Quiz zur NL-Meisterschaft (mit Auflösungen)

Es hat etwas länger gedauert als geplant, aber nun kommen die Lösungen jeweils zwischen den Zeilen. Dieser Artikel ist quasi Vorspeise - Freitag bin ich bei der niederländischen Meisterschaft vor Ort und werde hinterher wohl einen (eher atmosphärischen) Bericht schreiben. Natürlich verrate ich nicht, wo man (fast) alle Antworten finden kann - wer neugierig ist und die niederländische Sprache einigermassen beherrscht, kann sich von der Turnierseite dahin durchklicken, das habe ich auch gemacht. Im Gegensatz zu Olaf Steffens verspreche ich keine Preise - schliesslich gewinnt ohnehin Schachfreund Hebbinghaus, oder vielleicht diesmal nicht. Genug der Vorrede, es geht los:

1) Welche dieser Städte war noch nie Austragungsort der niederländischen Meisterschaft? Amsterdam, Den Haag, Groningen, Hilversum, Leeuwarden, Nijmegen, Rotterdam, Utrecht.

Groningen ist die richtige Antwort = dort gibt es zwar jedes Jahr um Weihnachten ein Schachfestival, aber sie haben noch nie eine Landesmeisterschaft ausgerichtet. Leeuwarden (Hauptstadt der Provinz Friesland) und Hilversum (NL-Medienhauptstadt) waren jeweils einige Jahre lang fester Ausrichter. Amsterdam war im Lauf der Jahre und Jahrzehnte immer mal wieder dran, die anderen Städte relativ selten (aber alle mindestens einmal).

2) Im Laufe der Jahre gewannen gelegentlich Spieler, die keine gebürtigen Niederländer sind, einige gar mehrfach. Nenne sechs von acht Namen [Tip: auf fünf würde ich kommen, der sechste war für mich überraschend, die beiden anderen Namen sind mir kein Begriff]

Das hat Holger Hebbinghaus bereits beantwortet.

3) Wann und wo/warum starben der erste offizielle NL-Meister Adolf Olland (anno 1909) sowie der Sieger 1936 (Name nenne ich nicht, da Antwort auf Frage 2)?

Olland erlag bei der NL-Meisterschaft 1933 im Alter von 66 Jahren am Brett einem Herzversagen. Salo Landau starb 1944 im deutschen Zwangsarbeitslager Gräditz - Wikipedia nennt in verschiedenen Sprachen verschiedene Todesdaten (Frau und Tochter starben im KZ Auschwitz).

4) Zwei Fragen zum Turnier 1963: Was bekamen alle Teilnehmer vor dem Turnier vom Schachbund Den Haag? Was wollte Jan Hein Donner tun, falls er das Turnier gewinnt? (Er gewann dieses Jahr nicht)

Alle Teilnehmer bekamen vor dem Turnier eine Dose mit Zigaretten angeboten. Donner wollte als NL-Meister seinen Bart abrasieren.

5) 1972 spielten zwei Brüder im Turnier, welche? [Tip: einer ist international/weltweit ziemlich bekannt, wurde aber erst zwei Jahre später erstmals NL-Meister]

Jan und Ton Timman (war bereits beantwortet).

6) Wer erzielte 1977 das beste Ergebnis aller Zeiten bei einer NL-Meisterschaft?

Kortschnoi mit 12/13 (ebenfalls bereits beantwortet)

7) Wer wurde 1979 überraschend Meister? (überraschend aber verdient, da er drei Favoriten in direkten Duellen besiegte)

Gert Ligterink - der Tmman, Ree und Donner besiegte und nur gegen Sosonko verlor. Ligterink - dieses Jahr als Kommentator und Journalist vor Ort - wusste Bescheid und sagte sofort "das war 1979".

8) Wer begann 1981 mit zwei Niederlagen und wurde dann doch Meister?

Jan Timman - nach anfangs 0/2 erzielte er am Ende 9/13.

9) Warum war Theo van Scheltinga 1983 ein (so meine Quelle) "besonderer Teilnehmer"?

Theo van Scheltinga - bereits beantwortet

10) Wo wurde das Turnier 1991 ausgetragen?

Im Fussballstadion von PSV Eindhoven.

11) 1995 bekam der Sieger neben 8500 Gulden noch zwei Sachpreise, welche?

Sokolov bekam ausserdem ein Fahrrad und eine Schachuhr

12) Was gab es 1999 zum ersten und einzigen Mal? [Tip: in Wijk aan Zee gab es analoges zweimal]

Zhaoqin Peng als erste (und immer noch einzige) Teilnehmerin bei den 'Männern' (war bereits beantwortet)

13) 2000 war ein Teilnehmer sehr umstritten, meine Quelle dazu: "Neben Publizität gab es vor allem sehr viel Widerstand". Ein Teilnehmer weigerte sich, anzutreten, ein anderer gab demonstrativ nach wenigen Zügen auf. Wer war das? [Tip: Er ist gebürtiger Deutscher, aber daran lag es sicher nicht]

Ja, das Schachprogramm Fritz SSS* - Paul van der Sterren verlor kampflos, Manuel Bosboom fast kampflos.

14) Welchen Rekord eroberte Paul van der Sterren 2001, und wer hat diesen Rekord 2003 quasi verbessert?

Paul van der Sterren nahm 25-mal an der NL-Meisterschaft teil. John van der Wiel spielte 2003 das 25ste Mal hintereinander (und dann 2004 noch ein 26. und letztes Mal).

15) 2002 haben alle Spieler einen Test bestanden, welchen? [Tip: in anderen Sportarten sind mitunter Leute durchgefallen]

Ja genau, Dopingtest.

16) Auch 2006 wurde das Turnier an einem ungewöhnlichen Ort ausgetragen, wo?

In einem speziell eingerichteten Fernsehstudio in Hilversum.

17) 2009 hatte das Turnier keinen Hauptsponsor und wurde ausnahmsweise in einem kleinen Ort in der Provinz gespielt. Was sorgte dann für a) negative, b) positive Schlagzeilen? [Tip: beide beteiligte Spieler habe ich bereits indirekt erwähnt]

Bereits beantwortet. Tiviakov wollte in der letzten Runde in null Zügen remis spielen um schon vorher zur kroatischen Mannschaftsmeisterschaft anzureisen - der Gegner war einverstanden, die Turnierleitung nicht.

18) 2012 wurde parallel zur NL-Meisterschaft ein anderes internationales Turnier ausgetragen. Was war das besondere bei diesem parallelen Turnier? [Tip: Ich habe auf Schach-Welt darüber geschrieben]

Ja, das ACP-Turnier mit Hängepartien.

19) Auch 2013 kannte einen überraschenden Sieger, nach Schnellschach-Stichkampf gegen einen noch überraschenderen Teilnehmer. Wer waren diese beiden?

Dimitri Reinderman gewann das Stechen gegen Wouter Spoelman (nach Elo waren sie Nummer sechs und sieben von acht Teilnehmern).

Statt mir noch eine 20. Frage aus der Tastatur zu saugen, zum Schluss eine Bonusfrage auch zur niederländischen Schachszene: Welche Petition haben (fast) alle Teilnehmer von zunächst Norway Chess und dann Dortmund unterschrieben?

Eine Petition zum Erhalt des Max Euwe Zentrums in Amsterdam (die Gemeinde Amsterdam will zum 1.1.2016 die Subventionen einstellen).

Auf der Homepage des Max Euwe Zentrums habe ich - hier und dann durchklicken - die Übersicht zu allen NL-Meisterschaften gefunden. Was mir dabei noch aufgefallen ist: alle Teilnehmer waren mal jung und wurden dann älter. 1919 debütierte der 19-jährige Mathematikstudent Max Euwe (bis 1956 bei NL-Meisterschaften aktiv). Hans Ree spielte erstmals 1965 im Alter von 22 Jahren (inzwischen ist er "nur noch" Journalist und Vereinsspieler). Timman debütierte 1969 im Alter von 17 Jahren. 1988 debütierte der 19-jährige Jeroen Piket (inzwischen inaktiv). 1991 war Loek van Wely 19 und neu (momentan ist er immer noch aktiv). 2003 war der 16-jährige Daniel Stellwagen (inzwischen inaktiv) jüngster Teilnehmer aller Zeiten. 2009 hat der 15-jährige Anish Giri diesen Rekord verbessert und erzielte gleich seinen ersten von derzeit vier Meistertiteln.

 

 

Kommentare   

#1 Olaf Steffens 2015-07-08 23:27
Hallo Thomas,
na, das sind ja echte Klopfer, die Du da für uns rausgesucht hast. Weil es ja um nichts geht außer um die Schachehre, können wir es vielleicht mit Schwarm-Intelligenz versuchen und alles zusammen lösen? Wenn da auch Holger Hebbinghaus einsteigt, haben wir sicher gute Chancen!

Hier meine unbedarften Tipps:

zu 5) waren da nicht mal beide Timman-Brüder dabei mit ihren VW-Bussen? Ich meine, so etwas mal gelesen zu haben.

zu 15) Dopingtest?!

Und sollte auch "Texel" irgendwo die richtige Antwort sein, so sei sie hier schon einmal genannt!
Grüße aus Bremen!
Olaf
#2 MiBu 2015-07-09 11:12
@Olaf: Die beiden Timmans zu Nr 5) stimmt, wobei ich das Transportmittel nicht verifizieren kann. In den "Schaakkuriosa" von Krabbé findet sich hierzu die Geschichte, dass Ton Timman in der Schlussrunde eine Gewinnstellung verpatzt hat. Das kann jedem mal passieren, aber als besondere Pointe verhalf er so seinem Gegner zum Meistertitel - hätte er gewonnen, so wäre sein Bruder Jan Hein Meister geworden!

Zu Frage 13 tippe ich auf das Schachprogramm "Fritz"...
#3 Holger Hebbinghaus 2015-07-09 18:59
Ohne Preise ist das doch langweilig, aber trotzdem:

zu 2) müsste wohl zunächst das niederländische Kolonialrecht befragt werden, um zu klären, ob Hoan Liong Tan gebürtiger Niederländer war - immerhin war das heutige Indonesien bei seiner Geburt eine niederländische Kolonie. Aufmerksame Leser von Krabbés "Schaakkuriosa" wissen natürlich auch, dass Viktor Kortschnoi 1977 an der niederländischen Meisterschaft teilgenommen hat (was gleichzeitig Frage 6 beantwortet).
Die übrigen sechs Namen (Landau, Sosonko, Sokolov, Nikolic, Giri, Tiviakov) dürften ohnehin allgemein bekannt sein.
Zu Frage 9 wäre mein Tipp, dass van Scheltinga der älteste Teilnehmer einer niederländischen Meisterschaft war.
Bei Frage 12 erinnere ich mich dunkel daran, dass Zhaoqin Peng als einzige Frau an der Niederländischen Meisterschaft teilgenommen hat.
Frage 17 beantworte ich mit dem Tip: a) Tiviakov (Rücktritt vom Turnier), b) Giri (jüngster Meister).
Bei Frage 18 dürften die Hängepartien gemeint sein.
Die Fragen 5, 13 und 15 wurden von meinen Vorrednern schon korrekt beantwortet.
#4 Thomas Richter 2015-07-09 22:37
Alles richtig von Holger Hebbinghaus, muss ich ein Quiz zur portugiesischen Meisterschaft basteln um ihn zu fordern? Ergänzend zu 6: Korchnoi hatte 1976 in den Niederlanden politisches Asyl erhalten und erzielte bei der NL-Meisterschaft 12/13. Zu 9: Richtig - meine Quelle erwähnt noch dass er schon 1936 mitspielte.

Zu anderen Fragen ein paar Tips: 3) Salo Landau verstarb 1944, wie auch seine Frau und die knapp 6-jährige Tochter. 4) Der Kettenraucher Donner wollte nicht etwa das Rauchen aufgeben, aber das ist ein Tip zur ersten Frage. Bei Frage 10) haben vielleicht Bremer Heimvorteil, bei Frage 16) Schachfreunde aus Mainz oder Hamburg.
#5 Holger Hebbinghaus 2015-07-10 10:16
Portugiesische Rekordmeister sind mit jeweils 13 Titeln Joaquim Durão und António Fernandes, als einzige Frau nahm bisher Catarina Leite an der portugiesischen Meisterschaft teil; und ich bin sicher, dass Thomas (oder Olaf) sich noch weitere nette Fragen einfallen lassen wird. :lol:

Nachdem ich die Antworten nachgesehen habe, gebe ich ebenfalls ein paar Hinweise:
Zu Frage 4: Was Donner im Falle eines Turniersieges machen wollte, wäre allerdings ähnlich einschneidend gewesen.
Zu Frage 10: Die nächste Gelegenheit, an einem solchen Ort zu spielen, besteht allerdings nicht in Bremen; auch eine Schacholympiade wurde bereits an einem vergleichbaren Spielort ausgetragen.
Zu Frage 16: Den Heimvorteil sehe ich eher bei Schachfreunden aus Köln.

Außerdem erlaube ich mir, zur Frage 7 auch noch die Frage 7a) zu ergänzen: Bei der niederländischen Meisterschaft 1979 stand der Meister gegen den Letzten der Tabelle auf Verlust, gewann aber, weil dieser im 40. Zug die Zeit ablaufen ließ. Aus welchem Grund wurde diese Begebenheit Jahre später in der "Schach" erwähnt?
#6 Holger Hebbinghaus 2015-07-21 20:56
Ich ergänze die Lösung zur Frage 7a): 1979 war Piet van der Weide Tabellenletzter, 1998 Karel van der Weide, der gegen den Meister Ivan Sokolov eine Gewinnstellung verlor.

John van der Wiel kommentierte das Geschehen in Schach 8/1998: "Es wurden Erinnerungen an das Jahr 1978 wach. In der 1. Runde der holländischen Meisterschaft spielte Piet van der Weide, Karels Vater, gegen Ligterink. In hektischer Zeitnot wurden etliche Züge heruntergeblitzt und aus dem Gemetzel ging van der Weide mit einem Endspiel Läufer+ fünf Bauern gegen fünf Bauern hervor. Er hätte noch zehn Züge weiterblitzen können, ohne irgendetwas zu riskieren, doch davon überzeugt, die Zügezahl geschafft zu haben, ließ er sein Blättchen fallen. Nachdem man die Partie rekonstruiert hatte, stellte sich heraus, daß erst 39 Züge geschehen waren!

Van der Weide senior nahm das Drama philosophisch: Er berichtete von einem Tag auf dem Flughafen: "Ich rauchte in aller Ruhe eine Zigarette und beobachtete all diese panisch herumlaufenden Gestalten, die versuchten, ihr Flugzeug zu schaffen. Diese armen Seelen, dachte ich, keinerlei internationale Erfahrung." Und? "Natürlich verpaßte ich mein Flugzeug!" 1979 gewann Gert Ligterink die Meisterschaft ..."

(Der Vollständigkeit halber: Die Partie Piet van der Weide - Gert Ligterink wurde 1979 nicht in der ersten, sondern in der zweiten Runde gespielt, und in der Schlussstellung hatte van der Weide nicht Läufer und fünf Bauern gegen fünf Bauern, sondern Läufer und zwei Bauern gegen vier Bauern.)

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