About the Keizer system

Ein langer Tag am Schachbrett heute schon wieder - im Viertelfinale des Niedersachsen-Bremen-Mannnschaftspokal empfingen wir Werderaner heute das Team des SK Nordhorn-Blanke. Um zehn Uhr ging es los, und darum hieß es ultrafrüh aufstehen für die vier Nordhorner, alldieweil sie doch erst einen großen Teil Niedersachsens durchmessen mussten, ehe sie in Bremen an die Bremer traten - vielleicht ein weiteres Indiz dafür, dass Schach doch ein Extremsport ist.

Auch wenn der Kampf mit 3,5 - 0,5 deutlich für den SV Werder endete (ähnlich wie das 4-0 der Fußballer gegen Augsburg im benachbarten Weserstadion - wir hörten sozusagen jedes Tor live mit beim Torjubel) - eine schachliche Sternstunde war es nur bedingt, und durchaus auch hätte es mit Vorteil für unsere Gäste enden können. Mehr dazu aber schreibt mit viel Elan David Kardoeus in seinem Pokalbericht auf der Werder-Seite!

Wir wollen heute aber noch den Blick auf etwas ganz anderes richten: Nordhorn, Holland, alternative Turnierideen! Und so verrät ein Blick auf die Vereinsseite des SK Nordhorn-Blanke, dass derzeit dort das Schnellturnier ausgetragen wird, und zwar nach dem sogenannten Keizer-System. Wir sagen: Keizer-System? Nie gehört! Aber das hat wie immer nicht viel zu bedeuten, und in Nordhorn scheint man mit diesem speziellen und aus Hengelo/ Niederlande stammenden Modus gut zu fahren.

"The Keizer system is well known in the Netherlands and in Belgium, but is still hardly known in other parts of the world. This is pitiful because it is a very nice competition system in many circumstances, especially for club competitions." (Quelle: www.jbfsoftware.com/wordpress/sevilla-keizer//wordpress/sevilla-keizer/)

Tatsächlich bietet diese Turnierart eine entspannte Art der Organisation:

  • man muss nicht an jedem Turnierabend teilnehmen und erhält dennoch einige Punkte,
  • man spielt oft und teils wiederholt gegen dieselben starken Gegner, und
  • der ganze Ablauf funktioniert auch prima, wenn an einem Spielabend mal nicht so viele Mitglieder kommen

Möglicherweise kennen unsere LeserInnen draußen vor den Sendegeräten das Keizer-System ja schon lange, setzen es in ihren Vereinen ein und können berichten, wie und wie gut so ein Keizer-Turnier läuft? Schreibt doch einmal - vielleicht können wir helfen, einen tollen Modus auch hierzulande bekannter zu machen. Bedankt!

Keizer/ Kaiser/ Keyser gibt es in unseren Gefilden natürlich schon seit langem (der letzte deutsche Vertreter musste glücklicherweise 1918 gehen). Wir hören von Roland Kaiser, den Kaiserchiefs, den Fußballern von Kayserispor in der Türkei und von unserem Kaiser Franz Beckenbauer, der bedingt durch Steuer-Verwerfungen jedoch lichtgestaltmäßig leicht angeschlagen ist.
Überall Kaiser! Ein Supermarkt heißt hierzulande so, auch ein bekannter Versicherungsvertreter, ein (wie wir heute lernten) holländisches Paarungssystem für Schachturniere ebenfalls, und dann ist da noch Keyser Söze, der fiese Oberschurke im Klassiker "Die üblichen Verdächtigen" von 1995.

Und eine bekannte Szene aus diesem Film, die kann man doch sicher gut parodieren? Leslie Nielsen!

Nun müssen wir aber erst einmal das Senden einstellen - im WDR kommt jetzt doch Zeiglers Wunderbare Welt des Schachspiels Fußballs!

PS Mit Grüßen an SF Holger Hebbinghaus: Ascheregen auf unser Haupt - die Partiekommentierung, die Du vor einiger Zeit bei unserem exklusiven Bundesliga-Tippspiel gewonnen hast, ist auf dem Weg ... !

Olaf Steffens

Olaf Steffens, Diplom-Handelslehrer, unterrichtet an einer Bremer Berufsschule. FIDE-Meister seit 1997, ELO um die 2200, aufgewachsen in Schleswig-Holstein. Spielte für den Schleswiger Schachverein von 1919 (moinmoin!), den MTV Leck (hoch an der dänischen Grenze!), den Lübecker Schachverein, die Bremer Schachgesellschaft und nun für Werder Bremen.

Seit 2012 Manager des Schachbundesliga-Teams des SV Werder Bremen.

Größte Erfolge:
Landesmeister von Schleswig-Holstein 1994, Erster Deutscher Amateur-Meister 2002, 5.Platz beim letztenTravemünder Open 2013, und Sieger des Bremer Hans-Wild-Turniers 2018.

Größte Misserfolge:
Werd´ ich hier lieber nicht sagen!

Größte Leidenschaften:
früh in der Partie irgendetwas mit Randbauern und/ oder g-Bauern auszuprobieren und die Partie trotzdem nicht zu verlieren – klappt aber nicht immer.

Kommentare   

#1 Thomas Richter 2019-02-12 22:49
Ich war ja einige Zeit (insgesamt etwas mehr als 20 Jahre) in NL. Wann und warum aus Texel - ein Schachfreund sagt dazu Texas - Tarrasch wurde, siehe (letzteres nur angedeutet) https://www.chess-international.com/?p=240 .
In meinem NL-Verein wurde die Vereinsmeisterschaft nach improvisiertem Keizer-System ausgetragen. Grob gesagt: am Spielabend erscheinen Nummer 1, 3, 5, 6, 8 und 12 der aktuellen Tabelle. Nummer 1 spielte bereits (mehrfach) gegen Nummer 3 und 5, Nummer 3 spielte schon gegen Nummer 5, also Paarungen 1-6, 8-3 und 12-5 (Farbverteilung je nachdem wie oft man schon Weiß oder Schwarz hatte, überhaupt und gegen diesen Gegner). Wobei es durchaus Sinn der Sache war, dass Titelkonkurrenten (und auch Spieler, die hintere Plätze unter sich ausmachen) im Laufe des Jahres mehrfach gegeneinander spielen. Insgesamt bekommt man also bevorzugt Gegner auf etwa dem eigenen Niveau.
Wieviele Punkte für die Gesamtwertung es für ein Ergebnis gibt, dafür hat unser Turnierleiter ein System entwickelt das allenfalls er selbst kapierte. Eingeflossen sind da bei uns auch Ergebnisse aus externen Mannschattskämpfen sowie vereinsinternen Schnell- und Blitzturnieren.
#2 Olaf Steffens 2019-02-13 12:36
Hallo Texas-Thomas,

vielen Dank für die Ideen zum Keizer-System aus erster niederländischer Hand! Ich finde diesen Spielmodus sehr witzig, und das scheint ja auch prima zu funktionieren (in Nordhorn auch, s.o.). Weißt Du, ob es dafür auch eine Art Turniersoftware gibt? Sonst versuchen wir es mal mit diesen bunten Kärtchen, wie gaaanz ganz früher beim Schweizer System, die man dann mit der Hand ausgefüllt hat (!).
#3 ta 2019-02-18 07:17
Swisschess kann Keizer auslosen, aber auch Sevilla --> findest du hier: https://www.jbfsoftware.com/wordpress/

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