kc5 2.De3# als auch nach 1.-Kc3 2.Le5# zu Mattwechseln im Vergleich zum Satz kommt, aber 1.-g4! ohne Antwort bleibt.

Statt dessen löst hier 1.Df3! mit den Abspielen 1.-Kc5 2.Dd5#, 1.-Ke5 2.Sc4# und 1.-g4 2.Td5#. Hier wurde der Zugwechsel damit gänzlich anders aufgelöst als in der vorherigen Aufgabe, denn hier wechseln gleich alle Matts sowohl vom Satz zur Verführung als auch zur Lösung. Allein auf den Zug1.-Kc5 sieht man drei verschiedene Mattzüge. So etwas ist nicht leicht darzustellen und durch die Königsfluchten musste das Autorenduo hier sehr viel Raum auf dem Brett beherrschen. Dabei eindeutige Mattzüge zu gewährleisten, ist alles andere als einfach.

Die beiden vierzügigen Zugwechselstücke werden beide durch eine zusätzliche Variante wie der erste Zweizüger gelöst. Schauen wir noch einmal kurz rein:

    

Im ersten Stück fordert der Läufer zum Duell mit der Dame. MiBu schrieb ja bereits, dass die schwarze Lady nur von d7, f5 und h7 die beiden Felder h3 und d3 decken kann. Weiß würde hier (und im nächsten Stück ebenso) sehr gerne auf sein Zugrecht verzichten. Die Dame kann derzeit nur mit 1.-Dh7 die beiden Mattdrohungen decken und wäre nach 2.Lg4! mit ihrem Latein am Ende. Aber Weiß hat keinen Wartezug, der dies sofort erzwingt. Statt dessen kann Weiß links das Gleiche veranstalten, was er rechts bereits droht. 1.Lf7! und jetzt kann die schwarze Lady entweder nach 1.-Dd7 2.Le6 Dh7 3.Lg4 wie in der Satzsituation das Duell verlieren oder echoartig auf der anderen Seite nach 1.-Dh7 2.Lg6 Dd7 3.Le4, wonach es wieder keine Ausreden gibt.

Rechts könnte Schwarz, wenn er am Zug wäre, nur trist zu 1.-c4 greifen, wohl wissend, dass er nach der beliebigen Umwandlung des wBf7 keinen vernünftigen Zug mehr hat. Doch auch hier gibt es keinen geeigneten Wartezug. Daher lässt Weiß überraschend das Schach auf b3 zu: 1.f8S! Lb3+ und nach 2.Se6 Lxe6+ 3.Kg7 hat der Läufer das Feld besetzt, dass der Springer jetzt gerne schachgebend besetzen würde. So weit von MiBu angedeutet. Aber Schwarz kann es sich auch anders überlegen 2.-Lc2 3.Sxc5! Der weiße Bauer auf f7 ist zum prachtvollen Springer auf c5 geworden und Schwarz stirbt an seiner Zugpflicht, obwohl Weiß (einzügig und alles andere zählt nicht, denn Weiß hat ja nach der Forderung "Matt in vier" nur noch einen Zug übrig) gar nichts droht.

Meines Erachtens sind das alles schöne Beispiele zum Thema Zugwechsel. Nichtsdestotrotz findet man Zugwechselstücke heutzutage nur noch selten in Schachproblemzeitschriften oder -spalten. Das liegt daran, dass insbesondere in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts dieses Gebiet weitläufig abgegrast wurde.

In diese Zeit fallen auch die ersten Perpetuum Mobiles. Was das ist, sieht man an folgendem Stück (Kiss, 1942):

Kiss2

Weiß am Zug, Matt in zwei Zügen. Im Satz erfolgt auf die Königssternfluchten 1.-Kd6 2.d8D#, 1.-Kd8 2.Dg5#, 1.-Kf6 2.f8D# und 1.-Kf8 2.Dc5#. Wieder gibt es keinen geeigneten Wartezug, so dass nach dem Schlüsselzug 1.De4! sich alle vier Matts ändern: 1.-Kd6 2.f8D#, 1.-Kd8 2.Dh4#, 1.-Kf6 2.d8D# und 1.-Kf8 2.Db4#. Vier Mattwechsel bei vollständigem Satz - so weit so gut, aber der eigentliche Gag ist: versetzt man in der Diagrammstellung die weiße Dame nach e4 lautet die Lösung, dreimal darf man raten 1.De3! und man kann die Varianten von oben übernehmen, es erfolgt lediglich ein Austausch von Satz und Lösung. Eine solche Anordnung, in dem sich die Stellungen nach dem Schlüsselzug entsprechend abwechseln, nennt man Perpetuum Mobile. Wenn ich mich nicht irre, gibt es auch längere Perpetuum Mobiles, das würde ich bei Interesse mal recherchieren. Und wenn sie nicht gestorben ist, dann versucht sich die weiße Dame immer noch zu entscheiden, ob sie lieber auf e3 oder e4 steht...



Matt in vier
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Freitag, 27 Januar 2012 02:09

Vollständiger Satz

Heute wird mein Sohn zwei. Herzlichen Glückwunsch auch an dieser Stelle!
Während er motorisch im Altersdurchschnitt ist, ist er sprachlich schon unheimlich weit und ist drauf und dran, seine ersten vollständigen SPO-Sätze (für diejenigen, bei denen die Schule schon etwas her ist: das bedeutet Subjekt, Prädikat, Objekt) zu formulieren.


Um vollständige Sätze geht es auch im ersten Teil unserer Problemschachreihe. Dazu zunächst zwei kleine Erläuterungen: Als Satzsituation bezeichnet man die abgebildete Stellung bei Umkehrung des Zugrechts, das heißt, wenn Schwarz am Zug ist. Wenn man gelegentlich versucht, Probleme zu lösen, geht man irgendwann dazu über, sich intensiv mit der Satzsituation zu beschäftigen, gibt sie doch darüber Auskunft, auf welche schwarzen Züge es noch kein Matt gibt. Auf diese muss der erste Zug von Weiß eine Antwort liefern. Diesen ersten Zug nennt man Schlüsselzug (und nur den!). Die Beschäftigung mit der Satzsituation ist durchaus praxisnah, geht es doch im Wesentlichen um die stets aktuelle Frage "Was droht?"
So genug der Definitionen. Den vollständigen Satz werde ich hier nicht definieren, denn was sich dahinter verbirgt, dürft ihr selber herausfinden. Da die Aufgaben von niedrigem bis mittlerem Schwierigkeitsgrad sind, bringe ich gleich vier Beispiele von vollständigen Sätzen. Ziemlich viel für den Anfang, gewiss, aber so kann sich jeder sein Stück der Wahl heraussuchen.
In den ersten zwei Stücken heißt es Weiß am Zug, matt in zwei.

Mansfield 2         SkrinnikMarkovtsy 2

       Comins Mansfield, 1935, #2                    Skrinnik & Markovtsy, 2001, #2

Viel kann man zu diesen Stücken gar nicht schreiben, ohne gleich alles zu verraten. Weiß ist zahlenmäßig klar im Vorteil, doch in nur zwei Zügen matt zu setzen, ist gar nicht so einfach.
Anbei noch zwei Vierzüger, die das Quartett vollenden.

Kraemer 4 wL vs. sD
        Kraemer 4 springer

            Kraemer, 1925, #4                                Kraemer & Zepler, 1932, #4

Im ersten der zwei Stücke des Komponisten Ado Kraemer (1898-1972) sieht man einen amüsanten Zweikampf, im rechten Stück, das Kraemer zusammen mit Erich Zepler komponierte, darf sich jemand austoben, ohne dabei das Unvermeidliche abwenden zu können. Die rechte ist nach meinem Empfinden die schwierigere.


Lösungen bitte in den Kommentaren! Es wäre schön, wenn zumindest bei den Zweizügern eine gewisse Schamfrist bei der Nennung der Lösung eingehalten wird (Vorschlag: am Sonntag darf sie gepostet werden). Zudem sind Überlegungen, was denn nun ein vollständiger Satz ist, herzlich willkommen. Eine ausführliche Lösungsbesprechung kommt dann in ca. einer Woche. Sollten keine Lösungskommentare oder Lösungen kommen, werde ich gelegentlich Hinweise geben.

Im Problemschach ist es übrigens durchaus erlaubt, ein Brett aufzubauen und auszuprobieren. Viel Spaß, die Mühe lohnt sich!


Interessanterweise hat sich niemand getraut, die Lösung der Mansube zu posten. Das schöne Mattbild unter Beteiligung aller vier Springer entsteht nach: 1.Th7+ Kg8 2.Sf6+ Kf8 3.e7+ Sxe7 4.Tf7+ Sxf7 5.Se6#.

Warum Problemschach?
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Montag, 23 Januar 2012 11:27

Warum Problemschach?

Ich möchte mich an dieser Stelle vorstellen. Ich bin Sven-Hendrik Loßin (kurz: Losso) und Schachliebhaber. Ich bin im „Normalschach“ Spitzenbrett bei einem Verein aus der Region Hannover und spiele dort in der Verbandsliga. Auch im Fernschach war ich aktiv und wurde vor 8 Jahren Landesmeister in Mecklenburg-Vorpommern. Beim Lesen in Blogs bin ich verschiedentlich auf Schachprobleme gestoßen und bin irgendwann in diese Welt eingetaucht.
Bald fing ich an, selber Probleme zu basteln, löse aber auch recht gerne.
 
Wie funktioniert dieses „Eintauchen“? Nun ja, selbst als Normalschachspieler kommt man wohl gelegentlich mit Studien in Berührung. Oft hat man es dann mit Studien zu tun, die nicht sehr partienah sind, sich aber durch eine besondere Schönheit des Motivs, Ablaufs oder der Endstellung auszeichnen.
Wenn man die Studie verlässt und die Zugzahl im Vornherein beschränkt, ergeben sich weitere Möglichkeiten, Interessantes, Außergewöhnliches oder auch Kurioses darzustellen. Insofern sind dies die zwei Hürden, die ein Normalschachspieler nehmen muss, wenn er die Attraktion eines Schachproblems genießen möchte: Er muss einerseits in der Lage sein, partieferne Stellungen zu akzeptieren, andererseits muss er sich mit einer Bedingung anfreunden, die zumeist so ähnlich lautet wie Matt in 2 Zügen. Diese Bedingung bedeutet, dass eine Lösung, in der Schwarz den zweiten Zug überlebt, als solche nicht gültig ist, auch wenn Weiß weiterhin eine gewonnene Stellung besitzt.
 
Wenn ich den Problemschachteil der Rochade, Schach etc. sehe, kann ich übrigens sehr gut nachvollziehen, dass nicht viele Normalschachspieler den Weg zur Schachkomposition finden. Es ist leider so, dass sich dieser Bereich unseres Hobbies eine ziemlich hohe Einstiegshürde erlaubt, die zu nehmen ziemlich schwer ist. Ich habe irgendwann einmal Probehefte gängiger Problemschachzeitschriften geordert, zuvorderst der Schwalbe. Die Schwalbe ist ein gemeinnütziger Verein, in dem die deutschen, aber auch ausländische, Problemschachfreunde Mitglied sind. Die Vereinszeitschrift heißt genau so wie der Verein und das erste Heft, das man liest, wird man zumeist recht schnell beiseite legen, es sei denn, man hat jemanden, der einem das ein oder andere erklärt.

 

Schwalbelogo

Nicht nur ein nostalgischer Motorroller aus Ostdeutschland,
sondern auch die deutsche Vereinigung für Problemschach: die Schwalbe.

 

Das Vokabular, Abkürzungen und nicht gerade anfängerfreundiche Fachartikel sorgen dafür, dass das Feuer sich nur sehr langsam entfacht. Ich kann nach ca. 2 Jahren Problemschach sagen, dass sich das Nehmen dieser Einstiegshürde gelohnt hat. Viele Aufgaben haben sich nachhaltig in mein Gedächtnis eingeprägt und ich denke gerne an diese oder schaue sie mir noch einmal an, so wie man sich ein hübsches Bild immer wieder ansieht oder ein Musikstück immer wieder anhört.
Aber auch im Trainingsbetrieb werden Schachkompositionen genutzt. Und das bezieht sich nicht nur auf Studien, die zum Erlernen des technischen Endspiels auf der einen und der Technik, im Endspiel weit rechnen zu können, den Trainern eine wichtige Stütze sind. Insbesondere in Trainingsbüchern von Alexander Koblenz tauchen aber auch Zwei- und Dreizüger auf (meist unter Verschweigen der Quellenangabe, was in der Schachkomposition gar nicht gerne gesehen wird), die wohl helfen sollen, auch in ungewöhnlichen Situationen eine genaue Berechnung der Züge vornehmen zu können. Ich gehe davon aus, dass seine Schüler wohl auch nicht selten mit Schachproblemen konfrontiert worden sind.
 
Was sich in solchen Konstellationen, also im Wesentlichen Matt in 2, 3 oder mehr für Motive darstellen lassen, möchte ich in der Rubrik „Problem des Monats“ darstellen. Diese hier zu übernehmen, habe ich Jörg Hickl angeboten, der dankend annahm.
Ich habe mich dabei entschlossen, jedem Artikel ein Thema aus der Schachkomposition zu widmen, dazu ein bis zwei Aufgaben zu präsentieren und dann ca. eine Woche später das Thema vorzustellen. Über das Normalschach hinaus gehende Bereiche werde ich eventuell streifen. Es gibt nämlich über das Normalschach hinaus noch die so genannten Hilfs- und Selbstmatts. Hilfsmatts zeichnen sich durch die Kooperation beider Parteien zum Matt aus, während Selbstmatts sozusagen „Schach paradox“ ist: Wer matt setzt, hat verloren. Selbstmatts sind mein absolutes Steckenpferd. Über 90% der Stücke, die ich komponiere, sind Selbstmatts. Noch abgefahrener wird es dann beim Märchenschach, bei denen es noch weitere Bedingungskomplexe, Figuren und Forderungen gibt. Ein letzter zu nennender Bereich ist die Retroanalyse, bei der die Historie einer Stellung Teil der Aufgabenstellung ist. Dort gibt es einige Aufgaben, die gerne bei Vereinsabenden vorgeführt werden, wie z.B. „König über Bord“.

Schon bald wird es hier mit dem "Problem des Monats" losgehen und auch die "Studie des Monats" werde ich betreuen. Das obige Diagramm entstammt der Geburtszeit der Schachkomposition. Es handelt sich um eine recht bekannte arabische Mansube (so wurden die damals erdachten Stücke genannt; lt. Wiki heißt das so etwas wie "Anordnung") aus dem 10. Jht. Weiß ist am Zug und setzt matt in 5 Zügen.

König über Bord
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Dienstag, 13 Dezember 2011 02:48

König über Bord

koenigueberbordEs erstaunt immer wieder aufs Neue, zu welch herausragenden Schöpfungen Studien- und Problemkomponisten in der Lage sind. Dabei erfahren Sie nur eine sehr geringe Würdigung ihrer harten, zeitintensiven Arbeit, denn nur eine kleine Anzahl Schachenthusiasten erfreut sich daran. Schade eigentlich, denn gute Aufgaben unterstützen in großem Maße das schachliche Vorwärtskommen.

Bei unserem heutigen Beispiel ist der weiße König irgendwie abhanden gekommen.
Finden Sie heraus, wo er stehen muss und wer am Zug ist.

Komponist: R. Smullyan, Manchester Guardian, 1957

ZUR LÖSUNG

Siegbert Tarrasch
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Donnerstag, 17 Februar 2011 18:29

Neapler Partie

Als Siegbert Tarrasch seine Gedanken zum Thema Schach und Liebe niederschrieb, dachte er möglicherweise an seine Italienreise im Jahre 1914 zurück. Damals unternahm er auf den Spuren von Johann Wolfgang v. Goethe eine Bildungsreise in den Süden, fand aber daneben auch noch Gelegenheit zu einigen Schachpartien. In Neapel gelang ihm dabei in einer Beratungspartie gegen vier Spieler (Prof. D. Marotti, E. Napoli, de Simone, del Giudice) eine wunderschöne Kombination, die ihn bestimmt sehr glücklich gemacht haben dürfte. Er gab der Partie den Namen „Neapler Partie“. Dr. Dyckhoff bezeichnete die Kombination in seinem Nachruf auf Tarrasch sogar als  „die schönste Schlußwendung, die wohl jemals in einer praktischen Partie ersonnen wurde“.  In Tim Krabbés Liste „The 110 most fantastic moves ever played“ hat die Partie aber leider keinen Eingang gefunden. Nun ja, Schönheit liegt ja bekanntlich im Auge des Betrachters. Die „Most Amazing Move of All Time“-Liste des British Chess Magazine von 1998 konnte ich leider im Zwischennetz nicht finden (hat jemand einen Link?), möglicherweise taucht die Kombination ja dort auf.


Nun wollen wir aber einen Blick auf Tarraschs Geniestreich werfen, damit sich jeder ein eigenes Urteil bilden kann. Wer sich zunächst selbst an der Lösung versuchen möchte, sollte seinen Blick oberhalb der Diagramm-Unterkante belassen. Unterhalb findet sich nämlich die Auflösung (Originalkommentar von Tarrasch).

Weiß (Tarrasch) zieht und setzt spätestens in fünf Zügen matt.

{fen}2r3r1/3q3p/p6b/Pkp1B3/1p1p1P2/1P1P1Q2/2R3PP/2R3K1 w - - 0 1{end-fen}

Tarrasch: „Lösung des Problems: 1.Le5-c7!!. Auf 1...Txc7 folgt 2.Db7+ Txb7 3.Txc5# (die Bombe ist auf c5 geplatzt); schlägt die Dame den Läufer [1...Dxc7], so folgt 2.Txc5+ Dxc5 3.Dxb7+ nebst 4.Ta1#. Das Merkwürdige des Problems liegt darin, daß es eines der jetzt so modernen „Schnittpunktprobleme“ darstellt und zwar das erste, das in einer praktischen Partie vorgekommen ist. In der Stellung des Diagramms deckt der schwarze Turm den Punkt c5, die schwarze Dame den Punkt b7. Die Linien dieser beiden Figuren schneiden sich im Punkte c7. Der dorthin ziehende Läufer unterbricht nun die Linien beider Figuren; schlägt ihn der Turm, so ist die Richtung der Dame auf b7 unterbrochen, der Turm wird durch Db7+ abgelenkt und auf dem dann nicht mehr gedeckten Punkt c5 mattgesetzt. Umgekehrt ist, wenn die Dame schlägt, die Richtung des Turmes nach c5 unterbrochen, die Dame wird durch Turmopfer auf c5 abgelenkt und das Matt erfolgt auf b7 (genauer erst auf a1, was unwesentlich ist). Die Schwarzen gaben nach dem Läuferzug die Partie auf.“

Anmerkung 1: Die geforderten max. fünf Züge ergeben sich durch die Einschaltung des Racheschachs Txg2+ (Dxg2).


Anmerkung 2: Bei dem hier vorliegende Schnittpunktthema handelt sich um einen sogenannten „Plachutta“.


Der Kommentar und das obige Zitat Dyckhoffs sind übrigens der letzten Ausgabe von „Tarrasch's Schachzeitung“ entnommen. Von Oktober 1932 bis März 1934 erschien diese Zeitschrift mit zwei Heften pro Monat. Die Februar-Ausgaben hatte Tarrasch noch persönlich fertigstellen können, bevor er plötzlich erkrankte und am 17. Februar 1934, also heute vor 77 Jahren, an einer Lungenentzündung verstarb.

Samuel Loyd - 170 Jahre
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Sonntag, 30 Januar 2011 12:50

Samuel Loyd - 170 Jahre

Am 30. Januar 1841 wurde Samuel Loyd geboren, ein berühmter und höchst produktiver amerikanischer Komponist von Schach- und anderen Denksportaufgaben.  Im April 2011 jährt sich übrigens auch sein hundertster Todestag. Zahlreiche Schachprobleme von Sam Loyd findet man z.B. auf dem Chess Problem Database Server. Noch mehr Schachprobleme von Loyd finden sich hier. Weitere Informationen gibt es z.B. auf der Webseite der Sam Loyd Company.

Zur Feier von Loyd's 170. Geburtstag präsentieren wir heute eine Aufgabe aus seinem frühen Schaffen (1856). In der Stellung des Artikelbildes setzt Weiß in drei Zügen matt. Wer die Lösung bereits kannte bzw. die Engine seines Vertrauens zu Rate gezogen hat, möge sich bitte mit Kommentaren zurückhalten. Ansonsten sind Lösungsvorschläge natürlich herzlich willkommen. Die Auflösung erfolgt im Laufe der nächsten Woche ebenfalls als Kommentar.

Matt in 7 Zügen
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Samstag, 08 Januar 2011 02:28

Schach-Knobelei

Auch wenn es nicht zu meinen bevorzugten Schachdisziplinen gehört, möchte ich dem Problemschach zumindest einen kurzen Beitrag widmen. Die entsprechende Rückmeldung unserer Leser.über die Kommentarfunktion ist erwünscht,

Folgende nette Aufgabe schickte uns Mihai Neghina aus Rumänien::

Weiß am Zug setzt Matt in 7 Zügen

neghina

Mihai Neghina, MatPlus, 2009

Die große Anzahl Damen inspirierte wohl zur Namensgebung "Harem".

Zur Lösung



Wie du mir, so ich dir!
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Freitag, 07 Januar 2011 08:00

Wie du mir, so ich dir!

Ist die Schach-Ausgangsstellung remis? Kann bei perfektem Spiel keine Seite gewinnen? Oder ist Weiß bereits vor dem ersten Zuge entscheidend im Vorteil? Schließlich werden in der Praxis mehr Weiß- als Schwarz-Siege verbucht. Theoretisch wäre es aber sogar denkbar, dass Schwarz in der Ausgangsstellung die Nase vorn hat. Sicher ist nur, dass es für den Nachziehenden keine perfekte Spielweise darstellt, einfach nur die Züge des Gegners zu kopieren, um so die Symmetrie zu erhalten. Diese bei Schachanfängern häufig zu beobachtende „Strategie“ endet meist sehr schnell in einer Katastrophe. Kürzlich bin ich beispielsweise über eine kuriose Partie von José Raúl Capablanca aus dem Jahre 1918 gestolpert, in welcher der Kopist vom späteren Weltmeister wie folgt bestraft wurde:

Im Zusammenhang mit diesem Symmetrie-Thema kann man sich nun folgende Knobelaufgabe stellen: Wie viele Züge benötigt Weiß, um Schwarz auf kürzeste Weise matt zu setzen, vorausgesetzt der Nachziehende muss alle vorherigen weißen Züge kopieren? Einer meiner ersten Lösungsversuche hierzu orientierte sich ein wenig an obiger Capablanca-Partie:

Es geht jedoch noch wesentlich schneller! Allerdings erinnern die sich ergebenden Zugfolgen kaum noch an eine reguläre Schachpartie. Die Lösung(en) soll(en) heute aber noch nicht verraten werden, lediglich einen kleinen Hinweis möchte ich an dieser Stelle geben: Der Schäfermatt-Ansatz funktioniert nicht, da der schwarze Monarch nach d8 ausweichen kann!

Lösungsvorschläge können gerne als Kommentar hinterlassen werden. Die endgültige Auflösung erfolgt dann in der nächsten Woche.

P.S. Zusatzaufgabe: Welches ist das schnellste Symmetrie-Matt, welches nicht(!) von der Dame gegeben wird.

Matt in Drei
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Mittwoch, 08 Dezember 2010 15:03

Die Studie des Monats, Lösung

Hier nun die Lösung unserer nicht allzu schwierigen Startaufgabe vom 03.12.. ZUM VIDEO (Links werden erst im Artikel sichtbar)

Weitere Trainingsvideos finden Sie in unserer Trainingssektion. die Textlösung nachfolgend

 

Matt in 3 Zügen
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Freitag, 03 Dezember 2010 22:52

Die Studie des Monats

fällt in den Bereich Problemschach und ist damit streng genommen keine Studie. Weiß am Zug setzt Matt in 3 Zügen. Im Gegensatz zu Studien gibt es im Problemschach immer eine klare Vorgabe, also nicht nur "Weiß gewinnt/hält remis", sondern Matt in 2 Zügen oder Hilfsmatt in 7. Ein Bereich des Schachs, für den ich mich nie erwärmen konnte, werden doch die absonderlichsten Stellungen ersonnen, - einzig die Schachregeln müssen eingehalten werden. Für mich ist jedoch Partienähe die unabdingbare Grundlage einer guten Komposition.

mattindrei

MATT IN 3 ZÜGEN

Eine der wenigen Ausnahmen bildet das vorliegende Diagramm. Natürlich können wir alle mit dem Mehrturm gewinnen, die Herausforderung besteht jedoch darin, dies in 3 Zügen zu schaffen. Strukturelles und prophylaktisches Denken ist gefragt.

Studien und Probleme erfordern zeitlichen Aufwand um einen Lerneffekt zu erzielen. Damit keine Versuchung aufkommt den bequemen Weg zu gehen und schnell nach der Auflösung zu suchen, bringen wir diese erst in der nächsten Woche - dann aber als Videolektion.